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Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Sonntag 7. November 2010, 00:22
von Benedikt
Ein Spiegel-Artikel fasst das Thema der staatlichen Subventionierung der Kirche recht gut zusammen.
Staat stützt Kirchen mit Milliarden
Die deutschen Kirchen, ihre Mitglieder und Wohlfahrtsverbände erhalten nach Informationen des SPIEGEL wesentlich höhere staatliche Zuschüsse als vielfach angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt der Experte für kirchliche Finanzen, Carsten Frerk, in seiner neuen Publikation "Violettbuch Kirchenfinanzen", die nächste Woche veröffentlicht wird.

Das Buch dürfte die Debatte um die künftige Finanzierung der Kirchen anheizen. Nach Frerk betragen die direkten und indirekten Leistungen, die der Staat Katholiken und Protestanten und deren Einrichtungen bisher gewährt, jährlich insgesamt rund 19 Milliarden Euro. Diese Summe enthält nicht die neun Milliarden Euro Kirchensteuern und die schätzungsweise 45 Milliarden für Caritas und Diakonie.
Die Summen, die da fließen, sind immens, wobei natürlich anzumerken ist, dass in diese Berechnung alle Gelder mit hinein genommen wurden, so auch Entwicklungshilfe, die vom meist nicht pastoral operierenden Hilfswerk Misereor, Kindergärten, Religionsunterricht, finanziert wird.

Von daher muss man da genau schauen. Es kann schließlich nicht sein, dass der Staat seine eigenen Kindergärten betreibt und die Plätze kostenlos anbietet, gleichzeitig aber private Kindergärten nicht unterstützt. (Und er unterstützt ja nicht bloß kirchliche Kindergärten, sondern die aller möglichen Träger).

Nichtsdestotrotz führen diese Zahlen auch vor Augen, wie abhängig die "deutsche Kirche" (KDÖR) vom Staat ist. Sie hängt an seinem Tropf.

Bezeichnend übrigens auch, dass das Violettbuch die Subventionierung aller christlichen KenDÖR behandelt, der Spiegel-Artikel das ganze jedoch auf die katholische Kirche münzt. :dudu:

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Sonntag 7. November 2010, 00:51
von Niels
Das lässt sich ziemlich leicht und unkompliziert entflechten: indem der Staat der Kirche die säkularisierten Güter zurückgibt.

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Sonntag 7. November 2010, 09:31
von Ivo Matthäus
Benedikt hat geschrieben:Ein Spiegel-Artikel fasst das Thema der staatlichen Subventionierung der Kirche recht gut zusammen.
Staat stützt Kirchen mit Milliarden
Die deutschen Kirchen, ihre Mitglieder und Wohlfahrtsverbände erhalten nach Informationen des SPIEGEL wesentlich höhere staatliche Zuschüsse als vielfach angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt der Experte für kirchliche Finanzen, Carsten Frerk, in seiner neuen Publikation "Violettbuch Kirchenfinanzen", die nächste Woche veröffentlicht wird.

Das Buch dürfte die Debatte um die künftige Finanzierung der Kirchen anheizen. Nach Frerk betragen die direkten und indirekten Leistungen, die der Staat Katholiken und Protestanten und deren Einrichtungen bisher gewährt, jährlich insgesamt rund 19 Milliarden Euro. Diese Summe enthält nicht die neun Milliarden Euro Kirchensteuern und die schätzungsweise 45 Milliarden für Caritas und Diakonie.
Die Summen, die da fließen, sind immens, wobei natürlich anzumerken ist, dass in diese Berechnung alle Gelder mit hinein genommen wurden, so auch Entwicklungshilfe, die vom meist nicht pastoral operierenden Hilfswerk Misereor, Kindergärten, Religionsunterricht, finanziert wird.

Von daher muss man da genau schauen. Es kann schließlich nicht sein, dass der Staat seine eigenen Kindergärten betreibt und die Plätze kostenlos anbietet, gleichzeitig aber private Kindergärten nicht unterstützt. (Und er unterstützt ja nicht bloß kirchliche Kindergärten, sondern die aller möglichen Träger).

Nichtsdestotrotz führen diese Zahlen auch vor Augen, wie abhängig die "deutsche Kirche" (KDÖR) vom Staat ist. Sie hängt an seinem Tropf.

