philipp hat geschrieben: ↑Montag 4. Januar 2021, 01:08
Was konkret spricht dagegen dass die Relation anders geartet ist und dadurch auch die beiden Personen Sohn und Geist anders geartet sind? Kannst du nur dagegen argumentieren, wenn ich dir konkret schildere wie genau sich die Relationen unterscheiden? Das werde ich dir nämlich nicht liefern können.
Wir betrachten also Gott unabhängig von der Schöpfung. Er ist ein immaterieller Geist, es gibt keine körperlichen Eigenschaften Gottes. Er hat keine Teile. Er hat nichts Akziendentales, er gibt keine zufälligen oder gewählten Eigenschaften. Er hat nichts Potentiales, er ist reiner Akt, es gibt keine Eigenschaften was er tun oder werden könnte. Alles was er tut, tut er. Er ist ewig, es gibt keine zeitlichen Eigenschaften. Er ist unendlich, es gibt keine räumlichen Eigenschaften. Er ist unveränderlich, es gib keine Eigenschaften des vorher und nachher, kein Ändern mit oder durch. Seine Existenz ist notwendig, nicht bedingt. Es gibt keine bedingenden Eigenschaften. Gutheit, Wahrheit, Schönheit sind in ihm in absoluter Perfektion und ununterscheidbarer Einheit, es gibt keine Eigenschaft des mehr oder weniger von dies oder jenem. Alles Wissen, Denken, Wollen ist in Gott eine einziger Schritt, eine einzige Operation ist, nicht etwa ein Prozeß mit irgendwelchen auflösbaren Eigenschaften. Usw.
Nun, alle Personen Gottes sind dieser eine Gott dessen "Eigenschaften" (oder deren Abwesenheit) ich gerade aufgelistet habe. Dann erzähle mir mal bitte, wie Du da jetzt eine differenzierte Beziehung mit einer Person gegenüber der anderen aufziehen willst? Woran machst Du das jetzt bitte fest? Wenn ich sage, daß ich Max mehr mag als Karl, dann hat das etwas mit den Eigenschaften der beiden zu tun, mit ihren Unterschieden. Wo sind denn jetzt bitte die Unterschiede, wenn alle derselbe Gott sind, und es schlicht keinerlei "zweitrangige" Eigenschaften gibt, an denen man hier irgendetwas festmachen könnte? Das geht nicht mal willkürlich, zufällig, denn um zwischen zwei Dingen zu wählen, müssen da erstmal zwei Dinge sein. Aber bei den Personen Gottes ist da nur ein "Ding", Gott eben. Sie sind alle derselbe Gott. Und "derselbe" ist hier eben allumfassend, es ist nicht so, daß man sagen kann, daß sie derselbe Gott sind, aber der eine hat ein Geburtsmal am linken Fuß, oder ein Faible für Bach, oder was weiß ich. Gott ist wirklich bis an die Grenzen menschlicher Vorstellungskraft eine komplett ununterscheidbare Einheit, ohne das kleinste bißchen Überfluß oder Fett oder Anhang.
Es scheint also komplett unmöglich zu sein irgendeine Unterscheidung irgendeiner Art zu treffen, das Ende der Trinität naht, vielleicht hatten die Juden doch recht? Aber halt, wenn man im Kreis läuft, ist man wieder genau da wo man angefangen hat, ist aber doch im Kreis gelaufen. Das einzige was man bei diesem Teflon-Gott, an dem jede Unterscheidung abgleitet, tun kann ist von Gott auf Gott zu zeigen. Gott als Ursprung, Gott als Ziel, im Kreis herum. Das geht, weil ich nicht in den Endpunkten (Gott... und wieder Gott) unterscheide, sondern nur darin, daß ich fort gehe von einem Anfangspunkt und auf einen Endpunkt zugehe. Auch wenn ich dabei im Kreise gehe, weil die derselbe Punkt sind, ist doch etwas passiert: ich bin im Kreis gegangen. Und genau deshalb sagt Thomas, daß die einzige mögliche Beziehung die einen Gegensatz in Gott beschreiben kann die des Hervorgehens von Gott aus Gott ist. Weil das zwar im Kreis geht, aber sich eben doch bewegt.
Nimm also Deinen Zeigefinger und schlage einen Kreis in der Luft. Worauf zeigst Du? Denselben Punkt (denselben Gott). Aber dennoch ist die Situation anders als bevor Du den Kreis geschlagen hast. In einem gewissen Sinne sind das jetzt zwei Punkte in einem. Inwiefern? Nun, es ist zwar derselbe Punkt, aber wenn man den Kreis bedenkt, ist es anderseits sowohl der Anfangspunkt als auch der Endpunkt. Man kann von einer Unterscheidung durch den Kreis in zwei Dinge reden, obwohl Dein Finger genau am gleichen Punkt ist.
Und jetzt? Nun, mach es nochmal, schlag einen zweiten Kreis in der Luft. Jetzt hast Du offenbar einen dritten Punkt der wieder der gleiche Punkt ist. Das Ende des zweiten Kreises ist wieder derselbe Punkt, der aber von den anderen Kreis-mäßig unterschieden ist, es ist der Doppelkreis-Punkt. Der Anfang von diesem zweiten Kreis ist aber merkwürdig. In welchem Punkt haben wir denn den zweiten Kreis dann angefangen? In demselben Punkt. Ja, schon. Aber wenn man im Sinn des ersten Kreises nachdenkt, haben wir vom Anfangspunkt oder vom Endpunkt des ersten Kreises aus den zweiten Kreis geschlagen? Das kann man nicht sagen, sie sind ja derselbe Punkt. Wirklich derselbe Punkt, sie liegen nicht übereinander oder so. Trotzdem war da ja der erste Kreis und wenn man die Unterscheidung ins Spiel bringen will, dann ging der zweite Kreis wohl ... von beiden aus?
Ja, von beiden. Wenn man will, kann man hier auch sagen: von dem Anfangspunkt
durch den Endpunkt des ersten Kreises hindurch in den zweiten Kreis... und genau das ist dann auch die einzige Alternative zum einfachen "beide" des "filioque" bei den Kirchenvätern. Aber es ist wohl hoffentlich klar, daß man nicht behaupten kann, der zweite Kreis ging nicht vom Endpunkt des ersten Kreises aus, wie die Orthodoxen. Das... ja das geht einfach nicht, ist strikt unmöglich.
(Nebenbei habe ich hier wohl ein neues Zeichen für die Trinität erfunden: mit dem Zeigefinger einen doppelten Kreis in die Luft schlagen.
)