Pilgerer hat geschrieben: ↑Freitag 13. Oktober 2017, 12:14
Yeti hat geschrieben: ↑Donnerstag 12. Oktober 2017, 20:39
Flüchtlingspolitik: Kardinal Marx kritisiert Union Überhaupt stehe das C im Namen von CDU und CSU „nicht für konservativ“.
Ich dachte immer, dass Glaube und Tradition vom Wesen her zutiefst und im wörtlichen Sinne konservativ seien.
Die Heilige Tradition ist im Grunde die mündliche Bibel, also etwas anderes als konservativer Traditionalismus, der auch nur eine Variante des Modernismus ist, indem er einen Alt-Modernismus statt eines Neu-Modernismus betreibt. Der Glaube ist nicht konservativ (bewahrend, altmodisch), wenn er sich von der Gotteserfahrung her leiten und verändern lässt.
Der christliche Heilsweg führt von der babylonischen Gefangenschaft hin zum himmlischen Jerusalem. Auf diesem Weg ist eine Veränderung notwendig, um einen tatsächlichen seelischen Heils-Fortschritt zu erreichen. Deshalb ist ein konservatives Verharren auf etwas, das immer schon war, ein Hindernis für den christlichen Heilsweg. Was hier konservativ sein mag, ist der Respekt vor der Autorität Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Ebenso der Respekt vor den christlichen Leitfiguren der Kirchengeschichte. Diese Formen des persönlichen Respekts sind Voraussetzungen für den Fortschritt der Heiligung und dafür, dass Veränderungen im Sinne Gottes bleiben.
Dann fasse ich deine Aussage wohl richtig auf, wenn ich feststelle, dass du implizit behauptest, dass es damit orthodoxen Christen, Juden, Lutheranern, Evangelikalen und sowieso gläubigen römisch-katholischen Christen das Erreichen des Himmelreiches schwerer fallen dürfte als der Sorte Christ, die du oben in ihrer gebrochenen Beziehung zur Glaubenstradition skizzierst. Außerdem gibt es einige Sätze in deiner Predigt, die ich nicht verstehe und deshalb deiner Erläuterung bedürfen:
Pilgerer hat geschrieben:Die Heilige Tradition ist im Grunde die mündliche Bibel
KKK Kompendium; Nr. 12 hat geschrieben:"Die apostolische Überlieferung ist die Weitergabe der Botschaft Christi, die sich seit den Anfängen des Christentums durch die Predigt, das Zeugnis, die Einrichtungen, den Gottesdienst und die inspirierten Schriften vollzieht. Die Apostel haben ihren Nachfolgern, den Bischöfen, und durch diese allen Geschlechtern bis zur Vollendung der Zeiten das weitergegeben, was sie von Christus empfangen und vom Heiligen Geist gelernt haben."
Meine Frage, würde ich behaupten, sollte hier doch etwas ins Auge springen.
Pilgerer hat geschrieben:konservativer Traditionalismus
Was ist denn "konservativer Traditionalismus" für dich? Ich kann den Begriff nicht deuten - außer als (kirchen-) politischen Kampfbegriff, also Phrase.
Pilgerer hat geschrieben:Variante des Modernismus ist, indem er einen Alt-Modernismus statt eines Neu-Modernismus betreibt
Dir ist schon klar, dass es ein Charakteristikum des Modernismus ist, das Erlebnis statt der Schauung und vor allem der verstandesmäßigen Durchdringung in den Mittelpunkt zu rücken, während man das, was du vermutlich unter "konservativem Traditionalismus" verstehst, früher einfach als Neuthomismus oder scholastische Theologie bezeichnet hat, bevor solcherlei Kampfbegriffe aufkamen. Das eine grenzt an synkretistische Esoterik, das andere betont die von der Theologie seit der Antike der Kirche überlieferten Wege des Umgangs mit der Offenbarung. Beides mit "neuem" und "altem" Modernismus in einen Topf zu werfen, der theologiegeschichtlich seit "Pascendi dominici gregis" auch noch als ein klar definierter Terminus technicus gilt, ist intellektuell unlauter und ahistorisch.
