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Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Montag 12. September 2011, 20:40
von cantus planus
Ich sehe überrascht, dass wir zur
"Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland" nicht einmal einen eigenen Strang haben. Dabei lohnt sich die Beschäftigung mit dieser Synode ungemein, zumal dieses beklagenswerte Ereignis bis heute gravierende Nachwirkungen in der deutschen Kirche zeigt.
Hier ein Link auf die einschlägigen Dokumente auf den Seiten der Deutschen Bischofskonferenz:
http://www.dbk-shop.de/de/Deutsche-Bisc ... uemer.html
Anlaß zur Eröffnung dieses Strang ist für mich, dass in den letzten Tagen häufiger auf die Würzburger Synode hier im Forum hingewiesen wurde, und ich über
diesen Artikel stolperte, in dem behauptet wird, der junge Joseph Ratzinger habe damals die Synode verlassen, als er erkannte, "daß sie in die falsche Richtung drängte und ein Gegenwirken sinnlos war."
Gibt es für diese Bemerkung einen Beleg? Wird das in des Papstes Autobiographie erwäht, die ich zwar vor Jahren gelesen habe, aber in der mir derzeit konkrete Aussagen zu dieser Synode nicht erinnerlich sind?
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Montag 12. September 2011, 21:52
von holzi
cantus planus hat geschrieben:Ich sehe überrascht, dass wir zur
"Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland" nicht einmal einen eigenen Strang haben. Dabei lohnt sich die Beschäftigung mit dieser Synode ungemein, zumal dieses beklagenswerte Ereignis bis heute gravierende Nachwirkungen in der deutschen Kirche zeigt.
Hier ein Link auf die einschlägigen Dokumente auf den Seiten der Deutschen Bischofskonferenz:
http://www.dbk-shop.de/de/Deutsche-Bisc ... uemer.html
Anlaß zur Eröffnung dieses Strang ist für mich, dass in den letzten Tagen häufiger auf die Würzburger Synode hier im Forum hingewiesen wurde, und ich über
diesen Artikel stolperte, in dem behauptet wird, der junge Joseph Ratzinger habe damals die Synode verlassen, als er erkannte, "daß sie in die falsche Richtung drängte und ein Gegenwirken sinnlos war."
Gibt es für diese Bemerkung einen Beleg? Wird das in des Papstes Autobiographie erwäht, die ich zwar vor Jahren gelesen habe, aber in der mir derzeit konkrete Aussagen zu dieser Synode nicht erinnerlich sind?
Mich treibt da eine andere Frage um: es nahmen ja damals nur die westdeutschen Bistümer teil? Was ist dann mit denen aus der "Zone"? Dürfen die das dann getrost ignorieren? Die Glücklichen...

Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Dienstag 13. September 2011, 09:39
von cantus planus
Eine berechtigte Frage. Ich nehme an, dass die Beschlüsse der Würzburger Synode für die gesamte "Deutsche Bischofskonferenz" Geltung haben sollten, und daher auch für die ostdeutschen Diözesen, bzw. die damaligen Apostolischen Administraturen nach der Wiedereinigung beider Landesteile einfach übernommen wurden.
Ob das so zulässig ist oder überhaupt jemals irgendwie formell festgelegt, wäre zu untersuchen.
Interessant wäre ebenso die Frage, was mit der "Pastoralsynode der katholischen Kirche in der DDR" (1973-1975) und ihren Ergebnissen geschehen ist. Ferner würde mich interessieren, ob diese Synode in den zu recht zu kritisierenden Bereichen einen anderen Weg gegangen ist als das Würzburger Gegenstück.
Ich gestehe, dass ich mich mit der DDR-Synode nie befasst habe. Gibt es hier jemanden (Robert vielleicht?), der mal einen Blick in die entsprechenden Dokumente geworfen hat?
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Dienstag 13. September 2011, 09:44
von cantus planus
Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass ein ostdeutscher Bischof jemals die Beschlüsse der "Würzburger Synode" zitiert hätte. Das tun die jüngeren Bischöfe im Westen und Süden Deutschlands allerdings auch nicht. Man kann eben hoffen, dass die Zeit endlich über diese verwerfliche Räubersynode hinweggeht. Aber wir sehen auch, dass es noch immer einzelne Bischöfe gibt, die fanatisch daran festhalten wollen, obgleich sie auf die nicht mehr zu übersehende Erfolglosigkeit und das Unverständnis der jungen Gläubigen für die Stossrichtung vieler Beschlüsse keine Antwort haben.
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Dienstag 13. September 2011, 11:38
von Kilianus
Ich meine mich dunkel zu erinnern, daß mangels römischer Bestätigung keines der Dokumente jemals einen wirklich bindenden Status erlangt hätte.
