"Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

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overkott
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von overkott »

Der rechtliche Charakter ergibt sich aus einer Fortsetzung des katholischen Reformwerks im CIC. Der Rücktritt des Papstes wird institutionalisiert. Dabei ist die Amtszeit des Papstes keineswegs auf eine Periode begrenzt. Vielmehr handelt es sich bei einer Neuwahl um eine Bestätigung des Vertrauens durch die Bischöfe. Durch den behutsamen Ausbau des Kollegialitätsprinzips wird das Anliegen des Konzils umgesetzt. Die Periodisierung der Amtszeit erleichtert die Wahl eines jüngeren Papstes und ermöglicht das Auslaufen der Amtszeit eines kranken Papstes.

Es gibt keinen Grund ausfallend zu werden.

Eine analoge Entwicklung ist im Protestantismus nicht zu erkennen, da Protestanten den Dienst des Papstes nicht in Anspruch nehmen.

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overkott
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von overkott »

Ein traditionelles Beispiel Papst Benedikt IX.. Er wurde mit zwölf Jahren zum Papst gewählt und hatte das Papstamt mehrfach inne.

Ziel ist es jedoch nicht, im neuen CIC die Wahl eines Kindes zum Papst zu ermöglichen, sondern die Wahl eines Volljährigen, dessen Amtszeit jedoch nach sieben Jahren enden kann.

Auch ein Laie kann traditionell zum Papst gewählt werden.

Beispiel dafür ist Benedikt VIII.

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Protasius
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von Protasius »

Welchen Vorteil sollte es haben, den Rücktritt des Papstes zu institutionalisieren? Die Möglichkeit jüngere Päpste zu wählen, wirft eigene Probleme auf. Die Tatsache, daß ein Bischof mit seiner Diözese metaphorisch gesprochen verheiratet ist, macht das nur schlimmer (das stößt mir schon bei den Bischofstranslationen in Ostdeutschland sauer auf; ein Hirte kann doch nicht einfach seine Herde verlassen und sich eine neue suchen [wenngleich er bei einer Translation sozusagen gezwungen wird]).

Was soll denn mit den ganzen zurückgetretenen Päpsten geschehen; sollen die auf einen anderen Bischofssitz transferiert werden?! Und wenn nicht, sammeln sich emeritierte Päpste an, die alle versorgt sein wollen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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taddeo
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von taddeo »

overkott hat geschrieben:Der rechtliche Charakter ergibt sich aus einer Fortsetzung des katholischen Reformwerks im CIC. Der Rücktritt des Papstes wird institutionalisiert. Dabei ist die Amtszeit des Papstes keineswegs auf eine Periode begrenzt. Vielmehr handelt es sich bei einer Neuwahl um eine Bestätigung des Vertrauens durch die Bischöfe. Durch den behutsamen Ausbau des Kollegialitätsprinzips wird das Anliegen des Konzils umgesetzt. Die Periodisierung der Amtszeit erleichtert die Wahl eines jüngeren Papstes und ermöglicht das Auslaufen der Amtszeit eines kranken Papstes.

Es gibt keinen Grund ausfallend zu werden.

Eine analoge Entwicklung ist im Protestantismus nicht zu erkennen, da Protestanten den Dienst des Papstes nicht in Anspruch nehmen.
Nach Deinen kruden Thesen wäre der Papst nichts weiter als ein ausführendes Verwaltungsorgan eines Konzils.
Und das ist mit dem katholischen Glauben nicht vereinbar, das ist eine verurteilte Häresie.

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Yeti
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von Yeti »

overkott hat geschrieben:Lohnt es sich, hier mehr als drei Worten zu schreiben!
Bist du zu einer Antwort gekommen oder war die Frage rein rhetorischer Natur? :detektiv:
overkott hat geschrieben:Es gibt keinen Grund ausfallend zu werden.
Hört, hört!
taddeo hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Der rechtliche Charakter ergibt sich aus einer Fortsetzung des katholischen Reformwerks im CIC. Der Rücktritt des Papstes wird institutionalisiert. Dabei ist die Amtszeit des Papstes keineswegs auf eine Periode begrenzt. Vielmehr handelt es sich bei einer Neuwahl um eine Bestätigung des Vertrauens durch die Bischöfe. Durch den behutsamen Ausbau des Kollegialitätsprinzips wird das Anliegen des Konzils umgesetzt. Die Periodisierung der Amtszeit erleichtert die Wahl eines jüngeren Papstes und ermöglicht das Auslaufen der Amtszeit eines kranken Papstes.

Es gibt keinen Grund ausfallend zu werden.

Eine analoge Entwicklung ist im Protestantismus nicht zu erkennen, da Protestanten den Dienst des Papstes nicht in Anspruch nehmen.
Nach Deinen kruden Thesen wäre der Papst nichts weiter als ein ausführendes Verwaltungsorgan eines Konzils.
Und das ist mit dem katholischen Glauben nicht vereinbar, das ist eine verurteilte Häresie.
Das ist - exakt - das, was Rahner und seine z.T. selbsternannten Epigonen bis heute wollen. Nur sind sie nie wirklich weiter als bis auf einen Bischofsstuhl vorgedrungen - wo sie das ja schon hätten anregen können. Wo sie meist landeten, richteten sie ohnehin genug Schaden an. Aber offenbar vergeht der Reiz zur Veränderung schnell, wenn man einmal sitzt. Macht korrumpiert. Absolute Macht korrumpiert absolut. Aus den Sitzreihen des Lehrsaals zum Katheder, vom Katheder ins Ordinariat, immer unterwegs mit Chauffeur und der eigenen Theorie im Kopf, deren Wirklichkeitstest mangels praktischer Seelsorge leider ausbleiben musste. So etwas kann ich mir nicht anders erklären als dadurch, dass diesen Menschen ein spirituelles Leben abhanden gekommen sein muss - ganz zu schweigen vom Gebet. Klar, dass sich dann das spärlich sprießende geistliche Leben an den Ammenmärchen im pseudofrommen Gewand der "Lebenswirklichkeit" festsaugen muss.
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overkott
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von overkott »

