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Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Mittwoch 23. August 2017, 22:15
von Elisabeth90
Vor längerer Zeit habe ich die Biografie unseres vor gut 39 Jahren verstorbenen Heiligen Vaters Paul VI. gelesen und ich war beeindruckt und berührt. Denn diese Biografie eröffnete mir einen neuen Horizont auf diese sehr vielschichtige Persönlichkeit Paul´s .
In der breiten Öffentlichkeit der 68er despektierlich "Pillen-Paule" genannt wurde er von vielen
verkannt und somit als ganzes nie
erkannt.Es handelt sich um das Buch "Paul VI. : Der vergessene Papst" von Jörg Ernesti.
Ich kann es nur empfehlen. Wer für mich weitere Tipps zu Lesestoff über Paul VI. hat ist sehr willkommen.
Herzlichen Dank im Voraus!

Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Donnerstag 24. August 2017, 10:19
von CIC_Fan
diskutieren wir hier jetzt über den Montini Papst?
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Donnerstag 24. August 2017, 12:46
von questionmark
Ich finde ihn auch sehr gut den Paul vi . Schöner Beitrag.
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Donnerstag 24. August 2017, 13:49
von Niels
Vielschichtig? Ich würde es eher tragisch nennen. Habe von Jörg Ernesti eine Biographie über ihn. Die sollte ich wohl mal weiterlesen. Bin nicht über die ersten Seiten hinausgekommen.
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Donnerstag 24. August 2017, 15:14
von Hubertus
Ich muß zugeben, daß mein Bild Pauls VI. sich doch gewandelt hat. Ich hielt ihn bislang für einen eher Konservativen, der es allerdings als seine "Pflicht" ansah, die vom DasKonzil™ angestoßenenen "Reformen" umzusetzen, obwohl er innerlich auch stark darunter litt; eine irgendwie zerissene, tragische Person.
In Roberto de Matteis 'Das Zweite Vatikanische Konzil. Eine bislang ungeschriebene Geschichte' wird nun beleuchtet, wie sehr Montini bereits als Substitut des Staatssekretariats (1937-52) modernistisches Gedankengut zumindest verharmloste, ja deckte. Er referiert kurz über
Pascendi und
Humani generis, auf die aber bereits nicht mehr die "repressiven Akte [folgten], die es Papst Sarto erlaubt hatten, die neue Häresie, wenn auch nur vorläufig, zu unterdrücken" (2/2012: S. 43). Auf Montini kommt er in dem Zusammenhang auch zu sprechen; er erwähnt, daß es bereits im Umfeld des Papstes Mitarbeiter gab,
S. 44-45 hat geschrieben:die versuchten, die Tragweite der Enzyklika abzuschwächen. Wenige Wochen nach der Veröffentlichung des päpstlichen Dokumentes, am 8. September 1950, begegnete der französische Philosoph Jean Guitton im Vatikan dem Substitut des Staatssekretariats, Giovanni Battista Montini,
und legte ihm seine Besorgnis darüber dar, dass Rom 'die Fortschritte im Denken' in Frankreich mit Misstrauen beobachten könnte. Msgr. Montini bemühte sich, diesen Eindruck zu zerstreuen, indem er Guitton sagte, dass Humani generis keinen Irrtum verurteilt habe, sondern in bezug auf jene lebendigen und lebenskräftigen Tendenzen in der Kultur, die sich in der Kirche ohne Hast und in kluger Weise entwickeln könnten, nur zur Vorsicht mahne:
[es folgt ein längeres Zitat aus Guittons Dialog mit Paul VI. (Paris; dt. Wien 1967)]
Die Worte von Msgr. Montini ließen eine tiefe Sympathie für die dokrinellen Tendenzen, die Pius XII. in Besorgnis versetzten, durchscheinen und mit ihr die Überzeugung, dass die Ära des ideologischen Konfliktes zwischen Modernismus und Antimodernismus durch die 'neuen Zeiten', die sich für die Kirche eröffneten, endgültig überwunden wäre.
Insofern ist anzunehmen, daß Montini die modernistischen Neuerungen durchaus von Anfang an in gewissem Umfange guthieß und wohl auch unterstützte. Daß er später manchmal menschlich unter den praktischen Konsequenzen litt, sei zugestanden. Eine Episode von 1970 soll dies verdeutlichen:
Quelle hat geschrieben:Als der Papst am Pfingstmontag in seine Kapelle kam, um die hl. Messe zu feiern, waren dort statt der roten Gewänder, die er erwartet hatte, grüne für ihn ausgelegt. Er sprach den an diesem Tag amtierenden Zeremoniar darauf an und fragte:„Was soll denn das. Wir sind in der Pfingstoktav, wo bleiben die roten Gewänder?“
„Eure Heiligkeit“, antworterte der Zeremoniar, „wir haben jetzt tempus
per annum. Die Pfingstoktav ist abgeschafft“.
„Grün“ sagte der Papst, „das kann nicht sein, wer hat das angeordnet?“
„Eure Heiligkeit, Sie selbst haben das verfügt“.
Und der Papst weinte.
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Donnerstag 24. August 2017, 15:27
von CIC_Fan
das ist eine fromme Legende
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Donnerstag 24. August 2017, 15:35
von Niels
CIC_Fan hat geschrieben: ↑Donnerstag 24. August 2017, 15:27
das ist eine fromme Legende
Ja.
