Notwendigkeit der Sakramente

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Angelika
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Notwendigkeit der Sakramente

Beitrag von Angelika »

Hallo,

durch eine Diskussion in einem anderen Forum ;-) bin ich auf folgende katholische lehramtliche Aussage gestoßen:
Konzil von Trient: Kanones über die Sakramente, Kan. 4 hat geschrieben:Wer sagt, die Sakramente des Neuen Bundes seien nicht zum Heil notwendig, sondern überflüssig, und die Menschen erlangten ohne sie oder den Wunsch nach ihnen allein durch den Glauben von Gott die Gnade der Rechtfertigung [vgl. DH 1559] - auch wenn nicht alle für jeden notwendig sind -: der sei mit dem Anathema belegt.
Quelle

Demzufolge sind die Sakramente nicht nur zum Heil, sondern auch zur Rechtfertigung notwendig.

Sakramente sind laut katholischer Lehre also nicht nur Heilsmittel, sie sind nicht nur notwendig für die (persönliche) Heiligung, was ich plausibel finde. Sondern sie sind auch notwendig, um von Gott die Gnade der Rechtfertigung zu bekommen.

Rechtfertigung ist die Voraussetzung für die Errettung. Wer nicht von Gott gerechtfertigt ist, der ist verloren und wird in der Hölle sein.

Wenn nun Sakramente für die Rechtfertigung notwendig sind, dann werden alle Nicht-Katholiken und ebenso alle Ungläubigen in der Hölle schmoren. Das widerspricht nicht nur der Bibel, sondern auch anderen katholischen Lehraussagen.

:hmm:

Gruß
Angelika

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Pit
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Re: Notwendigkeit der Sakramente

Beitrag von Pit »

Hallo Angelika,

tja, da sollte man vieleicht erstmal "im Vorfeld" klären, wie Sakramente zu verstehen sind. Sakramente sind - davon bin ich überzeugt - Zeichen der Gegenwart und Liebe Gottes.
Wenn ich getauft werde, gehöre ich nach kirchlicher Lehre zur Gemeinde Jesu. Mittlerweile hat sich die Kindertaufe durch "Bedröppeln" (wie es ein Freund von mir nennt) mit (Tauf-)Wasser durchgesetzt. Manchmal denke ich: Leider ! und beneide ein wenig die Freikirchler. Bei denen ist oft noch die Taufe durch "Döppen" (untertauchen) üblich, was deutlicher macht, daß wir "der Welt gestorben sind und mit Christus auferstanden" sind.
Ähnlich verhält es sich meiner Überzeugung nach bei der Firmung. Sie ist zwar kein von Christus eingesetztes Sakrament, sagt aber sehr viel aus, wenn ich sie bewusst feier. Nämlich als eine Erneuerung meines Entschlusses, als Christ mit Jesus Christus leben zu wollen, und ihm nachzufolgen.

Unter den genannten Aspekten würde es auch der kirchlichen Lehre widersprechen, wenn man den von Dir zitierten Text des Tridentinischen Konzils einfach so "für bare Münze" nehmen würde.
Gerechtfertigt werden wir aus Gnade. Aber Gott schenkt uns - u.a. durch die Sakramente - die Gnade, ihm nachzufolgen und errettet zu werden. Wenn nur die errettet würden, die an die sieben Sakramente glauben, wie "Rom" sie lehrt, dann wären nicht nur alle evangel.-lutherischen Christen und so manche orthodoxen Christen verdammt, sondern auch alle Juden und alle Menschen, die nie etwas von Christus erfahren konnten.

Gruß, Pit
Angelika hat geschrieben:Hallo,

durch eine Diskussion in einem anderen Forum ;-) bin ich auf folgende katholische lehramtliche Aussage gestoßen:
Konzil von Trient: Kanones über die Sakramente, Kan. 4 hat geschrieben:Wer sagt, die Sakramente des Neuen Bundes seien nicht zum Heil notwendig, sondern überflüssig, und die Menschen erlangten ohne sie oder den Wunsch nach ihnen allein durch den Glauben von Gott die Gnade der Rechtfertigung [vgl. DH 1559] - auch wenn nicht alle für jeden notwendig sind -: der sei mit dem Anathema belegt.
Quelle

Demzufolge sind die Sakramente nicht nur zum Heil, sondern auch zur Rechtfertigung notwendig.

