Hexenverbrennung

Allgemein Katholisches.
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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo Robert,

dem kann ich nur zustimmen. Das sich leider so mancher Priester in die Wirren der Hexenverfolgungen mit hineinziehen liess, ist leider wahr, aber speziell die Hexenverfolgung waren mehr eine staatliche Angelegenheit als eine kirchliche. Soweit man im Mittelalter überhaupt Staat und Kirche sauber trennen konnte.
Und - da gebe ich Dir auch vollkommen recht - die Hexenverfolgungen waren sehr stark regional "geprägt", wobei auch interessant ist, daß es z.B. in Spanien unter den "katholischen Königen" zwar eine - leider massive - Verfolgung der Juden gab, jedoch keine (!) Hexenprozesse.
Jedem, der sich für das Thema interessiert, kann ich absolut die Cautio Criminalis von Friedrich von Spee empfehlen.

Gruß, Pit
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Der Pentateuch enthält zahlreiche strafrechtlich Einzelnormen, die als
solche, gerade auch hinsichtlich des vorgeschriebenen Strafmaßes, für
die konkrete Situation des damaligen Volks Israel galten, jedoch nach
der apostolischen Lehre der Kirche nicht einfachhin auf völlig anders-
artige Umstände übertragen werden können.

Das gilt auch für die Hexerei. Wobei deren Verwerflichkeit klar und un-
bestritten ist, die Weise der Verfolgung und Bestrafung jedoch nicht als
vom Gesetz Mosis vorgegeben ist, sondern uns zur Regelung überant-
wortet.

So war in der Praxis Hexerei oder Zauberei bis an die Schwelle der Mo-
derne auch stets verboten und mit Strafe bedroht. So auch schon im al-
ten römischen Recht. Dennoch spielte Hexerei in der Strafrechtspraxis
des sogenannten „Mittelalters“ kaum eine Rolle. Erst im hohen „Mittel-
alter“ gibt es einzelne Fälle, eine signifikante Zunahme ist erst im aus-
gehenden „Mittelalter“ festzustellen. Die eigentliche Hoch-Zeit der
Hexenprozesse dagegen ist die sogenannte „frühe Neuzeit“.

Wobei auch hier der Befund je nach Zeit und Region sehr unterschied-
lich ausfällt. Als Tendenz läßt sich beobachten, daß vorwiegend Terri-
torien betroffen sind, die Berührung mit der Reformation hatten, und
zwar reformatorisch gebliebene ebenso wie zum Katholizismus zurück-
gekehrte. Dies weist uns darauf, die Ursache vor allem in bestimmten
geistig-sozialen Bedingungen zu suchen, die wohl viel mit einem star-
ken Gefühl der Unsicherheit zu tun haben.

Mit der Kirche oder gar „der Inquisition“ hat das ganze ausnehmend
wenig zu tun. Im Gegenteil, die kirchlichen Obrigkeiten wirkten in al-
ler Regel bremsend und eindämmend, während die Verfolgungen vom
Volk ausgingen, was freilich mitunter auch den örtlichen Klerus ein-
schloß.
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Knecht Ruprecht
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Beitrag von Knecht Ruprecht »

Pit hat geschrieben: in Spanien unter den "katholischen Königen" zwar eine - leider massive - Verfolgung der Juden gab
Die konnten zu den katholischen Königen nach Polen kommen, wo sie vor protestantischer und heidnischer Gewalt staatlich beschützt wurden.
Zuletzt geändert von Knecht Ruprecht am Donnerstag 22. Dezember 2005, 20:17, insgesamt 1-mal geändert.

Eldar
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Beitrag von Eldar »

Knecht Ruprecht hat geschrieben:
Pit hat geschrieben: in Spanien unter den "katholischen Königen" zwar eine - leider massive - Verfolgung der Juden gab
Die konnten zu den katholischen Königen nach Polen kommen, wo sie vor Nichtkatholiken staatlich beschützt wurden.
Mal kurz von Spanien nach Polen. LOL wenns weiter nichts ist :D ..... :/

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Cosimo
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Beitrag von Cosimo »

Wobei natürlich auch der Papst bereitwillig den Juden Asyl gewährte...

