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Rund um den Embolismus
Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2009, 23:19
von ad-fontes
Ist die Bezeichnung "Embolismus" eine Erfindung der Liturgiereformer?
Denn der Sache handelt es sich doch um eine Oration, die an das Vaterunser anschließt, wie es beispielsweise auch im Stundengebt üblich ist, oder?
Libera nos, quaesumus, Domine ab omnibus malis, praeteritus, praesentibus et futuris et intercedente beata et gloriosa semper Virgine Dei Genitrice Maria, cum beatis Apostolis Petro et Paulo, atque Andrea, et omnibus Sanctis, da propitius pacem in diebus nostris: ut, ope misericordiae tuae adiuti, et a peccato simus semper liberi et ab omni perturbatione securi.
Per eundem Dominum nostrum Jesum Christum, Filium tuum: Qui tecum vivit et regnat in unitate Spiritus Sancti. Per omnia saecula saeculorum.
Amen.
Ist die ist Bezeichung, die wie für manche wie eine Krankheit klingt, nötig geworden, weil man die (ostkirchliche) Doxologie in die Meßliturgie aufgenommen hat?
http://de.wikipedia.org/wiki/Embolismus
Re: Embolismus
Verfasst: Mittwoch 14. Oktober 2009, 10:45
von Bernado
ad-fontes hat geschrieben:Ist die Bezeichnung "Embolismus" eine Erfindung der Liturgiereformer?
Denn der Sache handelt es sich doch um eine Oration, die an das Vaterunser anschließt, wie es beispielsweise auch im Stundengebt üblich ist, oder?
Ist die ist Bezeichung, die wie für manche wie eine Krankheit klingt, nötig geworden, weil man die (ostkirchliche) Doxologie in die Meßliturgie aufgenommen hat?
1. Nein. Die Bezeichnung "Embolismus" für den fraglichen Text erscheint bereits im Ordo Romanus II und wird danach durchgängig gebraucht.
2. Nein. Nach Jungmann ist der Embolismus keine Oration, die den Gedanken eines vorhergehenden Abschnitts zusammenfasst und zu einem anderen überleitet, sondern ein bewußt gestalteter "Einschub", der die letzte (in einigen Riten auch die beiden letzten) Bitte des Pater Noster aufgreift und entwickelt. Erst dann erfolgt der Abschluss des Pater Noster durch die Standardformel "per Dominum nostrum" und die anschließende Doxologie.
3. Ostkirchliche Doxologie ist die eine Seite - protestantische Form des Vaterunser die andere. Welche sich im Sinne der "Basisökumene" durchgesetzt hat, kann man daran sehen, daß der embolismus sehr oft ausgelassen wid, wodurch das Vaterunser denn ganz in der Form erscheint, in der es bei unseren nicht länger getrennten Geschwistern im Glauben üblich ist.
Re: Embolismus
Verfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 21:51
von ad-fontes
Vielen Dank für die Antwort!
Bernado hat geschrieben:
wird danach durchgängig gebraucht.
Wo?
Bernado hat geschrieben:
2. Nein. Nach Jungmann ist der Embolismus keine Oration, die den Gedanken eines vorhergehenden Abschnitts zusammenfasst und zu einem anderen überleitet, sondern ein bewußt gestalteter "Einschub", der die letzte (in einigen Riten auch die beiden letzten) Bitte des Pater Noster aufgreift und entwickelt. Erst dann erfolgt der Abschluss des Pater Noster durch die Standardformel "per Dominum nostrum" und die anschließende Doxologie.
Ja, ich stimme zu, daß der Embolismus eine Entfaltung und Weiterführung der letzten Vaterunser-Bitte ist. Insofern handelt es sich nicht um eine Oration, die das (stille) Gebet der Gläubigen abschließt (die Bezeichnung Collecta dürfte aber, nebenbei bemerkt, situativ, sprich vom liturgischen Handlungskontext herzuleiten sein; vgl. die ursprüngliche Bezeichnung:
ad collectam und nicht als "Sammlungsgebet", also zur Collectio vor der Prozession zur Statio).
Aber das Vaterunser wurde und wird nie mit dem üblichen Gebetsschluß beendet. Das
Per folgt wie bei anderen Orationen üblich. Ich kann daher den Charakter des Einschubs nur sehr bedingt erkennen, wenn dann zwischen
a malo und
Amen, nicht aber zwischen
a malo und
Per.
