Erhobene Hände

Allgemein Katholisches.

Ist die Orantenhaltung bei Laien

abzulehnen, da es sich hierbei um einen liturgischen Archäologismus handelt
18
36%
abzulehnen, da es sich hierbei um ein priesterliches Reservatrecht handelt
13
26%
zu befürworten, da dies die Gebetshaltung des Christen schlechthin ist
8
16%
zu befürworten, da dies bei bestimmten Gebeten die angemessene Ausdrucksweise ist (z. B. beim Vaterunser)
11
22%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 50

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ad-fontes
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Erhobene Hände

Beitrag von ad-fontes »

Berolinensis hat geschrieben:
Raphaela hat geschrieben:
Galilei hat geschrieben:Eine lebendige Gemeinde in Mailand:
http://kirchensite.de/aktuelles/kirche- ... lammt-ist/

Was ist davon zu halten? Der Text klingt gut, aber auf dem Bild sieht man die Gläubigen Händchen halten (wohl beim Vater unser).
Das Bild müsste um ein Vielfaches vergrößert werden. Ich bin mir nicht sicher, ob die Menschen sich wirklich die Hände reichen. -Es könnte auch sein, dass sie mit Oranten-Haltung dortstehen.
Sie halten Hände. Aber auch wenn nicht: die "Orantenhaltung" im Volk ist genauso ein Unfug wie das Händchenhalten. Zum einen hat sich diese Haltung nunmal zum Sondergestus des Priesters entwickelt; das rückgängigzumachen, wäre nicht nur ein abzulehnender Archäologismus (vgl. Mediator Dei), sondern führt auch zu einer Verwischung der Unterschiede von allgemeinem und Weihepriestertum. Zum anderen stehen die meisten, die sich darauf berufen, ja gar nicht in echter Orantenhaltung (bei der in der dem römischen Ritus eigenen Nüchternheit und "edlen Einfachheit" die Hände nie weiter als bis zu den Schultern ausgebreitet werden, wobei die Handflächen nach innen zeigen), sondern in einer charismatisch-ekstatischen Haltung, bei der ich immer an amerikanische megachurches denken muß.
viewtopic.php?f=1&t=48&start=1664

Was ist davon zu halten? Muss ein konservativer Katholik ein schlechtes Gewissen haben, wenn er die Arme ausbreitet, weil er dadurch - folgte man Berolinensis - das priesterliche Handeln imitiert, sich somit etwas anmaßt, was ihm nicht zusteht?

Oder ist nicht viel das Gegenteil der Fall: daß es sich einem Christen geziemt, den Herrn nachzuahmen, der in seinem Leiden die Arme am Kreuzesholze ausspannte?
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Berolinensis
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Berolinensis »

Meine Meinung ist ja offenkundig. Wobei ich sie etwas überspitzt wiedergegeben finde mit "schlechtem Gewissen" und "priesterlichem Reservatrecht". Ich plädiere schlicht für eine Kontinuität in der Tradition, wie sie sich bei uns nun einmal entwicklet hat. Und wie gesagt, erinnert zumindest mich das "Ausbreiten der Arme", wie es heute zu beobachten ist, weniger an das Kreuzesopfer des Herrn, sondern eher an charismatischer Verzückungszustände von Pfingstlern aus den Verienigten Staaten.

michaelis
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von michaelis »

Ich habe jeweils für "abzulehnen" gestimmt, beziehe meine Antwort allerdings ausdrücklich auf die Messe und auf sonstige Gottesdienste unter priesterlicher Leitung.

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Berolinensis
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Berolinensis »

Die letzte Antwortmöglichkeit nimmt ja wohl auf die zu beobachtende Praxis Bezug. Kann das irgend jemand erklären, warum diese Geste ausgerechnet beim Vaterunser eingenommen werden soll?