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich möchte dringend raten, die Hexenproblematik nicht, wie oben teils
geschehen, mit der Judenfrage und der Bekämpfung der Ketzerei zu ver-
mengen.

Es handelt sich zunächst einmal um sehr verschiedene historische Phä-
nomene, die auch chronologisch wenig gemein haben. Natürlich mag
man im zweiten Schritt auch Analogien oder sogar mittelbare Zusam-
menhänge bemerken. Aber zunächst sollte man die Phänomene je für
sich zu erfassen suchen. Sonst gerät alles durcheinander.

In diesem Strang geht es um die Hexenprozesse.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Also in Österreich soll jetzt einer in den Knast weil er den Holocaust nicht glaubt.
Denn Holocaust muß man net glauben den kann man beweißen. Ich finde Verbotsgesetze prinzipiell unglücklich, denn jeder soll durch seine eigene Dummheit enlarvt werden.
Wenn du und ich vor einer Wand stehen und du behauptest felsenfest "da ist keine Wand" habe ich zwei Möglichkeiten

a ) Ich knall dich mit dem Kopf dagegen

b ) Ich denk mir "armer Irrer" und geh

Jetzt ist es natürlich so das eben diese Gedankengut bei uns zu ...... geführt hat. Deshalb wurde vom Gesetzgeber erlassen niemals mehr soll jemand ungestraft nochmals draufkommen das Volk zu solchen Taten zu verführen. Sprich haben die Möglichkeit a )gewählt.

LG
Fiore
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Uwe Schmidt
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Re: Hexenverbrennung

Beitrag von Uwe Schmidt »

Eldar hat geschrieben:Frage: Mittelalter hin oder her. Wäre es aus katholischer Sicht nicht legitim Hexen auch heutzutage noch zu verbrennen?

Im 2. Buch Mose "17" steht: "Die Zauberinnen aber sollst du nicht am Leben lassen. "

Meine Haltung gegenüber der Hexenverbrennung ist mehr oder weniger Neutral. Ich verurteile sie nicht und ich wünsche sie nicht.

Nur verstehe ich es einfach nicht wie man als Katholik die Inquisitoren der damaligen Zeit so scharf verurteilen kann, da es doch im Alten Testament ausdrücklich "befohlen" wird.


Mit der Bitte um Stellungnahmen...

mfg Eldar


Zauberei und Magie war ja auch in der Antike im Römischen Reich verboten (ich weiß jetzt nur nicht, wie diese Leute bestraft wurden),
man war damals offensichtlich mehrheitlich der Meinung, dass diese Dinge tatsächlich existieren und funktionieren - von daher stellt ein Schwarzmagier oder eine eine Schwarzmagierin eine echte Gefahr für den öffentlichen Frieden dar. Für Strafe bin ich auch heute noch, wenn auch nicht die Todesstrafe, nur lässt sich magisches Handeln halt sehr schwer nachweisen, zumal die deutsche Rechtssprechung nicht mit der Übernatur rechnet.

Josef Steininger
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Re: Hexenverbrennung

Beitrag von Josef Steininger »

Eldar hat geschrieben:Frage: Mittelalter hin oder her. Wäre es aus katholischer Sicht nicht legitim Hexen auch heutzutage noch zu verbrennen?

Im 2. Buch Mose "17" steht: "Die Zauberinnen aber sollst du nicht am Leben lassen. "

Meine Haltung gegenüber der Hexenverbrennung ist mehr oder weniger Neutral. Ich verurteile sie nicht und ich wünsche sie nicht.

Nur verstehe ich es einfach nicht wie man als Katholik die Inquisitoren der damaligen Zeit so scharf verurteilen kann, da es doch im Alten Testament ausdrücklich "befohlen" wird.


Mit der Bitte um Stellungnahmen...

mfg Eldar
Was zu verurteilen ist, ist nicht die Tatsache, dass Hexen und Zauberer verbrannt wurden, sondern dass Geständnisse durch Folter erzwungen wurden und infolgedessen der Großteil derer, die hingerichtet wurden, unschuldig war.