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Dienstag 13. September 2011, 12:53
von Peti
cantus planus hat geschrieben:Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass ein ostdeutscher Bischof jemals die Beschlüsse der "Würzburger Synode" zitiert hätte. Das tun die jüngeren Bischöfe im Westen und Süden Deutschlands allerdings auch nicht. Man kann eben hoffen, dass die Zeit endlich über diese verwerfliche Räubersynode hinweggeht. Aber wir sehen auch, dass es noch immer einzelne Bischöfe gibt, die fanatisch daran festhalten wollen, obgleich sie auf die nicht mehr zu übersehende Erfolglosigkeit und das Unverständnis der jungen Gläubigen für die Stossrichtung vieler Beschlüsse keine Antwort haben.
Von Bischof Wanke gibt es in "Christ in der Gegenwart" einen Aufsatz über das Synodenpapier "Unsere Hoffnung":
http://www.christ-in-der-gegenwart.de/a ... ag=2169586
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 09:29
von Niels
"Beschlüsse der Würzburger Synode noch immer aktuell":
http://www.katholikentag.de/aktuell_21 ... zburg.html

Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 09:36
von Sascha B.
Dass wir Lektorinnen und Kommunionhelferinnen haben – das sind Resultate der Synode."
Sind selbige also ein rein Deutsches Problem? Oder zogen andere Länder nach und führten diesen Blödsinn auch ein?
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 11:19
von Gallus
Im Mittelpunkt der Synode stand das vom Konzil wieder entdeckte biblische Bild der Kirche als "Volk Gottes", das die Fixierung auf Kleriker überwinden helfen sollte.
Wäre ja an sich nicht schlimm, dummerweise denken die sich das "Volk Gottes" aber wohl als moderne, konstitutionelle Monarchie. Gott, als himmlische Queen Elizabeth II, darf einmal im Jahr zum Geburtstag eine Parade abnehmen, aber der Rest wird demokratisch entschieden.
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 11:47
von Clemens
Sascha B. hat geschrieben:Dass wir Lektorinnen und Kommunionhelferinnen haben – das sind Resultate der Synode."
Sind selbige also ein rein Deutsches Problem? Oder zogen andere Länder nach und führten diesen Blödsinn auch ein?
Warum ist das eigentlich ein Problem?
(Ich - als Gegner der Frauenordination wohlgemerkt! - habe jedenfalls damit bisher keines. Aber vielleicht übersehe ich ja etwas wichtiges?)
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 12:19
von Protasius
Clemens hat geschrieben:Sascha B. hat geschrieben:Dass wir Lektorinnen und Kommunionhelferinnen haben – das sind Resultate der Synode."
Sind selbige also ein rein Deutsches Problem? Oder zogen andere Länder nach und führten diesen Blödsinn auch ein?
Warum ist das eigentlich ein Problem?
(Ich - als Gegner der Frauenordination wohlgemerkt! - habe jedenfalls damit bisher keines. Aber vielleicht übersehe ich ja etwas wichtiges?)
Weil Lektoren und Akolythen eigentlich eine bischöfliche Beauftragung haben sollten, die de facto nur an Seminaristen gespendet wird (nicht im Sinne des Erfinders, wohlgemerkt). Normale Laien können dazu herangezogen werden, dies aber nur im Notfall.
Diese Beauftragung kann nur an Männer gespendet werden, weil das so im Pontificale drin steht. Es handelt sich dabei um die Nachkommen der niederen Weihen (die auch de facto nur Seminaristen gespendet wurden/werden, obwohl das Tridentinum wollte, daß Küster, Ministranten, Lektoren etc. die ihrem Dienst entsprechende Weihe haben), die aus uralter Tradition nur an Männer gespendet werden.
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 12:33
von cantus planus
Das Problem fängt schon bei Laien (männlich wie weiblich) im Altarraum an. Aber das versteht heute fast niemand mehr.
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 12:35
von Raphaela
Protasius hat geschrieben:Weil Lektoren und Akolythen eigentlich eine bischöfliche Beauftragung haben sollten, die de facto nur an Seminaristen gespendet wird (nicht im Sinne des Erfinders, wohlgemerkt). Normale Laien können dazu herangezogen werden, dies aber nur im Notfall.
Diese Beauftragung kann nur an Männer gespendet werden, weil das so im Pontificale drin steht. Es handelt sich dabei um die Nachkommen der niederen Weihen (die auch de facto nur Seminaristen gespendet wurden/werden, obwohl das Tridentinum wollte, daß Küster, Ministranten, Lektoren etc. die ihrem Dienst entsprechende Weihe haben), die aus uralter Tradition nur an Männer gespendet werden.
Ist aber im Katechismus etwas anders formuliert. Da steht von den Aufgaben des gemeinsamem Priestertums. Und dazu gehört übrigens auch noch der Kirchenchor.
Und es steht im Katechismus auch, dass die damit Beauftragten eben nicht das Sakrament der Priesterweie empfangen! (Siehe Nr. 1143)
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 12:38
von lifestylekatholik
cantus planus hat geschrieben:Das Problem fängt schon bei Laien (männlich wie weiblich) im Altarraum an. Aber das versteht heute fast niemand mehr.