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Marion
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Marion »

Bild
Ist das diese Haltung? (Hier werden die Arme gaanz weit ausgebreitet. Da kriegst de fast eine geschossen von deinem Banknachbar :D )

Das hab ich bei dem Bild gefunden:
Dominus vobiscum

Im Dominus vobiscum entdecken wir ein wunderbares Zusammenspiel von Wort und Gestus.
Dieser Gruß hat schon im Alten Testament deutliche Bezüge zum Geheimnis der Menschwerdung. Im Buch Ruth, welches die Vorgeschichte des Hauses David schildert, aus dem einst der Messias kommen sollte, gebraucht ihn der Urgroßvater des Königs David: „Boas aber kam soeben von Bethlehem her und sprach zu den Schnittern: ‚Der Herr sei mit euch!‘“ (Ruth 2,4) Der große adventliche Prophet Isaias [7,14] kündigt Christus an als den ‚Gott mit uns’: „Dies alles ist geschehen, damit erfüllt würde, was gesagt ist vom Herrn durch den Propheten: ‚Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und man wird ihn Emmanuel nennen‘, was übersetzt heißt: ‚Gott mit uns‘.“ (Mt 1,22 f.) Und als der Engel Gabriel bei Maria eintrat, um ihr die Verwirklichung des Heilsratschlusses zu verkünden, sprach er: „Sei gegrüßt, Begnadete, der Herr ist mit dir [Dominus tecum]!“ (Lk 1,28) Der hl. Apostel Paulus gebraucht diesen Gruß in seinem Brief an die Thessalonicher: „Er aber, der Herr des Friedens, gebe euch den Frieden zu jeder Zeit und in jeder Weise! Der Herr sei mit euch allen!“ (2 Thess 3,16)

Vor dem Dominus vobiscum beugt sich der Priester und küsst den Altar: „Da nun der Priester als Mittler zwischen Himmel und Erde am Altar steht, begrüßt er mit dem Altarkuss zuerst die triumphierende Kirche, um derselben Liebe und Huldigung zu erweisen, und danach im ‚Dominus vobiscum‘ die streitende Kirche mit Worten, die Heil und Segen auf dieselbe herabrufen.“ (Gihr S. 375)

Zum Volk hin gewendet, breitet der Priester vor der Brust beide Hände aus. Dieser Gestus drückt das Anwünschen des göttlichen Gnadenbeistandes aus. Zugleich kann er gedeutet werden als symbolische Umarmung, ähnlich, wie wenn eine Mutter ihr Kind an sich zieht.
quelle: http://www.alte-messe.de/8_vormesse.html
Was ist davon zu halten? Muss ein konservativer Katholik ein schlechtes Gewissen haben, wenn er die Arme ausbreitet, ...
In der alten Messen macht das hier keiner.
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Vulpius Herbipolensis
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Wie kann man eigentlich auf solche Umfragen antworten?

Vulpius
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Marion
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Marion »

Vulpius Herbipolensis hat geschrieben:Wie kann man eigentlich auf solche Umfragen antworten?

Vulpius
mit der Maustaste klicken :breitgrins:
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Vulpius Herbipolensis
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

Ja, nur wie? Habe es allerdings inzwischen bemerkt: Man muss sich also erst anmelden, ich dachte das funktioniert, wie beim Antworten, dass man z. B. auf "Antworten" klickt und sich dann anmelden kann.

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cantus planus
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von cantus planus »

Wo klemmt's denn? :hae?:
Du klickst das Kästchen an, und unten dann auf "Abstimmen". Wenn du nicht angemeldet bist, kannst du ohnehin nichts anklicken.
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Kilianus
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Kilianus »

Berolinensis hat geschrieben:Die letzte Antwortmöglichkeit nimmt ja wohl auf die zu beobachtende Praxis Bezug. Kann das irgend jemand erklären, warum diese Geste ausgerechnet beim Vaterunser eingenommen werden soll?
Mir scheint, das Vaterunser hat seit der Liturgiereform deutlich an gefühlter Bedeutung gewonnen. Es scheint mir vielfach das erste Element innerhalb der Messe zu sein, daß von der Gemeinde wirklich als Gebetsakt wahrgenommen wird. Das wäre auch die einzige halbwegs plausible Erklärung dafür, daß man ausgerechnet an diesem Punkt die Kinder an den Altar holt.

Bußakt und Fürbitten pervertieren schließlich vielfach zu schlecht getarnten Predigten, und auch das Hochgebet wird offenbar gar nicht als Gebet wahrgenommen, sondern als Verkündigung. (Es gibt ja genügend Zelebranten, die zum Beispiel beim "Nehmet und esset" in Richtung der Gemeinde gestikulieren.)