Petra
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Re: Hexenverbrennung

Beitrag von Petra »

Josef Steininger hat geschrieben: Was zu verurteilen ist, ist nicht die Tatsache, dass Hexen und Zauberer verbrannt wurden, sondern dass Geständnisse durch Folter erzwungen wurden und infolgedessen der Großteil derer, die hingerichtet wurden, unschuldig war.
*andenkopfgreif*

Unfassbar, was hier für Meinungen kursieren. Und das Ergebnis der Umfrage ist einfach nur peinlich. :nein:

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FioreGraz
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Re: Hexenverbrennung

Beitrag von FioreGraz »

Petra hat geschrieben:
Josef Steininger hat geschrieben: Was zu verurteilen ist, ist nicht die Tatsache, dass Hexen und Zauberer verbrannt wurden, sondern dass Geständnisse durch Folter erzwungen wurden und infolgedessen der Großteil derer, die hingerichtet wurden, unschuldig war.
*andenkopfgreif*

Unfassbar, was hier für Meinungen kursieren. Und das Ergebnis der Umfrage ist einfach nur peinlich. :nein:
Ja nachdem wir die Hexen und Okultisten ausgerottet haben kommen, die "Falschgläubigen" darn, dann die Häretiker, dann die Andersdenkenden und dann....

Hat entweder der Teufel sein Ziel erreicht und die Kirche wurde in einem Sturm von Entrüstung und Befreiung hinweggefegt

Oder

Es leben nur mehr geistig Tote uniformierte Menschen auf dieser Erde, auf Knopfdruck beten sie den Katechismus runter.

Beides ist abscheulich

LG
Fiore
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Petra
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Beitrag von Petra »

Noch anzumerken wäre, schließlich lesen hier auch Nicht-Katholiken mit, dass die Kirche für Menschen, bei denen eine Besessenheit o.ä. vermutet wird, keinerlei Folter oder Tötung fordert oder gestattet.

Wer also als Katholik mit einer Verbrennung einverstanden wäre, ist nicht lehramtstreu.



Und hat außerdem m.E. einen gehörigen Knall unterm Pony. Aber darüber ließe sich streiten.

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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Nicht nur bei Bessesenen auch bei andersdenkenden.
Can 748 §2 Niemand hat jemals das Recht, Menschen zur Annahme des katholischen Glaubens gegen ihr Gewissen durch Zwang zu bewegen.
Was auch automatisch impliziert das man sie dann nicht abschlachten darf.

LG
Fiore
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FioreGraz
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Beitrag von FioreGraz »

Obwohl so manche hardliner werden das womöglich als freiwillige Entscheidung auslegen Tod oder Konversion.

LG
Fiore
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Eldar
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Beitrag von Eldar »

Petra hat geschrieben:Noch anzumerken wäre, schließlich lesen hier auch Nicht-Katholiken mit, dass die Kirche für Menschen, bei denen eine Besessenheit o.ä. vermutet wird, keinerlei Folter oder Tötung fordert oder gestattet.

Wer also als Katholik mit einer Verbrennung einverstanden wäre, ist nicht lehramtstreu.



Und hat außerdem m.E. einen gehörigen Knall unterm Pony. Aber darüber ließe sich streiten.
So abwegig ist der Gedanke überhaupt gar nicht aus katholischer Sicht, da im Alten Testament verlangt wird:"

"Die Zauberinnen aber sollst du nicht am Leben lassen. "

Die Katholiken die für die Hexenverbrennung gestimmt haben als totale Spinner abzustempeln, dazu gehört schon eine kleine Portion an Frechheit.

Schließlich kommt kein Mensch von alleine auf die Idee Hexen hinzurichten. Es steht nun mal geschrieben und daran lässt sich so schnell auch nichts ändern. Die Hexenverbrennung aber aus katholischer Sicht ( wohlgemerkt ) zu verteufeln und zu verurteilen steht uns m.E. nicht zu.

Wer kann schon mit Gewissheit sagen das die Hexenverbrennung der damaligen Zeit schlimmer für Gott war als die Hexenbegeisterung der heutigen Zeit?

