Mission heute

Allgemein Katholisches.
azs
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Mission heute

Beitrag von azs »

In der letzten Zeit kommt mir immer deutlicher ein Problem vor Augen, dass nun auch in einer unserer Vorlesungen thematisiert wurde:

einerseits gibt es die Aussagen Jesu über ihn als einzigen Weg zum Heil ("Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet - wer nicht glaubt, wird verdammt werden" u.ä.), woraus sich natürlich ein großer Missionswille der Christenheit ergeben würde, andererseits diese enorme Betonung des allgemeinen Heilswillens Gottes durch die Kirche in den letzten Jahrzehnten. Wenn ich das Christentum als einzigen Weg zum Heil und als einzige Wahrheit betrachte, würde mir natürlich alles daran gelegen sein, dass sich möglichst viele Menschen bekehren. Wenn jedoch auch die anderen Religionen Wahrheit enthalten und auch dort Menschen gerettet werden, dann stellt sich doch die Frage, warum diese Menschen überhaupt Christen werden sollten? Früher waren alle Gläubigen unter den oft zitierten Worten wie "Rette deine Seele" oder als "Seelenfänger" unterwegs. Heute scheint es, als seien die Argumente für Mission und Umkehr irgendwie nur noch schwach vorhanden und in einem riesigen Relativismus untergegangen.

Der Islam missioniert sehr intensiv, auf Grund seiner einfach gehaltenen Logik: Bist du Moslem und Gott ist dir gnädig, kommt du ins Paradies, bist du kein Moslem kommst du in die Hölle. Da wir Christen aber so nicht (mehr?) denken, scheint unser Missionswille total zu verpuffen.

Natürlich ist mir klar, dass es auch für Menschen anderer Religionen einen Weg zu Gott geben kann. Aber was antwortet man, wenn einen jemand fragt: "Warum sollte ich Christ werden?". Was ist die Identität der Kirche bzgl. der anderen Religionen? Was würdet ihr antworten? Wie steht die Kirche zu dieser Frage? Wie seht ihr dieses Problem? Wie geht ihr mit Andersgläubigen um?
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lifestylekatholik
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von lifestylekatholik »

azs hat geschrieben:Aber was antwortet man, wenn einen jemand fragt: "Warum sollte ich Christ werden?". Was ist die Identität der Kirche bzgl. der anderen Religionen? Was würdet ihr antworten? Wie steht die Kirche zu dieser Frage? Wie seht ihr dieses Problem? Wie geht ihr mit Andersgläubigen um?
lifestylekatholik hat geschrieben:
Krümel hat geschrieben:- Was sind eurer Meinung nach die "Vorzüge" der katholischen Kirche im Gegensatz zur evangelischen?
Wer den katholischen Glauben nicht bewahrt, kann nicht gerettet werden und kommt in die Hölle. Dort ist es auf Dauer ein wenig unangenehm.
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

azs
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von azs »

Also kommt nach deiner Meinung jeder Nichtkatholik in die Hölle?
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cantus planus
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von cantus planus »

Mein Umgang mit Andersgläubigen ist freundlich, offen und diskussionsbereit. Aber natürlich ist es für mich überhaupt keine Frage, dass mein Glaube unwahr sein oder die Religion der Mohammedaner oder Buddhisten wahr wäre. Den nachkonziliaren unlogischen Unsinn, der in die Theologie eingedrungen ist, habe ich in diesem Punkt - im Gegensatz zu einigen anderen meiner früheren Ansichten, die ich ändern musste - nie rezipiert.

Und selbstverständlich ist es keine Frage, dass es notwendig ist, der katholischen Kirche anzugehören. Dass nicht jeder bereit ist, dies anzunehmen, ist eines der großen Mysterien der Freiheit, die Gott seinen Geschöpfen gegeben hat. In diesem Fall nehme ich die Leute ins Gebet auf, wenn sie nicht in der Lage sind, Gottes Wort anzunehmen.

Man hüte sich vor angeblich christlichen Lehrern, die anderes behaupten und das unmißverständliche Wort Gottes hinwegbagatellisieren.
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lifestylekatholik
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von lifestylekatholik »

azs hat geschrieben:Also kommt nach deiner Meinung jeder Nichtkatholik in die Hölle?
Quicumque vult salvus esse, ante omnia opus est, ut teneat catholicam fidem. Quam nisi quisque integram inviolatamque servaverit, absque dubio in æternum peribit.

