Sozialprojekt in Erstkommunion- und Firmvorbereitung

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Amanda
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Re: Sozialprojekt in Erstkommunion- und Firmvorbereitung

Beitrag von Amanda »

Es berührt schon seltsam, wie hier anscheinend die Prioritäten gesetzt werden. Soll man wirklich diese Kriterien der Zulassung zum Sakrament zugrunde legen? Ich denke nein.

Mein Sohn (Jahrgang 2004) lebt in einer Pflegefamilie, etwa 25 km von mir entfernt. Die Pflegemutter ist nicht religiös. Als die Erstkommunion anstand, suchte ich das Gespräch mit meinem Pfarrer und signalisierte ihm, die Vorbereitung meines Kindes selbst übernehmen zu wollen, da der Junge ja am Gruppenunterricht hier vor Ort verständlicherweise nicht teilnehmen kann. Der Pfarrer behauptete, ohne Gruppenvorbereitung könne er mein Kind nicht zur Kommunion zulassen. Dies widerspricht jedoch dem Kirchenrecht, was ich dem geistlichen Herrn auch sagte. Der reagierte, wie zu erwarten war, pikiert.

Kurz nach diesem unerfreulichen Erlebnis wandte ich mich der FSSPX zu, wo diese Dinge erfreulicherweise sehr viel flexibler gehandhabt werden.

Die Sakramente sind Mittel des Heiles und dürfen nicht aus solch nichtigen Gründen vorenthalten werden. Die Kirche ist Heilsgemeinschaft, kein Sozialverein.
"Die Kirche scheint immer der Zeit hinterher zu sein,
obwohl sie doch in Wirklichkeit jenseits der Zeit ist;
sie wartet, bis der letzte Tick seinen letzten Sommer gehabt hat."
Gilbert Keith Chesterton

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Amanda
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Re: Sozialprojekt in Erstkommunion- und Firmvorbereitung

Beitrag von Amanda »

umusungu hat geschrieben:kein Firmand muss zu außerordentlichen Übungen herangeführt oder verpflichtet werden.
Ach nein?
Jetzt auf einmal??

Und die Sozialprojekte, sind das keine außerordentlichen Übungen??
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umusungu
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Re: Sozialprojekt in Erstkommunion- und Firmvorbereitung

Beitrag von umusungu »

Amanda hat geschrieben:Die Sakramente sind Mittel des Heiles und dürfen nicht aus solch nichtigen Gründen vorenthalten werden. Die Kirche ist Heilsgemeinschaft, kein Sozialverein.
Ja, Zustimmung: die Kirche ist Heilsgemeinschaft. Sie aber genauso eine soziale Gemeinschaft. "Rette Deine Seele" ist eine falsche Sichtweise. Die Kirche ist communio - und sie wird es immer mehr durch die hl. Kommunion.
Auch die Familie ist eine soziale Gemeinschaft - und eine Heilsgemeinschaft.
[...]

Lilaimmerdieselbe
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Re: Sozialprojekt in Erstkommunion- und Firmvorbereitung

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

[...]
Beim Alter der meisten Erstkommunion-kinder sind deren Sozialprojekte eher symbolisch und deshalb immer in Gefahr, in Kitsch abzurutschen. In der Firmvorbereitung mit 14-15-jährigen sieht das anders aus. Deshalb halte ich Sozialverhalten bei Firmlingen durchaus für eine Kriterium. In meiner Pfarrei wurden zum Beispiel Jugendliche erst ein Jahr später zur Firmung zugelassen, weil sie einen Behinderten massiv gemobbt haben und andere, weil sie mit Lebensmitteln Unfug getrieben und sich den freiwilligen Küchenhelfern gegenüber respektlos verhalten haben. Natürlich sind sie vor ihrem Ausschluß mehrfach ernsthaft verwarnt worden. Ich habe in meiner Stadt den Eindruck gewonnen, als dienten die "Sozialprojekte" weniger den Heimen, Krankenhäusern, Spielplätzen usw als der Möglichkeit, sich ein Bild von der Person des Firmlings zu machen. Deshalb waren unter den Alternativen auch Radtouren zu Museen, Ausflüge zu einem Kloster usw. In diesem Zusammenhang läßt es sich schon rechtfertigen, die Teilnahme an mindestens einem der Angebote für verbindlich zu erklären.

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Amanda
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Re: Sozialprojekt in Erstkommunion- und Firmvorbereitung

Beitrag von Amanda »

[...]