HeGe
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Re: Hexenverbrennung

Beitrag von HeGe »

Petra hat geschrieben:*andenkopfgreif*

Unfassbar, was hier für Meinungen kursieren. Und das Ergebnis der Umfrage ist einfach nur peinlich. :nein:
Ich muss dir hier uneingeschränkt zustimmen.

3 Leute haben bereits "Ja" angeklickt ?!? :nein:

Bei der historischen Bewertung der Hexenverbrennungen der postmittelalterlichen Jahrhunderte bin ich durchaus der Meinung, dass man da auch die damaligen Umstände mitberücksichtigen muss und deswegen nicht hochnäsig zurückblickend so tun soll, als seien damals alle dumm gewesen und heute seien alle intelligent. Jede Generation hat ihre Fehler, was damals der Hexenwahn war, ist heute die Abtreibung. Und irgendwann werden auch die "aufgeklärten" Menschen dies als schrecklichen Fehler erkennen und irgendwann danach werden die Menschen vielleicht auf unsere Zeit blicken und den Kopf schütteln.

Aber wenn man einmal einen Fehler als solchen erkannt hat, sollte man doch wenigstens daraus lernen und ihn nicht wiederholen!
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Pit
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Beitrag von Pit »

Hallo HeGe,

da stimme ich Dir zu. Sowohl die kirchlichliche Einstellung gegenüber den Häresien als auch die kirchlichen Ansichten des Spätmittelalters sollten immer mit Blick auf die jeweilige - zeitlich bedingte - Situation geschehen. Deshalb würde ich z.B. die Menschen des Mittelalters auch nicht perse und absolut als dumm, ungebildet etc. bezeichnen. Vieleicht hatte sogar mancher Mensch damals - bezogen auf die Zeit - mehr Wissen (insbesondere Allgemeinwissen) als so mancher "Fachidiot" heutiger Zeit.
Wobei jede Frau, die als "Hexe" verbrannt wurde, eine zuviel war, kein Zweifel.
Aber in einem Punkt gebe ich Dir, Petra und anderen ebenfalls recht.
Es ist peinlich, bedauerlich und traurig, daß hier im Forum User, die sich als Katholiken bezeichnen, gestimmt haben, es wäre in Ordnung, wieder Hexenverbrennungen durchzuführen - mit der Begründung, daß stände, so oder ähnlich doch schon in der Bibel. Peinlich- da scheinen einige User weder die christliche Lehre noch die Grundlagen der Bibelexegese verstanden zu haben. :nein:

Gruß. Pit
carpe diem - Nutze den Tag !

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Pit
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Beitrag von Pit »

Eldar hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Noch anzumerken wäre, schließlich lesen hier auch Nicht-Katholiken mit, dass die Kirche für Menschen, bei denen eine Besessenheit o.ä. vermutet wird, keinerlei Folter oder Tötung fordert oder gestattet.

Wer also als Katholik mit einer Verbrennung einverstanden wäre, ist nicht lehramtstreu.



Und hat außerdem m.E. einen gehörigen Knall unterm Pony. Aber darüber ließe sich streiten.
So abwegig ist der Gedanke überhaupt gar nicht aus katholischer Sicht, da im Alten Testament verlangt wird:"

"Die Zauberinnen aber sollst du nicht am Leben lassen. "

Die Katholiken die für die Hexenverbrennung gestimmt haben als totale Spinner abzustempeln, dazu gehört schon eine kleine Portion an Frechheit.

Schließlich kommt kein Mensch von alleine auf die Idee Hexen hinzurichten. Es steht nun mal geschrieben und daran lässt sich so schnell auch nichts ändern. Die Hexenverbrennung aber aus katholischer Sicht ( wohlgemerkt ) zu verteufeln und zu verurteilen steht uns m.E. nicht zu.

Wer kann schon mit Gewissheit sagen das die Hexenverbrennung der damaligen Zeit schlimmer für Gott war als die Hexenbegeisterung der heutigen Zeit?
Hallo Eldar,

soso, es steht schon im Alten Testament, daß Hexen getötet werden sollen, deshalb wäre es heutzutage auch in Ordnung ?
Sorry, aber wende Dich mal an jemanden, der sich mit Theologie auskennt, und lass Dir mal die Grundlagen christlicher Exegese erklären.
Darüber hinaus:
Ist es für Dich auch in Ordnung, wenn eine Ehebrecherin gesteinigt wird?