Re: Embolismus
Verfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 22:40
von Bernado
Ich stütze mich wie im Text ausgesagt bei meiner Antwort auf Jungmann, dem ich bei der Darstellung von Fakten selbst da vertraue, wo ich gelegentlich an seinen Wertungen oder Interpretationen zweifle. Zu weitergehenden Studien oder Spekulationen sehe ich mich hier nicht im Stande.
Re: Embolismus
Verfasst: Donnerstag 15. Oktober 2009, 22:50
von ad-fontes
Bernado hat geschrieben:Ich stütze mich wie im Text ausgesagt bei meiner Antwort auf Jungmann, dem ich bei der Darstellung von Fakten selbst da vertraue, wo ich gelegentlich an seinen Wertungen oder Interpretationen zweifle. Zu weitergehenden Studien oder Spekulationen sehe ich mich hier nicht im Stande.
Aber du lieferst ja nicht nur die "Fakten" (sprich OR II), sondern übernimmst in diesem Fall auch Jungmann Interpretation.
Wie wirkmächtig seine Deutungen (man könnte ja fast von Deutungshoheit sprechen) waren, sieht man an der heutzutage sehr - wie ich finde zurecht - in Zweifel gezogenen Theorie der "gespaltenen Epiklese".
Re: Embolismus
Verfasst: Freitag 16. Oktober 2009, 16:16
von Bernado
ad-fontes hat geschrieben:Bernado hat geschrieben:Ich stütze mich wie im Text ausgesagt bei meiner Antwort auf Jungmann, dem ich bei der Darstellung von Fakten selbst da vertraue, wo ich gelegentlich an seinen Wertungen oder Interpretationen zweifle. Zu weitergehenden Studien oder Spekulationen sehe ich mich hier nicht im Stande.
Aber du lieferst ja nicht nur die "Fakten" (sprich OR II), sondern übernimmst in diesem Fall auch Jungmann Interpretation.
Wie wirkmächtig seine Deutungen (man könnte ja fast von Deutungshoheit sprechen) waren, sieht man an der heutzutage sehr - wie ich finde zurecht - in Zweifel gezogenen Theorie der "gespaltenen Epiklese".
Hier verrührst du aber ziemlich unvergleichliches in einen Brei. Seine Ausführungen zum Embolismus bleiben eng beim historischen Befund - die Überlegungen zur gepaltenen Epiklese greifen weit darüber hinaus. Als Materialkenner ist Jungmann nach wie vor schwer zu übertreffen, bei allem anderen sollte man vorsichtig sein.
Die Art von Liturgieforschung, die zur Ansicht von der "gespaltenen Epiklese" führt, halte ich übrigens für ähnlich problematisch wie die, die zur Widerlegung solcher Hypothesen motiviert: Beide verpassen das Wesentliche. Die Eucharistie ist der Kirche anvertraut, und die Kirche war nie in erster Linie eine philologisch-historische Anstalt zur Textanalyse. Dazu wollten sie erst einige bornierte Akademiker des 19. Jh. machen.
Wenn ich an die Kirche glaube und ihr vertraue, muß ich sehen, daß der Canon Romanus anderthalb Jahrtausende lang "funktioniert" hat. Und wenn ich mit meinen Messinstrumenten nicht in der Lage bin, herauszubringen und genau zu beschreiben, wie und wieso er "funktioniert" - dann liegt der Fehler bei den Messinstrumenten.
Sie versagen ja auch bei der Aufklärung anderer Geheimnisse um die Eucharistie.
Aus dem gleichen Grund muß ich übrigens auch annehmen, daß die modernen Hochgebete zumindest in der lateinischen und approbierten Form "funktionieren" - also geeignete Instrumente der Kirche sind, um durch Christus das Kreuzesopfer zu vergegenwärtigen und die materiellen und geistigen Opferfrüchte zu realisieren. Das heißt aber nicht, daß ich keine Zweifel an ihrer pastoralen Angemessenheit haben und auch äußern könnte.
Re: Embolismus
Verfasst: Freitag 16. Oktober 2009, 18:19
von ad-fontes
Bernado hat geschrieben:Ich stütze mich wie im Text ausgesagt bei meiner Antwort auf Jungmann, dem ich bei der Darstellung von Fakten selbst da vertraue, wo ich gelegentlich an seinen Wertungen oder Interpretationen zweifle. Zu weitergehenden Studien oder Spekulationen sehe ich mich hier nicht im Stande.