Sakramente sind laut katholischer Lehre also nicht nur Heilsmittel, sie sind nicht nur notwendig für die (persönliche) Heiligung, was ich plausibel finde. Sondern sie sind auch notwendig, um von Gott die Gnade der Rechtfertigung zu bekommen.

Rechtfertigung ist die Voraussetzung für die Errettung. Wer nicht von Gott gerechtfertigt ist, der ist verloren und wird in der Hölle sein.

Wenn nun Sakramente für die Rechtfertigung notwendig sind, dann werden alle Nicht-Katholiken und ebenso alle Ungläubigen in der Hölle schmoren. Das widerspricht nicht nur der Bibel, sondern auch anderen katholischen Lehraussagen.

:hmm:

Gruß
Angelika
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Edi
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Beitrag von Edi »

Das Konzil von Trient war eine Reaktion auf die Reformation. Ich denke, dass man von daher diese Aussagen auch sehen muss.

http://www.heiligenlexikon.de/start.htm ... Trient.htm

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Das mag ja sein. Und von der Formulierung ist dies ja auch eindeutig gegen die Reformation gerichtet.

Aber mir ist direkt aufgefallen, dass da ja eindeutig steht, dass die Sakramente des Neuen Bundes zum Heil und zur Rechtfertigung notwendig seien. Widerspricht das nicht den Aussagen des 2. Vatikanischen Konzils, wo doch glaube ich gerade im Hinblick auf die Juden gesagt wurde, dass sie auch ohne Taufe, aus dem alten Bund heraus, das Heil erlangen können? Wenn ich das falsch in Erinnerung habe, möge man mich korrigieren, ansonsten finde ich die zwei Aussagen aber schwerlich vereinbar. :hmm:
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Erich
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Beitrag von Erich »

Das Konzil von Trient war eine Reaktion auf die Reformation. Ich denke, dass man von daher diese Aussagen auch sehen muss.
sind die Aussagen deshalb falsch?? :hmm:
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Angelika hat geschrieben:Das widerspricht nicht nur der Bibel, sondern auch anderen katholischen Lehraussagen
Nein, da ist kein Widerspruch.

Wir wissen nur, daß die Sakramente notwendig sind, und kennen keinen andern Weg – mit Ausnahme der Gerechten des Alten Bundes und der Vorzeit (jedoch auch erst durch Ihn und mit Ihm und in Ihm) sowie des Begehrens nach dem Sakrament, welches durch die nach Gottes Ratschluß gelenkten Umstände keine Erfüllung findet. Darüber hinaus können wir theologisch aussagen, daß der allmächtige Gott nicht außerstand sein kann, nach Seinem Willen Möglichkeiten der Rettung außerhalb des Sakraments zu öffnen.

Andererseits wissen wir ebenso, daß Er sich für uns an Kirche und Sakrament gebunden hat. Gott ist treu. Das heißt, Er verarscht uns nicht. Wir haben keinen andern Weg, ja mehr: Es gibt keinen andern Weg. Es muß Gott jedoch möglich sein – aufgrund Seiner Allmacht, wie oben gesagt – außerhalb dieses Weges zu retten.

Wie und wen, ja ob überhaupt – darüber haben wir nicht bloß keine Gewißheit, sondern keinerlei Kenntnis. Allenfalls können wir auf der Ebene der Theologie Vermutungen anstellen und Analogien aufstellen. So vermutet gelegentlich auch das Lehramt – tatsächlich den Analogieschluß ziehend aus der Errettung der Patriarchen aufgrund ihres Lebens auf Christus hin und aus der Lehre von der Begierdtaufe –, daß Gott jemanden, der in unüberwindlicher Unkenntnis des in Christo durch die Kirche angebotenen Heils lebt, dennoch zu retten vermag, sofern derselbe den wenigstens impliziten Wunsch nach Errettung durch den Höchsten und Zugehörigkeit zur Kirche hat und sich um ein entsprechendes Leben müht.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Pit hat geschrieben:… bei der Firmung. Sie ist zwar kein von Christus eingesetztes Sakrament …
Doch.
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Edi
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Beitrag von Edi »

Dominus Jesus sagt:

"Die kirchlichen Gemeinschaften hingegen, die den gültigen Episkopat und die ursprüngliche und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums nicht bewahrt haben, sind nicht Kirchen im eigentlichen Sinn; die in diesen Gemeinschaften Getauften sind aber durch die Taufe Christus eingegliedert und stehen deshalb in einer gewissen, wenn auch nicht vollkommenen Gemeinschaft mit der Kirche. Die Taufe zielt nämlich hin auf die volle Entfaltung des Lebens in Christus durch das vollständige Bekenntnis des Glaubens, die Eucharistie und die volle Gemeinschaft in der Kirche.