taddeo hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Der rechtliche Charakter ergibt sich aus einer Fortsetzung des katholischen Reformwerks im CIC. Der Rücktritt des Papstes wird institutionalisiert. Dabei ist die Amtszeit des Papstes keineswegs auf eine Periode begrenzt. Vielmehr handelt es sich bei einer Neuwahl um eine Bestätigung des Vertrauens durch die Bischöfe. Durch den behutsamen Ausbau des Kollegialitätsprinzips wird das Anliegen des Konzils umgesetzt. Die Periodisierung der Amtszeit erleichtert die Wahl eines jüngeren Papstes und ermöglicht das Auslaufen der Amtszeit eines kranken Papstes.

Es gibt keinen Grund ausfallend zu werden.

Eine analoge Entwicklung ist im Protestantismus nicht zu erkennen, da Protestanten den Dienst des Papstes nicht in Anspruch nehmen.
Nach Deinen kruden Thesen wäre der Papst nichts weiter als ein ausführendes Verwaltungsorgan eines Konzils.
Und das ist mit dem katholischen Glauben nicht vereinbar, das ist eine verurteilte Häresie.
Ja, das ist richtig: Das Konzil versöhnt, der Papst dient. Oder glaubst du etwa, der Herr war Häretiker?

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overkott
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von overkott »

Yeti hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Lohnt es sich, hier mehr als drei Worten zu schreiben!
Bist du zu einer Antwort gekommen oder war die Frage rein rhetorischer Natur? :detektiv:
overkott hat geschrieben:Es gibt keinen Grund ausfallend zu werden.
Hört, hört!
taddeo hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Der rechtliche Charakter ergibt sich aus einer Fortsetzung des katholischen Reformwerks im CIC. Der Rücktritt des Papstes wird institutionalisiert. Dabei ist die Amtszeit des Papstes keineswegs auf eine Periode begrenzt. Vielmehr handelt es sich bei einer Neuwahl um eine Bestätigung des Vertrauens durch die Bischöfe. Durch den behutsamen Ausbau des Kollegialitätsprinzips wird das Anliegen des Konzils umgesetzt. Die Periodisierung der Amtszeit erleichtert die Wahl eines jüngeren Papstes und ermöglicht das Auslaufen der Amtszeit eines kranken Papstes.

Es gibt keinen Grund ausfallend zu werden.

Eine analoge Entwicklung ist im Protestantismus nicht zu erkennen, da Protestanten den Dienst des Papstes nicht in Anspruch nehmen.
Nach Deinen kruden Thesen wäre der Papst nichts weiter als ein ausführendes Verwaltungsorgan eines Konzils.
Und das ist mit dem katholischen Glauben nicht vereinbar, das ist eine verurteilte Häresie.
Das ist - exakt - das, was Rahner und seine z.T. selbsternannten Epigonen bis heute wollen. Nur sind sie nie wirklich weiter als bis auf einen Bischofsstuhl vorgedrungen - wo sie das ja schon hätten anregen können.
Dem Herrn geht es um die Brüderlichkeit unter den Jüngern. Und er selbst hat den Dienst den Brüdern ja nicht nur gepredigt, sondern sich selbst für die Brüder hingegeben. Dass sich Franziskus als Rahner auf dem Papstthron versteht, ist nicht sehr wahrscheinlich. Der amtierende Papst hat jedenfalls Gelegenheit, in Einheit mit den Bischöfen das Kirchenrecht zu modernisieren. Gerade die Periodisierung des päpstlichen Dienstes ( eine Amtsperiode = sieben Jahre ) würde seinem bescheidenen Auftreten etwas Substantielles verleihen.

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Yeti
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von Yeti »

overkott hat geschrieben:Dem Herrn geht es um die Brüderlichkeit unter den Jüngern. Und er selbst hat den Dienst den Brüdern ja nicht nur gepredigt, sondern sich selbst für die Brüder hingegeben. Dass sich Franziskus als Rahner auf dem Papstthron versteht, ist nicht sehr wahrscheinlich. Der amtierende Papst hat jedenfalls Gelegenheit, in Einheit mit den Bischöfen das Kirchenrecht zu modernisieren. Gerade die Periodisierung des päpstlichen Dienstes ( eine Amtsperiode = sieben Jahre ) würde seinem bescheidenen Auftreten etwas Substantielles verleihen.
Ich glaube, da gäbe es zwei Gründe, die aus rein praktischer Sicht dagegen sprächen: Erstens die enormen Kosten, alle sieben Jahre ein Konklave mit allen Bischöfen der Welt - das wird sehr teuer. Und zweitens würde sich wahrscheinlich keiner mehr zur Wahl stellen, wenn er beispielsweise jünger ist und nur sieben Jahre im Amt sein soll; da wird sich mancher denken, dass er in dieser Zeit nicht sehr viel bewegen kann. Dann noch ein hierarchischer Aspekt: Warum "ganz oben" damit beginnen, wieso nicht bei den Bischöfen anfangen, die nicht so viel zu tun haben wie der Papst?
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taddeo
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von taddeo »

overkott hat geschrieben:Ja, das ist richtig: Das Konzil versöhnt, der Papst dient. Oder glaubst du etwa, der Herr war Häretiker?
Der Herr hat dafür gesorgt, daß Petrus der Chef des Apostelkollegiums war und nicht der Schriftführer. Es reicht, die Apostelgeschichte zu lesen, um das zu erkennen, dazu muß man nicht mal auf die einschlägigen Stellen im Evangelium zurückgreifen. Dein "Papst" wäre jedenfalls kein Papst im katholischen Sinne, und damit stellst Du die Kirchenverfassung grundsätzlich in Frage.

