Moderne Kirchenarchitektur

Allgemein Katholisches.
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Erich Dumfarth hat geschrieben:
cathol01 hat geschrieben:
mk hat geschrieben:Dem Menschen zu ermöglichen, dem Mysterium Gottes auch emotional ein wenig näher zu kommen. Und das taten frühere Baustile einfach besser als diese heutigen nüchternen Kästen!
Das möchte ich bestreiten. Zumindest trifft es nicht in allen Fällen zu. Erstens können barocke Bauten auch erdrücken, andererseits sind die neuen Kirchen keinesyegs nur nüchterne Kästen, sondern voll von Symbolik.
Nur dass diese Symbolik nicht verstanden wird, sie ist zuviel im Hirn und zuwenig im Herzen beheimatet.
Genau!
Doch nach 30 Semestern Architektur- und Theologiestudium bekommt sicher auch der normale Gläubige eine leise Ahnung davon, was der Architekt unter Umständen gemeint haben könnte. :roll:
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Auch die traditionelle Symbolik erschließt sich dem Uneingeweihten nicht. Es bedarf sozusagen der Mystagogie. Die Frage ist aber, ob das Symbol mir überhaupt Appetit auf mehr macht. Abgeschmackte Symbole locken keinen Hund hinter dem Ofen vor. Also auch mich nicht.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Ralf

Re: Im Auge des Betrachters

Beitrag von Ralf »

Wise Guy hat geschrieben:
Theologisch durchdacht sind die meisten modernen Kirchbauten schon (siehe Neviges) und sie sind mir allemal lieber als als die "Neo"-romanischen und "neo"-gotischen Bauwerke aus den letzten hundert Jahren.

Mit Gruß

Wise Guy
Das Problem, dass ich mit heutigem Kirchenbau meistens habe, ist dass sich dort nur eine mögliche theologische Interpretation als absolut manifestiert. Neviges ist da ein phantastisches Beispiel (ich war schon selber mehrfach dort). Die Pilgerschaft wird dort als ein Moment herausgenommen und im Bau quasi "verabsolutiert".
Die alten Bauten eröffnen gerade durch die verstecktere Symbolik eine Beheimatung mehrerer Menschengruppen.

leander
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... die vielleicht interessanteste Betonkirche

Beitrag von leander »

Obwohl (oder weil?) ich aus Paderborn komme, sind die beiden interessanten modernen katholischen Kirchen, die ich kurz vorstellen will, weiter entfernt:

1. St. Michael in Trier - Mariahof

Auf den ersten Blick wieder einer der letzten Versuche in (Sicht-)Beton, sehr kubistisch und mit kalten Wänden. Wenn - ja, wenn da nicht diese drei Besonderheiten wären:

- große, bunte, abstrakte "Bilder". Zumindest Farbkleckse, die den Blick fesseln. Dazu aber auch erkennbare und interpretationsfähige biblische Inhalte. Schrill aber gut!

- das Mobiliar der Altarinsel: Altar und vor allem Kreuz in weiß und mit gekonnten Formen.

- endlich mal verschiedene Ebenen auch in neuen und betonsichtigen Kirchen!

Leider gibt's im Internet nur wenige Bilder, ein Besuch lohnt aber (nette Führung!) und wer Glück hat, ergattert noch eines der Hochglanzhefte von der Einweihung.
Hier gibt's eine kurze Beschreibung und ein Bild des Innenraums (bitte "St.Michael Trier-Mariahof" anklicken):

http://www.trier.de/tourismus/sehenswertes/kirchen.htm

Die andere, neuere und noch viel gelungenere Kirche gibt's aus Zeitgründen später...
Schönen Gruß aus Paderborn

Ralf

Beitrag von Ralf »

Nach dem Bild zu urteilen muss derjenige, der bei der Wandlung und dem Eucharistischen Hochgebet knien will, mit dem kalten Boden vorlieb nehmen.