Deswegen »sind diese getrennten Kirchen und Gemeinschaften trotz der Mängel, die ihnen nach unserem Glauben anhaften, nicht ohne Bedeutung und Gewicht im Geheimnis des Heiles. Denn der Geist Christi hat sich gewürdigt, sie als Mittel des Heiles zu gebrauchen, deren Wirksamkeit sich von der der katholischen Kirche anvertrauten Fülle der Gnade und Wahrheit herleitet«."

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Edi Dominus Jesus zitierend hat geschrieben:
Deswegen »sind diese getrennten Kirchen und Gemeinschaften trotz der Mängel, die ihnen nach unserem Glauben anhaften, nicht ohne Bedeutung und Gewicht im Geheimnis des Heiles. Denn der Geist Christi hat sich gewürdigt, sie als Mittel des Heiles zu gebrauchen, deren Wirksamkeit sich von der der katholischen Kirche anvertrauten Fülle der Gnade und Wahrheit herleitet«.
(Hervorhebung durch mich)

Dies ist für mich ein klarer Widerspruch zu Kan. 4 der Kanones über die Sakramente des Konzils von Trient.

Gruß
Angelika

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Edi
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Beitrag von Edi »

Allerdings ist in dem von mir zitierten Text aus "Dominus Jesus" von der Taufe die Rede, die ja auch in protestantischen Gemeinschaften (gemeint ist hier besonders die Ev. Kirche) als Sakrament gilt. Selbst in freikirchlichen ev. Gemeinschaften gibt es eine Taufe, allerdings nur die dort sog. Glaubens- bzw. Erwachsenentaufe.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

HeGe hat geschrieben:Widerspricht das nicht den Aussagen des 2. Vatikanischen Konzils, wo doch glaube ich gerade im Hinblick auf die Juden gesagt wurde, dass sie auch ohne Taufe, aus dem alten Bund heraus, das Heil erlangen können?
Man kann dem Vaticanum II ja allerhand vorwerfen, aber eine solch offene, fürchterliche Häresie nicht.

Der Alte Bund rettet nicht. Er bringt die Sünde zum Vorschein. Wißt ihr nicht, wie Jesus zu den eifrigsten Befolgern des Gesetzes redete?
Jesus von Nazareth (Jo 8,38-55) hat geschrieben:Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe; so tut auch ihr, was ihr von eurem Vater gehört habt. […] Wäret ihr Abrahams Kinder, so tätet ihr Abrahams Werke. Nun aber suchet ihr mich zu töten, einen Menschen, der euch die Wahrheit gesagt hat, welche ich von Gott gehört habe; das hat Abraham nicht getan. Ihr tut die Werke eures Vaters. […] Ihr seid von dem Vater, dem Teufel, und was euer Vater begehrt, wollt ihr tun; der war ein Menschenmörder von Anfang an und ist nicht bestanden in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen, denn er ist ein Lügner und der Vater derselben. Weil aber ich die Wahrheit sage, glaubet ihr mir nicht. […] Wer aus Gott ist, der hört die Worte Gottes; darum höret ihr nicht, weil ihr nicht aus Gott seid. […] Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn jemand mein Wort bewahrt, so wird er den Tod nicht sehen in Ewigkeit! […] Wenn ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts; es ist mein Vater, der mich ehrt, von welchem ihr saget, er sei euer Gott. Und doch habt ihr ihn nicht erkannt; ich aber kenne ihn. Und wenn ich sagen würde, ich kenne ihn nicht, so wäre ich ein Lügner, gleich wie ihr. Aber ich kenne ihn und halte sein Wort.
So redet der Herr zu den Auslegern des Gesetzes, den Lehrern der „mündlichen Thora“, die später – gewiß noch ausgebaut und verändert, aber doch nur noch verstärkend, was Christus hier geißelt – als Mischna aufgeschrieben und durch die Gemara und weitere Kommentare erklärt und überliefert wurde. All dies zusammenbildet den sogenannten Talmud, die praktische Grundlage der Religion der sich Christus und der Kirche verweigernden Synagoge, abgesehen von der für Eingeweihte noch hinzutretenden gnostischen Kabbala.