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overkott
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von overkott »

taddeo hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Ja, das ist richtig: Das Konzil versöhnt, der Papst dient. Oder glaubst du etwa, der Herr war Häretiker?
Der Herr hat dafür gesorgt, daß Petrus der Chef des Apostelkollegiums war und nicht der Schriftführer. Es reicht, die Apostelgeschichte zu lesen, um das zu erkennen, dazu muß man nicht mal auf die einschlägigen Stellen im Evangelium zurückgreifen. Dein "Papst" wäre jedenfalls kein Papst im katholischen Sinne, und damit stellst Du die Kirchenverfassung grundsätzlich in Frage.
Der Herr hat Petrus den Heiligen Geist gegeben. Daraufhin berief er das Erste Apostelkonzil von Jerusalem ein. Hauptthema war die Lebenswirklichkeit: Immer mehr Menschen glauben an das Evangelium von der Gottes- und Nächstenliebe, wollen sich aber nicht beschneiden lassen. Paulus als Hauptvertreter der Weltkirche erklärte die Situation und demütig gab der dienende Papst nach: Amen, so sei es. Die Modernisierung des Kirchenrechts fußt also auf felsigem Boden.

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Clemens
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von Clemens »

@taddeo: Welche Jahrhunderte meinst du?
Ich kenne Amtszeitbegrenzung im voraus bei Kirchenleitern erst seit ein paar Jahrzehnten. Vorher galten sie lebenslänglich, bzw. bis zur altersbedingten Amtsunfähigkeit.
(Bei Staats- und Landeskirchen - ob es früher in irgendwelchen freien Sondergruppen Amtszeitbegrenzung im voraus gab, fehlt mir der vollständige Überblick.)

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overkott
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von overkott »

Yeti hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Dem Herrn geht es um die Brüderlichkeit unter den Jüngern. Und er selbst hat den Dienst den Brüdern ja nicht nur gepredigt, sondern sich selbst für die Brüder hingegeben. Dass sich Franziskus als Rahner auf dem Papstthron versteht, ist nicht sehr wahrscheinlich. Der amtierende Papst hat jedenfalls Gelegenheit, in Einheit mit den Bischöfen das Kirchenrecht zu modernisieren. Gerade die Periodisierung des päpstlichen Dienstes ( eine Amtsperiode = sieben Jahre ) würde seinem bescheidenen Auftreten etwas Substantielles verleihen.
Ich glaube, da gäbe es zwei Gründe, die aus rein praktischer Sicht dagegen sprächen: Erstens die enormen Kosten, alle sieben Jahre ein Konklave mit allen Bischöfen der Welt - das wird sehr teuer. Und zweitens würde sich wahrscheinlich keiner mehr zur Wahl stellen, wenn er beispielsweise jünger ist und nur sieben Jahre im Amt sein soll; da wird sich mancher denken, dass er in dieser Zeit nicht sehr viel bewegen kann. Dann noch ein hierarchischer Aspekt: Warum "ganz oben" damit beginnen, wieso nicht bei den Bischöfen anfangen, die nicht so viel zu tun haben wie der Papst?
Für die Glaubwürdigkeit der Kirche geht es natürlich darum, dass die Gebote in der Praxis gelebt werden. Auch die Lebenswirklichkeit der Weltkirche im Hinblick auf die Beschneidung hätte keine normative Kraft gehabt, wenn sie dem Doppelgebot widerspräche. Die Praxis spielt also als Lebenswirklichkeit keine Rolle, wenn sie dem Herrn nicht dient.

Daher wird der Papst im Gebet fragen: Herr, was soll ich für dich tun? Wie diene ich den Brüdern am besten? Und der Herr wird ihm antworten: Frage deine Brüder. Ruf sie zusammen aus allen Teilen der Erde.

Dann werden die Brüder antworten: Ja, Heiliger Vater es ist würdig und recht, das Kirchenrecht zu modernisieren. Denn nicht alle Päpste haben uns in der Kirchengeschichte sieben Jahre gedient und nur wenige mussten die Bürde länger tragen. Es ist also bereits gute Tradition, wenigstens alle sieben Jahre Vertreter aus unserem Kreis zum Konklave zu entsenden. Und nie haben wir die Kosten und Mühen gescheut, Heiliger Vater. Selbst dein Namenspatron Franziskus hat das Pfingstkapitel als Vollversammlung der Brüder einberufen.

Der Heilige Vater wird entgegnen: Liebe Mitbrüder, wer von euch wird denn bereit sein für sieben Jahre die Bürde zu tragen? Ein gebrechlicher Bischof antwortet: Wenn wir schon die Kardinalswürde annehmen, auch ohne sie ausüben zu können, warum sollten wir uns einer viel größeren Würde zu dienen verweigern? Und ihr jungen Bischöfe, wäret ihr für sieben Jahre bereit? wird Franziskus fragen. Demütig wie du, Heiliger Vater, würden wir nach sieben Jahren die Vertrauensfrage stellen und gestärkt für weitere sieben Jahre das Kreuz auf uns nehmen, antwortet einer von ihnen unter dem Amengemurmel der anderen. Sollten wir es mit dem Bischofsamt nicht genauso handhaben? wird der Papst fragen. Wenn du uns mit leuchtender Fackel vorangehst, fürchten wir uns nicht, werden die Bischöfe entgegnen.

