Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

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lifestylekatholik
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Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von lifestylekatholik »

Inwieweit kann ich als Katholik gemeinsam mit Häretikern und Schismatikern beten?

Inwieweit ist ein privates »Bitten wir den Herrn gemeinsam um seinen Segen« eher möglich als eine Teilnahme an einer Messe – ja einer öffentlichen und offiziellen Kulthandlung?
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

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Protasius
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Protasius »

Es war früher so, daß Häretiker und Schismatiker nach dem Wortgottesdienst zu gehen hatten, genauso wie die Katechumenen und Heiden.

Es spricht aber nichts dagegen, mit diesen gemeinsam zu beten, solange man dabei nicht an heidnischen oder häretischen Kulthandlungen teilnimmt (,,Ihr könnt nicht Gäste sein am Tisch des Herrn und am Tisch der Dämonen.'' 1 Kor 10, 21b).
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Bernado
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Bernado »

Gegen gemeinsames Beten ist überhaupt nichts zu sagen. Die Teilnahme von Nichtkatholiken an der Messe können wir nicht verhindern, sollten wir auch nicht verhindern wollen - solange klar gemacht wird, daß Nicht-Katholiken und solche, die nicht im Stande der Gnade sind, ausdrücklich nicht "zum Tisch des Herrn" eingeladen sind.

Andererseits finde ich es bedrückend, daß wann immer es "offiziell" wird, ein "ökumenischer" oder sogar "interreligiöser" Gottesdienst angesagt wird. Das gibt ein falsches Bild - das wiederum einigen sehr gelegen kommt.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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lifestylekatholik
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von lifestylekatholik »

Bernado hat geschrieben:Gegen gemeinsames Beten ist überhaupt nichts zu sagen.
Wo verläuft die Grenze, ab der gemeinsames Beten nicht mehr möglich ist? Viele sagen, auch die Mohammedaner und die Juden glaubten an den einen Gott. Oder ist das trinitarische Gottesbild die Grenze?
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Marion
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Marion »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Gegen gemeinsames Beten ist überhaupt nichts zu sagen.
Wo verläuft die Grenze, ab der gemeinsames Beten nicht mehr möglich ist? Viele sagen, auch die Mohammedaner und die Juden glaubten an den einen Gott. Oder ist das trinitarische Gottesbild die Grenze?
Es ist wohl etwas anderes ob Schismatiker, Häretiker, Atheisten oder egal wer zu uns kommen und dann mit uns beten oder ob wir zu ihnen gehen und mit ihnen beten.

Wir (bei uns) beten an 1. Stelle für das Seelenheil aller und auch dieser, das heißt daß sie sich uns anschließen, unseren kompletten Glauben annehmen sollen und natürlich in die Kirche eintreten sollen (unser Wahrheitsanspruch wird so nicht relativiert, wenn sie kommen haben sie unsere Einladung angenommen, nicht wir ihre). Wenn wir aber zu ihren Gebeten gehen relativieren wir und zeigen allen, daß uns die Unterschiede egal sind und sie möglicherweise doch nicht auf einem irrigen Weg sind.
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Bernado
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Bernado »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Gegen gemeinsames Beten ist überhaupt nichts zu sagen.
Wo verläuft die Grenze, ab der gemeinsames Beten nicht mehr möglich ist? Viele sagen, auch die Mohammedaner und die Juden glaubten an den einen Gott. Oder ist das trinitarische Gottesbild die Grenze?
Die Grenzziehung wäre mir nicht so wichtig, solange die anwesenden Katholiken und erst recht ihre Vor-Beter das tun, was Katholiken tun. Also z.B. ihr Gebet mit der trinitarischen Formel einleiten oder schließen. Wo das nicht möglich ist, können katholische Würdenträger nicht "auftreten" - was ich vom "anwesend sein auf den hinteren Plätzen" unterscheiden würde.
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lifestylekatholik
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von lifestylekatholik »