Nichts davon rettet. Darin ist kein Heil. Ganz im Gegenteil.
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Stefan

Beitrag von Stefan »

Konzil hat geschrieben:Wer sagt, die Sakramente des Neuen Bundes seien nicht zum Heil notwendig, sondern überflüssig, und die Menschen erlangten ohne sie oder den Wunsch nach ihnen allein durch den Glauben von Gott die Gnade der Rechtfertigung [vgl. DH 1559] - auch wenn nicht alle für jeden notwendig sind -: der sei mit dem Anathema belegt.
Wo ist denn da der Widerspruch?
Man muß das Anathema komplett in Gänze lesen, dann ist der Adressatenkreis klar. Er richtet sich an Leute, die die Menschen lehren, sie benötigten keine Taufe, um zum Heil zu kommen. Eine solche Lehre ist definitiv falsch.

Im Zitat des 2. Vatikanums wird aber auch nicht plump gesagt: Außerhalb der Kirche gibt es Heil. Es heißt dort:
nicht ohne Bedeutung und Gewicht im Geheimnis des Heiles....sie als Mittel des Heiles zu gebrauchen
Das heißt konkret, daß man dort kein Heil findet, sondern daß sie Werkzeuge sind und helfen,daß man innerhalb der katholischen Kirche zum Heil besser zum Heil findet. Zum Beispiel dadurch, daß sich KatholikInnen mit Reformierten theologische Debatten liefern und dabei ihre Erkenntnis mehren.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Angelika hat geschrieben:
Edi Dominus Jesus zitierend hat geschrieben:Deswegen »sind diese getrennten Kirchen und Gemeinschaften trotz der Mängel, die ihnen nach unserem Glauben anhaften, nicht ohne Bedeutung und Gewicht im Geheimnis des Heiles. Denn der Geist Christi hat sich gewürdigt, sie als Mittel des Heiles zu gebrauchen, deren Wirksamkeit sich von der der katholischen Kirche anvertrauten Fülle der Gnade und Wahrheit herleitet«.
(Hervorhebung durch mich)

Dies ist für mich ein klarer Widerspruch zu Kan. 4 der Kanones über die Sakramente des Konzils von Trient.
Angelika, ein Widerspruch zum Tridentinum liegt an dieser Stelle schon darum nicht vor, weil dort die Lehre zurückgewiesen wird, die Sakramente seien zum Heil nicht nötig, während bei den »getrennten Gemeinschaften«, von welchen Dominus Jesus an der zitierten Stelle spricht (übrigens seinerseits Unitatis redintegratio zitierend), das Sakrament der Taufe immerhin doch noch vorhanden ist.

Gleichwohl finde ich die Formulierung von den »Mitteln des Heils« etwas unglücklich, obschon man präzise übersetzen müßte: „wie Mittel des Heils“ (tanquam salutis mediis) und nicht „als Mittel des Heils“ (das hieße lateinisch: ut salutis mediis, oder auch einfach ohne Bindewort: salutis mediis).

Das tanquam bedeutet hier eine gewisse Distanzierung, die der Sprecher ausdrücken will; der damit eingeleitete Begriff gelte nur „ungefähr“, „beinahe“, „gewissermaßen“, „als ob“. Unglücklich finde ich die Formulierung dennoch, weil sie zu eben jenem Mißverständnis einlädt, welchem die deutsche Übersetzung bereits erlegen ist (ebenso die englische; die romanischen [come, como, comme] sind hier m. E. ambivalent). Denn tatsächlich als »Mittel des Heils« kann man zwar die getrennten Ortskirchen ansehen, die ja apostolischen Ursprungs sind und sakramentalen Charakter tragen. Im Fall der protestantischen »Gemeinschaften« dagegen ist nur das bei ihnen gespendete Sakrament potentiell »Mittel des Heils«, während die Gemeinschaft selber ekklesiologisch ein Nullum ist.
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Lex
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Beitrag von Lex »