Ordo II enthält weder das Wort "Embolismus" noch finden sich Aussagen betreffend des Vaterunsers, sondern er geht direkt von dem Hinweis, dass der Kelch bei Abwesenheit des Pontifex nicht vom Archidiakon während des
Per quem erhoben wird zur Beschreibung der Brechungs- und Mischunngsriten während des Friedensgrußes über.

Re: Embolismus
Verfasst: Freitag 16. Oktober 2009, 20:19
von Bernado
ad-fontes hat geschrieben:Bernado hat geschrieben:Ich stütze mich wie im Text ausgesagt bei meiner Antwort auf Jungmann, dem ich bei der Darstellung von Fakten selbst da vertraue, wo ich gelegentlich an seinen Wertungen oder Interpretationen zweifle. Zu weitergehenden Studien oder Spekulationen sehe ich mich hier nicht im Stande.
Ordo II enthält weder das Wort "Embolismus" noch finden sich Aussagen betreffend des Vaterunsers, sondern er geht direkt von dem Hinweis, dass der Kelch bei Abwesenheit des Pontifex nicht vom Archidiakon während des
Per quem erhoben wird zur Beschreibung der Brechungs- und Mischunngsriten während des Friedensgrußes über.

Missarum Solemnia, Wien 1949, II. Bd, S. 343, Anm. 37:
embolismos, (von embole, emballein) =Einlage. - Der Ordo Rom II. n. 11 (Pl 78,974) spricht vom Gebet des Herrn com emboli sua.
Auf die gleiche Quelle mit gleichem Wortlaut verweist Nikolaus Gihr im Abschnitt II § 66 von "Das heilige Messopfer". Er zitiert zusätzlich Sicard v. Cremona 1. III. c. 6 aus dem 12. Jh. mit der Aussage: "sequitor embolismus, i.e. superaccrescens: superaccrescitur enim ultimae petitionis repetitio et expositio." Auf diese Stelle bezieht sich wohl auch Durandus, wenn er in r. missa iii seines 4. Buches von "Embolismus, vel insuperexcrescencia" spricht (zitiert nach der von Buyssen herausgegebenen mittelhochdeutschen Übersetzung, Bd 2, S. 303.
Wenn du in dem dir zur Verfügung stehenden Material zum Ordo rom II. "Embolismus" nicht gefunden hats, dann entweder, weil Du nicht nach "emboli" gesucht hast, oder weil deine Ausgabe einer anderen Redaktion folgt als die von Gihr und Jungmann benutzte. Die etwas komplizierte Art der Quellenangabe in den Zitaten läßt vermuten, daß da editionstechnisch noch Wünsche offen sein könnten.
Gleichzeitig beantwortet die Anführung von Sicardus (12. Jh.) und Durandus (13. Jh) zumindest teilweise Deine gestrige Frage, wo noch von Embolismus die Rede war.
Re: Embolismus
Verfasst: Freitag 16. Oktober 2009, 20:26
von ad-fontes
Danke vielmals. Ich habe die Zählung von Andrieu angenommen und in seiner nun maßgeblichen Edition nachgeschaut. Das konnte Jungmann 1948 natürlich noch nicht, weswegen er der älteren Zählung folgt. Der Fehler liegt also bei mir.

Re: Embolismus
Verfasst: Freitag 16. Oktober 2009, 20:31
von ad-fontes
"sequitor embolismus, i.e. superaccrescens: superaccrescitur enim ultimae petitionis repetitio et expositio
Das entspricht ganz meiner Deutung. Ein Verständnis im Sinne eines "Einschubs" zwischen Paternoster und Doxologie ist demnach auszuschließen (und wäre zudem für den lateinischen Bereich ja auch anachronistisch).
Re: Embolismus
Verfasst: Freitag 16. Oktober 2009, 21:59
von Bernado
ad-fontes hat geschrieben:"sequitor embolismus, i.e. superaccrescens: superaccrescitur enim ultimae petitionis repetitio et expositio
Das entspricht ganz meiner Deutung. Ein Verständnis im Sinne eines "Einschubs" zwischen Paternoster und Doxologie ist demnach auszuschließen (und wäre zudem für den lateinischen Bereich ja auch anachronistisch).