Pilgerer hat geschrieben:Der Glaube ist nicht konservativ (bewahrend, altmodisch),
Dass du "konservativ" mit "altmodisch" nicht bezeichnest, sondern (ab-) wertest, ist schade, wenn auch für den geistlichen Degenerationsprozess der vergangenen Jahrzehnte symptomatisch. Ich denke, dass man generell anhand aller Offenbarungsreligionen, also alle Schriftreligionen, sehr gut sehen kann, dass das bewahrende Element logischerweise den Kern ihrer Wesen trifft. Insofern ist die Übertragung von "konservativ" mit "bewahrend" zwar ganz korrekt, mit der Wertung "altmodisch" aber sprichst du damit jeder Offenbarungsreligion ihren Wesenskern ab, ja du erklärst ihn sogar zum Heilshindernis:
Pilgerer hat geschrieben:Deshalb ist ein konservatives Verharren auf etwas, das immer schon war, ein Hindernis für den christlichen Heilsweg.
Pilgerer hat geschrieben:Der christliche Heilsweg führt von der babylonischen Gefangenschaft hin zum himmlischen Jerusalem.
Das ist mir etwas zu blumig-schwurbelig. Wieso nicht vom Sündenfall zur Auferstehung Christi?
Pilgerer hat geschrieben:Was hier konservativ sein mag, ist der Respekt vor der Autorität Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Ebenso der Respekt vor den christlichen Leitfiguren der Kirchengeschichte. Diese Formen des persönlichen Respekts sind Voraussetzungen für den Fortschritt der Heiligung und dafür, dass Veränderungen im Sinne Gottes bleiben.
Interessant, dass du in Bezug auf die göttliche trinitarische Autorität nur von "Respekt" sprichst. Im Grunde sprechen so Religionswissenschaftler, weil es ein Minimum gegenüber dem ist, was anderen heilig ist. Für Christen sollte aber mehr drin sein als "Respekt".
Pilgerer hat geschrieben:Ebenso der Respekt vor den christlichen Leitfiguren der Kirchengeschichte.
Das lasse ich hier gelten, ok.
Pilgerer hat geschrieben: Diese Formen des persönlichen Respekts sind Voraussetzungen für den Fortschritt der Heiligung und dafür, dass Veränderungen im Sinne Gottes bleiben.
Dieser Satz ist vollends kryptisch. Mir wäre neu, dass eine Heiligung "fortschreitet". Entweder jemand ist lediglich zur Heiligkeit berufen oder er ist es tatsächlich - simul iustus et peccator funzt bei Katholen nicht; die einzige Stufe "dazwischen" ist die Seligsprechung. Ist das sowas wie "Pastoral-Bingo"? Die letzte Frage wäre noch, was überhaupt verändert werden sollte - und weshalb? Eigentlich bleibst du im Ganzen ständig im Ungefähren...das kennt man:
Pascendi dominici gregis hat geschrieben:"Die Modernisten – so werden sie im allgemeinen sehr richtig bezeichnet – gebrauchen den schlauen Kunstgriff, ihre Lehren nicht systematisch und einheitlich, sondern stets nur vereinzelt und ohne Zusammenhang vorzutragen. Dadurch erwecken sie den Anschein des Suchens und Tastens, während sie davon fest und entschieden überzeugt sind."
Einmal heizen bitte.
Tut mir leid, aber auch Kardinal Marx konnte schon mal bessere Theologie liefern. Dieses seit Jahren andauernde Phrasengeblubber hätte ich ihm noch als Trierer Bischof nicht zugetraut. Sehr bedauerlich, seine Entwicklung.
Ach ja: Das Christentum handelt nicht vom Fortschritt. Sondern von der Umkehr. --> #konservativ