Bernado hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
Bernado hat geschrieben:Gegen gemeinsames Beten ist überhaupt nichts zu sagen.
Wo verläuft die Grenze, ab der gemeinsames Beten nicht mehr möglich ist? Viele sagen, auch die Mohammedaner und die Juden glaubten an den einen Gott. Oder ist das trinitarische Gottesbild die Grenze?
Die Grenzziehung wäre mir nicht so wichtig, solange die anwesenden Katholiken und erst recht ihre Vor-Beter das tun, was Katholiken tun. Also z.B. ihr Gebet mit der trinitarischen Formel einleiten oder schließen. Wo das nicht möglich ist, können katholische Würdenträger nicht "auftreten" - was ich vom "anwesend sein auf den hinteren Plätzen" unterscheiden würde.
Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, dass nichts dagegen einzuwenden sei, dass ich an einem Gottesdienst von Baptisten oder von Kopten aktiv teilnehme, solange ich dort am Abendmahl nicht teilnehme?
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cantus planus
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von cantus planus »

Aktiv teilnehmen würde ich nicht. Aber ich habe kein Problem damit, einem solchen Gottesdienst beizuwohnen. Das tue ich ja wenn es sich nicht vermeiden lässt auch im Novus Ordo, der mir oft mehr Ärgernis ist, als ein protestantisches Abendmahl.

Darüberhinaus sollte man den Besuch anderer Gottesdienste m. E. auf das Notwendigste beschränken: sei es aufgrund von Studien, dem Sammeln von Erfahrungen oder aus Höflichkeit gegenüber Gastgebern oder Familienangehörigen, die anderen Glaubensrichtungen angehören.

In keinem Fall darf mit der Anwesenheit in einem anderen Gottesdienst - der Begriff an sich wäre hier auch zu hinterfragen - ein Signal ausgesendet werden, dass diese Feier der katholischen Eucharistie auch nur annähernd ebenbürtig ist.
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Marion
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Marion »

Gab es das eigentlich irgendwann schonmal in den letzten 2000 Jahren (außer den neuesten Päpsten), daß Katholiken von Würdenträgern aufgefordert oder ermutigt wurden gemeinsam mit Schismatikern oder Häretikern zu beten? (egal für was)
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lifestylekatholik
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von lifestylekatholik »

cantus planus hat geschrieben:Aktiv teilnehmen würde ich nicht. Aber ich habe kein Problem damit, einem solchen Gottesdienst beizuwohnen
Ich weiß, ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt und hätte den Strangtitel klarer fassen sollen. Aber ich meinte nicht das »Beiwohnen«, also das Anwesendsein (aus Gründen der Höflichkeit), sondern schon den aktiven Mitvollzug, eben das Beten mit Häretikern und Schismatikern.
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cantus planus
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von cantus planus »

Das halte ich für nicht möglich und auch nicht zweckdienlich.

(Ich käme auch gar nicht auf die Idee.)
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Bernado
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Bernado »

lifestylekatholik hat geschrieben:verstehe, meinst du, dass nichts dagegen einzuwenden sei, dass ich an einem Gottesdienst von Baptisten oder von Kopten aktiv teilnehme, solange ich dort am Abendmahl nicht teilnehme?
Nein, diesmal nicht. Ich dachte insgesamt eher an diese "offiziellen" Gelegenheiten, bei denen die Vertreter der Konfessionen, ergänzt um einen Rabbi oder Mufti, gemeinsam aufzutreten pflegen.

An einem nicht-katholischen Gottesdienst kann man als Katholik nicht "aktiv teilnehmen". Man kann, wenn sich die Notwendigkeit stellt (familiärer Anlass z.B.) dabei sein, "doing the movements", wenn es denn sein muß, auf jeden Fall sich nicht störend oder provokativ verhalten - aber natürlich keinesfalls das "Abendmahl" empfangen, sich die Hände auflegen lassen usw. Man ist höflicher Gast.
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Kilianus
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Kilianus »

lifestylekatholik hat geschrieben: Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, dass nichts dagegen einzuwenden sei, dass ich an einem Gottesdienst von Baptisten oder von Kopten aktiv teilnehme, solange ich dort am Abendmahl nicht teilnehme?
Ich halte es im gegebenen Zusammenhang nicht für sinnvoll, Kopten und Baptisten mal eben so in eine Reihe zu stellen.