Der Heilige Vater wird im Gebet vor den Herrn tragen: Du hast gehört, was die Brüder gesagt haben. Sieben Jahre als Amtsperiode für Päpste und Bischöfe ins Kirchenrecht einzuführen, stößt auf keine theologischen und praktischen Bedenken. Und der Herr wird ihn segnen: Franz, du hast in dieser Vision erkannt, wie du der Kirche am besten dienst. Ich werde dir im Namen des Vaters nun meinen Griffel in die Hand geben und den Heiligen Geist als Beistand. Eile nun, den neuen Codex zu schreiben und mache dich frisch ans Werk.

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overkott
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von overkott »

Yeti hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Dem Herrn geht es um die Brüderlichkeit unter den Jüngern. Und er selbst hat den Dienst den Brüdern ja nicht nur gepredigt, sondern sich selbst für die Brüder hingegeben. Dass sich Franziskus als Rahner auf dem Papstthron versteht, ist nicht sehr wahrscheinlich. Der amtierende Papst hat jedenfalls Gelegenheit, in Einheit mit den Bischöfen das Kirchenrecht zu modernisieren. Gerade die Periodisierung des päpstlichen Dienstes ( eine Amtsperiode = sieben Jahre ) würde seinem bescheidenen Auftreten etwas Substantielles verleihen.
Ich glaube, da gäbe es zwei Gründe, die aus rein praktischer Sicht dagegen sprächen: Erstens die enormen Kosten, alle sieben Jahre ein Konklave mit allen Bischöfen der Welt - das wird sehr teuer. Und zweitens würde sich wahrscheinlich keiner mehr zur Wahl stellen, wenn er beispielsweise jünger ist und nur sieben Jahre im Amt sein soll; da wird sich mancher denken, dass er in dieser Zeit nicht sehr viel bewegen kann. Dann noch ein hierarchischer Aspekt: Warum "ganz oben" damit beginnen, wieso nicht bei den Bischöfen anfangen, die nicht so viel zu tun haben wie der Papst?
Für die Glaubwürdigkeit der Kirche geht es natürlich darum, dass die Gebote in der Praxis gelebt werden. Auch die Lebenswirklichkeit der Weltkirche im Hinblick auf die Beschneidung hätte keine normative Kraft gehabt, wenn sie dem Doppelgebot widerspräche. Die Praxis spielt also als Lebenswirklichkeit keine Rolle, wenn sie dem Herrn nicht dient.

Daher wird der Papst im Gebet fragen: Herr, was soll ich für dich tun? Wie diene ich den Brüdern am besten? Und der Herr wird ihm antworten: Frage deine Brüder. Ruf sie zusammen aus allen Teilen der Erde.

Dann werden die Brüder antworten: Ja, Heiliger Vater es ist würdig und recht, das Kirchenrecht zu modernisieren. Denn nicht alle Päpste haben uns in der Kirchengeschichte sieben Jahre gedient und nur wenige mussten die Bürde länger tragen. Es ist also bereits gute Tradition, wenigstens alle sieben Jahre Vertreter aus unserem Kreis zum Konklave zu entsenden. Und nie haben wir die Kosten und Mühen gescheut, Heiliger Vater. Selbst dein Namenspatron Franziskus hat das Pfingstkapitel als Vollversammlung der Brüder einberufen.

Der Heilige Vater wird entgegnen: Liebe Mitbrüder, wer von euch wird denn bereit sein, für sieben Jahre die Bürde zu tragen? Ein gebrechlicher Bischof antwortet: Wenn wir schon die Kardinalswürde annehmen, auch ohne sie ausüben zu können, warum sollten wir uns einer viel größeren Würde zu dienen verweigern? Und ihr jungen Bischöfe, wäret ihr für sieben Jahre bereit? wird Franziskus fragen. Demütig wie du, Heiliger Vater, würden wir nach sieben Jahren die Vertrauensfrage stellen und gestärkt für weitere sieben Jahre das Kreuz auf uns nehmen, antwortet einer von ihnen unter dem Amengemurmel der anderen. Sollten wir es mit dem Bischofsamt nicht genauso handhaben? wird der Papst fragen. Wenn du uns mit leuchtender Fackel vorangehst, fürchten wir uns nicht, werden die Bischöfe entgegnen.

Der Heilige Vater wird im Gebet vor den Herrn tragen: Du hast gehört, was die Brüder gesagt haben. Sieben Jahre als Amtsperiode für Päpste und Bischöfe ins Kirchenrecht einzuführen, stößt auf keine theologischen und praktischen Bedenken. Und der Herr wird ihn segnen: Franz, du hast in dieser Vision erkannt, wie du der Kirche am besten dienst. Ich werde dir im Namen des Vaters nun meinen Griffel in die Hand geben und den Heiligen Geist als Beistand. Eile nun, den neuen Codex zu schreiben und mache dich frisch ans Werk.