Bezeichnend übrigens auch, dass das Violettbuch die Subventionierung aller christlichen KenDÖR behandelt, der Spiegel-Artikel das ganze jedoch auf die katholische Kirche münzt.
Herr Frerk ist als bekennender Atheist und Mitglied entsprechender Organisationen nicht neutral, man frage einen Tabakbauern zur gesundlichen Auswirkung von Tabak. Herr Schwanitz gehört zu den Rädelsführern des (vorläufig?) gescheiterten Arbeitskreises der Laizisten in der SPD. Also die übliche Spiegelpolemik mit Halbwahrheiten durch und durch.

Zur Finanzierung caritativer Einrichtung sei nur gesagt, dass auch Atheisten Kitas betreiben, im Sinne der Gleichbehandlung ist auch hier die Cofinanzierung per Staatszuschuss zu streichen. Da seh ich schon den Proteste der Erleuchteten (war das nicht früher Baghwam 8) ) kommen.

Ich könnte angesichts der menschlichen Dummheit beim Medienkonsum nur noch :kotz: .

I. M.

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Sonntag 7. November 2010, 09:34
von Ivo Matthäus
Niels hat geschrieben:Das lässt sich ziemlich leicht und unkompliziert entflechten: indem der Staat der Kirche die säkularisierten Güter zurückgibt.
Dann kannst Du gleich die Atheistenstrafsteuer einführen, denn dann ist der Staat pleite.... :breitgrins:

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Sonntag 7. November 2010, 14:13
von Thomas_de_Austria
Ivo Matthäus hat geschrieben:
Benedikt hat geschrieben:Ein Spiegel-Artikel fasst das Thema der staatlichen Subventionierung der Kirche recht gut zusammen.
Staat stützt Kirchen mit Milliarden
Die deutschen Kirchen, ihre Mitglieder und Wohlfahrtsverbände erhalten nach Informationen des SPIEGEL wesentlich höhere staatliche Zuschüsse als vielfach angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt der Experte für kirchliche Finanzen, Carsten Frerk, in seiner neuen Publikation "Violettbuch Kirchenfinanzen", die nächste Woche veröffentlicht wird.

Das Buch dürfte die Debatte um die künftige Finanzierung der Kirchen anheizen. Nach Frerk betragen die direkten und indirekten Leistungen, die der Staat Katholiken und Protestanten und deren Einrichtungen bisher gewährt, jährlich insgesamt rund 19 Milliarden Euro. Diese Summe enthält nicht die neun Milliarden Euro Kirchensteuern und die schätzungsweise 45 Milliarden für Caritas und Diakonie.
Die Summen, die da fließen, sind immens, wobei natürlich anzumerken ist, dass in diese Berechnung alle Gelder mit hinein genommen wurden, so auch Entwicklungshilfe, die vom meist nicht pastoral operierenden Hilfswerk Misereor, Kindergärten, Religionsunterricht, finanziert wird.

Von daher muss man da genau schauen. Es kann schließlich nicht sein, dass der Staat seine eigenen Kindergärten betreibt und die Plätze kostenlos anbietet, gleichzeitig aber private Kindergärten nicht unterstützt. (Und er unterstützt ja nicht bloß kirchliche Kindergärten, sondern die aller möglichen Träger).

Nichtsdestotrotz führen diese Zahlen auch vor Augen, wie abhängig die "deutsche Kirche" (KDÖR) vom Staat ist. Sie hängt an seinem Tropf.

Bezeichnend übrigens auch, dass das Violettbuch die Subventionierung aller christlichen KenDÖR behandelt, der Spiegel-Artikel das ganze jedoch auf die katholische Kirche münzt.
Herr Frerk ist als bekennender Atheist und Mitglied entsprechender Organisationen nicht neutral, man frage einen Tabakbauern zur gesundlichen Auswirkung von Tabak. Herr Schwanitz gehört zu den Rädelsführern des (vorläufig?) gescheiterten Arbeitskreises der Laizisten in der SPD. Also die übliche Spiegelpolemik mit Halbwahrheiten durch und durch.

Zur Finanzierung caritativer Einrichtung sei nur gesagt, dass auch Atheisten Kitas betreiben, im Sinne der Gleichbehandlung ist auch hier die Cofinanzierung per Staatszuschuss zu streichen. Da seh ich schon den Proteste der Erleuchteten (war das nicht früher Baghwam 8) ) kommen.

Ich könnte angesichts der menschlichen Dummheit beim Medienkonsum nur noch :kotz: .