Gruß, Pit
carpe diem - Nutze den Tag !

kephas
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Re: Hexenverbrennung

Beitrag von kephas »

Petra hat geschrieben:*andenkopfgreif*

Unfassbar, was hier für Meinungen kursieren. Und das Ergebnis der Umfrage ist einfach nur peinlich.
:nein: :nein: :nein:
Allerdings, mehr als peinlich!

Eldar
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Beitrag von Eldar »

Pit hat geschrieben:
Eldar hat geschrieben:
Petra hat geschrieben:Noch anzumerken wäre, schließlich lesen hier auch Nicht-Katholiken mit, dass die Kirche für Menschen, bei denen eine Besessenheit o.ä. vermutet wird, keinerlei Folter oder Tötung fordert oder gestattet.

Wer also als Katholik mit einer Verbrennung einverstanden wäre, ist nicht lehramtstreu.



Und hat außerdem m.E. einen gehörigen Knall unterm Pony. Aber darüber ließe sich streiten.
So abwegig ist der Gedanke überhaupt gar nicht aus katholischer Sicht, da im Alten Testament verlangt wird:"

"Die Zauberinnen aber sollst du nicht am Leben lassen. "

Die Katholiken die für die Hexenverbrennung gestimmt haben als totale Spinner abzustempeln, dazu gehört schon eine kleine Portion an Frechheit.

Schließlich kommt kein Mensch von alleine auf die Idee Hexen hinzurichten. Es steht nun mal geschrieben und daran lässt sich so schnell auch nichts ändern. Die Hexenverbrennung aber aus katholischer Sicht ( wohlgemerkt ) zu verteufeln und zu verurteilen steht uns m.E. nicht zu.

Wer kann schon mit Gewissheit sagen das die Hexenverbrennung der damaligen Zeit schlimmer für Gott war als die Hexenbegeisterung der heutigen Zeit?
Hallo Eldar,

soso, es steht schon im Alten Testament, daß Hexen getötet werden sollen, deshalb wäre es heutzutage auch in Ordnung ?
Sorry, aber wende Dich mal an jemanden, der sich mit Theologie auskennt, und lass Dir mal die Grundlagen christlicher Exegese erklären.
Darüber hinaus:
Ist es für Dich auch in Ordnung, wenn eine Ehebrecherin gesteinigt wird?

Gruß, Pit
JA noch mal für dich. Es steht ausdrücklich im AT das man die Hexen nicht am Leben lassen sollte ! Und daran kannst du jetzt drehn wie dus willst und es wird sich doch nichts ändern.
Sorry, aber wende Dich mal an jemanden, der sich mit Theologie auskennt, und lass Dir mal die Grundlagen christlicher Exegese erklären.
Noch mal. Vielleicht habe ich mich ja auch nur missverständlich ausgedrückt. Ich bin nicht dafür das Hexen wieder auf den Scheiterhaufen brennen sollten. Ich bin nur strickt dagegen die Katholische Kirche und deren Inquisitoren so stark zu verurteilen.
Darüber hinaus:
Ist es für Dich auch in Ordnung, wenn eine Ehebrecherin gesteinigt wird?
Damals wurden die Ehebrecherinnen gesteinigt heute leiden sie dafür im Fegefeuer . Ich glaube wenn wir auch wirklich an einen Ort der Läuterung glauben dann spielt es keine Rolle ob in diesem Leben oder im nächsten. Aber da Jesus ja die Beichte "eingeführt" hat bin ich natürlich heute gegen die Steinigung.

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Pit
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Re: Hexenverbrennung

Beitrag von Pit »

Hallo Eldar,

sorry, aber welche Bibelübersetzung nutzt Du ?
In meiner kann ich den zitierten Text über die Zauberinnen nicht unter 2. Mose 17 finden !