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taddeo
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von taddeo »

Clemens hat geschrieben:@taddeo: Welche Jahrhunderte meinst du?
Ich kenne Amtszeitbegrenzung im voraus bei Kirchenleitern erst seit ein paar Jahrzehnten. Vorher galten sie lebenslänglich, bzw. bis zur altersbedingten Amtsunfähigkeit.
(Bei Staats- und Landeskirchen - ob es früher in irgendwelchen freien Sondergruppen Amtszeitbegrenzung im voraus gab, fehlt mir der vollständige Überblick.)
Ich hab mich nicht auf die Amtszeiten bezogen, sondern auf folgende Sätze von Ovi:
Der Erste Diener ist Teil des Volkes Gottes und diesem untergeordnet, wie es der Herr gelehrt hat. Vornehmstes Recht und heilige Pflicht des Papstes als Erster Diener ist die Einberufung eines Ökumenischen Konzils als oberstes Beschlussorgan des Volkes Gottes zur Entscheidung über grundlegende Fragen der Lehre und Sitte. Die Beschlüsse des aktuellen Konzils setzt der Erste Diener mit seiner kurialen Verwaltung um.

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overkott
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von overkott »

Die Kirchenverfassung nimmt im Matthäusevangelium von Kapitel 16 bis 20 breiten Raum ein. Christus als Sohn Gottes zu bekennen, veranlasst Jesus Petrus zum Felsen der Kirche zu erklären. Doch Jesus scheint sich in Petrus getäuscht zu haben. Für dessen falsche Christologie zeiht Jesus Petrus Satan. Hieran knüpft die Begrenzung der Amtszeit des Petrus an.

Außer den ordentlichen sieben Jahren Amtszeit müsste im Kirchenrecht auch eine außerordentliche Entlassung des Papstes geregelt werden für den Fall, dass der Papst nicht auf geistlichen Dienst, sondern auf weltliche Macht aus ist.

Sicherlich lohnt es zu fragen, warum Benedikt IX. als Kind zum Papst gewählt wurde, was mit Matthäus 18 begründet werden kann. Wichtiger noch für die Periodisierung der Amtzeit ist die Frage, wie er abgesetzt und erneut wieder Papst werden konnte.

Kirchenrechtlich von höchster Bedeutung ist das Konzil 1414 von Konstanz. Vor genau 600 Jahren erließ das Konzil am 6. 4. 1415 das berühmte Dekret „Haec Sancta“. In diesem offiziellen Konzilstext wurde die Oberhoheit der Konzilien über den Papst erklärt.

Kirchenhistoriker sind nicht redlich, wenn sie dem Konzil einerseits zugestehen, mit dem heute anerkannten Papst Gregor XII. gültige Bedingungen für seinen Rücktritt auszuhandeln, aber sonstige Bedingungen des Konzils nicht anzuerkennen.

Wichtiger noch als die Meinung von Kirchenhistorikern ist für die Kirchenverfassung das Wort des Herrn in Matthäus 18, 19 und 20,28. Diese ganzen Kapitel über die Bedeutung des Ersten als Letzen setzt die zum Konzil versammelten Bischöfe als Repräsentanten der Ökumene über den Papst als Diener aller.

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Protasius
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von Protasius »

Wie kommst du eigentlich auf die Idee, ausgerechnet Benedikt IX. als Beispiel zu nehmen? Wenn man dem Artikel aus der Catholic Encyclopedia folgt, dann lag seine mehrfache Amtszeit daran, daß man ihn zwischendurch wegen seines unmöglichen Lebenswandels davon gejagt hat, und daß er sein Amt aufgab um zu heiraten. Sein junges Alter lag daran, daß sein Vater Alberich ein mächtiger Mann war und das Papstamt quasi als Erbteil betrachtete, nachdem die beiden Amtsvorgänger Benedikts dessen Onkel waren. Das halte ich für kein vernünftiges Vorbild für den Nachfolger Petri.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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overkott
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von overkott »

Es geht im Beispiel nicht nur um Vernunft, sondern auch um die Regelung von Unvernunft.

Ein Kind als Papst einzusetzen, hat zunächst eine theologische Grundlage und darüber hinaus entspricht dies auch durchaus verbreiteten Gepflogenheiten in der Welt, wie wir beim 14. Dalai Lama sehen.

Für das Verhältnis von Kirche und Staat ist bedeutend, dass der römisch-deutsche Kaiser die Wahl anerkannte.

Mit Benedikt IX. trat zunächst kirchenpolitischer Stillstand ein, was das Kind oder den Jugendlichen als Übergangspapst charakterisiert, der unter dem Einfluss seines Vaters die Politik der päpstlichen Adelsfamilie fortsetzte. Nach zwölf Jahren im Amt wurde er 1044 aus Rom vertrieben. Weil er nicht abgewählt wurde, wird dies auch als Schisma bezeichnet.

Auch ohne im Nachhinein die lokalpolitischen oder staatspolitischen Rahmenbedingungen der Vertreibung Benedikts IX. zu werten, ist schlicht festzustellen, dass das Papstamt nicht auf Lebenszeit angelegt, sondern nur auf Zeit verliehen ist.

Neben der siebenjährigen Amtsperiode durch Rücktritt ist auch die außerordentliche Möglichkeit der vorzeitigen Abwahl durch ein Konklave ins Kirchenrecht aufzunehmen. Die Einberufung eines außerordentlichen Konklaves obliegt daher nicht mehr dem umstrittenen Papst.