Im Grunde hat sich doch die pauschale Gruppenvorbereitung für alle Kinder des dritten Schuljahres nur der Einfachheit halber durchgesetzt... eigentlich hat jedes Kind eine individuelle Hinführung an das Thema verdient, da auch jedes Kind einen individuellen Entwicklungsstand hat. Das Kirchenrecht jedenfalls betont, dass die Hinführung zur Eucharistie das Vorrecht der Eltern sei. Das hatte auch Pius X. im Sinn, als er sein berühmtes Kommuniondekret erließ.
Und deshalb darf man eben nicht auf der Gruppenvorbereitung bestehen und sagen, wenn die nicht absolviert wird, darf das Kind an der Erstkommunion nicht teilnehmen. Im Grunde ist solch eine Einstellung diskriminierend.
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Amanda
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Re: Sozialprojekt in Erstkommunion- und Firmvorbereitung

Beitrag von Amanda »

[...]
Der Grund, warum ich um Einzelvorbereitung meines Kindes ersuchte, ist doch ganz klar, dass es nicht am Ort lebt und darum die Gruppenvorbereitung unter der Woche nicht besuchen kann. Abgesehen davon halte ich die Dinge, die heutzutage in der offiziellen Vorbereitung vermittelt werden, teilweise für mehr als fragwürdig.
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Amanda
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Re: Sozialprojekt in Erstkommunion- und Firmvorbereitung

Beitrag von Amanda »

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Lilaimmerdieselbe
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Re: Sozialprojekt in Erstkommunion- und Firmvorbereitung

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Mein ältester Bruder und ich sind in den sechziger Jahren nach dem Dekret von Pius X nach einer halbjährigen Vorbereitungszeit durch unsere Eltern mit 5 und 6 Jahren zur "Frühkommunion" zugelassen worden, an sich ein sehr schöner Weg, in den Glauben eingeführt zu werden.

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Amanda
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Re: Sozialprojekt in Erstkommunion- und Firmvorbereitung

Beitrag von Amanda »

"Entgegen der weitverbreiteten Vorstellung ist eine formale Erstkommunion kirchenrechtlich keineswegs vorgeschrieben; die Hinführung kann z.B. auch durch die Eltern erfolgen, die Erstkommunion kann auch in einer gewöhnlichen Messe stattfinden. Eine besondere Gemeinschaftsmesse, meistens am Weißen Sonntag, ist also lediglich ein schöner, volkstümlicher Brauch, aber keine Pflicht."
Nachzulesen hier:
http://www.sanktludwig.de/liturgie-und- ... union.html
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umusungu
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Re: Sozialprojekt in Erstkommunion- und Firmvorbereitung

Beitrag von umusungu »

selbstverständlich kannst Du Dein Kind ohne Zustimmung und ohne Beteiligung des Pfarrers zur Erstkommunion führen. Es muss auch nicht zwingend ein Buch geführt werden über die Erstkommunionen.
Es gibt aber nur zwei Alternativen: Du bereitest das Kind selbst vor - oder Du akzeptierst die Vorbereitung durch die Pfarrei - und engagierst Dich dort auch noch.

[...]

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christian12
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Re: Sozialprojekt in Erstkommunion- und Firmvorbereitung

Beitrag von christian12 »

Also...folgende Punkte habe ich mir notiert:

allgemein:
- Sozialprojekt nur, insofern es dem Kennenlernen und der Vertiefung des Glaubens dient. Und insofern kann es auch "verpflichtend" sein. (@Gamaliel: vgl. c. 889 §2 CIC und KKK 1309 und Catech.R. 2,3,19)
- Nie nur theoretischen Unterricht, da dann der Eindruck entsteht, Glaube wäre nur theoretisch.
- Die spirituelle, praktische und soziale Dimensionen des Christseins immer zusammen vermitteln.

bzgl. Firmvorbereitung:
- die Firmlinge in Absprache mit den Katecheten selbst ein Projekt auswählen lassen

bzgl. Erstkommunionvorbereitung:
- mit Alten etwas unternehmen, Karton-Herzen beim Krankenbesuch übergeben
- Oder kein Sozialprojekt, da es in der Gefahr steht, nur kitschig zu sein?

Wie sieht das mit theologischer/religionspädagogischer Literatur zu der Thematik aus? Kennt ihr da was gutes?

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