Seite 2 von 68

Verfasst: Sonntag 30. November 2003, 14:12
von Juergen
Zum Thema passend habe ich eine interessante Internetseite gefunden:

http://www.kirchbau.de/

Verfasst: Freitag 5. Dezember 2003, 17:30
von Petrus
hier mein Beitrag zum Thema:

Bild

http://www.herzjesu-muenchen.de/

Verfasst: Freitag 5. Dezember 2003, 17:43
von Juergen
Garden Grove/Kalifornien: freikirchl. Community Church (ca. 1990)
Bild
Bild
Bild

Verfasst: Samstag 6. Dezember 2003, 01:17
von Robert Ketelhohn
Petrus hat geschrieben:»hier mein Beitrag zum Thema:«
Bild
http://www.herzjesu-muenchen.de/
Hier der Architekt mit seinem Modell:

Bild

Verfasst: Sonntag 7. Dezember 2003, 18:58
von Petrus
Ketelhohn hat geschrieben:Hier der Architekt mit seinem Modell
Das ist die standardmäßige und übliche Kritik praktisch Aller, die in dieser Kirche noch keine Messe gefeiert haben.

Verfasst: Sonntag 7. Dezember 2003, 19:18
von Juergen
Der Schukartonvergleich ist an sich nicht schlecht.
Bei vielen dieser Kirchen reicht es aus, die religiösen Symbole und den Altar zu entfernen sowie die Wände weiß zu tünchen, und niemand kommt mehr auf die Idee, daß es eine Kirche ist. Ebensogut könnte es sich um eine Mehrzweckhalle, ein Theater oder ähnliches handeln.
Bei gotischen Kathedralen oder barocken Kirchen funktioniert das nicht. Entfernt man dort alle religiösen Symbole und den Altar und tüncht die Wände weiß, so erkennt jeder weiterhin, daß es eine Kirche ist.
Allein die Architektur für sich genommen, "atmet" geistliche Luft.

--------------
Manche Kirchen sind m.E. äußerst schröckelig.
Bei der Kirche von Münsterschwarzach kommt mir z.B. auch das Grausen.
Bild Bild Bild
Man entferne das Kreuz an der Wand, hänge rechts und Links eine Hakenkreuzfahre auf und fertig ist die Bühne für einen N***P-Parteitag.

Verfasst: Sonntag 7. Dezember 2003, 21:22
von Robert Ketelhohn
Dazu paßt die Weltkugel im zweiten Bild: »Heute gehört uns Deutschland, morgen …«

Verfasst: Donnerstag 11. Dezember 2003, 13:49
von Niels
Grundrisse antiker wie modern-hübsch-häßlicher Sakralgebäude findet man im "Architektonischen Reader" zur Vorlesung "Der Raum der liturgischen Versammlung" (Pdf-Format) von Klemens Richter (unter "Downloads"):
http://ivv7srv01.uni-muenster.de/fb02/liturgie/

Verfasst: Donnerstag 11. Dezember 2003, 16:46
von Ralf
Mir scheint der eigentliche Hintergedanke neuerer Kirchenarchitektur, besonders viereckige mit Schuhkarton-Charme (weniger der von mariendom.de), der zu sein, dass die eigentliche Kirche ja der Mensch sei, dass der Mensch im Mittelpunkt stehe und es nur um ihn ginge.

Das ist zwar auch richtig und verständlich, aber wenn man es so verabsolutiert, kann man sich die Weihe sparen und man verlässt das katholische Verständnis eines Kirchengebäudes. Und zwar stark Richtung Reformation.

Die Kirche als Gebäude, die ja aus Naturstoffen gebaut wird, soll der Verherrlichung Gottes dienen. Das widerspricht nicht im geringsten der Priorität des Menschen, aber eckige leere Räume leisten für die Verherrlichung nichts, gar nichts.

Warum darf ein Kirchenraum nicht mehr schön sein, nicht mehr ästhetisch, warum darf er keine Entdeckungsreise der Heilsgeschichte sein? Wo wird so gebaut?

Warum muss er so detailarm sein, dass man bei einem 1:1000 Modell sicher sein kann, alles gesehen zu haben?