Raphaeloa hat geschrieben:Ist aber im Katechismus etwas anders formuliert. Da steht von den Aufgaben des gemeinsamem Priestertums. … Und es steht im Katechismus auch, dass die damit Beauftragten eben nicht das Sakrament der Priesterweie empfangen! (Siehe Nr. 1143)
Q. e. d.
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 12:38
von cantus planus
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 12:39
von taddeo
Protasius hat geschrieben:Diese Beauftragung kann nur an Männer gespendet werden, weil das so im Pontificale drin steht.
Vor allem steht das im CIC drin, es ist somit universalgültiges Kirchenrecht.
Das ist auch der gravierendste Unterschied zwischen einem echten Lektor oder Akolythen und einem normalen Vorleser oder Kommunionhelfer: Lektor und Akolyth ist man nicht nur für die eigene Pfarrei, sondern für das ganze Bistum und die universale Kirche. Genau wie ein Priester überall auf der Welt zelebrieren darf, darf ein Akolyth überall ohne neuerliche Erlaubnis des jeweiligen Ordinarius diesen Dienst ausüben (natürlich konkret nur im Auftrag des jeweiligen Zelebranten). Genau wie bei den Niederen Weihen.
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 12:42
von Raphaela
cantus planus hat geschrieben:

Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 12:52
von taddeo
cantus planus hat geschrieben:Das Problem fängt schon bei Laien (männlich wie weiblich) im Altarraum an. Aber das versteht heute fast niemand mehr.
Die schlimmsten Laien im Altarraum sind eindeutig die geweihten Laien. Da treiben sich so oft Leute herum, die ihren Job wirklich absolut laienhaft ausüben, ohne jede Ahnung von elementaren Regeln.
Aber das versteht heute fast niemand mehr.
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Samstag 19. Mai 2012, 13:12
von lifestylekatholik
taddeo hat geschrieben:Die schlimmsten Laien im Altarraum sind eindeutig die geweihten Laien. Da treiben sich so oft Leute herum, die ihren Job wirklich absolut laienhaft ausüben, ohne jede Ahnung von elementaren Regeln.
Aber das versteht heute fast niemand mehr.
cantus planus hat geschrieben:Das Problem fängt schon bei Laien (männlich wie weiblich) im Altarraum an. Aber das versteht heute fast niemand mehr.
Wie ich sehe, hat Cantus recht. Mit beiden Sätzen.
Re: Würzburger Synode (1971-1975)
Verfasst: Dienstag 24. Juli 2012, 19:41
von Juergen
Natürlich sind die Beschlüsse noch aktuell - zumindest manche.
Aber vermutlich hat das ZdK solche wie das Folgende nicht im Sinn.
In dem Beschluß "Unsere Hoffnung" findet sich unter der Überschrift "Weg in den Gehorsam des Kreuzes" folgendes.
Ein Leben in der Nachfolge ist ein Leben, das sich in diese Armut des Gehorsams Jesu stellt. Im Gebet wagen wir diese Armut, die unkalkulierte Auslieferung unseres Lebens an den Vater. Aus dieser Haltung erwächst das lebendige Zeugnis vom Gott unserer Hoffnung inmitten unserer Lebenswelt.
Der Preis für dieses Zeugnis ist hoch, das Wagnis dieses Gehorsams ist groß, es führt in ein Leben zwischen vielen Fronten....
Wenn unser kirchliches Leben diese Wege in die Nachfolge geht, wird es auch seine eigenen Kreuzeserfahrungen machen. Aber vielleicht sind wir im kirchlichen Leben unseres Landes selbst schon zu fest und unbeweglich in die Systeme und Interessen unseres gesellschaftlichen Lebens eingefügt. Vielleicht haben wir uns inzwischen selbst schon zu sehr anpassen lassen, indem wir weitgehend jenen Platz und jene Funktion eingenommen haben, die uns nicht einfach der Wille Gottes, sondern der geheimnislose Selbsterhaltungswille unserer totalen Bedürfnisgesellschaft und das Interesse an ihrem reibungslosen Ablauf zudiktiert haben. Vielleicht erwecken wir schon zu sehr den Anschein einer gesellschaftlichen Einrichtung zur Beschwichtigung von schmerzlichen Enttäuschungen, zur willkommenen Neutralisierung von unbegriffenen Ängsten und zur Stillegung gefährlicher Erinnerungen und unangepaßter Erwartungen. Der Gefahr einer solchen schleichenden Anpassung an die herrschenden gesellschaftlichen Erwartungen, der Gefahr, als Kreuzesreligion zur Wohlstandsreligion zu werden, müssen wir ins Auge sehen. Denn wenn wir ihr wirklich verfallen, dienen wir schließlich keinem, nicht Gott und nicht den Menschen.
Bei soviel Papier, wie die Synode produziert hat, findet man eben auch sowas