Und wenn es doch als Gebet verstanden wird, dann - gegen seinen eigentlichen Sinn ("nos, servi tui, sed et plebs tua sancta") - nicht als Gebet der ganzen Gemeinde, das in ihrem Namen vorgebracht und (leise) mitvollzogen wird. Im Hintergrund steht das fehlgeleitete Verständnis, daß von participatio actuosa nur bei einer äußerlichen Beteiligung des Volkes die Rede sein könne.

Das von allen gemeinsam gesprochene Vaterunser wird so zum eigentlichen, heimlichen Höhepunkt des eucharistischen Teils der Meßfeier.

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Berolinensis
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Berolinensis »

Ja, ich fürchte, so ist es wohl. :(

Vulpius Herbipolensis
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Vulpius Herbipolensis »

@ Cantus
Danke, wie gesagt, ich hab's inzwischen kapiert. Ich dachte, man könnte irgendwo auf "Abstimmen" klicken und sich dann anmelden, wie beim Antworten. Die beiden Begründungen für "abzulehnen" habe ich übrigens angekreuzt.
... daß man ausgerechnet an diesem Punkt die Kinder an den Altar holt.
Bloß nicht, das erinnert mich schon wieder an den "Tanz der Farben", über den ich an Laetare im Thread "Klagen über liturgische Missbräuche" geschrieben habe!

Vulpius
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conscientia
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von conscientia »

@Kilianus: Du hast Recht.

Hinzufügen möchte ich: Weil der Kanon des Eucharistischen Hochgebetes vor der vatikanischen Reform gemurmelt oder geflüstert wurde, hat es kein Gläubiger recht wahrgenommen, geschweige zu einem wichtigen Text seiner Messfrömmigkeit gemacht.

Darum hat es keinen Platz in Katechese oder Predigt, das komplette Eucharistiegebet zum wichtigen Text der Messfrömmigkeit zu machen.
Darum ist das nach 1970 auch gar nicht mehr versucht worden.

Ich meine, es wäre ein gesunder und solider Beitrag zur allenthalben postulierten "Reform der Reform", wenn sich die ganze Gemeinde beim Eucharistiegebet (und den anderen Präsidialgebeten) nach Osten wendete und die Orantenhaltung einnähme. Ich habe das neulich als Gast im Chorgestühl eines Klosters erlebt und als sehr förderlich für meine participatio pia ac conscia am Stundengebet empfunden.

Man muss das lernen und einüben, aber das ist auch mit allen möglichen unmöglichen oder möglichen Missbräuchen und Bräuchen so geschehen, die sich zu welchen Zeiten auch in die Liturgiefeier eingeschlichen haben.

Lasst uns also aus der reichen Tradition der hll. Väter das Wesentliche und Gute schöpfen, wie es die Päpste und Lehrer der Kirche schon immer getan haben, und die Orantenhaltung beim Eucharistiegebet erneuern!

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Berolinensis
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Berolinensis »

conscientia hat geschrieben:@Kilianus: Du hast Recht.

Hinzufügen möchte ich: Weil der Kanon des Eucharistischen Hochgebetes vor der vatikanischen Reform gemurmelt oder geflüstert wurde, hat es kein Gläubiger recht wahrgenommen, geschweige zu einem wichtigen Text seiner Messfrömmigkeit gemacht.
Absolut nicht. Von dem langweiligen Seitenhieb auf den "gemurmelten" Kanon abgesehen (der Papst ist dafür, den stillen Kanon auch im Novus Ordo einzuführen, und ich kann aus eigener Erfahrung mit neuem und altem Ritus ihm nur völlig recht geben): Es war ja eins der Hauptziele der Liturgischen Bewegung (bevor sie dann aus dem Ruder lief), dies gerade den Gläubigen bewußt zu machen. Genau dafür gab es ja den Schott. In jedem Diözesangebetbuch, Katechismus etc. wurde das überdeutlich gemacht. Davon kann also gar keine Rede sein.
conscientia hat geschrieben:Lasst uns also aus der reichen Tradition der hll. Väter das Wesentliche und Gute schöpfen, wie es die Päpste und Lehrer der Kirche schon immer getan haben, und die Orantenhaltung beim Eucharistiegebet erneuern!
Das ist genau das Prinzip des von Pius XII. verurteilten Archäologismus. Was spricht dafür, außer daß es früher so war? Bei uns haben sich nun einmal die gefalteten Hände zum allgemeinen Gebetsgestus entwickelt. Warum sollte es meiner participatio actuosa (ist je eine Phrase mehr strapaziert worden?) mehr dienen, ein Relikt von vor tausend Jahren aufzutauen, als die Haltung einzunehmen, die sich mir "von Natur aus", und dazu gehört in diesem Zusammenhang auch unser kulturelles Erbe, als Gebetshaltung aufdrängt?
Zuletzt geändert von Berolinensis am Montag 22. März 2010, 18:24, insgesamt 1-mal geändert.