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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Ralf hat geschrieben:Nach dem Bild zu urteilen muss derjenige, der bei der Wandlung und dem Eucharistischen Hochgebet knien will, mit dem kalten Boden vorlieb nehmen.
He he... alte Frauen in orthodoxen Kirchen bringen sich mitunter ihre eigenen, kleinen Klappstühle mit, um sich wenigstens ab und zu ausruhen zu können (Liturgie dauert ihre zweieinhalb Stündchen). Aus dem Bild geht hervor, daß man dort während des Gottesdienstes immerhin sitzen kann. Worauf kniet man denn normalerweise, wenn nicht auf dem Boden?

Ralf

Beitrag von Ralf »

Nietenolaf, hierzulande gibt es so viele katholische Kirchen, geh doch mal in eine rein! Es gibt Kirchenbänke.

P.S.: Okay, okay, Asche auf mein Haupt, auch hier in Ddorf gibt es orthodoxe Kirchen, in denen ich noch nicht war...

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Ralf hat geschrieben:Nach dem Bild zu urteilen muss derjenige, der bei der Wandlung und dem Eucharistischen Hochgebet knien will, mit dem kalten Boden vorlieb nehmen.
Ich vermute, daß diese Stühle unten eine kleine umklappbare Kniebank haben.
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Stefan

Beitrag von Stefan »

Ralf hat geschrieben:Nietenolaf, hierzulande gibt es so viele katholische Kirchen, geh doch mal in eine rein! Es gibt Kirchenbänke.

P.S.: Okay, okay, Asche auf mein Haupt, auch hier in Ddorf gibt es orthodoxe Kirchen, in denen ich noch nicht war...
Ich würde mal gerne ... wollen wir, Ralf? Welche meinste, die bei Hilden, an der A46? Die ist glaube ich russisch-orthodox. (Leider ist ja Untergurkenburg so weit weg ;D )

Ralf

Beitrag von Ralf »

Gerne, zumal "die bei Hilden" immer noch in Düsseldorf-Eller ist...

Stefan

Beitrag von Stefan »

Ralf hat geschrieben:Gerne, zumal "die bei Hilden" immer noch in Düsseldorf-Eller ist...
Da kennst Du Dich wohl genauer aus :mrgreen:

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ralf hat geschrieben:Nach dem Bild zu urteilen muss derjenige, der bei der Wandlung und dem Eucharistischen Hochgebet knien will, mit dem kalten Boden vorlieb nehmen.
Na und? Müssen wir sowieso meist bei uns in Herz Jesu, zumal wenn wir spät dran sind und uns mit dem Kinderwagen am Rande stehend placieren müssen …
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Ralf

Beitrag von Ralf »

Es geht mir auch nicht um junge Hüpfer wie Dich und mich...

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Dafür muß ich dich jetzt küssen, was? :D
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Nietenolaf
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Beitrag von Nietenolaf »

Grins.. nun ja, das war eine blöde Frage meinerseits. Aber tatsächlich nahm ich lange Zeit an, dieses Brett an der Vorderbank diene als Fußablage. Ich halte solch ein "Mobiliar zum Knien" für reichlich seltsam; wahrscheinlich bin ich es nur nicht gewohnt. Schon Sitzbänke (bzw. ein im Sitzen konsumierter Gottesdienst) allein sind mir eher "spanisch". Ich war mal in einer Uniatenkirche in Rom ("Russicum"); die haben zwar den Ostritus, aber eben Sitzbänke. Immerhin standen die Leute vom Trisagion bis zum Vaterunser... trotzdem sehr seltsam.
Wobei das m.E. ein wenig das Thema dieses Threads sprengt..

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

In der Gotik war es übrigens, daß man im Westen allmählich begann, die Hauptschiffe der Kirchen mit Sitzbänken vollzustellen (freilich bis in die Gegenwart hinein nicht überall), während man zuvor in den Seitenschiffen gestanden hatte. Das liegt vielleicht daran, daß man den riesigen zentralen Raum der gewaltigen neuen Kathedralen irgendwie füllen zu müssen glaubte.
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Ralf

Beitrag von Ralf »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Dafür muß ich dich jetzt küssen, was? :D
Oh nö, zum Küssen hast Du doch jemand anderen...