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Protasius
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von Protasius »

Du willst jetzt also aufbauend auf einer Handvoll Fälle, bei denen ein Papst zurückgetreten ist und die zusammen kaum ein Prozent der Amtsinhaber des apostolischen Stuhles ausmachen, ein generelles Prinzip einführen? Du willst Bischöfe von Rom automatisch nach sieben Jahren ihres Amtes entheben, ein Konzil über den Papst stellen, und das alles mit welchem Nutzen? Daß ein Haufen von emeritierten Päpsten entsteht, die nach sieben Jahren Amtszeit - ja, was tun sie dann eigentlich?
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von overkott »

Prinzipiell gibt der Herr die Richtung vor durch seine Dienstanweisung für den Papst als Diener aller. Allen ist gedient, wenn der Papst ein Konzil einberuft und sich seinem Urteil, bei deren Findung er mitwirkt, demütig beugt. So geschehen beim Ersten Ökumenischen Konzil von Jerusalem. Die Ökumene wurde vor allem durch die Hll. Paulus aus Tarsus und Josef Barnabas aus Zypern ( Apg 4,36 ) repräsentiert ( die heute für die Versöhnung von Türken und Griechen stehen ).

Die zurückgetretenen Päpste bleiben Mitglieder des Bischofskollegiums. Sie können Aufgaben übernehmen, die ihnen die Mitbrüder im bischöflichen Dienst oder der neue Papst auferlegen. Zum Beispiel das Amt eines Kardinals ehrenhalber. Ob Franziskus ihnen den Papsttitel belassen will oder warm anbefiehlt, ihn demütigerweise mit dem Ausscheiden aus dem Amt wieder zurückzugeben, muss das neue Kirchenrecht weisen.

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umusungu
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von umusungu »

Protasius hat geschrieben:Daß ein Haufen von emeritierten Päpsten entsteht, die nach sieben Jahren Amtszeit - ja, was tun sie dann eigentlich?
Es wird an der Zeit, dass wir uns von der Vorstellung trennen, dass das Amt des Papstes ein lebenslanges sei.
Wie jeder Pfarrer und jeder Bischof von seinem Amt zurücktreten kann, muss das auch für den Bischof von Rom gelten.
Mit dem Rücktritt vom Bischofsamt Von Rom endet auch das Dienstamt des Papstes.
Die Kirche kann gut mit emeritierten Bischöfen, Äbten und Pfarrern umgehen. Warum also nicht auch mit solchen ehemaligen Päpsten?

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Hubertus
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von Hubertus »

umusungu hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:Daß ein Haufen von emeritierten Päpsten entsteht, die nach sieben Jahren Amtszeit - ja, was tun sie dann eigentlich?
Es wird an der Zeit, dass wir uns von der Vorstellung trennen, dass das Amt des Papstes ein lebenslanges sei.
Wie jeder Pfarrer und jeder Bischof von seinem Amt zurücktreten kann, muss das auch für den Bischof von Rom gelten.
Mit dem Rücktritt vom Bischofsamt Von Rom endet auch das Dienstamt des Papstes.
Die Kirche kann gut mit emeritierten Bischöfen, Äbten und Pfarrern umgehen. Warum also nicht auch mit solchen ehemaligen Päpsten?
Das Kranke an diesem System ist ja nicht, daß der Papst bisher davon ausgenommen war, sondern daß es bei den übrigen Hirten bereits so weit gekommen ist.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von umusungu »

Hubertus hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:Daß ein Haufen von emeritierten Päpsten entsteht, die nach sieben Jahren Amtszeit - ja, was tun sie dann eigentlich?
Es wird an der Zeit, dass wir uns von der Vorstellung trennen, dass das Amt des Papstes ein lebenslanges sei.
Wie jeder Pfarrer und jeder Bischof von seinem Amt zurücktreten kann, muss das auch für den Bischof von Rom gelten.
Mit dem Rücktritt vom Bischofsamt Von Rom endet auch das Dienstamt des Papstes.
Die Kirche kann gut mit emeritierten Bischöfen, Äbten und Pfarrern umgehen. Warum also nicht auch mit solchen ehemaligen Päpsten?
Das Kranke an diesem System ist ja nicht, daß der Papst bisher davon ausgenommen war, sondern daß es bei den übrigen Hirten bereits so weit gekommen ist.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus.

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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von overkott »

umusungu hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:Daß ein Haufen von emeritierten Päpsten entsteht, die nach sieben Jahren Amtszeit - ja, was tun sie dann eigentlich?
Es wird an der Zeit, dass wir uns von der Vorstellung trennen, dass das Amt des Papstes ein lebenslanges sei.
Wie jeder Pfarrer und jeder Bischof von seinem Amt zurücktreten kann, muss das auch für den Bischof von Rom gelten.
Mit dem Rücktritt vom Bischofsamt Von Rom endet auch das Dienstamt des Papstes.
Die Kirche kann gut mit emeritierten Bischöfen, Äbten und Pfarrern umgehen. Warum also nicht auch mit solchen ehemaligen Päpsten?
Dadurch würde der römische Bischof automatisch jünger. Auch würde seine bischöfliche Aufgabe als Erster Diener unter Gleichen betont. Das würde einer Periodisierung nicht widersprechen.

Die Periodisierung dient vor allem, Missbrauch zu verhindern und das verliehene Amt als Leihgabe zu betonen.

Benedikt IX. wäre bei einer Periodisierung von sieben Jahren wahrscheinlich nicht aus dem Amt vertrieben worden. Sein Pontifikat dauerte bereits ungewöhnlich lange.

Das gilt natürlich auch für das Bischofsamt. Warum sollte ein begabter junger Priester vom Domkapitel nicht zum Bischof gewählt und vom Papst im Amt bestätigt werden, wenn sein Dienst nach sieben Jahren verlängert werden kann oder er eine neue Aufgabe zum Beispiel in einer Kongregation an der Kurie übernimmt?