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Bernado
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Bernado »

Marion hat geschrieben:Gab es das eigentlich irgendwann schonmal in den letzten 2000 Jahren (außer den neuesten Päpsten), daß Katholiken von Würdenträgern aufgefordert oder ermutigt wurden gemeinsam mit Schismatikern oder Häretikern zu beten? (egal für was)
Das "Egal für was" kann man hier m.E. nicht stehenlassen. Und mit den Schismatikern und Häretikern wäre ich auch vorsichtig. Was die Schismatiker betrifft: Die Orthodoxern sind aus unserer Sicht Schismatiker - aber wir erkennen ihre Sakramente an und würden sie in hoher Not auch von ihnen empfangen wollen. Natürlich können wir auch mit ihnen gemeinsam beten. Papst Benedikt und Patriarch Bartholomäus haben bei der gemeinsamen Vesper zur Einleitung des Paulus-Jahres in Rom gezeigt, wie das geht. Ähnliche Gottesdienst hat es auch früher schon (in früheren Jahrhunderten) in Zeiten der Entspannung gegeben.

Schon eine Nummer schwieriger ist das mit den Anglikanern. Aber Vesper geht da auch. Solange sie mit uns unsere (bzw. traditionell gemeinsame) Gebete beten, gibt es da, wo kein Sakrament berührt wird, m.E. kein Problem. Der gemeinsame gute Wille reicht. Wo aber z.B. eine Gruppierung Anstoß an der Anrufung der allerheiligsten Jungfrau nähme und verlangt, daß solche Gebete aus der Liturgie gestrichen werden - da geht es nicht.

Viel mehr geht, wo ein weltlicher Anlaß - Friedensschluß, Verfassungsverabschiedung usw. - dadurch "aufgewertet" werden soll, daß "Vertreter der Religionen" Gebete sprechen. So etwas sollte dann aber auch nicht in der Kathedrale stattfinden, sondern im Amtssitz des Staatspräsidenten, damit kein falsches Zeichen gegeben wird. In so einem Fall würde es wenn nicht die Tolerenz, so doch der Respekt vor dem Gastgeber gebieten, daß man zwar nicht unbedingt gemeinsam betet, aber auch bei getrennten einander nachfolgenden Gebeten auf Dinge verzichtet, die bei den verehrten Kollegen von der anderen Fakultät schlecht ankämen. Ich denke, ein solcher Anlass bietet keinen keinen pflichtgemäß wahrzunehmenden "missionarischen Moment". Obwohl es natürlich schön wäre, sich etwas einfallen zu lassen.
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lifestylekatholik
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von lifestylekatholik »

Kilianus hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben: Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, dass nichts dagegen einzuwenden sei, dass ich an einem Gottesdienst von Baptisten oder von Kopten aktiv teilnehme, solange ich dort am Abendmahl nicht teilnehme?
Ich halte es im gegebenen Zusammenhang nicht für sinnvoll, Kopten und Baptisten mal eben so in eine Reihe zu stellen.
Warum nicht? Das war schon absichtlich, gerade auch um meine Frage klarer darzustellen.
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Nassos
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Nassos »

Ich weiß nicht, ob die "Schismatiker" dem römischen Katholiken in höchster Not die Sakramente erteilen würden. Normalerweise ist das nicht vorgesehen.

By the way: wo ist in der Hostie eigentlich das Brot und der Wein? Gibts das überhaupt noch bei Euch?