Kilianus
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Kilianus »

conscientia hat geschrieben: Hinzufügen möchte ich: Weil der Kanon des Eucharistischen Hochgebetes vor der vatikanischen Reform gemurmelt oder geflüstert wurde, hat es kein Gläubiger recht wahrgenommen, geschweige zu einem wichtigen Text seiner Messfrömmigkeit gemacht.
Daß es hier (mindestens seit der Spätantike) Defizite gab, sei unbestritten. Die mittelalterliche Canondeutung ist ja teilweise noch nicht einmal in der Lage, das Ende des Canon korrekt zu bestimmen.

Die Probleme hauptsächlich mit der Canonstille in Verbindung zu bringen, halte ich aber für verfehlt. Ich kenne jedenfalls Gläubige, die der Außerordentlichen Form des römischen Ritus nicht zuletzt deshalb verbunden sind, weil sie diese Phase der Stille nicht als Leerraum wahrnehmen, sondern als Moment des besonders intensiven Gebets.

Wenn man darüberhinaus davon ausgeht, daß der römische Canon zunächst einmal verbindlicher und authentischer Grundtext für das rechte Verständnis der lateinischen Liturgie ist, so muß man zugestehen, daß ein gedanklicher Wort-für-Wort-Mitvollzug der Gläubigen offenbar nicht intendiert ist - und auch nicht intendiert war, als er noch laut gesprochen wurde und von einem Großteil der Gläubigen verstanden wurde.

Das "Memento famulorum famularumque" zeigt das ziemlich eindeutig: "Gedenke [...] aller, die hier versammelt sind. Herr, du kennst ihren Glauben und ihre Hingabe; für sie bringen wir dieses Opfer des Lobes dar, und sie selber weihen es dir für sich und für alle, die ihnen verbunden sind, für ihre Erlösung und für ihre Hoffnung auf das unverlierbare Heil. Vor dich, den ewigen, lebendigen und wahren Gott, bringen sie ihre Gebete und Gaben."

Sollten die hier Versammelten das Wort für Wort mitdenken sollen, so müßte die Passage in der ersten Person Plural formuliert sein. (Das gilt ebenso für die entsprechende Bitte z.B. des HG III: "Erhöre, gütiger Vater, die Gebete der hier versammelten Gemeinde".)

conscientia
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von conscientia »

B. hat geschrieben:conscientia hat geschrieben:
@Kilianus: Du hast Recht.

Hinzufügen möchte ich: Weil der Kanon des Eucharistischen Hochgebetes vor der vatikanischen Reform gemurmelt oder geflüstert wurde, hat es kein Gläubiger recht wahrgenommen, geschweige zu einem wichtigen Text seiner Messfrömmigkeit gemacht.


Absolut nicht. Von dem langweiligen Seitenhieb auf den "gemurmelten" Kanon abgesehen (der Papst ist dafür, den stillen Kanon auch im Novus Ordo einzuführen, und ich kann aus eigener Erfahrung mit neuem und altem Ritus ihm nur völlig recht geben): Es war ja eins der Hauptziele der Litugischen Bewegung (bevor sie dann aus dem ruder lief), dies gerade den Gläubigen bewußt zu machen. Genau dafür gab es ja den Schott. In jedem Diözesangebetbuch, Katechismus etc. wurde das überdeutlich gemacht. Davon kann also gar keine Rede sein.
Das mag eines der Hauptziele gewesen sein, hat aber nicht geklappt. Sonst würde ich als Nachgeborener das anders beobachten, als ich es formuliert habe.
K. hat geschrieben:so muß man zugestehen, daß ein gedanklicher Wort-für-Wort-Mitvollzug der Gläubigen offenbar nicht intendiert ist - und auch nicht intendiert war, als er noch laut gesprochen wurde und von einem Großteil der Gläubigen verstanden wurde
Mag ja sein, dass er nicht intendiert war - ist eine eigene Diskussion.