Gruß, Pit

Davon abgesehen:
Warum sollte man Deiner Meinung nach heutzutage "Zauberinnen"/ "Hexen töten, weil es in der Bibel (Altes Testament) steht, aber Ehebrecherinnen nicht (!) steinigen, obwohl das doch ebenfalls im Alten Testament - wie schreibst Du es nochmal: "befohlen" wird?

Werden da zweierlei Maß angelegt?

Gruß, Pit
Eldar hat geschrieben:Frage: Mittelalter hin oder her. Wäre es aus katholischer Sicht nicht legitim Hexen auch heutzutage noch zu verbrennen?

Im 2. Buch Mose "17" steht: "Die Zauberinnen aber sollst du nicht am Leben lassen. "

Meine Haltung gegenüber der Hexenverbrennung ist mehr oder weniger Neutral. Ich verurteile sie nicht und ich wünsche sie nicht.

Nur verstehe ich es einfach nicht wie man als Katholik die Inquisitoren der damaligen Zeit so scharf verurteilen kann, da es doch im Alten Testament ausdrücklich "befohlen" wird.


Mit der Bitte um Stellungnahmen...

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Petra
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Beitrag von Petra »

Eldar hat geschrieben: Noch mal. Vielleicht habe ich mich ja auch nur missverständlich ausgedrückt. Ich bin nicht dafür das Hexen wieder auf den Scheiterhaufen brennen sollten. Ich bin nur strickt dagegen die Katholische Kirche und deren Inquisitoren so stark zu verurteilen.
Gesern um 12.53 Uhr hast du das so ausgedrückt:
Frage: Mittelalter hin oder her. Wäre es aus katholischer Sicht nicht legitim Hexen auch heutzutage noch zu verbrennen?

Im 2. Buch Mose "17" steht: "Die Zauberinnen aber sollst du nicht am Leben lassen. "

Meine Haltung gegenüber der Hexenverbrennung ist mehr oder weniger Neutral. Ich verurteile sie nicht und ich wünsche sie nicht.
Gut dass du nochmal erklärt hast, wie du es meinst.

Wahrscheinlich haben viele bei der Umfrage geantwortet, ohne die genaue Formulierung der Frage zu lesen.

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Juergen
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Re: Hexenverbrennung

Beitrag von Juergen »

Pit hat geschrieben:sorry, aber welche Bibelübersetzung nutzt Du ?
In meiner kann ich den zitierten Text über die Zauberinnen nicht unter 2. Mose 17 finden !
Ex 22,17
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Eldar
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Re: Hexenverbrennung

Beitrag von Eldar »

Juergen hat geschrieben:
Pit hat geschrieben:sorry, aber welche Bibelübersetzung nutzt Du ?
In meiner kann ich den zitierten Text über die Zauberinnen nicht unter 2. Mose 17 finden !
Ex 22,17
danke

Eldar
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Re: Hexenverbrennung

Beitrag von Eldar »

Pit hat geschrieben:Hallo Eldar,

sorry, aber welche Bibelübersetzung nutzt Du ?
In meiner kann ich den zitierten Text über die Zauberinnen nicht unter 2. Mose 17 finden !

Gruß, Pit

Davon abgesehen:
Warum sollte man Deiner Meinung nach heutzutage "Zauberinnen"/ "Hexen töten, weil es in der Bibel (Altes Testament) steht, aber Ehebrecherinnen nicht (!) steinigen, obwohl das doch ebenfalls im Alten Testament - wie schreibst Du es nochmal: "befohlen" wird?

Werden da zweierlei Maß angelegt?

Gruß, Pit
Eldar hat geschrieben:Frage: Mittelalter hin oder her. Wäre es aus katholischer Sicht nicht legitim Hexen auch heutzutage noch zu verbrennen?

Im 2. Buch Mose "17" steht: "Die Zauberinnen aber sollst du nicht am Leben lassen. "

Meine Haltung gegenüber der Hexenverbrennung ist mehr oder weniger Neutral. Ich verurteile sie nicht und ich wünsche sie nicht.