Vielen Dank und Gruß,
Nassos

P.S.: ein Verkünder des Evangeliums hat nicht mit Heterodoxen/Andersgläubigen zusammen zu beten. Egal aus welcher "Sparte" man es betrachtet.
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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lifestylekatholik
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von lifestylekatholik »

Nassos hat geschrieben:wo ist in der Hostie eigentlich das Brot und der Wein? Gibts das überhaupt noch bei Euch?
:hae?:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Kilianus
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Kilianus »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Kilianus hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben: Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, dass nichts dagegen einzuwenden sei, dass ich an einem Gottesdienst von Baptisten oder von Kopten aktiv teilnehme, solange ich dort am Abendmahl nicht teilnehme?
Ich halte es im gegebenen Zusammenhang nicht für sinnvoll, Kopten und Baptisten mal eben so in eine Reihe zu stellen.
Warum nicht? Das war schon absichtlich, gerade auch um meine Frage klarer darzustellen.
Zunächst einmal ist zu schauen, wie es zur Spaltung gekommen ist. Für die aus der Reformation hervorgegangenen Gemeinschaften scheint es mir evident, daß hier - wenn auch zumindest im Falle Luthers zum Teil unbeabsichtigt - Neuerungen produziert worden sind. Kurz gesagt: Da haben sich tatsächlich Gruppen von der Kirche abgespalten.

Im Falle der Orthodoxen, aber auch der Altorientialen - also jener Kirchen, die Weiheamt und damit die Grundzüge der rechtgläubigen Ekklesiologie bewahrt haben - ist die Situation ein wenig anders. Da finden wir Ortskirchen vor, die sich organisch entwickelt haben, so wie es die römische Kirche auch getan hat. Doch vor dem Hintergrund räumlich-politischer Trennung und kultureller Unterschiede haben sich die verschiedenen Gruppen in unterschiedliche Richtungen entwickelt.

Die Bezeichnung "Schismatiker" scheint mir da zu kurz gegriffen. Da hat nicht einfach jemand irgendwann gesagt: "Wir machen jetzt unseren eigenen Stiefel und pfeifen von nun ab auf das, was uns unser bisheriges Oberhaupt sagt." Und auch mit dem Begriff der Häresie habe ich da ein Problem.

Um das Beispiel der Altorientalen herauszugreifen: Die theologischen Gespräche der vergangenen Jahrzehnte haben – nicht nur auf der Basis fauler Formelkompromisse, sondern durchaus aufrichtig – gezeigt, dass die einschlägigen christologischen Differenzen im Kern ein Dissens um die rechte Ausdrucksweise waren und kein Dissens in der Sache.

Damit möchte ich jetzt nicht einer „Rückkehr der römischen Kirche zur Orthodoxie“ das Wort reden. Aber so sehr ich der Meinung bin, daß Ökumene mit den Protestanten im Kern immer nur Konvertitenunterricht sein kann, so sehr empfehle ich da Zurückhaltung gegenüber den Kirchen des Ostens. Und erinnere an jenes in der Tat unscharfe, in mancher Hinsicht vielleicht auch bewußt naive, aber dennoch nicht ganz verkehrte Wort Ratzingers, daß von ihnen nicht mehr an Primatslehre gefordert werden könne, als im ersten Jahrtausend formuliert und gelehrt wurde.

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lifestylekatholik
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von lifestylekatholik »

Kilianus hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:
Kilianus hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben: Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, dass nichts dagegen einzuwenden sei, dass ich an einem Gottesdienst von Baptisten oder von Kopten aktiv teilnehme, solange ich dort am Abendmahl nicht teilnehme?
Ich halte es im gegebenen Zusammenhang nicht für sinnvoll, Kopten und Baptisten mal eben so in eine Reihe zu stellen.
Warum nicht? Das war schon absichtlich, gerade auch um meine Frage klarer darzustellen.
Zunächst einmal ist zu schauen, wie es zur Spaltung gekommen ist. Für die aus der Reformation hervorgegangenen Gemeinschaften scheint es mir evident, daß hier - wenn auch zumindest im Falle Luthers zum Teil unbeabsichtigt - Neuerungen produziert worden sind. Kurz gesagt: Da haben sich tatsächlich Gruppen von der Kirche abgespalten.