Halten wir einige Sachen fest:

- C. 4 möchte Aussagen von Schwärmern widersprechen (nicht Reformatoren), die behaupten, dass die Sakramente keinen Sinn haben, weil das Heil eine rein geistige Wirklichkeit ist („ohne sie oder den Wunsch ... allein durch den Glauben“), die Sakramente aber bloß sinnliche äußerliche Zeichen sind, die diese Wirklichkeit nicht vermitteln können und deswegen gleichgültig („überflüssig“) sind.
- C. 4 will selbstverständlich nicht sagen, dass man alle Sakramente empfangen muss um zum Heil zu erlangen. (Das würde nach lateinischem Recht sogar bedeuten, dass niemand zum Heil gelangen könnte, weil Weihe und Ehe sich von Rechts wegen gegenseitig ausschließen). Das ist mit „auch wenn nicht alle für jeden notwendig sind“ gemeint. Für das Konzil von Trident geht es natürlich um die Heilsnotwendigkeit der Taufe (+ Firmung) und die erste Kommunion, - und im abgeleiteten Sinne das Sakrament der Versöhnung. Die Aussage über die Heilsnotwendigkeit der Sakramente ist realidentisch mit der Aussage „extra ecclesiam nulla salus“, insofern die Sakramente in der Kirche gefeiert werden. Dies geht deutlich aus z.B. AG 7 hervor.
- Die Kirche hat immer die so genannte Bluttaufe gekannt, die nicht die Wassertaufe ist – das Konzil von Trident hat dem mit c.4 nicht widersprechen wollen. Auch die Katechumenen galten seit alter als der Kirche angehörig und am Heil teilhaftig, auch wenn sie vor der Taufe starb, - das Konzil hat dies nicht widersprechen wollen. Das Konzil bestätigt dies im Kap. 4 des Rechtfertigungsdekretes: „Die Überführung [vom Stand der Sünde in den Stand der Gnade] kann freilich nach der Verkündigung des Evangeliums nicht ohne das Bad der Wiedergeburt oder den Wunsch danach erfolgen“. Der Wunsch nach dem Sakrament der Taufe (votum baptismi) reicht für die Rechtfertigung (wenn man vor der Taufe stirbt). Im 16. Jh. kannte man bereits die Idee eines impliziten Taufwunsches (verschärft wegen der Entdeckung großer Volksgruppierungen, die von Christus nie gehört hatte): Jeder der bereit ist, dem Willen Gottes zu folgen, wenn dieser von ihm erkannt wird, kann die Wirkung der Taufe erreichen, das Heil (Vgl. die Lehre von „votum implicitum“ im Kontext der Lehre von „extra ecclesiam nulla salus“, DH 3870).

Daher ergibt sich:

1) Das Konzil spricht gegen eine Abwertung der geschichtlichen Vermittlung der heiligmachenden Gnade in der Taufe (und den anderen Sakramenten).
2) Die Taufe (und die Kirche als Mittler) ist Heilsnotwendig für denjenigen, der zum Glauben gekommen ist, wenn er denn nicht vor der Wassertaufe stirbt, - in diesem Fall wird er dann als getaufter „gezählt“. Für Menschen die an Christus glauben gilt also: „Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten.“ (AG 7)
3) Für diejenige, die nicht zum expliziten Glauben an Jesus Christus gekommen sind, gelten: “wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott jedoch aufrichtigen Herzens sucht und seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß der Gnade in den Taten zu erfüllen versucht, kann das ewige Heil erlangen“ (LG 16) und „Wenngleich Gott Menschen, die das Evangelium ohne ihre Schuld nicht kennen, auf Wegen, die er weiß, zum Glauben führen kann, ohne den es unmöglich ist, ihm zu gefallen“ (AG 7).
4) In C. 4 geht es um Schwärmer, also um Menschen, die unter 2) fallen und einen expliziten Glauben besitzen, deswegen wird die Heilsnotwendig der geschichtlichen Vermittlung des Heils als Feier der Kirche betont. Von einem Verlorengehen aller, die Christus nicht kennen, ist nicht die Rede.