Heute, nach Liturgischer Erneuerung und vatikanischer Reform, verhalten sich die Dinge etwas anders. Um Gläubige zu einer participatio pia ac conscia zu führen und anzuhalten (was durchaus ein sinnvolles Ziel geistlicher Meister ist, auch der Seelsorger), ist ein gedanklicher Wort-für-Wort-Mitvollzug durch die Gläubigen durchaus erstrebenswert,
und wenn das bislang nicht so war, setze ich einen Punkt und sage: Dieses Ziel ist eine sinn-volle Interpretation hl. apostolischer Überlieferung - oder etwa nicht? Und wenn nicht, warum nicht?
Stichwort: Archäologismus. Den gleichen Archäologismus hat man auch im Gefolge von Trient und Vatikanum II betrieben. Ich habe nur Worte zitiert. Stellenbelege um Mitternacht. Tschüs!

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ad-fontes
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von ad-fontes »

conscientia hat geschrieben: Ich meine, es wäre ein gesunder und solider Beitrag zur allenthalben postulierten "Reform der Reform", wenn sich die ganze Gemeinde beim Eucharistiegebet (und den anderen Präsidialgebeten) nach Osten wendete und die Orantenhaltung einnähme. Ich habe das neulich als Gast im Chorgestühl eines Klosters erlebt und als sehr förderlich für meine participatio pia ac conscia am Stundengebet empfunden.
Auf welche Tradition beruft sich das?

Ich würde es - frei aus den Quellen heraus - eher so formulieren:
Cum sacerdos canonem intrat, inclinati simus.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Niels
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Niels »

ad-fontes hat geschrieben: Ich würde es - frei aus den Quellen heraus - eher so formulieren:
Cum sacerdos canonem intrat, inclinati simus.
:ja:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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lifestylekatholik
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von lifestylekatholik »

conscientia hat geschrieben:Ich meine, es wäre ein gesunder und solider Beitrag zur allenthalben postulierten "Reform der Reform", wenn sich die ganze Gemeinde beim Eucharistiegebet (und den anderen Präsidialgebeten) nach Osten wendete und die Orantenhaltung einnähme. Ich habe das neulich als Gast im Chorgestühl eines Klosters erlebt und als sehr förderlich für meine participatio pia ac conscia am Stundengebet empfunden.
Au ja! Klempnern und fummeln wir ruhig noch weiter stückweise im ohnehin halbtoten Messleib herum, vielleicht wird Frankenstein ja dadurch schöner, dass ich ihm ne abjerissne Rose auf die Brust tackere.
:irritiert:
»Was muß man denn in der Kirche ›machen‹? In den Gottesdienſt gehen und beten reicht doch.«

Kilianus
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Kilianus »

conscientia hat geschrieben: Mag ja sein, dass er nicht intendiert war - ist eine eigene Diskussion.

Heute, nach Liturgischer Erneuerung und vatikanischer Reform, verhalten sich die Dinge etwas anders. Um Gläubige zu einer participatio pia ac conscia zu führen und anzuhalten (was durchaus ein sinnvolles Ziel geistlicher Meister ist, auch der Seelsorger), ist ein gedanklicher Wort-für-Wort-Mitvollzug durch die Gläubigen durchaus erstrebenswert,
und wenn das bislang nicht so war, setze ich einen Punkt und sage: Dieses Ziel ist eine sinn-volle Interpretation hl. apostolischer Überlieferung - oder etwa nicht? Und wenn nicht, warum nicht?
Es setzt natürlich voraus, daß Du bereit bist, hier konsequent zu Ende zu denken: Vollziehen die Gläubigen das kirchenamtliche Gebet des Priesters Wort für Wort mit, dann heißt das, daß ihre persönlichen Anliegen mit dem zentralen Gebet der Messe nichts zu tun haben. Wer nun noch daran denkt, daß die Oma im Sterben liegt, daß der eigene Arbeitsplatz in Gefahr ist oder umgekehrt eben auch, daß ihm gerade ein Kind geschenkt worden ist oder er einen großen Erfolg erzielt hat, wer also gedanklich mit seiner persönlichen Freude und Hoffnung, Trauer und Angst daherkommt, der schweift ebenso ab wie einer, der während dieses Gebets über seine Probleme beim noch nicht vollendeten Kreuzworträtsel nachdenkt.