… fides catholica, quam nisi quisque fideliter firmiterque crediderit, salvus esse non poterit.
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azs
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von azs »

Also wenn ihr mit Andersgläubigen redet, sagt ihr denen, dass sie bei Verharren in ihrem Glauben in die Hölle kommen?
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Marion
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von Marion »

azs hat geschrieben:Also wenn ihr mit Andersgläubigen redet, sagt ihr denen, dass sie bei Verharren in ihrem Glauben in die Hölle kommen?
Wenn sie es nicht selber wissen muss man es schon sagen. Ist mir aber noch nicht passiert. Die Leute wissen nämlich schon, daß die Kirche das traditionell so lehrt.
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azs
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von azs »

Ich muss sagen dass mir das aufgrund der heutigen (Über)Betonung von Ökumene und allgemeinem Heilswillen nicht sonderlich bewusst ist/war. Aber kann man das überhaupt so pauschal sagen? Bei Gesprächen mit Andersgläubigen (vor allem Moslems) lehren das ja beide Seiten, wird also wahrscheinlich nicht so die konstruktive Unterhaltung werden :D.
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Sascha B.
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von Sascha B. »

Ich kenne keinen einzigen römisch-katholischen Priester der das glaubt. Laien eigentlich auch keine, wobei die ja auch ehe von der Allerlösung ausgehen und nicht einmal ein christlicher Glaube nötig ist :pfeif:
Der Kreuzgang ist doch total am Ende.

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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von lifestylekatholik »

azs hat geschrieben:Ich muss sagen dass mir das aufgrund der heutigen (Über)Betonung von Ökumene und allgemeinem Heilswillen nicht sonderlich bewusst ist/war. Aber kann man das überhaupt so pauschal sagen? Bei Gesprächen mit Andersgläubigen (vor allem Moslems) lehren das ja beide Seiten, wird also wahrscheinlich nicht so die konstruktive Unterhaltung werden :D.
Äh, natürlich bringt es i. d. R. nichts, wenn ich dem türkischen Gemüsehändler sage: »Zwei Kilo Renetten und außerdem kommen Sie in die Hölle, wenn Sie sich nicht bekehren und taufen lassen.«

Oder wie hast du dir das vorgestellt? :achselzuck:
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von lifestylekatholik »

Deo iuvante hat geschrieben:Ich kenne keinen einzigen römisch-katholischen Priester der das glaubt.
Dafür bist du allerdings selber verantwortlich.
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cantus planus
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von cantus planus »

azs hat geschrieben:Ich muss sagen dass mir das aufgrund der heutigen (Über)Betonung von Ökumene und allgemeinem Heilswillen nicht sonderlich bewusst ist/war. Aber kann man das überhaupt so pauschal sagen? Bei Gesprächen mit Andersgläubigen (vor allem Moslems) lehren das ja beide Seiten, wird also wahrscheinlich nicht so die konstruktive Unterhaltung werden :D.
Das ist egal. Und gerade aus Standpunkten ergibt sich ja überhaupt eine konstruktive Unterhaltung. Wäre das Gegenteil der Fall, lägen der Unterhaltung die heute modernen Scheingemeinsamkeiten zugrunde.

Gott hat uns in seinem Sohn Jesus Christus, in den Aposteln und der heiligen Kirche ganz objektive Maßstäbe gegeben, die zu unserer und aller Rettung notwendig sind. Objektiv ist klar, dass man ohne die Kirche nicht gerettet werden kann. Dass es subjektiv dazu viele Wege gehen kann, ist etwas anders und berührt nicht die Lehre. Und natürlich können wir nicht voraussagen, wie Gottes Strafgericht und seine Barmherzigkeit ausfallen werden. Das berührt die Sphäre des Göttlichen, von der Christus uns sagte, dass nur der Vater darum weiss.

