Weihnachtsandacht

Allgemein Katholisches.
Urgrund
Beiträge: 11
Registriert: Donnerstag 11. November 2004, 16:51
Wohnort: Mönchengladbach
Kontaktdaten:

Weihnachtsandacht

Beitrag von Urgrund »

Weihnachtsandacht

Ich wurde gefragt: Warum ist Jesus in einem Stall geboren, in eine Krippe gelegt, wo nur Joseph und Maria und nach einer Legende Ochs und Esel zuschauen?

Nun, es ist schwer diesen Gedanken zu fassen. Warum? Was will Gott uns damit sagen? Diesen Gedanken denkt man nicht einfach, ich brauche dazu Anregung!

Wofür steht Ochs und Esel? Stehen sie für gutmütige Kraft und Einfalt im Leben, wenn mal wieder der Karren aus dem Dreck gezogen werden muß oder ein wenig störrisch und mit viel Ausdauer die Last des Lebens getragen wird? Deuten sie als Sinnbild auf die von Gott gelassene und dennoch angenommene Weltlichkeit von Martha oder Simon aus Zyrene hin, die von Gott gebraucht werden und von Nöten sind? Auf irdisches Leben, das sich nicht besonders für Gott ereifert, sondern einfach dem Leben dient?

Aber warum waren die Hirten auserwählt, zuerst die Ankunft des Erlösers zu erleben? Ist es, weil er sich zuerst den einfachen Leuten zeigen will? Warum dann nicht Tagelöhnern? Was sind die Hirten für Leute? Raubeine, die mit beiden Beinen im Leben stehen, die den Gewalten und Gefahren der Natur trotzen, die anpacken können, wenn es wo fehlt? Mutige Männer, die ihre Herde gegen wilde Tiere und Räuber verteidigen? Ja, aber sie sind nicht einfältig, sie haben auch tiefsinnige Momente, in denen sie sich Zeit nehmen können ihren Gedanken nachzugehen und über Gott und die Schöpfung nachzudenken. Sie stehen mitten in der allgeeinten Sämtlichkeit, im Universum Gottes. Für sie gilt halt das Gesetz des Lebens und nicht etwa etwas, was nur in den heiligen Büchern steht. Sie lesen auch das Sein und sind nicht nur fromm. Ihnen offenbart sich die Erlösung zuerst, Gott DER IST, DER DA IST, DER HILFT. Er offenbart sich in einem Wesen, das man einfach lieben muß, weil es einem keine Gewalt antut, sondern einfach da ist und wenn es an der Zeit ist helfen wird. Sie sind von Ehrfurcht erfüllt, da sich die Macht der Liebe Gottes offenbart. Es ist nicht das erste Mal, das dieses geschieht! Denken wir an Abraham, Isaac, Jacob und nicht zuletzt David, den Gott in Bethlehem von der Weide holte und zum König salben ließ. Es sind ihre Erfahrungen, Worte und Gedanken, das wir von Gott etwas wissen. Hirten sind wie die Hüter des irdischen Lebens. Sie leben mit der Natur und die Natur versorgt sie. Sie haben sich trotz einer gewissen Zucht, die Natürlichkeit bewahrt. Sie führen die Schafe auf die Weideplätze und zum Wasser, wo es ihnen wohlergeht, wo sie sich laben können. Davon geben sie Zeugnis! Ich glaube darum hat Gott sie erwählt, zuerst bei ihm zu sein, um uns Hammel, Schafen und Lämmern davon etwas zu erzählen, was ihnen mit Gott geschah.

Und die Weisen, stehen sie für die Menschen, die - wenn auch nicht rechtgläubig -, die Zeichen der Zeit erkennen und deuten, die das göttliche mit ihren Gaben beschenken, die es verstehen die weltliche Macht der Tyrannen zu umgehen, andere Wege finden, weil die Tyrannen aus Furcht vor ihrem Machtverlußt das Göttliche zerstören wollen? Und um eine Schwester im Glauben zu zitieren: Wenn ich davon ausgehe, daß Jesus und mit ihm Maria und Joseph später von Herodes verfolgt wurden und in großer Gefahr waren, dann finde ich es nur gut, daß sie in einem abgelegenen Stall Unterschlupf gefunden haben. So kam niemand der heiligen Familie wirklich in Gefahr oder kam zu schaden. Gott führte ja dann auch die Menschen zu Maria und Joseph um dem geborenen Jesukind, dem Heiland die Ehre zu geben. Ja steht der Stall in diesem Sinne nicht für die erste Kirche? Für einen Ort der Besinnlichkeit und der Ruhe, an dem man sich ruhig der Geburt von Gottes Wort und seinen Gedanken widmen kann. Wie wäre es denn gewesen, wenn Jesus inmitten einer Stadt geboren wäre, wo die Menschen dann vielleicht unheimliche Anforderungen an Baby Jesus gestellt hätten, obwohl "seine Zeit" ja erst mit späterem Alter kam? Inmitten all dieser Bedrängnis und Betriebsamkeit, was wäre da gewesen? Ja die Weisen und die einfachen Leute kennen jene Orte der Andacht, Ruhe und Gelassenheit. Sie werden von Gott dahin geführt!