Verfasst: Freitag 12. Dezember 2003, 00:35
von Robert Ketelhohn
Ralf hat geschrieben:»… daß der Mensch im Mittelpunkt stehe und es nur um ihn ginge. Das ist zwar auch richtig und verständlich …«
Nein, das ist ganz falsch. Im Mittelpunkt steht doch Gott, oder? – Außerdem wüßte ich gern, welcher Mensch sich den charme moderner Zweckbauten in seinem Wohnzimmer wünscht. (Außer Bauhaus-Architekten. Aber selbst die kaum selber privat.)
Ralf hat geschrieben:»Warum darf ein Kirchenraum nicht mehr schön sein, nicht mehr ästhetisch?«
Da liegt der Hase im Pfeffer.

Verfasst: Freitag 12. Dezember 2003, 07:04
von Ralf
Robert, deswegen schrieb ich "auch" richtig, die Betonung auf auch. Denn der Kirche Schicksal ist der Mensch.

Das bei Gottesdienst es sich eben nicht um Menschendienst handelt, davon bin ich zutiefst überzeugt.

Problematisch wird es immer dann, wenn man das zu sehr auseinanderdividiert.

Verfasst: Freitag 12. Dezember 2003, 09:15
von Juergen
An das Konvikt/Seminar in Paderborn ist ein Schwesternkonvent angeschlossen. Die Schwesternkapelle gleicht einem "Wohnzimmer": niedrige Decken (normale Zimmerhöhe), rechteckig, Tepichboden, gut geheizt etc.
Natülich feiern die Schwestern in ihrer Kapelle auch alle Hochfeste usw. Ein Prof. der dort die Osternacht gefeiert hatte meinte hinterher: In so einer Kapelle kann man gar nicht richtig Gott feiern, 'da macht man Gott klein.' Wenn ich aber in Metz [Nahe seiner Heimatstadt] in die Kathedrale gehe, da atmet die Kirche Gottes größe, da wird die Größe Gottes sichtbar.

Hier ein Bild der Kathedrale von Metz. Ich glaube, da wird deutlich, was er meint:
Bild

Verfasst: Freitag 12. Dezember 2003, 16:00
von Erich_D
Juergen hat geschrieben: In so einer Kapelle kann man gar nicht richtig Gott feiern, 'da macht man Gott klein.'


Bild
Der Salzburger Dom, immerhin "Heimatkirchlein" des Primas Germaniae, wurde, heisst es, so gebaut, dass sich darin "große" Menschen klein fühlen mögen.

Das Bild ist nicht so besonders, aber ein besseres fand ich nicht.

Ich war - nebenbei angemerkt - heute morgen zur Frühmesse da. Wir waren vielleicht zu zehnt. Ich blieb nach der Messe noch ein wenig sitzen, da war ich dann praktisch allein. Das hat schon was: allein im Lichte weniger Lampen durch diesen gewaltigen Bau zu gehen.

Verfasst: Freitag 12. Dezember 2003, 16:13
von Juergen
Erich Dumfarth hat geschrieben:... Das hat schon was: allein im Lichte weniger Lampen durch diesen gewaltigen Bau zu gehen.
...oder mit vielen Leuten, wenn dort die "Missa Salzburgensis" ertönt...

Verfasst: Sonntag 21. Dezember 2003, 23:40
von Robert Ketelhohn
Recht interessant finde ich die in den letzten Jahren neu erbaute Sankt-Josephs-Kapelle der
Piusbrüder in Memmingen:


Bild

Bild

Bild

Verfasst: Montag 29. Dezember 2003, 00:03
von cathol01
Luxemburg-Cents

Bild

Bild

Verfasst: Sonntag 4. Januar 2004, 15:47
von cathol01
So, 11.01.2004 09:00-09:30, PHOENIX:
So, 11.01.2004 11:45-12:15, RBB-Berlin:
"Bauen für Gott: Was steckt hinter moderner Kirchenarchitektur?"

Was denken sich moderne Kirchenplaner, wenn sie einen der wenigen Aufträge für ein Gotteshaus erhalten? Fünf Architekten erzählen über "ihre Kirche" und machen nachvollziehbar, was sie heute unter "steingewordenem Glauben" verstehen.

Verfasst: Freitag 16. Januar 2004, 16:24
von Robert Ketelhohn
Schaut euch mal das an:

Bild.

Verfasst: Freitag 16. Januar 2004, 16:36
von Juergen
Folgendes Bild passt zwar nicht ganz zu dem Thema "moderne Kirchbauten", aber es handelt sich in so fern um eine "neue" Kirche, als das Gebäude äußerst baufällig war und die jetzige Situation fast einem Neubau gleichkommt.

Im Jahre 1995 habe ich mal das Kloster besucht und man konnte von der untersten Etage bis durchs Dach gucken, da viele Zwischenböden riesige Löcher aufwiesen ebenso das Dach.