Von einem Widerspruch kann keine Rede sein!
Zuletzt geändert von Lex am Sonntag 27. November 2005, 21:14, insgesamt 1-mal geändert.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Lex hat geschrieben:“wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott jedoch aufrichtigen Herzens sucht und seinen durch den Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß der Gnade in den Taten zu erfüllen versucht, kann das ewige Heil erlangen“ (LG 16) und „Wenngleich Gott Menschen, die das Evangelium ohne ihre Schuld nicht kennen, auf Wegen, die er weiß, zum Glauben führen kann, ohne den es unmöglich ist, ihm zu gefallen“ (AG 7).
Konzil hat geschrieben:Wer sagt, die Sakramente des Neuen Bundes seien nicht zum Heil notwendig, sondern überflüssig, und die Menschen erlangten ohne sie oder den Wunsch nach ihnen allein durch den Glauben von die Gnade der Rechtfertigung [vgl. DH 1559] - auch wenn nicht alle für jeden notwendig sind -: der sei mit dem Anathema belegt.
Aber wieso widerspricht sich das denn nicht? Heißt das im Ergebnis, dass man zwar nicht sagen darf, die Sakramente seien nicht heilsnotwendig, dass man andererseits aber ohne den Empfang eines Sakramentes das Heil erlangen kann? :kratz:

@Robert: Aber hat das Vat II nicht (einfach ausgedrückt) gesagt, dass Juden nicht getauft werden müssten, weil sie durch den alten Bund auch so zu Gott kommen könnten? Ich habe das irgendwie so im Kopf gehabt. :kratz:
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

HeGe hat geschrieben:[@Robert: Aber hat das Vat II nicht (einfach ausgedrückt) gesagt, dass Juden nicht getauft werden müssten, weil sie durch den alten Bund auch so zu Gott kommen könnten?
Nein.
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Lex
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Beitrag von Lex »

weil der Kanon im oben geschilderten historischen Kontext gelesen werden muss:

C. 4 ist gegen die Meinung gerichtet: Der, der zum Glauben kommt, muß nicht getauft werden, weil materielle Zeichen nicht Unsichtbares vermittteln können. Der Taufe ist überflüssig, durch den Glauben entsteht eine geistige Verbindung der Seele mit Gott, die kirchliche Vermittlung geschichtlicher Art ist irrelevant. Diese Meinung weist das Konzil zurück.
Dies hat doch nichts mit der Heilsmöglichkeiten von Heiden zu tun!
C. 4 erhebt nicht den Anspruch, die Heilsmöglichkeiten von Menschen, die das Christentum nicht kennen, auszuschliessen. C. 4 spricht gar nicht von Heiden (war kein Thema auf dem Konzil), sondern über Christen, über Gläubigen. Die Heilsmöglichkeit der Heiden ist damit nicht ausgeschlossen, sondern wird von der Kirche gelehrt.

Deswegen:
Die Wassertaufe ist Heilsnotwendig für Christgläubige, nicht heilsnotwendig für Nichtchristgläubige. Für Nichtchristgläubige gelten NA, LG 16 und AG 7.
Ich sehe keinen Widerspruch. Scheint mir sogar evident zu sein!
Zuletzt geändert von Lex am Sonntag 27. November 2005, 23:15, insgesamt 2-mal geändert.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:[@Robert: Aber hat das Vat II nicht (einfach ausgedrückt) gesagt, dass Juden nicht getauft werden müssten, weil sie durch den alten Bund auch so zu Gott kommen könnten?
Nein.
O.k. Dann habe ich das falsch in Erinnerung gehabt. Ich lass mich ja gerne belehren.

Aber so langsam verstehe ich auch den Unterschied: Voraussetzung für das Anathema ist also, dass man schon von Christus gehört hat und die Sakramente bewusst ablehnt. Heidenvölker, die von Christus keine Kenntnis haben sind damit also nicht gemeint.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

HeGe hat geschrieben:Aber so langsam verstehe ich auch den Unterschied: Voraussetzung für das Anathema ist also, dass man schon von Christus gehört hat und die Sakramente bewusst ablehnt. Heidenvölker, die von Christus keine Kenntnis haben sind damit also nicht gemeint.
Ein Anathema kann sich überhaupt bloß gegen Getaufte richten.
Was freilich nicht im Umkehrschluß heißt, die »Heidenvölker, die
von Christus keine Kenntnis haben«, seien nun statt „draußen“ be-
reits „drinnen“. Ohne Christum ist jeder draußen.
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