Hier sind wir wieder auf dem schwierigen Gebiet der Deutungen. Auszuschließen ist da m. E. gar nichts - aber das ist natürlich auch nur eine Deutung. Und zumindest das Verb "emballein" klingt in meinen Ohren sehr einschiebend - aber ich habe nie den Gebrauch der griechischen Sprache in der lateinischen Kirche des frühen Mittelalters studiert.
Re: Embolismus
Verfasst: Sonntag 25. Oktober 2009, 20:15
von ad-fontes
ad-fontes hat geschrieben:Danke vielmals. Ich habe die Zählung von Andrieu angenommen und in seiner nun maßgeblichen Edition nachgeschaut. Das konnte Jungmann 1948 natürlich noch nicht, weswegen er der älteren Zählung folgt. Der Fehler liegt also bei mir.

Vollständig:
OR V hat geschrieben:Sequitur in altum prefatio dominicae orationis et oratio dominica cum emboli, in qua tres articuli orationis inveniuntur.
Vgl.:
OR VII hat geschrieben:Tunc dicit domnus papa, interveniente nullo sono, hanc orationem: Libera nos, quaesumus, domine, usque Petro, Paulo atque Andrea
Der Embolismus, eine Oration.
Re: Embolismus
Verfasst: Sonntag 25. Oktober 2009, 23:42
von Bernado
ad-fontes hat geschrieben:
Der Embolismus, eine Oration.
Bloß, weil da in 1000 Jahren alten Texten "oratio" steht, bedeutet das noch lange nicht das, was wir heute unter "Oration" verstehen. Das Mittel- und das Kirchenlatein haben da jede Menge Fußfallen aufgestellt - auf dieser Ebene ist kein Beweis zu führen.
Ich weiß aber inzwischen ohnehin nicht mehr, ob wir hier nicht längst ein höheres Stadium sinnfreier Wortklauberei erreicht haben.
Re: Embolismus
Verfasst: Montag 26. Oktober 2009, 12:15
von ad-fontes
Bernado hat geschrieben:ad-fontes hat geschrieben:
Der Embolismus, eine Oration.
Bloß, weil da in 1000 Jahren alten Texten "oratio" steht, bedeutet das noch lange nicht das, was wir heute unter "Oration" verstehen. Das Mittel- und das Kirchenlatein haben da jede Menge Fußfallen aufgestellt - auf dieser Ebene ist kein Beweis zu führen.
Ich würde bei
oratio eher von einem Gegensatz zwischen klassischem und Mittellatein ausgehen.
Verstehst du denn unter Oratio alleine das Eröffnungsgebet ("Tagesgebet")?
Der traditionelle ("vorkonziliare") Fassung des Embolismus läßt m. E. klarer erkennen, daß man es hier mit einer Oration oder - für die Skeptiker - mit einem der Oration artverwandtem Einschub zu tun hat, d. h. der Embolismus ist in dem Sinne kein Unikat; - nicht mehr und nicht weniger wollte ich sagen.
Re: Embolismus
Verfasst: Montag 26. Oktober 2009, 20:37
von overkott
Bernado hat geschrieben:ad-fontes hat geschrieben:Ist die Bezeichnung "Embolismus" eine Erfindung der Liturgiereformer?
Denn der Sache handelt es sich doch um eine Oration, die an das Vaterunser anschließt, wie es beispielsweise auch im Stundengebt üblich ist, oder?
Ist die ist Bezeichung, die wie für manche wie eine Krankheit klingt, nötig geworden, weil man die (ostkirchliche) Doxologie in die Meßliturgie aufgenommen hat?
1. Nein. Die Bezeichnung "Embolismus" für den fraglichen Text erscheint bereits im Ordo Romanus II und wird danach durchgängig gebraucht.
2. Nein. Nach Jungmann ist der Embolismus keine Oration, die den Gedanken eines vorhergehenden Abschnitts zusammenfasst und zu einem anderen überleitet, sondern ein bewußt gestalteter "Einschub", der die letzte (in einigen Riten auch die beiden letzten) Bitte des Pater Noster aufgreift und entwickelt. Erst dann erfolgt der Abschluss des Pater Noster durch die Standardformel "per Dominum nostrum" und die anschließende Doxologie.
