Agricola hat geschrieben: ↑Donnerstag 29. April 2021, 18:55
Dagegen: Nur Christus ist „das Brot des Lebens“ (Joh 6,35), nicht die widernatürliche Heidenbrühe.
Die "Heidenbrühe" ist aber nicht einfach "widernatürlich". Du kannst diesen Unsinn endlos wiederholen, dadurch wird er keinen Deut wahrer. Religion ist eine fundamentale anthropologische Konstante, die sich eben immer und überall findet, wo es Menschen gibt. Ähnlich wie die Familie, oder eben noch genauer, wie die Moral. Die Religionsausübung ist ein fundamentales Bestreben der menschlichen Natur, die Ausrichtung auf etwas "Höheres" ist fest in den Menschen eingebaut. In diesem Sinne ist schlicht jede Religion "natürlich", ganz egal wie gut oder böse, wahr oder falsch, sie nun auch sein mag. Inwiefern eine Religion zur Rettung der menschlichen Seele taugt ist hingegen
nicht eine Frage der Natur, ob nun menschlich oder allgemein, sondern der göttlichen Gnade. Ohne diese Gnadengabe wäre die Bibel nicht besser als Beowulf, die Eucharistie wäre billiger Wein und kaum genießbares Brot, und alle Deine Gebete wären bedeutunsloses Stammeln.
Die Diskussion wie man gerettet werden kann ist einfach eine andere. Sie hat damit zu tun was Gott will, nicht was der Mensch will. Was Du weißt, oder genauer gesagt glaubst, ist das Gott eine gute Ausübung der christlich-katholischen Religion mit der Seelenrettung honoriert. Was Du auch weißt, oder genauer gesagt aus denselben Quellen heraus glaubst, ist das Gott die Ausübung anderer Religionen unter Umständen bestraft. Wobei dabei einerseits die weltlichen Strafen sehr viel klarer belegt sind als die ewige, und es andererseits meistens recht Moral-zentrisch zugeht bei der Bewertung ob eine Religion strafwürdig ist. Kinder opfern z.B. mag Gott nicht besonders... Es gibt jedoch keineswegs einen Beleg für eine Generalverdammung aller nicht-christlicher oder nicht-jüdischer Religion als in sich Seelentötend.
In der Tat, auch wenn Dir das so garnicht in den Kram passen will, wer hat denn als allererstes Jesus Christus zeremoniell verehrt? Die heiligen drei (oder mehr...) Könige kamen vermutlich aus Persien und waren vermutlich auch keine Könige, sondern "Magier",
magoi, zoroastische Priester / Sterndeuter. Aber auch wenn sie irgendwie Könige waren, waren sie jedenfalls sicher Heiden. Wie haben sie Christus gefunden? Mit Astrologie, ja, so einem schlimmen esoterischen Zeug, denn Astronomie in unserem heutigen Sinne gabe es weder damals, noch würde sie einen auf die Reise schicken. Sind sie denn Juden oder gar irgendwie Christen geworden? Davon steht in der Bibel nichts. Zurückgekehrt sind sie, und haben soweit wir wissen zuhause weitergemacht mit ihrer Heidenreligion. Und dennoch werden sie von uns als Heilige verehrt, und ich habe auch keinen Zweifel, daß sie im Himmel sind.
Agricola hat geschrieben: ↑Donnerstag 29. April 2021, 18:55
Der Apostel (Römer 1,18-24)...
Erstens, der Kontext hier ist daß Paulus über seine Mission zu den Nichtjuden spricht, insbesondere zu den Römern (direkt vorhergehende Verse). Und hier regt er sich primär über den Widerstand auf den er dabei erfährt (Vers 18). Zweitens, Paulus übertreibt hier unzweifelhaft rhetorisch. Es ist - rein faktisch - nicht wahr, war es auch damals nicht, und wird es wohl nie sein - daß allen Menschen Gottes Existenz und Wirken offensichtlich ist. Man darf hier vielleicht die Frustration des Predigers und Apologeten herauslesen. Jedenfalls werden diese Zeilen normalerweise nicht allgemein und wortwörtlich verstanden, weil Paulus dann halt schlicht die Unwahrheit sagen würde. Vielmehr wird hier normalerweise die menschliche
Möglichkeit Gott mit natürlichem Verstand zu erkennen herausgelesen, siehe z.B. Vatikan I. Möglichkeit, keineswegs Gewissheit. Drittens zieht Paulus dann über zwei spezifische Aspeke heidnischer Moral her, echte Idolatrie einerseits und unmoralisches Verhalten andererseits. Beides sind in der Tat Dinge die Gott nicht in der Religion für akzeptabel hält. Zum unmoralischen Verhalten, siehe auch oben, aber zur Idolatrie ist es wichtig zu sehen daß wir hier von echter Idolatrie reden, viel konkreter als wir das heute vielleicht annehmen. Es geht wirklich um ein goldenes Kalb, eine heilige Eiche oder sonst eine Kreatur / Gegenstand direkt verehrt als Gott. Es geht nicht darum, quasi durch einen Gegenstand hindurch zu verehren, denn schließlich tun wir Christen das heute auch noch (Ikonen, Kruzifixe, ...). Gleichermaßen geht es nicht einfach nur darum, daß gewisse Dinge als "heilig" im Sinne von der Welt entrückt gesehen werden. Auch das machen wir Christen heute noch (Reliquien, geweihte Kirche, ...). Konkret bedeutet das, daß Paulus hier gegen etwas anredet, daß wir mehr als Aberglauben denn als Glauben ansehen würden, es ist die Hasenpfote die Glück bringen soll, nur halt vergöttlicht. Aber die großen Religionssysteme der Welt kann man damit nicht so einfach abtun, auch wenn vielleicht ihr Fußvolk vielfach solche Fehler machte.