Nur verstehe ich es einfach nicht wie man als Katholik die Inquisitoren der damaligen Zeit so scharf verurteilen kann, da es doch im Alten Testament ausdrücklich "befohlen" wird.


Mit der Bitte um Stellungnahmen...

mfg Eldar
Wie schon gesagt, wegen der Beichte. Ich rede hier auch viel mehr von wirklichen Hexen die sich dem Teufel verschreiben und weniger von Kartenlegerinnen. Eine Hexe die ein Pakt mit dem Teufel schliest wird wohl kaum zur Beichte gehen wollen.

Petra
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Beitrag von Petra »

Arme Verwirrte, die sich dem Teufel verschreiben, sind harmloser als diejenigen, denen das Böse eingibt, sie hätten mehr von Heiligem Geist/Wahrheit/Gerechtigkeit begriffen als die anderen Gläubigen.

Eldar
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Beitrag von Eldar »

Petra hat geschrieben:Arme Verwirrte, die sich dem Teufel verschreiben, sind harmloser als diejenigen, denen das Böse eingibt, sie hätten mehr von Heiligem Geist/Wahrheit/Gerechtigkeit begriffen als die anderen Gläubigen.
Wie du meinst! :roll:
Zuletzt geändert von Eldar am Freitag 23. Dezember 2005, 22:57, insgesamt 1-mal geändert.

Petra
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Beitrag von Petra »

Eldar, du bist damit nicht gemeint. Wer sich selbst ernsthaft prüft, ob er damit gemeint sein könnte, für den besteht keine Gefahr. - Wer nie zweifelt, ob sein Weg und seine Methode richtig ist, wer kritische Stimmen immer nur als Barrieren der feindlichen Macht sieht, der ist gefährdet. ;)

Eldar
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Beitrag von Eldar »

Hauptsache du hast den Durchblick und der ist dir Gewiss vom Hl Geist gegeben, deshalb kannst du mir auch wunderbar die zitierte Bibelstelle erklären ... ;)

Petra
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Beitrag von Petra »

Verzeih bitte, wenn ich dich heute verletzt habe. Das war wirklich nicht beabsichtigt. Man ist halt zwischendurch auch mal sehr Mensch, speziell als Frau im Weihnachtsstress.

Die Bibelstelle steht seit Jesus in einem anderen Licht. Für mich heißt sie "der werfe den ersten Stein". Andere haben da wohl eine andere Begründung.

Lieber Eldar, gesegnete und besinnliche Feier der Menschwerdung unseres Herrn für dich und die Deinen.

Eldar
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Beitrag von Eldar »

wünsch ich dir auch !

und Gottes reichen Segen ;)

Eldar
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Beitrag von Eldar »

Die Bibelstelle steht seit Jesus in einem anderen Licht. Für mich heißt sie "der werfe den ersten Stein". Andere haben da wohl eine andere Begründung.
Eben - seit Jesus. Verurteilst du deshalb die Menschen vor Jesu die nach den Geboten des AT gelebt haben ? Ich nicht.
Zuletzt geändert von Eldar am Samstag 24. Dezember 2005, 01:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Liebe Leute, nun ist die Umfrage am Anfang des Strangs ja gelöscht. War wohl gut so, denn offenbar hat sie heillose Verwirrung gestiftet. Ich persönlich hatte sie ehrlich gesagt gar nicht verstanden und darum anfangs gleich die vierte Antwortmöglichkeit ergänzt: »Frage falsch gestellt«.

Na, vielleicht können wir doch noch ein sinnvolles Gespräch draus entwickeln? – Halten wir mal fest: Keiner verlangt, heute wieder Hexenverbrennungen einzuführen. Über diesen Verdacht braucht sich also keiner mehr zu empören.

Ferner: Es wurde gesagt, das eigentlich Schlimme an den Hexenprozessen sei nicht das Strafmaß, sondern der Strafprozeß gewesen. Das scheint mir keine so ganz abwegige Aussage zu sein, sondern eine These, die weiterer sachlicher Erörterung bedarf.

Vorab müßten aber wohl zahlreiche historische Voraussetzungen geklärt werden, denn es besteht beträchtliche Verwirrung. Ich will einmal versuchen, aus dem Handgelenk einige Eckpunkte zu nennen.