3. Ostkirchliche Doxologie ist die eine Seite - protestantische Form des Vaterunser die andere. Welche sich im Sinne der "Basisökumene" durchgesetzt hat, kann man daran sehen, daß der embolismus sehr oft ausgelassen wid, wodurch das Vaterunser denn ganz in der Form erscheint, in der es bei unseren nicht länger getrennten Geschwistern im Glauben üblich ist.
Funktional handelt es sich um eine Art Wechselgebet oder Wechselgesang. Die Doxologie gehört nicht zum Herrengebet und ist daher eigentlich völlig unevangelisch.
Der Embolismus
Verfasst: Sonntag 4. August 2013, 13:31
von Kilianus
Was für einen Grund gibt es, den Embolismus wegzulassen?
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Sonntag 4. August 2013, 15:40
von Kai
Das frage ich mich auch seit längerem. Erlaubt ist es nicht, aber das scheint die große Mehrheit der Priester, die ich erlebe, nicht zu interessieren. Sie sehen den Embolismus wohl eher fakultativ, auch wenn's nicht so ist.
Meine Vermutung geht dahin, dass es entweder als "ökumenischer" empfunden wird, weil's die Evangelen so machen, oder, was ich für wahrscheinlicher halte: damit das Gemeinschaftserlebnis (alle Beten zusammen, Kinder um den Altar usw., zum Glück erlebe ich kein Händehalten) nicht durch so ein klerikales Element gestört werden möge.
Für mich ist das Embolismusbeten oder aber -weglassen eine Art Lackmustest für mir neue Priester.
Ich habe übrigens unseren Pfarrer mal gefragt, warum er den Embolismus immer weglässt. Antwort: Er hat es so in seiner ersten Kaplanstelle "gelernt" (war da also so üblich) und es seitdem so gelassen. Ich sagte darauf, dass ich es aber schön fände mit. Seitdem betet er ihn öfter mal (aber nicht immer und nie in Familiengottesdiensten).
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Sonntag 4. August 2013, 21:01
von Kilianus
Kai hat geschrieben:Das frage ich mich auch seit längerem. Erlaubt ist es nicht, aber das scheint die große Mehrheit der Priester, die ich erlebe, nicht zu interessieren. Sie sehen den Embolismus wohl eher fakultativ, auch wenn's nicht so ist.
Meine Vermutung geht dahin, dass es entweder als "ökumenischer" empfunden wird, weil's die Evangelen so machen, oder, was ich für wahrscheinlicher halte: damit das Gemeinschaftserlebnis (alle Beten zusammen, Kinder um den Altar usw., zum Glück erlebe ich kein Händehalten) nicht durch so ein klerikales Element gestört werden möge.
Für mich ist das Embolismusbeten oder aber -weglassen eine Art Lackmustest für mir neue Priester.
Ich habe übrigens unseren Pfarrer mal gefragt, warum er den Embolismus immer weglässt. Antwort: Er hat es so in seiner ersten Kaplanstelle "gelernt" (war da also so üblich) und es seitdem so gelassen. Ich sagte darauf, dass ich es aber schön fände mit. Seitdem betet er ihn öfter mal (aber nicht immer und nie in Familiengottesdiensten).
Danke, Kai. Aber ich hatte eigentlich auf die Antwort von jemandem gehofft, der sich zu einer solchen Praxis bekennt.
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Montag 5. August 2013, 00:20
von Gallus
Kai hat geschrieben:Für mich ist das Embolismusbeten oder aber -weglassen eine Art Lackmustest für mir neue Priester.
Kann aber auch zu einem falschen Ergebnis führen. Der Hochschulseelsorger in unserer Stadt ist ein in jeder Hinsicht hervorragender Priester, leistet sich auch fast keine liturgischen Eigenmächtigkeiten – nur den Embolismus, den betet er nie. Warum auch immer.
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Montag 5. August 2013, 10:26
von Kai
Frag ihn doch mal. Würde mich interessieren; vor allem wenn er liturgisch ansonsten so korrekt ist. Wäre interessant zu erfahren, was dahinter steckt. Die Antwort meines Pfarrers habe ich ja oben geschrieben. Der ist auch keine liturgische Wildsau, wenn auch nicht superkorrekt. Da fällt mir ein: Noch interessanter als der Embolismustest ist der Confiteortest.