Im Falle der Orthodoxen, aber auch der Altorientialen - also jener Kirchen, die Weiheamt und damit die Grundzüge der rechtgläubigen Ekklesiologie bewahrt haben - ist die Situation ein wenig anders. Da finden wir Ortskirchen vor, die sich organisch entwickelt haben, so wie es die römische Kirche auch getan hat. Doch vor dem Hintergrund räumlich-politischer Trennung und kultureller Unterschiede haben sich die verschiedenen Gruppen in unterschiedliche Richtungen entwickelt.

Die Bezeichnung "Schismatiker" scheint mir da zu kurz gegriffen. Da hat nicht einfach jemand irgendwann gesagt: "Wir machen jetzt unseren eigenen Stiefel und pfeifen von nun ab auf das, was uns unser bisheriges Oberhaupt sagt." Und auch mit dem Begriff der Häresie habe ich da ein Problem.

Um das Beispiel der Altorientalen herauszugreifen: Die theologischen Gespräche der vergangenen Jahrzehnte haben – nicht nur auf der Basis fauler Formelkompromisse, sondern durchaus aufrichtig – gezeigt, dass die einschlägigen christologischen Differenzen im Kern ein Dissens um die rechte Ausdrucksweise waren und kein Dissens in der Sache.

Damit möchte ich jetzt nicht einer „Rückkehr der römischen Kirche zur Orthodoxie“ das Wort reden. Aber so sehr ich der Meinung bin, daß Ökumene mit den Protestanten im Kern immer nur Konvertitenunterricht sein kann, so sehr empfehle ich da Zurückhaltung gegenüber den Kirchen des Ostens. Und erinnere an jenes in der Tat unscharfe, in mancher Hinsicht vielleicht auch bewußt naive, aber dennoch nicht ganz verkehrte Wort Ratzingers, daß von ihnen nicht mehr an Primatslehre gefordert werden könne, als im ersten Jahrtausend formuliert und gelehrt wurde.
Wolltest du mir damit irgendwas Neues sagen? :achselzuck:
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Christiane
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Christiane »

Darf ich, wenn ich bei den Protestanten bin (kommt extremst selten vor, wenige familäre Anlässe), das Vater Unser mitbeten?
"Die Demokratie feiert den Kult der Menschheit auf einer Pyramide von Schädeln." - Nicolás Gómez Dávila

"Gott kann machen, dass eine Communio entsteht zwischen dem Idiot und dem Arschloch." (Ausspruch auf einem NK-Gemeinschaftstag)

civilisation
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von civilisation »

Hallo Nassos,

zu Deiner Frage:

Ich will jetzt keine Dogmatik hier ausbreiten, deshalb nur der Verweis auf den Katechismus der Katholischen Kirche:
1390 Christus ist unter jeder der beiden Gestalten sakramental gegenwärtig. Deshalb kann auch dann die ganze Gnadenfrucht der Eucharistie empfangen werden, wenn nur unter der Gestalt des Brotes kommuniziert wird. Zu Recht ist aus pastoralen Gründen im lateinischen Ritus diese Art zu kommunizieren am gebräuchlichsten. Doch „ihre volle Zeichenhaftigkeit gewinnt die Kommunion, wenn sie unter beiden Gestalten gereicht wird. In dieser Form wird das Zeichen des eucharistischen Mahles auf vollkommenere Art zum Ausdruck gebracht" (IGMR 240). In den ostkirchlichen Riten ist dies die übliche Art zu kommunizieren.

Kilianus
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Kilianus »

lifestylekatholik hat geschrieben: Wolltest du mir damit irgendwas Neues sagen? :achselzuck:
Natürlich nicht. Neuerungen sind mir zuwider. Zumindest in der Theologie.