Tatsächlich gab es bereits schon eine Vorform der Periodisierung durch Berufung an einen anderen Ort. Und diese Praxis ist in geistlichen Gemeinschaften schon lange Usus. Beim Papst war die natürliche Periodisierung im Hochmittelalter auf ein paar Jahre oder wenige Monate begrenzt. Warum aber sollten Kranke und Alte das schwerste Joch in der Kirche tragen?

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Hubertus
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Registriert: Montag 3. Mai 2010, 20:08

Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von Hubertus »

umusungu hat geschrieben:
Hubertus hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:Daß ein Haufen von emeritierten Päpsten entsteht, die nach sieben Jahren Amtszeit - ja, was tun sie dann eigentlich?
Es wird an der Zeit, dass wir uns von der Vorstellung trennen, dass das Amt des Papstes ein lebenslanges sei.
Wie jeder Pfarrer und jeder Bischof von seinem Amt zurücktreten kann, muss das auch für den Bischof von Rom gelten.
Mit dem Rücktritt vom Bischofsamt Von Rom endet auch das Dienstamt des Papstes.
Die Kirche kann gut mit emeritierten Bischöfen, Äbten und Pfarrern umgehen. Warum also nicht auch mit solchen ehemaligen Päpsten?
Das Kranke an diesem System ist ja nicht, daß der Papst bisher davon ausgenommen war, sondern daß es bei den übrigen Hirten bereits so weit gekommen ist.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus.
Nur, wenn man statt Hirten, statt geistlichen Vätern Kirchenbeamte haben will.
In unserer vaterlosen Gesellschaft mag es allerdings nur konsequent sein, wenn dies von manchen gefordert wird.
Es ist ein Krankheitssymptom unserer verheutigten Kirche, daß viele gar nicht mehr auf den Gedanken kommen, daß die geistliche Leitung mehr ist als eine bloße "Verwaltungsaufgabe", nämlich bleibende Lebensaufgabe, etwas, das mehr ist als ein bequemer, womöglich noch gemäß Beamtenbesoldung alimentierter 40-Stunden-Job.
Der Kult ist immer wichtiger als jede noch so gescheite Predigt. Die Objektivität des Kultes ist das Größte und das Wichtigste, was unsere Zeit braucht. Der Alte Ritus ist der größte Schatz der Kirche, ihr Notgepäck, ihre Arche Noah. (M. Mosebach)

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overkott
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Registriert: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:25

Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von overkott »

Hubertus hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:
Hubertus hat geschrieben:
umusungu hat geschrieben:
Protasius hat geschrieben:Daß ein Haufen von emeritierten Päpsten entsteht, die nach sieben Jahren Amtszeit - ja, was tun sie dann eigentlich?
Es wird an der Zeit, dass wir uns von der Vorstellung trennen, dass das Amt des Papstes ein lebenslanges sei.
Wie jeder Pfarrer und jeder Bischof von seinem Amt zurücktreten kann, muss das auch für den Bischof von Rom gelten.
Mit dem Rücktritt vom Bischofsamt Von Rom endet auch das Dienstamt des Papstes.
Die Kirche kann gut mit emeritierten Bischöfen, Äbten und Pfarrern umgehen. Warum also nicht auch mit solchen ehemaligen Päpsten?
Das Kranke an diesem System ist ja nicht, daß der Papst bisher davon ausgenommen war, sondern daß es bei den übrigen Hirten bereits so weit gekommen ist.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus.
Nur, wenn man statt Hirten, statt geistlichen Vätern Kirchenbeamte haben will.
In unserer vaterlosen Gesellschaft mag es allerdings nur konsequent sein, wenn dies von manchen gefordert wird.
Es ist ein Krankheitssymptom unserer verheutigten Kirche, daß viele gar nicht mehr auf den Gedanken kommen, daß die geistliche Leitung mehr ist als eine bloße "Verwaltungsaufgabe", nämlich bleibende Lebensaufgabe, etwas, das mehr ist als ein bequemer, womöglich noch gemäß Beamtenbesoldung alimentierter 40-Stunden-Job.
Das Bild des Hirten ist tatsächlich das Bild eines Jobs, den auch Kinder ausüben konnten. Geistliche Väter sind eigentlich im Evangelium außer dem Vater im Himmel nicht vorgesehen. Der irdische Vater tritt bei Jesus nach der Pubertät in den Hintergrund. Mit Beginn seines öffentlichen Lebens ruft er erwachsene junge Männer wie die Zebedäus-Söhne in seine Nachfolge, die ihren Vater verlassen. Der Kreis der Apostel erweist sich als eine Gemeinschaft junger Männer, die etwa 30 Jahre alt sind. Als Söhne des Vaters im Himmel sind sie als Brüder alle gleich gestellt. Der Erste unter ihnen dient allen: Christus. Das ist die Christologie Jesu: Leidenschaft für Gott, Passion für seine Freunde. Jesus Christologie entspricht der Prophezeiung bei Jesaja vom Friedenstifter und Gottesdiener.

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Juergen
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von Juergen »

Im Zusammenhang mit den Lebenswirklichkeiten sei auch noch auf das Dokument „Donum veritatis“ verwiesen. Das Dokument ist es wert, daß es im Ganzen gelesen wird.

Abschnitt 35 erscheint mir aber etwas erhellend in der hier diskutierten Frage und sei deswegen zitiert. Dabei sollte der Kontext beachtet werden und das „Drumrum“ (1–34 und 36–42) auch gelesen werden.
http://www.vatican.va/roman_curia/congr ... on_ge.html

35. Der Dissens zieht ferner zuweilen eine soziologische Argumentation heran, nach der die Meinung einer großen Zahl von Christen direkter und angemessener Ausdruck des „übernatürlichen Glaubenssinns“ wäre.