I. M.
Auch wenn ich selbst kein Freund dieser "Staatsabhängigkeit" bin, aber hier sind wieder ganz offensichtlich die "Richtigen" am Werk gewesen. Aufgedeckt haben diese "Erleuchteten" (da muss man eher an den anderen "Lichtbringer" denken ...) bis zum heutigen Tag noch nichts, aber verzerrt alles.

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Montag 8. November 2010, 00:13
von Ivo Matthäus
Thomas_de_Austria hat geschrieben:
Auch wenn ich selbst kein Freund dieser "Staatsabhängigkeit" bin, aber hier sind wieder ganz offensichtlich die "Richtigen" am Werk gewesen. Aufgedeckt haben diese "Erleuchteten" (da muss man eher an den anderen "Lichtbringer" denken ...) bis zum heutigen Tag noch nichts, aber verzerrt alles.
Diese "Erleuchteten" - eigentlich ist Irrlichter besser - haben eine herrlich offenliegende Doppelmoral.

Das bisherige Staatssystem ist nicht unproblematisch, aber ein Übergang würde Jahrzehnte dauern, nicht umsonst wurde es in der Weimarer Republik nicht anders geregelt. Die Verfassungsväter des Grundgesetzes hatten 1948/9 ähnliche Probleme und übernahmen die Weimarer Lösung. Denn billig sind diese Ablösungen nicht. Und bei den öffentlichen Baulasten ist die jetzige Lösung die einzig vernüftige, denn die meisten Kirchen sind Denkmäler von nationaler Bedeutung. Eine komplette Entflechtung wird meiner Meinung nicht möglich sein.

I. M.

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Montag 8. November 2010, 00:34
von Thomas_de_Austria
Ivo Matthäus hat geschrieben:Eine komplette Entflechtung wird meiner Meinung nicht möglich sein.
Aber sich wahrscheinlich so oder so, auf lange Sicht, nicht vermeiden lassen, wie mir persönlich scheint, vor allem, wenn man nicht das "franz. Modell" haben möchte (- und das ist für mich so ziemlich das Letzte; bevor das passiert, also, Gottlose alle Gotteshäuser quasi besetzen und einfach mit ihnen nach Gutdünken verfahren können, wäre es mir noch lieber, sie würden verfallen, so hart das klingt) ...

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Montag 15. November 2010, 11:59
von civilisation
Müller will Besoldung von Bischöfen ändern
Geht es nach dem Regensburger Oberhirten, soll künftig die Kirche statt des Freistaats die katholischen Bischöfe bezahlen.
http://www.mittelbayerische.de/nachrich ... n_bis.html

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Montag 15. November 2010, 12:08
von Berolinensis
civilisation hat geschrieben:Müller will Besoldung von Bischöfen ändern
Geht es nach dem Regensburger Oberhirten, soll künftig die Kirche statt des Freistaats die katholischen Bischöfe bezahlen.
http://www.mittelbayerische.de/nachrich ... n_bis.html
Na, viel Spaß beim Aufdröseln der Konkordate. Daß sich dadurch insgesamt die Lage der Kirche - bei dem heutigen Verhandlungspartner - verbessern würde, braucht man wohl kaum anzunehmen.

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Montag 15. November 2010, 12:11
von taddeo
civilisation hat geschrieben:Müller will Besoldung von Bischöfen ändern
Geht es nach dem Regensburger Oberhirten, soll künftig die Kirche statt des Freistaats die katholischen Bischöfe bezahlen.
http://www.mittelbayerische.de/nachrich ... n_bis.html
Ja, aber ... erst nach einer "Ablösezahlung" des Staates für die entsprechenden Titel, aus denen bisher die Bischofsbesoldung entrichtet wurde! Das kann für den Staat böse ins Auge gehen (seit 183 sind horrende Zinsen fällig), und deshalb werte ich diesen Vorschlag von Bischof GeLu eher als Scherz, mit dem er den Staat dezent auf die unabsehbaren Konsequenzen hinweist, die eine Änderung der Rechtslage mit sich bringen würde.

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Montag 15. November 2010, 12:19
von michaelis
Die Ablösungs-Zahlungen sollen ja nicht den materiellen Wert der enteigneten Kirchengüter entschädigen. Von daher sind auch keine Zinsen "seit 1803" zu zahlen.

Die Ablösungen müßten "lediglich" so hoch sein, daß aus ihrem (Zins-)Ertrag die bisherigen Konkordatszahlungen übernommen werden könnten. Aber auch einen solchen Betrag wird kaum ein Finanzminister locker machen können und schon gar nicht wollen.