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Donnerstag 24. August 2017, 18:23
von Elisabeth90
Niels hat geschrieben: ↑Donnerstag 24. August 2017, 13:49
Vielschichtig? Ich würde es eher tragisch nennen. Habe von Jörg Ernesti eine Biographie über ihn. Die sollte ich wohl mal weiterlesen. Bin nicht über die ersten Seiten hinausgekommen.
Mit vielschichtig meine ich die verschiedenen Facetten einer Persönlichkeit. Und auch Paul VI. war eine interessante Persönlichkeit. Die Biographie ist es, die ich oben genannt habe. Hat mich einige Abende gekostet aber war sehr interessant .
Ich habe irgendwo im Netzt noch en Bild gefunden dass ihn wohl in der Endphase ( ca.1975-78) zeigt. Auf diesem wirkt er sehr müde, erschöpft aber vor allem alt. Er ist verglichen mit anderen früheren Bildern sichtlich gealtert.
http://www.bilder-upload.eu/show.php?fi ... 593269.png
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Freitag 25. August 2017, 09:56
von CIC_Fan
wie jeder andere Mensch auch
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Freitag 25. August 2017, 17:06
von Libertas Ecclesiae
Ein bestimmender Zug der Persönlichkeit Papst Pauls VI. zeigt sich auf besonders eindrucksvolle Weise in zwei Ansprachen aus dem Jahr 1969, mit denen er die Gläubigen dazu verpflichtete, das in seinem Namen erlassene Neue Missale im Gehorsam zu akzeptieren. Diese Ansprachen belegen, wie tief der mit dieser Neugestaltung der Liturgie verbundene Bruch war und dass sich Papst Paul VI. auch der Tiefe dieses Bruchs bewusst war:
Ansprache von Papst Paul VI. zur Generalaudienz am 19. November 1969
Ansprache von Papst Paul VI. zur Generalaudienz am 26. November 1969
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Freitag 25. August 2017, 21:56
von Florianklaus
Der Name dieses Papstes wird für immer mit dieser Katastrophe der Kirchengeschichte verbunden bleiben.
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Freitag 25. August 2017, 22:44
von Elisabeth90
Florianklaus hat geschrieben: ↑Freitag 25. August 2017, 21:56
Der Name dieses Papstes wird für immer mit dieser Katastrophe der Kirchengeschichte verbunden bleiben.
Das ist es was ich nicht ganz verstehe. Sicher ist dies das negative Kapitel in seinem Pontifikat gewesen. Aber gab es denn nicht auch gute? Mir scheint bei Paul VI. wird nur auf die "Katastrophe" das Konzil geschaut. Hat er denn nur schlechtes zu Wege gebracht? Erklär es mir wenn wie wo und warum falsch liege. Ich möchte diesen Papst samt seines Pontifikats verstehen. Denn es wirkt ja wie bereits erwähnt bis in die Gegenwart hinein.
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Freitag 25. August 2017, 23:26
von Florianklaus
Für mich ist nicht das Konzil die Katastrophe, sondern die Liturgiereform. Deren Wirkmächtigkeit halte ich für wesentlich größer als die der Konzilstexte.
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Samstag 26. August 2017, 11:24
von Elisabeth90
Ich verstehe was du meinst. Ich bspw. erlebe es ja jeden Sonntag, wie man mit der Liturgie umgeht. Da werden Texte abgeändert wie es gerade passt, Gewänder nicht verwendet die eigentlich Pflicht sind usw. Der Gottesdienst gerät meiner Meinung nach zur Unterhaltungsshow. Nicht mehr Gott steht im Mittelpunkt. Nein, der Priester und das Volk!
Als ich vor Jahren einmal eine Messe besuchte in der ad orientem und nur zum Teil Latein gebetet wurde war ich positiv überrascht.
Diese völlige Hinwendung und Konzentration auf Gott war beeindruckend und berührend für mich. Es war spürbar dass hier Gott der Mittelpunkt war. Und nicht an die Seite gestellt oder an den Rand gedrängt wurde. Dieses Gefühl habe ich oft wenn ich in "meiner" Gemeinde die Messe besuche. Mehr schein als sein ...
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Samstag 26. August 2017, 11:41
von Pilgerer
Elisabeth90 hat geschrieben: ↑Samstag 26. August 2017, 11:24
Der Gottesdienst gerät meiner Meinung nach zur Unterhaltungsshow. Nicht mehr Gott steht im Mittelpunkt. Nein, der Priester und das Volk!
Die Gefahr ist, dass es zu einer rein kulturellen/folkloristischen Unterhaltung wird ohne den
religiösen Charakter! Das ist simulierte Religion in der Art "wir tun so, als ob wir glauben, obwohl wir nichts davon glauben". Wo aber Gott nicht mehr als Gott verehrt wird, kommt die Knechtschaft durch andere Tyrannen dieser Welt, die nicht so gütig wie Gott sind.
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Sonntag 27. August 2017, 23:41
von Sempre
Danke, Libertas, fuer die Links.
Die "paepstlichen" Ausfuehrungen beweisen: Entweder man findet es normal, dass Paepste den Hl. Geist verhoehnen, oder man ist "Sedi".
Re: Paul VI. Der verkannte Papst
Verfasst: Montag 28. August 2017, 04:57
von Raphael
Sempre hat geschrieben: ↑Sonntag 27. August 2017, 23:41
Danke, Libertas, fuer die Links.
Die "paepstlichen" Ausfuehrungen beweisen: Entweder man findet es normal, dass Paepste den Hl. Geist verhoehnen, oder man ist "Sedi".
Das Aufzeigen von falschen Alternativen ist kein Zeichen von Intelligenz!