Wir müssen also hier in dieser zeitlichen Welt von den Maßstäben ausgehen, die Christus uns im Namen des Vaters offenbart hat, und an dem Festhalten, was der Heilige Geist in und durch die Kirche lehrt.
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cantus planus
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von cantus planus »

Deo iuvante hat geschrieben:Ich kenne keinen einzigen römisch-katholischen Priester der das glaubt.
Man halte sich eben von der Konzilskirche fern.
Deo iuvante hat geschrieben:Laien eigentlich auch keine, wobei die ja auch ehe von der Allerlösung ausgehen und nicht einmal ein christlicher Glaube nötig ist :pfeif:
Diese pauschale Unterstellung weise ich zurück.
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Sascha B.
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von Sascha B. »

cantus planus hat geschrieben:
Deo iuvante hat geschrieben:Laien eigentlich auch keine, wobei die ja auch ehe von der Allerlösung ausgehen und nicht einmal ein christlicher Glaube nötig ist :pfeif:
Diese pauschale Unterstellung weise ich zurück.
Ich bezog mich eigentlich auf die Gläubigen vor Ort welche ich persönlich kenne. Klar gibt es auch andere, die scheinen aber eher selten zu sein.
Der Kreuzgang ist doch total am Ende.

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cantus planus
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von cantus planus »

Deo iuvante hat geschrieben:
cantus planus hat geschrieben:
Deo iuvante hat geschrieben:Laien eigentlich auch keine, wobei die ja auch ehe von der Allerlösung ausgehen und nicht einmal ein christlicher Glaube nötig ist :pfeif:
Diese pauschale Unterstellung weise ich zurück.
Ich bezog mich eigentlich auf die Gläubigen vor Ort welche ich persönlich kenne. Klar gibt es auch andere, die scheinen aber eher selten zu sein.
Naja, fünfzig Jahre fehlende Katechese haben eben einen weiten unbestellten Acker hinterlassen. Aber erfreulicherweise besinnen sich gerade junge Katholiken wieder auf die alten Grundsätze.
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taddeo
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von taddeo »

cantus planus hat geschrieben:
Deo iuvante hat geschrieben:Ich kenne keinen einzigen römisch-katholischen Priester der das glaubt.
Man halte sich eben von der Konzilskirche fern.
cantus planus hat geschrieben:Diese pauschale Unterstellung weise ich zurück.

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cantus planus
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von cantus planus »

Du bist da nicht objektiv, du postkonziliare Berührungsreliquie! :breitgrins:
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lifestylekatholik
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von lifestylekatholik »

azs hat geschrieben:Bei Gesprächen mit Andersgläubigen (vor allem Moslems) lehren das ja beide Seiten
So pauschal ist das übrigens auch Tinnef:
Fragen zum Islam hat geschrieben:2. Kommen also nur Muslime in den Himmel?

[…] Somit sagen wir grundsätzlich, dass Muslime, sofern Allah ihnen die Gunst erweist und sie ihre Pflichten erfüllen, ins Paradies kommen. Was nun diejenigen angeht, die diese Religion, die Hingabe an den allmächtigen Gott, ablehnen, so kann man nur sagen, dass derjenige, der den Islam bewusst ablehnt, nicht in das Paradies eingehen wird. Der Prophet Muhammed sagte in einer Überlieferung:

„Abu Huraira berichtet, das Muhammed sagte: „Bei dem, in dessen Hand mein Leben ist: Derjenige von den Juden und Christen, der von mir hört und das ablehnt, womit ich gesandt wurde und in diesem Zustand stirbt, er wird ein Bewohner des Höllenfeuers sein.“
(Muslim :: Book 1 : Hadith 284)

Wichtig ist hier die genannte Bedingung, dass sie die Botschaft zunächst vernehmen und bewusst ablehnen müssen.

Was nun diejenigen betrifft, die die Botschaft des Islams nicht erreicht hat, so werden sie hierfür nicht verurteilt sondern werden nach anderen Maßstäben beurteilt. Allah sagt demgemäß im Koran:

„[...] Und Wir bestrafen nicht, bevor wir einen Gesandten geschickt haben.“
(Sura 17, Vers 15)

In einem solchen Fall also kann kein Muslim sich das Recht herausnehmen, über den jenseitigen Aufenthalt eines Menschen, den die Botschaft des Islam nicht klar erreicht hat, zu urteilen.