Falls diese Erkenntnise für Dich nichts Neues sind, dann stell' Deine Frage doch einfach entweder mit Blick auf die Kopten oder mit Blick auf die Baptisten. Das könnte helfen.

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Nassos
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Nassos »

Hallo civi,

genau darauf bezog ich mich. Vielen dank für die Antwort und bitte entschuldigt das kurze off topic.

Danke und Gruß,
Nassos
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Kilianus
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Kilianus »

Nassos hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob die "Schismatiker" dem römischen Katholiken in höchster Not die Sakramente erteilen würden. Normalerweise ist das nicht vorgesehen.

By the way: wo ist in der Hostie eigentlich das Brot und der Wein? Gibts das überhaupt noch bei Euch?

Vielen Dank und Gruß,
Nassos

P.S.: ein Verkünder des Evangeliums hat nicht mit Heterodoxen/Andersgläubigen zusammen zu beten. Egal aus welcher "Sparte" man es betrachtet.
Die Bitte um Unterscheidung zwischen "Spaltung" (Häresie/Schisma) einerseits und organischer, aber entfremdender Entwicklung verschiedener Ortskirchen andererseits geht natürlich nicht nur an die Adresse der Römer.

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Christiane
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Christiane »

Also ich hätte wirklich gern ne Antwort auf meine Frage, damit ich es bei der nächsten Gelegenheit richtig machen kann. Bisher habe ich es immer mitgebetet. Wenn das falsch war, werde ich es in Zukunft lassen.

Christiane
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anneke6
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von anneke6 »

Nassos hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob die "Schismatiker" dem römischen Katholiken in höchster Not die Sakramente erteilen würden. Normalerweise ist das nicht vorgesehen.
In Einzelfällen hat es das bereits gegeben. Es gab ja auch schon mal für ein paar Jahre tatsächlich Kommunionsspendung für Katholiken seitens des Moskauer Patriarchats. Ist zwar jetzt schon etwas länger her, aber es ist nicht komplett unmöglich.
Nassos hat geschrieben:IBy the way: wo ist in der Hostie eigentlich das Brot und der Wein? Gibts das überhaupt noch bei Euch?
Auch wenn die Hostie nicht aussieht wie ein klassisches Brot, so handelt es sich tatsächlich um Brot. Deshalb muß eine Hostie auch einen zumindest minimalen Anteil an Gluten enthalten. Wenn die Hostie ihre Brotgestalt verliert, z.B. durch Auflösen in Wasser, endet auch die Realpräsenz. Ansonsten hat civi ja auch einiges verlinkt.
???

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lifestylekatholik
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von lifestylekatholik »

Christiane hat geschrieben:Also ich hätte wirklich gern ne Antwort auf meine Frage, damit ich es bei der nächsten Gelegenheit richtig machen kann. Bisher habe ich es immer mitgebetet. Wenn das falsch war, werde ich es in Zukunft lassen.
Die Frage ist doch, warum solltest du dich im Gebet zum Herrn mit Menschen vereinen, die nicht bereit sind, Teil des mystischen Leibes des Herrn, der Kirche, zu werden und die die vom Herrn eingesetzten Apostelnachfolger schon ganz grundsätzlich nicht anerkennen? Kann das Gebet solcher Menschen dem Herrn überhaupt wohlgefällig sein?
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Bernado
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Bernado »

Christiane hat geschrieben:Also ich hätte wirklich gern ne Antwort auf meine Frage, damit ich es bei der nächsten Gelegenheit richtig machen kann. Bisher habe ich es immer mitgebetet. Wenn das falsch war, werde ich es in Zukunft lassen.
Ich sehe überhaupt keinen Grund, warum das falsch sein sollte.
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anneke6
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von anneke6 »

Christiane hat geschrieben:Also ich hätte wirklich gern ne Antwort auf meine Frage, damit ich es bei der nächsten Gelegenheit richtig machen kann. Bisher habe ich es immer mitgebetet. Wenn das falsch war, werde ich es in Zukunft lassen.