Tatsächlich können die Meinungen der Gläubigen nicht schlicht und einfach mit dem „sensus fidei“ gleichgesetzt werden.[31] Dieser ist nämlich eine Eigenart des theologalen Glaubens, der als Gabe Gottes, die das persönliche Ja zur Wahrheit schenkt, nicht irren kann. Dieser persönliche Glaube ist zugleich Glaube der Kirche, denn Gott hat der Kirche die Hut des Wortes anvertraut, und was deswegen der Gläubige glaubt, ist das, was die Kirche glaubt. Daher schließt der „sensus fidei“ seiner Natur nach die tiefe Übereinstimmung von Geist und Herz mit der Kirche, das „sentire cum Ecclesia“, ein.

Wenn sich daher der theologale Glaube als solcher nicht irren kann, so kann doch der Gläubige irrige Meinungen haben, weil nicht alle seine Gedanken vom Glauben herkommen.[32] Die im Volk Gottes umlaufenden Ideen stimmen nicht alle mit dem Glauben überein, zumal sie leicht von einer öffentlichen Meinung beeinflußt werden können, die durch die modernen Kommunikationsmedien gesteuert wird. Nicht ohne Grund betont das II. Vatikanische Konzil die unauflösliche Beziehung zwischen dem „sensus fidei“ und der Anleitung des Volkes Gottes durch das Lehramt der Hirten: Beide Wirklichkeiten lassen sich nicht voneinander trennen.[33] Die Äußerungen des Lehramtes wollen die Einheit der Kirche in der Wahrheit des Herrn sicherstellen. Sie helfen zum „Bleiben in der Wahrheit“ angesichts des Willkürcharakters von wandelbaren Meinungen und sind Ausdruck des Gehorsams gegenüber dem Wort Gottes.[34] Auch wenn es den Anschein haben kann, daß sie die Freiheit der Theologen beeinträchtigten, so richten sie durch die Treue zum überlieferten Glauben eine tiefer reichende Freiheit auf, die nur von der Einheit in der Wahrheit herkommen kann.


[31] Vgl. Johannes Paul II., Apost. Schreiben Familiaris consortio 5: AAS 74 (1982) 85-86.
[32] Vgl. die Formel des Konzils von Trient, VI. Sitzung, Kap. 9: fides „cui non potest subesse falsum“: DS 1534; vgl. Hl. Thomas von Aquin, Summa Theologiae, II-II, q.1, a.3: „Possibile est enim hominem fidelem ex coniectura humana falsum aliquid aestimare. Sed quod ex fide falsum aestimet, hoc est impossibile“.
[33] Dogm. Konst. Lumen gentium 12.
[34] Dogm. Konst. Dei Verbum 10.
Gruß Jürgen

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HeGe
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Re: "Lebenswirklichkeit" - Quelle theologischer Wahrheitsfindung

Beitrag von HeGe »

Juergen hat geschrieben:Im Zusammenhang mit den Lebenswirklichkeiten sei auch noch auf das Dokument „Donum veritatis“ verwiesen. Das Dokument ist es wert, daß es im Ganzen gelesen wird.

Abschnitt 35 erscheint mir aber etwas erhellend in der hier diskutierten Frage und sei deswegen zitiert. Dabei sollte der Kontext beachtet werden und das „Drumrum“ (1–34 und 36–42) auch gelesen werden. [...]
Eigentlich alles Aussagen, die sich in ihrer Selbstverständlichkeit logisch von selber erschließen sollten, daher ist umso trauriger, dass man sie ständig neu betonen muss.
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Bruder Donald

Sensus fidei

Beitrag von Bruder Donald »

Was ist der "Sensus fidei"? Kriterien dafür wurden 2014 von der Internationale Theologische Kommission formuliert:
Die erste und grundlegendste Disposition ist die aktive Teilhabe am kirchlichen Leben. Formale Mitgliedschaft in der Kirche reicht nicht aus.
[...]
Authentische Teilhabe am „Sensus fidei“ beruht notwendigerweise auf profundem und aufmerksamem Hören auf das Wort Gottes. Da die Bibel das ursprüngliche Zeugnis des Wortes Gottes ist, das in der Gemeinschaft des Glaubens von Generation zu Generation weitergereicht wird, (111) ist die Übereinstimmung mit Schrift und Tradition ein Hauptindikator für solches Zuhören.
[...]
Eine fundamentale Disposition, die für eine authentische Teilhabe am „Sensus fidei“ erforderlich ist, ist die Akzeptanz der Rolle der Vernunft in Bezug auf den Glauben. Glaube und Vernunft gehören zusammen.
[...]
Eine weitere notwendige Disposition für authentische Teilhabe am „Sensus fidei“ sind Achtsamkeit gegenüber dem kirchlichen Lehramt und die Bereitschaft, auf die Lehre der Hirten der Kirche zu hören, als ein Akt der Freiheit und tiefer Überzeugung.
[...]
Authentische Teilhabe am „Sensus fidei“ erfordert Heiligkeit. Heiligkeit ist die Berufung der ganzen Kirche und jedes einzelnen Gläubigen. (117) Heilig zu sein, bedeutet im Wesentlichen, in Jesus Christus und seiner Kirche Gott zu gehören, getauft zu sein und den Glauben in der Kraft des Heiligen Geistes zu leben.
[...]
Eine authentische Manifestation des „Sensus fidei“ trägt zur Erbauung der Kirche als einem einzigen Leib bei und unterstützt weder Spaltungen noch Partikularismen in ihr.

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