Hier sei angemerkt, dass der Kern des Islams, der - wie bereits erwähnte - Glaube an den einen, einzigen Schöpfer ist und ihm keine Götzen, Nebengötter oder negative Eigenschaften zuzuschreiben. Man sieht, dass viele Menschen diesen Glauben verinnerlichen, ohne je vom Islam gehört zu haben und auch viele Menschen sind durch diesen Glauben – der dem Menschen von Natur aus inne liegt – dem Islam oft näher als sie denken. So sagte der Prophet Muhammed:

„Abu Huraira berichtet, dass der Gesandte Allahs sagte:
Jedes Kind wird mit der natürlich Veranlagung für den Islam (arab.: Fitra) geboren.
Daraufhin sagte er: Sagt: In der Veranlagung in der Allah den Menschen erschaffen hat, gibt es keine Abweichung zur wahren Religion.“
(Muslim Book 33 : Hadith 6425)

Das heißt, der Islam lehrt, dass jeder Mensch von Grund auf den Grundgedanken des Islams verinnerlicht hat, diesen also nur durch äußere Einflüsse während seines Lebens verliert. Da es aber viele Menschen gibt, die diesen Glauben in ihrem Herzen haben – ohne den Islam zu kennen und ohne zu wissen, dass dies der Weg des Islams ist – können wir davon ausgehen, dass jenen das Paradies (so Allah es will) ebenfalls zu Teil werden kann.
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ChrisCross
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von ChrisCross »

Ein Gespräch mit säkularen Muslimen ist wohl deutlich angenehmer als mit dem gewöhnlichen Gewohnheits-Relativisten-Agnostiker. Da beißt man für gewöhnlich beim Apell an den gesunden Menschenverstand und die Logik auf Granit, oder wie geht ihr damit um?
Tu excitas, ut laudare te delectet, quia fecisti nos ad te et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te.
Augustinus Conf. I. 1

azs
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von azs »

lifestylekatholik hat geschrieben:So pauschal ist das übrigens auch Tinnef.
Ist ja ganz nett was der Herr da schreibt, beschreibt aber ganz sicher nicht die Realität dessen, was in Moscheen verkündet wird und in den Köpfen der meisten Moslems abgeht ;).

Mal anders gefragt: wenn für das Heil die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche notwendig ist, wie geht ihr dann mit den anderen Religionen um? Die denken ja von sich in Großteilen auch, dass sie den Weg der Wahrheit gehen - also was tut ihr?
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Sempre
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von Sempre »

azs hat geschrieben:
lifestylekatholik hat geschrieben:So pauschal ist das übrigens auch Tinnef.
Ist ja ganz nett was der Herr da schreibt, beschreibt aber ganz sicher nicht die Realität dessen, was in Moscheen verkündet wird und in den Köpfen der meisten Moslems abgeht ;).

Mal anders gefragt: wenn für das Heil die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche notwendig ist, wie geht ihr dann mit den anderen Religionen um? Die denken ja von sich in Großteilen auch, dass sie den Weg der Wahrheit gehen - also was tut ihr?
Ich verstehe die Frage nicht: also was tut ihr?

Wenn jemand wenigstens schon mal kein Relativist ist und wert auf die Wahrheit legt, kann man wenigstens vernünftig mit ihm reden.

Ich frage mal umgekehrt:

1.) Wie will denn ein "Katholik" missionieren, der an Allerlösung glaubt? So nach dem Motto: Katholik sein ist ne tolle Sache, aber wenn Du keine Lust drauf hast - auch egal?

2.) Was tun, wenn der Zeitgenosse sagt: Alle Religionen sind mehr oder weniger gleich wahr. Ich pflege diejenige, die mir gerade in den Kram passt.
Niemals sei gesagt es werde je zugelassen, daß ein zum Leben prädestinierter Mensch sein Leben ohne das Sakrament des Mittlers beendet. (St. Augustin, Gegen Julian, V-4)

azs
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von azs »

Sempre hat geschrieben:Wie will denn ein "Katholik" missionieren, der an Allerlösung glaubt? So nach dem Motto: Katholik sein ist ne tolle Sache, aber wenn Du keine Lust drauf hast - auch egal?
Eben das ist meine Eingangsfrage gewesen. In Nostra Aetate werden die anklingenden Wahrheitsaspekte in den verschiedenen Religionen gewürdigt. So weit so gut. Aber was fangen wir damit an - vor allem, wenn andere Religionen von sich der Überzeugung sind, dass sie auf dem Weg der Wahrheit sind? Vielleicht könnte man auch fragen:

Wie argumentiert ihr gegenüber anderen Religionen die Wahrheit des Katholizismus?
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marcus-cgn
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Missionierung heute?