Das Confiteor (die Form C, also Kyrietuning zähle ich nicht) habe ich bei unserem Pfarrer erst ein eiziges Mal erlebt. In einer Werktagsmesse, ich war ganz erstaunt. Aber generell, wenn ich mir die Messen bei diversen Priestern so ansehe: Explizites Schuldbekenntnis scheint noch weniger populär als der Embolismus zu sein. (Genauso wie Beichte, Predigt über Sünde oder gar die Möglichkeit, nach dem Tod nicht in den Himmel zu kommen, geschweige denn den Teufel (huch!), alles unangenehm.)
Wir sind übrigens nicht mehr ganz beim Strangthema...
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Dienstag 6. August 2013, 22:27
von PigRace
Kilianus hat geschrieben:umusungu hat geschrieben:Kai hat geschrieben:Mit oder ohne Embolismus?
teils teils... gesungen immer mit!
Was für einen Grund gibt es, den Embolismus wegzulassen?
Hallo umusungu,
das würde mich auch interessieren. Wäre klasse von Dir, wenn Du noch kurz aus Deiner Praxis als Pfarrer heraus auf die Frage antworten könntest!
Vielen Dank!
PigRace
PS: Ist auch keine "Fangfrage" o.ä...
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Mittwoch 7. August 2013, 14:25
von marcus-cgn
Am Samstag war zu hören, dass das Bistum Aachen in Bezug auf das neue Gotteslob offenbar einen doppelten Rekord anstrebt: Erstens habe man die Möglichkeiten für den Regionalteil voll ausgeschöpft und habe deshalb das umfangreichste Gotteslob im deutschen Raum, zweitens verkündete man stolz den modernsten Regionalteil geschaffen zu haben (was für mich wie eine Drohung klang). Unter anderem gibt es allein 27 (!) Impulstexte zum Thema NS-Zeit. Desweiteren enthält der Regionalteil eine "Anleitung zum Kirchenbesuch", wo Begriffe wie Kerze (!) oder Altar erklärt werden. Ich befürchte fast, dass sich mal wieder bestätigt, dass jede Modernisierung mit einer gewissen Nivellierung einhergeht.
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Mittwoch 7. August 2013, 14:33
von HeGe
marcus-cgn hat geschrieben:Unter anderem gibt es allein 27 (!) Impulstexte zum Thema NS-Zeit.

Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Mittwoch 7. August 2013, 16:29
von marcus-cgn
HeGe hat geschrieben:marcus-cgn hat geschrieben:Unter anderem gibt es allein 27 (!) Impulstexte zum Thema NS-Zeit.

Ja, ich denke mal es geht um Glaubenszeugen aus dieser Zeit, die hl. Edith Stein, der hl. Maximilian Kolbe, Dietrich Bonhoeffer etc., das ist ja in Ordnung, mich wundert nur die hohe Zahl.
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Donnerstag 12. September 2013, 15:53
von PigRace
PigRace hat geschrieben:Kilianus hat geschrieben:umusungu hat geschrieben:Kai hat geschrieben:Mit oder ohne Embolismus?
teils teils... gesungen immer mit!
Was für einen Grund gibt es, den Embolismus wegzulassen?
Hallo umusungu,
das würde mich auch interessieren. Wäre klasse von Dir, wenn Du noch kurz aus Deiner Praxis als Pfarrer heraus auf die Frage antworten könntest!
Vielen Dank!
PigRace
PS: Ist auch keine "Fangfrage" o.ä...
@ umusungu: wie per PN versprochen den Thread nochmal hochgepusht! Danke schon mal für Deine Antwort...
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Donnerstag 12. September 2013, 17:19
von umusungu
Der Embolismus stammt aus der Zeit der Völkerwanderung - ist also ein sehr alter Bestandteil der Liturgie.
Seit das Vater unser von der Doxologie beendet wird, wirkt der zwischen Vater unser und Doxologie eingeschobene Embolismus eigentlich fehl am Platz. Früher beendete der Embolismus das Vater unser, heute geht das Vater unser nach dem Embolismus weiter.
Warum wird beim Gebet des Vater unser ein Unterschied gemacht zwischen Gottesdienst und privatem Gebet? Einsehbar ist das nicht ...
Altehrwürdige Gebete sind noch kein ausreichender Grund für einen zwingenden Gebrauch.
Moderne Vertonungen des Vater unser singen es klomplett - in einem Zug...
