Liebe Ecce,
Ecce Homo hat geschrieben:John Grantham hat geschrieben:Unsere Ekklesiologie hat viel gemeinsam. Aber wir haben auch Pfarrer- und Bischofswahlen (die allerdings dürch die Bischöfe bestätigt werden müssen). Also eine Art "gelenkte Demokratie", könnte man sagen.
Die Alt-Katholiken haben ein ähnliches Modell.
Aber wir sind weder Anglikaner noch Reformkatholiken.
Das weiß ich. Aber ich denke trotzdem, dass wir uns irgendwo "in der Mitte" treffen können, eines Tages. Da bin ich mir zuversichtlich und ich sehe es als unsere Aufgabe als Christen, nicht aufzugeben. Unsere Kirche ist zerschmettert und wir sind alle Schuld. Mea culpa, mea maxima culpa. Laßt uns doch mal versuchen, die Mutter Kirche wieder heile zu machen, auch wenn wir längst tot sind, wenn das vollendet ist.
Ecce Homo hat geschrieben:Und in der römisch-katholischen Kiche ist das nicht denkbar. Ein Pfarrer wird niemals gewählt - er wird berufen und erwählt...
Dann hast Du evtl. unser System nicht ganz verstanden (s.u.)? Außerdem muß ich sagen, es gab auch in der rkK früher ähnliche Strukturen, die mit der Zeit abgeschafft wurden. Es war aber Anliegen der Anglikaner und Alt-Katholiken, diese wieder aufzubauen. Also denke ich, dass das durchaus bei Euch denkbar ist, weil das mal Praxis war -- zugegeben vor langer Zeit, aber immerhin.
Ecce Homo hat geschrieben:und nicht vom Volk oder der Gemeinde... da würde sich ja das Volk irgendwie selbst seinen "Aufwandler" "aussuchen"... (Entschuldigung für die "fiese" Wortwahl!) Und dann kommt es darauf an, wie gut sich einer verkaufen kann, damit er gewählt wird - und dass in der römisch-katholischen Kirche? Niemals! Ich mag dich sehr, aber in diesem Punkt werde ich dir niemals zustimmen, mein Lieber...
Um eventuelle Mißverständnisse auszuräumen: Die Pfarrerwahl ist nicht für irgendjemanden, sondern für geeignete Kandidaten -- sprich: die Kandidaten müssen schonmal Theologiestudium absolviert haben und die Priesterweihe haben, was wiederum heißt, dass sie sowieso vom Bischof streng geprüft wurden. Es ist also nicht so, wie Du das scheinbar verstehst -- nicht, als ob die Gemeinde einfach irgendjemanden von der Straße nehmen kann. Und die Wahl muß vom Bischof bestätigt werden. Es kommt tatsächlich vor, dass er nein sagt. Nicht häufig, aber es kommt vor.
Es geht auch mal aus dem Ruder, wie mit +Gene Robinson. Also man muß da nachbessern. Aber ich denke schon, daß die Idee an sich richtig ist.
Ecce Homo hat geschrieben:John Grantham hat geschrieben:Es ist nicht perfekt, das gebe ich freilich zu. Aber der Ansatz ist da, "katholisch" aber auch "demokratisch" zu sein. Es gab früher auch in katholischen Kollegien Bischofswahlen und anderen ähnlichen Strukturen in der rkK, die aber mit der Zeit einfach abgeschafft wurden. Wieso eigentlich? Was ist daran so schlimm, dass Gemeinden den eigenen Pfarrer wählen dürfen oder zumindest dem Bischof eine Wunschkandidatsliste schicken können?
In der römsich-katholischen Kirche geht die Linie nun mal nicht vom Volk nach "oben" (wohin da eigentlich), sondern sie läuft von Gott selbst durch die Sukkzession von oben nach unten...
Da muß ich aber sagen, es soll m.E. nicht in solchen "Richtungen" laufen. Ich denke, das ist eine Verkrümmung von dem, was wir bei Paulus und in den Evangelien finden. Die Kirche ist ein lebendiges Wesen, ein Corpus, ein Organismus. Wir gehören alle zur Kirche durch das allgemeine Priestertum. Die Sukzession ist die Kette, die uns zur Tradition und zu Gott verbindet, aber sie ist keine Kommandostruktur, sondern eine Verbindung der (gegenseitigen!) Liebe und Respekt. Wahlen sind einfach eine Möglichkeit, dass die Laien direkt (aber auch gelenkt) im Kirchenleben und -politik beteiligt werden können, und zwar vollständig integriert als wichtige Organe, ja sogar als tragende Säulen.