Etwa so sah es damals aus:
Bild

Inzwischen haben die Kopten es renoviert. Das Ergebnis kann sich wohl sehen lassen:
Bild

Homepage

Verfasst: Freitag 16. Januar 2004, 19:53
von Niels
@Robert
Das ist folgende Pfarrkirche: http://www.st-elisabeth-essen.de
Dort wird in unregelmäßigen Abständen die Göttliche Liturgie (Chrysostomus-Liturgie) gefeiert.
Die liturgischen Gesänge übernimmt der Johannes-Damascenus-Chor: http://www.johannes-damascenus-chor.de

Warum sind die Kirchen in Deutschland so ärmlich?

Verfasst: Montag 23. Februar 2004, 08:44
von Knecht Ruprecht
Hallo. Wieso ist eine Kirche in Deutschland nichts besonderes? kalle Wände, keine Fazierungen, das pure Nichts! :shock: Ich will schöne Kirchen, mit Fazierungen, Gold an den Wänden etc. damit es schön ist, damit man sieht, hier ist etwas Besonderes.

Verfasst: Montag 23. Februar 2004, 10:00
von Juergen
Das ist nicht nur in Dtl. sondern scheint mir ein Zeichen der Zeit zu sein.

Zudem verweise ich nochmal auf H.U.v.Balthasar

Verfasst: Montag 23. Februar 2004, 12:05
von cathol01
Leere Wände konzentrieren den Geist wirksamer auf das Wesentliche.

Ausserdem: Es wird doch weiterhin mit Bildern und Symbolen gearbeitet in der modernen Kirchenarchitektur. Man schaue sich die modernen Kirchen doch mal genauer an! Was da oft alles an Symbolik dahinter steht. Es kam mal ein guter Film auf Phoenix diesbezüglich.

Verfasst: Montag 23. Februar 2004, 12:11
von Stefan
cathol01 hat geschrieben:Leere Wände konzentrieren den Geist wirksamer auf das Wesentliche.
Leere Wände sind das Ergebnis eines leeren Geistes.

Verfasst: Montag 23. Februar 2004, 12:18
von Knecht Ruprecht
Wenn man euch so ließt, dann müßte man auch das Kreuz aufgeben aufgeben, verwerfen, verkaufen etc. . Besser das Nichts, dann verärgert man niemanden, noch zeigt man niemanden, dass man Jesus verehrt.

Verfasst: Montag 23. Februar 2004, 12:21
von Juergen
cathol01 hat geschrieben:Leere Wände konzentrieren den Geist wirksamer auf das Wesentliche.
Also doch nochmal zitieren....
H. U. v. Baltasar hat geschrieben:...Wenn ein Geschlecht keine echten religiösen Bilder für die Kirche zu schaffen vermag, soll es nicht sagen, leere Wände konzentrieren den Geist wirksamer auf das Wesentliche. Wenn wir kleine Leute geworden sind, sollten wir das Mysterium, das wir feiern, nicht auf unser Format zu reduzieren suchen. Und wenn wir weithin würdelos geworden sind, sollten wir durch unser Glaubensbekenntnis immerhin soviel Sinn für die Majestät Gottes behalten haben, daß wir dort, wo wir ihr begegnen, den Abstand noch fühlen - größere Zeitalter mögen ihn stärker gefühlt haben - und uns Gott gegenüber echt benehmen...
(H. U. v. Balthasar: Die Würde der Liturgie.)

Verfasst: Dienstag 24. Februar 2004, 23:42
von Robert Ketelhohn
Thierry hat geschrieben:»Leere Wände konzentrieren den Geist wirksamer auf das Wesentliche.«
Das ist ikonoklastisches Denken.

Im Auge des Betrachters

Verfasst: Mittwoch 25. Februar 2004, 21:01
von Wise Guy
"Das ist ikonoklastisches Denken."

Na ja, mit Häresievorwürfen scheinst du ja schnell bei der Hand zu sein, Robert,

Es scheint schon schwierig zu sein, "schöne" moderne Kirchen zu bauen, was wohl aber auch damit zusammenhängt, dass heute kein Konsens über "schön" zu erreichen ist. Schön liegt wohl im Auge des Betrachters.

Theologisch durchdacht sind die meisten modernen Kirchbauten schon (siehe Neviges) und sie sind mir allemal lieber als als die "Neo"-romanischen und "neo"-gotischen Bauwerke aus den letzten hundert Jahren.