Nun und nicht zuletzt Maria und Joseph! Wir lesen: Weil sie keine andere Herberge fanden, wickelten sie das Kind in Windeln und legten es in eine Krippe. So wurde das göttliche Kind in einem Stall geboren und vielleicht sogar in einen Trog gelegt, in der sonst das Futter für das animalische liegt. Ist dies nicht schon ein Zeichen, das Gott allem irdischen Leben Nahrung sein will, wie der Herr es hinterher ausdrückt: Ich bin das Brot des Lebens? Doch die ihn im Herzen trägt, Maria, die Mutter Kirche, wird von der Umwelt und auch von manchen vermeintlich Rechtgläubigen nicht angenommen, sondern oftmals unschuldig verurteilt und ihr Kind der Liebe wird angeklagt. Maria, die neue Eva, das jungfräuliche neue Leben, die Braut Gottes und Tochter Zion, ist unschuldig schwanger. Welt liegt mit einem Seufzen in Geburtswehen und ist Schwanger, wie Paulus schreibt. Jeder Gedanke der Liebe, ist ein Gedanke DER HILFT, Gottes Wort das uns mit Einsicht begeistert, bewegt und in uns leibhaftig sein will. Das neue Leben will Gedanken gebären, die frei machen und trösten, die revolutionär und aufbegehrend sind, die neu sind und Menschen helfen wollen. Doch später zeigt sich, das diese Gedanken und Worte der Liebe, von einem Gesetz angeklagt und gefangen genommen werden, ja mit Forderungen gefesselt und gegeißelt werden, so daß sie schließlich leidend am Kreuz sterben - Bis auf den heutigen Tag! -. Wie Joseph gefangen und gefesselt war, so daß er nur durch einen Engel zur Einsicht gelangte, Gottvertrauen gewann und er der Liebe diente und dieses Kind, das nicht seines war, beschützte. Ja Kirche ist auch heute noch schwanger und will immer neu die Erlösung gebären. Ihr wird manchmal übel und ihr ist zu kotzen. Sie leidet unter der Verantwortung für das neue Leben, denn sie wird schwere Fehler machen. Sie leidet unter Zweifel und Angst. Aber sie gewinnt auch immer wieder das Gottvertrauen, in all den glücklichen Momenten, die wie eine Offenbarung Gottes sind. Ihnen muß sie als Magd einfach gehorchen. Sie hat Lebenshunger! Doch was wird mit ihr geschehen, welche Aufgaben werden auf sie zukommen, wenn sie vom heiligen Geist gezeugte Gedanken und Worte, austragen und leibhaftig gebären will? All das, was man einfach nur lieben und behüten muß, für das man Verantwortung trägt, für das man Eintritt, das man umsorgen muß und das einen im Leben erfreut, wie ein Kind. Ja, göttliche Gedanken und Worte, Gott Der IST, DER DA IST, DER HILFT, will leibhaftig geliebt werden wie ein Kind. Unschuldig, bedingungslos, voraussetzungslos.

ER, Gott, bleibt halt immer ein Mysterium, wie ein Kind in unserem Herzen.

Er macht dabei in der Welt nicht viel Aufhebens um sein Dasein, um seine Niederkunft, um seine Menschlichkeit. ER wagt sogar sich lächerlich zu machen, um der Menschlichkeit willen. ER ist es, der sich niederkniet und wie ein guter Vater in Babysprache zu uns spricht. Er sich sogar so weit erniedrigt, daß ER selbst wird wie ein Kind. ER will uns verstehen, von Kindesbeinen an. ER will das anklagende und fordernde Geschrei des Kindseins erleben und begreifen, die Not der Verlassenheit und auch das Glück irdischen Lebens, die Zufriedenheit des Angenommenseins, den helfenden Trost und die Ohnmacht der Liebe. Das Aufstehen und Fallen, die Angst und die Freude. Und die Engel und Heiligen jubeln: Halleluja, freut euch und jauchzed dem Herrn!

Lassen wir uns also bestärken in der frohen Botschaft, daß Gott mitten in unserem Leben Mensch wird. Er verlangt keine besonderen Bedingungen, keine aufwendige oder asketische Vorbereitung oder gar innere Reinigung. Er kommt mitten in das heillose Durcheinander, in den Schmutz, in das Alltägliche des Stalls. Er ist „heruntergekommen“! Er fällt nicht besonders auf - nur ein paar einfachen Menschen, die in sich Gott hören können. Die suchen und finden ihn. Ein paar nur, die diese unverlierbare Freude geschenkt bekommen und Zeugnis geben. Diese erbauende Freude wünsche ich uns!

Gott ist mit uns! Volker Wirths
Liebe und Treue deckt alle Schuld zu! Sprüche 16.6

Benutzeravatar
Robert Ketelhohn
Beiträge: 26021
Registriert: Donnerstag 2. Oktober 2003, 09:26
Wohnort: Velten in der Mark
Kontaktdaten:

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Bei deinem letzten Auftritt hier, Volker, habe ich dir einen kräftigen Schuß vor den Bug verpaßt. Es war auch zu abgedreht, was du da schriebst. Darum aber stehe ich jetzt nicht an, dir diesmal für deinen neuen Beitrag Achtung und Dank auszusprechen. Auch wenn mir selber manche deiner Bilder fremd sind oder gar nicht passen, auch wenn deine gewissermaßen freischwebende Kontemplation stark mit der traditionellen Weise der Kirche kontrastiert, den Glauben zu verkündigen – deine Betrachtung zum Weihnachtsfest ist es doch wert, auch und gerade von den traditionsverbundeneren Gläubigen gelesen zu werden. Gelesen mehr als diskutiert, meine ich.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Benutzeravatar
Junia
Beiträge: 78
Registriert: Samstag 24. Juli 2004, 00:32
Wohnort: Diözese Linz/Österreich
Kontaktdaten:

Beitrag von Junia »

Lieber Volker,

danke für deine Gedanken .... ich lasse sie auf mich wirken - und finde, man kann gut mit ihnen weiter denken .....

junia
Auch die Schnecke gelangte in die Arche Noah.

Antworten Vorheriges ThemaNächstes Thema