Beitrag von marcus-cgn »

Hat die katholische Kirche angesichts vieler Moslems in Deutschland einen Missionierungsauftrag?

Darf die katholische Kirche private Vereine unterstützen die Immigranten in Deutschland missionieren wollen?

Was ist von Sportvereinen oder Nachhilfeinstuten zu halten, die moslemische Jugendliche über den Sport bzw. Nachhilfeunterricht zum Christentum führen wollen.

Darf man es öffentlich als geglückte Integration bezeichnen, wenn moslemische Jugendliche sich taufen lassen oder sollte man diesen Vorgang möglichst geheim halten um Niemanden zu provozieren?

Gibt es Bischöfe die einer Mission offen gegenüberstehen und private katholische Vereine unterstützen oder vollzieht sich deren Tätigkeit im Untergrund?

Tritonus
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Re: Missionierung heute?

Beitrag von Tritonus »

marcus-cgn hat geschrieben:Darf man es öffentlich als geglückte Integration bezeichnen, wenn moslemische Jugendliche sich taufen lassen oder sollte man diesen Vorgang möglichst geheim halten um Niemanden zu provozieren?
Taufe als Mittel zur "geglückten Integration", das riecht mir ziemlich streng (unter anderem nach Heinrich Heines beißendem Spott: "Der Taufzettel ist das Entreebillet zur europäischen Kultur").

Heute, 150 Jahre später, ist keinerlei Taufe mehr erforderlich, um sich in Europa erfolgreich zu "integrieren". Atheist oder Agnostiker sein tut's mindestens genauso gut, vielleicht sogar besser. Ich würde mich also hüten, bei einer Taufe mögliche gesellschaftliche Nebeneffekte zu nennen oder gar zu betonen. Nicht weil ich niemanden provozieren will, sondern weil gesellschaftliche Nebeneffekte zeitbedingt kommen und gehen können, der Sinn und Zweck einer Taufe aber bleibt.

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marcus-cgn
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Re: Missionierung heute?

Beitrag von marcus-cgn »

Tritonus hat geschrieben:
marcus-cgn hat geschrieben:Darf man es öffentlich als geglückte Integration bezeichnen, wenn moslemische Jugendliche sich taufen lassen oder sollte man diesen Vorgang möglichst geheim halten um Niemanden zu provozieren?
Taufe als Mittel zur "geglückten Integration", das riecht mir ziemlich streng (unter anderem nach Heinrich Heines beißendem Spott: "Der Taufzettel ist das Entreebillet zur europäischen Kultur").

Heute, 150 Jahre später, ist keinerlei Taufe mehr erforderlich, um sich in Europa erfolgreich zu "integrieren". Atheist oder Agnostiker sein tut's mindestens genauso gut, vielleicht sogar besser.
Ich sehe die Taufe auch nicht als Instrument zur Integration. Es geht mehr um die Frage, ob eine Mission unter hier lebenden Ausländern gesellschaftlich und/oder kirchlich wünschenswert wäre. Es geht nicht Zustände im Zeitalter des Dreißigjährigen Kriegs herzustellen.

Tritonus
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Re: Missionierung heute?

Beitrag von Tritonus »

marcus-cgn hat geschrieben:Hat die katholische Kirche angesichts vieler Moslems in Deutschland einen Missionierungsauftrag?
Den hat sie immer. Auch bei Moslems.

Und noch ein bisschen weiter zu Deiner Frage zur Verbindung von Religionswechsel und "geglückter Integration":

1. Eine gedankliche Verbindung von Konversion und Integration kann leicht zum Eigentor werden: In den "christlichen" USA des 20.Jahrhunderts sind viele Schwarze, darunter auch einige Prominente, zu Moslems geworden. Warum? Vielleicht weil sie mehrheitlich das Christentum für falsch und den Islam für richtig hielten?

Der Hauptgrund dürfte doch für die meisten Konvertiten gewesen sein, dass in den USA jahrzehntelang ein Wechsel zum Islam die gesellschaftliche "Integration" verbesserte, weil nach der dortigen Gesetzeslage ein Moslem unabhängig von Abstammung und Hautfarbe automatisch nicht mehr als "schwarz" galt, sondern als eine Art Araber behandelt wurde, die dort per definitionem "weiß" waren und dementsprechend auch "weiß" im Pass stehen hatten, was noch bis weit über die Jahrhundertmitte einen Haufen gesellschaftlicher Vorteile brachte.