Es muss doch möglich sein, in einem Stil der heutigen Zeit ein Haus des Gebetes und der Liturgie zu bauen.

Gute Beispiele sind die schon

die genannte Herz-Jesu Kirche in München,

oder die umgebaute St. Franziskus-Kirche in Bonn (ellipsenförmige Bestuhlunge, keine Bänke mehr, an den Enden der Ellipse befindet sich der Ambo = Tisch des Wortes und am anderen Ende der Altar = Tisch des Brotes) in der Mitte ist nichts, "freier Platz für das Geheimnis Gottes)

oder die neue Kath. Kirche auf Sylt (ellipsenform, in der Mitte ist ein "Taufbecken in Kreuzform" eingelassen, wenn es geschlossen ist kann z.b. bei Exequien der Sarg darauf gestellt werden, tolle Symbolik)

Wenn die Kirche sich in Communio und Ministratio manifestiert, dann muss dass auch im Kirchbau sichtbar sein.

Mit Gruß

Wise Guy

Verfasst: Donnerstag 26. Februar 2004, 01:21
von Robert Ketelhohn
Weiser Bursch, von Häresie habe ich nicht geredet. Aber wenn du heute dabei gewesen wärst, als ich mit meinen beiden Kindern (3 1/2 und knapp 2) in der Aschermittwochsmesse in der vollständig in Nazarenerstil ausgemalten Herz-Jesu-Kirche in Berlin-Prenzlauer Berg war – die orthodoxe Mamma konnte nicht, mußte einer häuslichen halbliturgischen Feier mit sechs Katholiken vorstehen [ :P ] –, und wenn du die staunenden Augen und die sich dauernd drehenden und nach der Decke reckenden Köpfe beobachtet hättest: dann verstündest du, was ich meinte.

Verfasst: Donnerstag 4. März 2004, 14:19
von mk
Robert Ketelhohn hat geschrieben: Aber wenn du heute dabei gewesen wärst, als ich mit meinen beiden Kindern (3 1/2 und knapp 2) in der Aschermittwochsmesse in der vollständig in Nazarenerstil ausgemalten Herz-Jesu-Kirche in Berlin-Prenzlauer Berg war , und wenn du die staunenden Augen und die sich dauernd drehenden und nach der Decke reckenden Köpfe beobachtet hättest: dann verstündest du, was ich meinte.
Eben! Genau dafür sind Kirchengebäude, wie die Liturgie überhaupt, doch da: Dem Menschen zu ermöglichen, dem Mysterium Gottes auch emotional ein wenig näher zu kommen. Und das taten frühere Baustile einfach besser als diese heutigen nüchternen Kästen!

Imübrigen wundert es mich, wie Wise Guy (ist der Name überhaupt berechtigt?) Herz-Jesu München und St. Christophorus auf Sylt in einen Topf als gelungene Beispiele werfen kann: Herz Jesu hat doch, auch wenn von 1996, grade eine "vorkonziliare" Wege-Architektur, die man mit dem Elipsen-modell vermeiden will. Insofern sind beider Kirchen Ausdruck von divergierenden Liturgie-Modellen (vgl. Klemens Richter, Kirchenräume und Kirchenträume, Freiburg ²1999, 63f. bzw. 68ff.)

Verfasst: Donnerstag 4. März 2004, 16:53
von cathol01
mk hat geschrieben:Dem Menschen zu ermöglichen, dem Mysterium Gottes auch emotional ein wenig näher zu kommen. Und das taten frühere Baustile einfach besser als diese heutigen nüchternen Kästen!
Das möchte ich bestreiten. Zumindest trifft es nicht in allen Fällen zu. Erstens können barocke Bauten auch erdrücken, andererseits sind die neuen Kirchen keinesyegs nur nüchterne Kästen, sondern voll von Symbolik.

Verfasst: Donnerstag 4. März 2004, 16:58
von Erich_D
cathol01 hat geschrieben:
mk hat geschrieben:Dem Menschen zu ermöglichen, dem Mysterium Gottes auch emotional ein wenig näher zu kommen. Und das taten frühere Baustile einfach besser als diese heutigen nüchternen Kästen!
Das möchte ich bestreiten. Zumindest trifft es nicht in allen Fällen zu. Erstens können barocke Bauten auch erdrücken, andererseits sind die neuen Kirchen keinesyegs nur nüchterne Kästen, sondern voll von Symbolik.
Nur dass diese Symbolik nicht verstanden wird, sie ist zuviel im Hirn und zuwenig im Herzen beheimatet.