Christiane
Es ist für uns Katholiken nicht mehr kirchenrechtlich verboten. In wiefern es für Dich schädlich ist, kann hier im Forum keiner beurteilen, das mußt Du mit Deinem Beichtvater besprechen, wenn es Dir so sehr am Herzen liegt.
Allgemeiner Rat: Am besten gar nicht erst hingehen, dann erledigt sich die Frage des "Mit-Betens" von selbst.
???

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Nassos
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Nassos »

lifestylekatholik hat geschrieben:Die Frage ist doch, warum solltest du dich im Gebet zum Herrn mit Menschen vereinen, die nicht bereit sind, Teil des mystischen Leibes des Herrn, der Kirche, zu werden und die die vom Herrn eingesetzten Apostelnachfolger schon ganz grundsätzlich nicht anerkennen? Kann das Gebet solcher Menschen dem Herrn überhaupt wohlgefällig sein?
Bernado hat geschrieben:Ich sehe überhaupt keinen Grund, warum das falsch sein sollte.
Urks. Viel Spaß... :tuete:
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Christiane
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von Christiane »

lifestylekatholik hat geschrieben:
Christiane hat geschrieben:Also ich hätte wirklich gern ne Antwort auf meine Frage, damit ich es bei der nächsten Gelegenheit richtig machen kann. Bisher habe ich es immer mitgebetet. Wenn das falsch war, werde ich es in Zukunft lassen.
Die Frage ist doch, warum solltest du dich im Gebet zum Herrn mit Menschen vereinen, die nicht bereit sind, Teil des mystischen Leibes des Herrn, der Kirche, zu werden und die die vom Herrn eingesetzten Apostelnachfolger schon ganz grundsätzlich nicht anerkennen? Kann das Gebet solcher Menschen dem Herrn überhaupt wohlgefällig sein?
Ja, wenn man es so betrachtet. Ich hatte mich bisher bei der Frage ob mitbeten oder nicht, immer auf den Inhalt des Gebetes konzentriert und nicht so sehr darauf, wer da neben mir noch betet. Beinhaltet das Gebet Irrlehren oder nicht? So meine bisherige Herangehensweise. Das mit dem Vereinen (oder halt nicht vereinen) ist aber ein gutes Argument. So werde ich mich wohl künftig auf reine körperliche Anwesenheit beschränken. Wie sieht es mit Aufstehen, Hinsetzen aus. Wenn in einem protestantischen "Gottesdienst" aufgestanden wird, soll ich dann sitzen bleiben oder wäre das nur reine, überflüssige Provokation?

Christiane
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anneke6
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Re: Gemeinsames Beten mit Häretikern und Schismatikern.

Beitrag von anneke6 »

Am besten gar nicht erst hingehen. Und falls es einen vernünftigen Grund dafür gibt, zum Beispiel familiäre Verpflichtungen, Freundschaft…im protestantischen Gottesdienst sitzt man sowieso fast nur auf seinen vier Buchstaben, es fällt nicht auf, falls Du tatsächlich sitzenbleiben solltest. Und gerade bei solchen Veranstaltungen mit vielen Gästen wie Konfirmationen u.ä. sind immer auch welche in der Kirche, die gar nicht gläubig sind. Wenn die nicht Mitbeten empfindet das ja auch niemand als Affront.
Eine ältere Bekannte hat mir erzählt, daß in ihrer Jugendzeit der Pfarrer gesagt hatte, als die Kinder in einen evangelischen Gottesdienst von der Schule gehen sollten: "Steht zum Glaubensbekenntnis und Vaterunser nicht auf, betet nicht mit." Ob Mitsingen ebenfalls untersagt war, weiß ich nicht. Irgendwie schon etwas merkwürdig, wenn die dann etwas von "unserem" Angelus Silesius gesungen hätten.
???

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