2. Ein (beispielsweise) Türke oder Syrer, der in Deutschland einwandert und hier Christ wird, wird es in vielen Fällen schon schwer genug mit seinen Landsleuten haben, eben weil er Christ wird. Seine Identität als geborener und "echter" Türke oder Syrer berührt das aber weniger, denn es gibt immerhin auch in diesen Ländern (assyrische ...) Christen. Wenn ich ihn dann aber hier auch noch öffentlich für "geglückt integriert" erkläre, zerschneide ich möglicherweise unnötigerweise zu viele Verbindungen zu seinen eigenen Wurzeln.
marcus-cgn hat geschrieben:Gibt es Bischöfe die einer Mission offen gegenüberstehen und private katholische Vereine unterstützen ...

Ob es Bischöfe oder katholische Vereine gibt, die sowas machen oder unterstützen, weiß ich nicht.
Als ich Verbindungen zu Kreisen hatte, die sich intensiv mit solcher Mission beschäftigt haben, war ich noch evangelisch. Nachhilfeunterricht oder Hausaufgabenbetreuung ein- bis zweimal die Woche wird gern angenommen, das fand sogar im Gemeindehaus statt und wurde zum größten Teil von ehrenamtlichen Mitarbeitern (Hausfrauen, Rentner ...) erledigt.

Wenn man mit strengen Moslems zu tun hat, sind allerdings einige Dinge peinlich genau zu beachten und jedem Mitarbeiter einzuschärfen: Niemals darf ein Mann (Hausaufgabenbetreuer) allein mit einem oder auch mehreren Mädchen sein; wenn's geht, sollten Männer die Jungen und Frauen die Mädchen übernehmen, eventuell kann es erforderlich sein, dass Frauen einzelne Kinder (normalerweise Mädchen) von zu Hause abzuholen und auch wieder dort abliefern usw. usw.
marcus-cgn hat geschrieben: ... oder vollzieht sich deren Tätigkeit im Untergrund?
Ja und nein.

Es ist nichts dabei und wird auch als völlig normal empfunden und gern angenommen, wenn sich die Kirche oder ein kirchlicher Verein beispielsweise um Nachhilfeunterricht kümmert. Selbstverständlich sollte man der Zielgruppe gegenüber jeden ohnehin leicht zu durchschauenden offensiven Missionsversuch unterlassen und nicht (im Extremfall) eine Schülergruppe sozusagen "anpredigen". Gespräche mit missionarischer Wirkung können sich dann ergeben, wenn eine solide Vertrauensbasis aufgebaut ist und wenn einzelne Personen (Schüler oder Eltern) der "Zielgruppe" anfangen, mehr oder weniger privat eigene persönliche Fragen zu stellen. Eine Sache also, die über Jahre läuft, bis sie hoffentlich mal Früchte bringt. Also nichts für Heißsporne, Werbestrategen und Hobbyprediger. Die Missionare sollten allerdings genau wissen, woran sie glauben und warum sie katholisch sind, um entsprechende Fragen wahrheitsgemäß beantworten können.

P.S. Ich sehe gerade, unsere Beiträge haben sich überschnitten ...

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marcus-cgn
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Re: Missionierung heute?

Beitrag von marcus-cgn »

Meine Frage entstand vor folgendem Hintergrund:

Es ging um die Taufe eines Moslems in Italien, die offenbar für die Osternacht geplant war und wegen der öffentlichen Berichterstattung zu tumultartigen Szenen geführt hat. Es erschien der Eindruck, dass die Taufe als Ärgernis angesehen wurde. Ich denke mal, dass auch viele (Kommunal-)Politiker in Deutschland derartige Vorgänge nicht gerne sehen und aus Furcht vor sozialen Konflikten eine Missionierung moslemischer Bevölkerungsschichten in ihren Orten nicht haben wollen. Manche denken hier reflexhaft an die Evangelisierung früherer Tage.

Mir klingen noch die Worte eines Pfarrers in den Ohren: Mission heute heißt nicht aus einem Moslem einen Katholiken zu machen! Daher der Thread.

Tritonus
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Re: Missionierung heute?

