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"Zwingmesse"

Verfasst: Freitag 1. Mai 2015, 12:56
von umusungu
Die Zwingmesse

Im Walsertal haben drei Buben einmal eine Zwingmesse um Geld halten wollen, einer hat ministriert, einer war der „Heer" und einer der Mesner. Bei der Wandlung kamen sie nicht mehr vorwärts und als sie deshalb hinauswollten, hockte unter der Kirchentür ein Hund auf einer großen Kiste voll Geld. An dem konnten sie nicht vorbeikommen und sie brachten ihn auch nicht weg. Da warfen sie den Jüngsten über ihn hinaus, daß er den Geistlichen hole. Als der kam, verschwanden Hund und Kiste.

Quelle: Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 342, S. 198

Re: Liturgische Mißbräuche 3.0

Verfasst: Freitag 1. Mai 2015, 13:23
von Siard
Vulkanlandsagen hat geschrieben:Die Stradner Zwingmesse

In Straden lebte eine fromme alte Frau, die jeden Tag zur Messe ging. Weil sie keine Uhr im Hause hatte, kam sie einmal in die Kirche, als es noch stockdunkel war. Sie setzte sich in die erste Bank und wartete auf den Beginn der Messe.

Es dauerte nicht lange, bis der Priester mit den Ministranten aus der Sakristei erschien und mit der heiligen Handlung begann. Plötzlich stellte die Frau fest, dass der Priester ein längst verstorbener Geistlicher war, und als sie daraufhin die übrigen Kirchenbesucher näher musterte, konnte sie mit Entsetzen feststellen, dass nur Verstorbene im Gotteshaus anwesend waren. Nach Schluss des Gottesdienstes wollte sie eilends die Kirche verlassen und strebte mit zitternden Knien zur Tür hin. Da trat eine verstorbene Nachbarin vor sie hin und sagte: "Lass dein Halstuch bei der Kirchentür liegen, sonst wirst du von den Geistern zerrissen!" Die Frau befolgte den Rat, und lief nach Hause, wo sie aus Erschöpfung sofort ins Bett gehen musste.

Am nächsten Morgen, als die Leute zur Frühmesse gingen, fanden sie auf jedem Grabhügel ein Stückchen des klein zerfetzten Halstuches der alten Frau.
Quelle: vulkanland.at

Was ist denn jetzt eine Zwingmesse? Die beiden Geschichten beschreiben sehr unterschiedliche Gegebenheiten.

Re: Liturgische Mißbräuche 3.0

Verfasst: Freitag 1. Mai 2015, 13:31
von Thomas_de_Austria
Solche Sachen betrieben nicht nur Buben, sondern auch Priester (Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm),
in einzelnen Landstrichen sogar noch vglw. lange Zeit. Letztlich handelte es sich um eine Form von Nekromantie.

Re: Liturgische Mißbräuche 3.0

Verfasst: Freitag 1. Mai 2015, 13:34
von Juergen
Eine Zwingmesse ist ein ziemlicher Hokuspokus: Es ist eine Messe, die jemanden (i.d.R. einen Geist, einen Verstorbenen etc) zwingen soll, etwas zu tun oder zu lassen. Teilweise sieht dann der Priester oder die Anwesenden dann auch die Geister. – So zumindest der Aberglaube, der diese Sache hervorgebracht hat.