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Donnerstag 12. September 2013, 21:45
von PigRace
Danke umusungu.
Ich finde es zwar besser, wenn sich die Pfarrer an die jeweils geltenden Vorschriften halten (hier den Embolismus nicht wegzulassen). Das gibt mir als Laie ein Gefühl der "Sicherheit", das mir sehr wichtig bei dieser "Sache" - der Heiligen Messe - ist.
Aber Deine Erklärung in Ehren. Ich hatte mich bisher nicht getraut, in "real life" einem Pfarrer diese Frage zu stellen.
PigRace
@ all: sorry für off-topic
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Donnerstag 12. September 2013, 21:55
von Protasius
PigRace hat geschrieben:Danke umusungu.
Ich finde es zwar besser, wenn sich die Pfarrer an die jeweils geltenden Vorschriften halten (hier den Embolismus nicht wegzulassen). Das gibt mir als Laie ein Gefühl der "Sicherheit", das mir sehr wichtig bei dieser "Sache" - der Heiligen Messe - ist.
Aber Deine Erklärung in Ehren. Ich hatte mich bisher nicht getraut, in "real life" einem Pfarrer diese Frage zu stellen.
PigRace
@ all: sorry für off-topic
Das ist alles gut und schön, ändert aber nichts daran, daß ein Priester
sub gravi verpflichtet ist, sich an die geltenden Texte zu halten, sofern das Meßbuch ihm nicht eine Freiheit in der Formulierung läßt (
his vel similibus verbis). Das hält auch das Zweite Vatikanum explizit fest (SC 22 §3).
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Donnerstag 12. September 2013, 22:12
von umusungu
Protasius hat geschrieben:Das ist alles gut und schön, ändert aber nichts daran, daß ein Priester sub gravi verpflichtet ist, sich an die geltenden Texte zu halten, sofern das Meßbuch ihm nicht eine Freiheit in der Formulierung läßt (his vel similibus verbis). Das hält auch das Zweite Vatikanum explizit fest (SC 22 §3).
und über allem Geschriebenen steht: alles zum Heil der Seelen!
ansonsten Danke für die korrekte Belehrung - war mir aber absolut bekannt!
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Donnerstag 12. September 2013, 22:57
von Protasius
umusungu hat geschrieben:Protasius hat geschrieben:Das ist alles gut und schön, ändert aber nichts daran, daß ein Priester sub gravi verpflichtet ist, sich an die geltenden Texte zu halten, sofern das Meßbuch ihm nicht eine Freiheit in der Formulierung läßt (his vel similibus verbis). Das hält auch das Zweite Vatikanum explizit fest (SC 22 §3).
und über allem Geschriebenen steht: alles zum Heil der Seelen!
ansonsten Danke für die korrekte Belehrung - war mir aber absolut bekannt!
In der Tat ein wichtiger Grundsatz; darum stellt sich mir auch die Frage, worin der geistliche Gewinn zum Heil der Seelen besteht, wenn man den Embolismus ausläßt. Mich irritiert es in erster Linie, wenn er nicht gebetet wird. Mithin hat es für mich und andere, die an die korrekte Form gewöhnt sind, als Störung der Andacht gerade keinen geistlichen Gewinn.
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Donnerstag 12. September 2013, 23:16
von umusungu
Protasius hat geschrieben: Mich irritiert es in erster Linie, wenn er nicht gebetet wird. Mithin hat es für mich und andere, die an die korrekte Form gewöhnt sind, als Störung der Andacht gerade keinen geistlichen Gewinn.
vielleicht sollte sich deine Andacht auf die konkrete Feier beziehen, das bringt mehr geistlichen Gewinn.
Re: Alles zum neuen "Gotteslob"
Verfasst: Freitag 13. September 2013, 08:32
von Protasius
umusungu hat geschrieben:Protasius hat geschrieben: Mich irritiert es in erster Linie, wenn er nicht gebetet wird. Mithin hat es für mich und andere, die an die korrekte Form gewöhnt sind, als Störung der Andacht gerade keinen geistlichen Gewinn.
vielleicht sollte sich deine Andacht auf die konkrete Feier beziehen, das bringt mehr geistlichen Gewinn.
An einer hervorstehenden Ecke stößt man sich auch dann den Fuß, wenn man eigentlich die Fassade des dazugehörigen Gebäudes betrachtet.