Beitrag von Tritonus »

marcus-cgn hat geschrieben:Mir klingen noch die Worte eines Pfarrers in den Ohren: Mission heute heißt nicht aus einem Moslem einen Katholiken zu machen! Daher der Thread.
Hochwürden irren sich in diesem Fall, meine ich.

Noch ein Nachtrag zur "Integration": Das von mir in meinem letzten Beitrag erwähnte solide Vertrauensverhältnis zwischen einem Einheimischen und einem Zugewanderten, das für die persönliche Mission und die Weitergabe des christlichen Zeugnisses erforderlich ist, stellt natürlich von sich aus ganz nebenbei schon einen erheblichen Beitrag zur Integration dar.

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Soulfly
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Re: Missionierung heute?

Beitrag von Soulfly »

marcus-cgn hat geschrieben:Meine Frage entstand vor folgendem Hintergrund:

Es ging um die Taufe eines Moslems in Italien, die offenbar für die Osternacht geplant war und wegen der öffentlichen Berichterstattung zu tumultartigen Szenen geführt hat. Es erschien der Eindruck, dass die Taufe als Ärgernis angesehen wurde. Ich denke mal, dass auch viele (Kommunal-)Politiker in Deutschland derartige Vorgänge nicht gerne sehen und aus Furcht vor sozialen Konflikten eine Missionierung moslemischer Bevölkerungsschichten in ihren Orten nicht haben wollen. Manche denken hier reflexhaft an die Evangelisierung früherer Tage.
Wenn ein Mensch, der hier im christlichen Abendland Wurzeln geschlagen hat, zum Christentum konvertiert ist das kein Ärgernis.
Es ist ein nachvollziehbarer Vorgang.
Es ist auch kein Ärgernis, wenn einer bleibt was er ist.
Selbst wenn ein Mitteleuropäer zum Islam konvertiert....kein Ärgernis.

Die Tumulte, wie Du schriebst, führe ich auf unsere heutige Gesellschaft zurück.
Wir kennen unsere Wurzeln nicht mehr.
Auf (Internet-)Grußkarten ließt man heutzutage öfters "Happy X-Mas" als dass einem gesegnete Weihnachten
gewünscht wird. Und Pfingsten wird nur noch "genutzt" um für ein verlängertes Wochenende zu verreisen.

Deshalb ist dieses Ärgernis relativ (egal).
Wer sich darüber aufregt hatte noch nie was mit dem Glauben am Hut.
Leider nimmt die Zahl der so denkenden immer mehr zu.
Hold Your Fire

HeGe
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von HeGe »

kath.net hat geschrieben: Theologe Kuschel greift kirchlichem Missions-Fokus an

Emeritierter Tübinger Theologe Kuschel behauptet: "Wer Mission will, will weder Dialog noch Toleranz, der will in letzter Konsequenz das Verschwinden des Glaubens des je Anderen" [...]
:roll:
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Marcus, der mit dem C
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von Marcus, der mit dem C »

HeGe hat geschrieben:
Montag 12. März 2018, 14:01
kath.net hat geschrieben: Theologe Kuschel greift kirchlichem Missions-Fokus an

Emeritierter Tübinger Theologe Kuschel behauptet: "Wer Mission will, will weder Dialog noch Toleranz, der will in letzter Konsequenz das Verschwinden des Glaubens des je Anderen" [...]
:roll:
Mt. 28,19 hat geschrieben:Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
:regel:
"Das katholische Modell ist ja seit 2000 Jahren am Scheitern und daher dringend ablösungsbedürftig"

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Niels
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Re: Mission heute - Umgang mit anderen Religionen?

Beitrag von Niels »

HeGe hat geschrieben:
Montag 12. März 2018, 14:01
kath.net hat geschrieben: Theologe Kuschel greift kirchlichem Missions-Fokus an

Emeritierter Tübinger Theologe Kuschel behauptet: "Wer Mission will, will weder Dialog noch Toleranz, der will in letzter Konsequenz das Verschwinden des Glaubens des je Anderen" [...]
:roll:
Stimmt aber... "Wer Mission will, will weder Dialog noch Toleranz, der will in letzter Konsequenz das Verschwinden des Glaubens des je Anderen". Das ist richtig. Es geht darum, dass der "je Andere" die Wahrheit annimmt.
Dass Herr Prof. Kuschel dagegen ist, ist mir schon seit vielen Jahren bekannt. Habe ihn mal bei einer Tagung kennengelernt.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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