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Montag 15. November 2010, 12:46
von Robert Ketelhohn
michaelis hat geschrieben:Die Ablösungs-Zahlungen sollen ja nicht den materiellen Wert der enteigneten Kirchengüter entschädigen.
Ja was denn sonst?

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Montag 15. November 2010, 12:53
von HeGe
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
michaelis hat geschrieben:Die Ablösungs-Zahlungen sollen ja nicht den materiellen Wert der enteigneten Kirchengüter entschädigen.
Ja was denn sonst?
Sie müssten vor allem den fiktiven Ertragswert widerspiegeln, würde ich meinen.

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Montag 15. November 2010, 13:04
von taddeo
HeGe hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
michaelis hat geschrieben:Die Ablösungs-Zahlungen sollen ja nicht den materiellen Wert der enteigneten Kirchengüter entschädigen.
Ja was denn sonst?
Sie müssten vor allem den fiktiven Ertragswert widerspiegeln, würde ich meinen.
Bis zur Säkularisation wurde die "Gehälter" der Diözesanverwaltungen z. B. von Passau oder Regensburg m. W. aus den Erträgen der jeweiligen Hochstifte bestritten. Wenn heute der bayerische Staat - in welcher Form und in welchem Umfang auch immer - eine Art "Substitution" aufbringen müßte, dann wären die Verluste aus dem BayernLB-Debakel nur Peanuts dagegen. Das würde eine Revolte der Steuerzahler auslösen und jede Staatsregierung unweigerlich den Kopf kosten, selbst wenn wir einen Heiligen als Ministerpräsidenten hätten.

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Montag 15. November 2010, 13:09
von Marion
Die Kirche bringt mehr als sie kostet

Deutschland. Die Besoldung der Bischöfe durch den Freistaat Bayern ist eine Rechtspflicht und keine Wohltat. Das sagte Bischof Gerhard Ludwig Müller von Müller vor der ‘Frankfurter Allgemeinen Zeitung’. Gleichzeitig erklärte der Bischof, daß durch die gegenwärtige Besoldungsregelung ein „etwas schiefes Bild“ entstehe. Mons. Müller erinnerte aber an die geschichtlichen Fakten. Die Begütungen an die Kirche sind Gegenleistungen für den staatlichen Diebstahl am Kirchenvermögen Anfang des 19. Jahrhunderts. Der Bischof betonte außerdem, daß die Kirche den Staat laut Expertenschätzungen jährlich um rund elf Milliarden Euro entlastet.
http://www.kreuz.net/article.12198.html

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Dienstag 16. November 2010, 02:10
von Caviteño
In der FAZ ist heute ein Bericht über das "Violettbuch Kirchenfinanzen" von Carsten Frerk sowie ein Interview mit dem Bischof von Regensburg:

http://www.faz.net/s/RubC4DEC11C81429 ... ezial.html
Da viele Uralt-Verträge heutige Landesgrenzen sprengen, teilweise überarbeitet, abgelöst, aufgehoben oder ergänzt wurden, bilden sie ein Gestrüpp, das wenige Kirchenjuristen durchblicken. Aber eines sagen alle: Mal eben kündigen geht nicht. Ein Verkehrssünder könne sein Opfer auch nicht eine Weile lang entschädigen und dann sagen: "Jetzt reicht's! Das wird zu teuer."

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Dienstag 16. November 2010, 07:24
von Linus
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
michaelis hat geschrieben:Die Ablösungs-Zahlungen sollen ja nicht den materiellen Wert der enteigneten Kirchengüter entschädigen.
Ja was denn sonst?
Bei einer angenommenen Jahresverzinsung von 3 % kommt man dann auf eine vervierhundertsiebenundsechzigfachung des Wertes....

Re: Subventionierung der Kirche durch den Staat

Verfasst: Montag 18. Februar 2013, 12:46
von HeGe
General-Anzeiger hat geschrieben:Streitgespräch zur Rolle der Kirche

[...] Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche steht nicht erst seit der Abweisung eines Vergewaltigungsopfers in katholischen Kölner Kliniken in der Diskussion. Kirchen-Kritikerin und Atheistin Ingrid Matthäus-Maier und der katholische Sozial-Ethiker Professor Wolfgang Ockenfels diskutieren über die Rolle der Kirche. [...]