Ecce Homo hat geschrieben:John Grantham hat geschrieben:Speziell zur Frage Transsubstantiation: Wieso *muss* es Transsubstantiation sein? Wieso reicht es nicht einfach zu sagen, Realpräsenz, meinetwegen dauerhafte Realpräsenz? Wir Anglikaner beispielsweise sagen offiziell Realpräsenz; der Rest ist Mysterium. Wieso muss die exakte Art der Wandlung uns weiterhin trennen?
Weil es eben so ist! Warum sollten wir "weniger" nehmen als das, was in der Tradition der römisch-katholischen Kirche sich etabliert hat? Warum sollten wir davon abgehen????
Ich meine nicht, daß Römisch-Katholiken von Transsubstantiation abrücken müssen. Vielleicht kannst Du es so sehen: Es gibt tatsächlich Anglikaner, die ebenfalls Transsubstantiation vertreten, und das gönne ich ihnen sogar, genau wie ich es Dir gönne. Aber sie lassen andere das glauben, was sie wollen, Hauptsache Realpräsenz. Wieso muß Rom darauf bestehen, daß andere Christen ebenso an Transsubstantiation glauben müssen, bevor sie diese Menschen zur Kommunion zulassen?
Realpräsenz kann ich durchaus als Meßlatte akzeptieren. Das kann man sogar bei vielen Protestanten -- vielleicht mit etwas Grummeln, aber immerhin -- ebenfalls durchsetzen. Aber Transsubstantiation als Ausgangspunkt der Einheit? Das kann man theologisch oder kirchenhistorisch nicht begründen und verdammt unsere Kirche zur ewigen Spaltung. Das verstehe ich einfach nicht.
Ecce Homo hat geschrieben:John Grantham hat geschrieben:Immerhin: Ich denke und hoffe, dass unser Kirchenmodell eines Tages als Vorlage für eine Wiederverinigung aller Teile der Kirche Christi dienen kann -- katholisch genug, aber auch reformiert genug. Wir haben viel mit der rkK gemeinsam, und auch mit den Orthodoxen und auch mit den Lutheranern. Ich finde es aber immer wieder interessant, wie wir genau in der Mitte stehen. Leider trennt uns aber auch viel. Na ja, mal schauen und bloß nicht aufgeben.
Es trennt mehr als dass es verbindet - empfinde ich so.. es trennen einige entscheidende Punkte - für uns Katholiken entscheidend ist z.B. die Transsubstantiation. Ihr würdet von eurer Realpräsenz ja auch nicht abgehen... und wir gehen eben da nicht von ab. Müssen wir aber auch nicht...
Na ja, "abgehen" ist nicht unbedingt gefragt. In vielen Fragen muß man einfach akzeptieren, daß andere eben anders denken und anders glauben. Wenn wir uns auf die Großen Konzilen besinnen, ist da aber eine ganze Menge -- wirklich. Schaue sie doch mal an. Da ist viel Positives da und letztendlich kein Grund, wieso wir uns nicht mehr als vollwertige Christen betrachten sollen.
Ganz im Ernst, wenn ich zuhöre und mitlese und schaue, was uns "trennt", schüttele ich mir den Kopf. DAS soll unsere Kirche trennen? Wenn wir vor IHM stehen und uns gegenseitig beschuldigen wenn ER uns fragt, wieso habt Ihr unter Euch derart gestritten, wird ER uns völlig auslachen und wir machen eine paar Milliarden Runden im Purgatorium (falls es doch sowas gibt -- wenn nicht, bitte ich IHN flehend um eine verdammt gute Klimaanlage

).
Ecce Homo hat geschrieben:Du, wir gehen mal ein Bierchen miteinander trinken, ja? Das ist auch eine Form von Ökumene...

Oh, statt Brot und Wein auf dem Tisch, flüssiges Brot. OK, das ist ein verlockendes Angebot.
Cheers,
John