Erstens. Zur zeitlichen Abgrenzung. Die Hexenprozesse sind keine Sache des „Mittelalters“, sondern der „frühen Neuzeit“. (Und die Anfänge im ausgehenden Mittelalter sind eben auch als Vorläufer der „frühen Neuzeit“ zu deuten.) Der Schwerpunkt fällt etwa zwischen 1550 und 1650, Ausläufer ziehen sich bis weit ins 19. Jht.

Zweitens. Zur Opferzahl. Stand der Forschung ist, daß aufgrund von Hexereiprozessen in ganz Europa etwa fünfzig- bis knapp hunderttausend Menschen hingerichtet wurden; so die Bandbreite der Schätzungen. Diese Anzahl verteilt sich – die Zeiten erster Anfänge und letzter Ausläufer außer Acht gelassen – auf rund zweihundert Jahre, freilich zeitlich und räumlich sehr ungleichmäßig verteilt.

Zur rechten Einordnung der Zahl vergegenwärtige man sich, daß wir diese Zahl allein in Deutschland mit Verkehrstoten Pi mal Daumen in zehn Jahren erreichen. Wie sehr berührt uns das im Alltag tatsächlich? Sind die Verkehrstoten nicht ein Übel, von dem wir zwar wissen, das uns persönlich aber meist kaum berührt und das wir als unabänderlich hinnehmen?

Für die Hexenprozesse gilt das noch in weitaus stärkerem Maße. Es war für die große Masse der Menschen in Europa während dieser zweihundert Jahre kein Thema, das sie je irgendwie berührte. Sehr viel bedrängendere Probleme waren etwa Seuchen und Kriege, denen zum Beispiel binnen dreißig Jahren in manchen Gegenden bis zu zwei Dritteln der Einwohner zum Opfer fielen.

Dennoch – und das relativiert den Vergleich ein wenig – konnten die Hexenprozesse da, wo sie einmal schubweise geballt auftraten, einen ganzen Landstrich in Hysterie versetzen. Dabei handelt es sich jedoch stets um zeitlich und lokal begrenzte Erscheinungen.

Solche Betrachtungen helfen, sich ein realistischeres Bild vom Alltag jener Zeiten zu machen – und damit auch den Hintergrund zu sehen, vor dem sich Exzesse wie die Hexenprozesse abspielen konnten.

Drittens. Die Opfer. Zunächst muß man sagen, daß sich aus heutiger Sicht die damaligen Anklagen zugrundeliegenden Sachverhalte meist nicht mehr aufklären lassen. Was sich noch feststellen läßt, zeigt jedenfalls ein buntes Bild unterschiedlichster Konstellationen: offenkundig falsche Anschuldigungen, auch gegenseitige, ebenso wie tatsächliche okkulte Praxis, ja sogar falsche Selbstbezichtigungen aus Geltungssucht, bis zum bittern Ende auf dem Schafott.

Die Herkunft der Hingerichteten war ebenfalls sehr unterschiedlich. Im einen Territorium waren es ganz überwiegend Vertreter der Unterschichten, nebenan aber mochte es bereits genau andersherum sein, so daß es gerade Angehörige mächtiger Zünfte oder Kaufmannsgilden traf, am nächsten Ort Adelsfamilien, und wieder woanders läßt sich hinsichtlich des sozialen und wirtschaftlichen Standes der Opfer keinerlei Tendenz ausmachen. Eine einheitliche Gesamttendenz gibt es nicht.

Das gilt auch für andere Unterscheidungen: Frauen – Männer, Einheimische – Auswärtige etc. Die Gründe, weshalb es bald so, bald so war, lassen sich – wenn überhaupt – kaum anderswo als in individuellen Motiven der Denuntiatoren, Kläger oder Richter finden. Selbst die großräumige Tendenz, daß in Deutschland überwiegend Frauen wegen Hexerei verbrannt wurden, in Skandinavien und Osteuropa dagegen mehr Männer, wird oft genug durch lokale Gegenbeispiele in Frage gestellt.

[Fortsetzung folgt.]
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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