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Eine besondere Kirchenarchitektur:

Bild
Bild

Das Kruzifix ist allerdings etwas abstrakt:
Bild

Es gibt auch ein Taufbecken:
Bild

Mehr Fotos der Legokirche

Micha

Beitrag von Micha »

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Zuletzt geändert von Micha am Freitag 4. Februar 2005, 11:23, insgesamt 1-mal geändert.

Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Micha hat geschrieben:Furchtbar finde ich den "Augen-auf-reiss-da-bin-ich-Christus" in der Konviktskirche FR, den Spargelchristus in unserer Unikirche und die neu erbaute Kirche Maria Magalena (Modell: Betonklotz).
Ich auch!
Ich auch!
Ich auch!

Peter
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Beitrag von Peter »

Literaturempfehlung zum Thema:

Künzel, Anja: Kirche bauen - Gemeinde bilden. Zur Beziehung von Architektur, Kunst und Liturgie im Leben katholischer Pfarrgemeinden

(Meine Lieblingstheologin.)

Peter
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Beitrag von Peter »

Nietenolaf hat geschrieben:Grins.. nun ja, das war eine blöde Frage meinerseits. Aber tatsächlich nahm ich lange Zeit an, dieses Brett an der Vorderbank diene als Fußablage.
Natürlich völlig falsch. Die dient dazu, daß sich ein Dreikäsehoch wie ich draufstellen kann, wenn er mal was sehen will.

(Dachte ich jedenfalls mit fünf Jahren.)

Anastasis

Beitrag von Anastasis »

Peter hat geschrieben:Literaturempfehlung zum Thema:

Künzel, Anja: Kirche bauen - Gemeinde bilden. Zur Beziehung von Architektur, Kunst und Liturgie im Leben katholischer Pfarrgemeinden

(Meine Lieblingstheologin.)
Irgendwo happich den Namen schon mal gehört... :kratz:

uli
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Beitrag von uli »

Nietenolaf hat geschrieben:Ich halte solch ein "Mobiliar zum Knien" für reichlich seltsam; wahrscheinlich bin ich es nur nicht gewohnt. Schon Sitzbänke (bzw. ein im Sitzen konsumierter Gottesdienst) allein sind mir eher "spanisch".
Hab ich mich ja auch schon gar bitterlich drüber beklagt ;) :
http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php? ... highlight=

Gehört übrigens durchaus zum Thema "Kirchenbau" ...

Uli

www.textdienst.de/woran_christen_glauben.htm

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Eine Seite, die sich u.a. mit moderner Kirchenarchitektur auseinandersetzt:

http://www.dellachiesa.com/criticism.jsp

Micha

Beitrag von Micha »

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Zuletzt geändert von Micha am Donnerstag 3. Februar 2005, 09:47, insgesamt 1-mal geändert.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Bild

irgendwas muss da beim Bau schiefgegangen sein, die eine Wand ist ja ganz schief.

Micha

Beitrag von Micha »

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Zuletzt geändert von Micha am Donnerstag 3. Februar 2005, 09:46, insgesamt 1-mal geändert.

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

vielleicht gehört auch das Fahrrad da vorne mit zu Gesamtkunstwerk. Wer weiß...

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Brunetti
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Beitrag von Brunetti »

Äh, die "Kirche des Monats" in Freiburg möchte ich nicht weiter kommentieren. Stattdessen auf eine zum Thema passende Publikation des Erzbischöflichen Seelsorgeamtes Freiburg hinweisen, die online verfügbar ist:

Freiburger Materialdienst für die Gemeindepastoral
Heft 2/2004: "Offene Kirchen - Brennende Kerzen - Deutende Worte"
http://www.seelsorgeamt-freiburg.de/dow ... 2004-2.pdf
Aber Vorsicht, die Datei hat 1,8 MB!
Die einen fallen durch ihre Taten auf -
die anderen durch ihr Getue...

Dr. Dirk
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Beitrag von Dr. Dirk »

Eine Muschelkathedrale für Papua Neuguinea:

Westfalenpost

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Die neue Kathedrale von Togliatti
(geweiht anno Domini 2002):
Bild

Darauf muß man erst mal kommen.
Dagegen ist die Muschelform mit
Wellblechdach beinahe das Nächst-
liegende auf der Welt und geradezu
gewöhnlich.
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