Dann sollten wir uns von der nachkonziliar so beliebten Denkfigur des "Herr, wir bringen in Brot und Wein unsere Welt zu Dir" klar verabschieden.

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ad-fontes
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von ad-fontes »

Niels hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben: Ich würde es - frei aus den Quellen heraus - eher so formulieren:
Cum sacerdos canonem intrat, inclinati simus.
:ja:
Wenn der Priester betet, betet der Priester. Da brauchen wir keine Hände zu erheben.
Da dies im VO auch während des Vaterunsers der Fall ist, stellt sich auch nicht die Frage: Hände in die Höh' oder nicht.
Christi vero ecclesia, sedula et cauta depositorum apud se dogmatum custos, nihil in his umquam permutat, nihil minuit, nihil addit; non amputat necessaria, non adponit superflua; non amittit sua, non usurpat aliena. (Vincentius Lerinensis, Com. 23, 16)

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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Kilianus »

ad-fontes hat geschrieben:
Niels hat geschrieben:
ad-fontes hat geschrieben: Ich würde es - frei aus den Quellen heraus - eher so formulieren:
Cum sacerdos canonem intrat, inclinati simus.
:ja:
Wenn der Priester betet, betet der Priester. Da brauchen wir keine Hände zu erheben.
Da dies im VO auch während des Vaterunsers der Fall ist, stellt sich auch nicht die Frage: Hände in die Höh' oder nicht.
Es ist beim Canon aber nicht nur der Priester, der betet. Jedenfalls: Es soll nicht nur er sein.

conscientia
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von conscientia »

@Kilianus: ja, das bin ich.

Das allsonntägliche (oder tägliche) Sich-Einüben darein ist nicht leicht, aber muss sein.
Eine geistliche Konsequenz der vatikanischen Liturgiereform.

Ich sage ja immer: gar nicht wenige haben es sich mit dieser zu einfach gemacht.

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Niels
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Niels »

conscientia hat geschrieben:@Kilianus: ja, das bin ich.

Das allsonntägliche (oder tägliche) Sich-Einüben darein ist nicht leicht, aber muss sein.
Eine geistliche Konsequenz der vatikanischen Liturgiereform.

Ich sage ja immer: gar nicht wenige haben es sich mit dieser zu einfach gemacht.
:hae?:
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cantus planus
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von cantus planus »

(Ich hätte nicht gedacht, dass das Umfrageergebnis doch so knapp ist. Erstaunlich!)
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civilisation
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von civilisation »

Nicht erhobene Hände, aber vor die Brust gehaltene Hände, als wenn diese eine Schüssel in ihren Händen halten würden ...

das ist mir schon oftmals begegnet ...

vor allen Dingen, wenn diese Menschen das "Vater unser" beten.

Gut, irgendwie habe ich dafür Verständnis, daß man um etwas bittet, so auch um das tägliche Brot.

Aber auffallend ist diese "Geste" auch schon, zumal sie doch immer noch sehr diskret vonstatten geht.

Es fällt halt doch auf ... und nicht daß jetzt der Vorwurf kommt, ich starre auf andere Menschen...

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Robert Ketelhohn
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Robert Ketelhohn »

da es sich hierbei um ein priesterliches Reservatrecht handelt
Allen, die hier ihr Kreuz placiert haben, muß ich leider mitteilen, daß sie einem schwerwiegenden Fehlurteil aufgesessen sind. Wie der Name „Orantenhaltung“ schon sagt, handelt es sich um einen Gebetsgestus, in keiner Weise aber um eine Haltung, die zu genuin priesterlichen Funktionen wie insbesondere dem Opfern oder auch dem Segnen gehört (es sei denn, man wollte das Gebet generell allein dem Priester zuordnen). – Man überprüfe einmal sein Priesterbild.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Marion
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Marion »

Hast aber 2 Stimmen, und willst nicht nur halb dagegen sein
sonst gewinnen noch die dafür :kugel:
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von LaudaSion870 »

Wenn ich mir vorstelle, dass dann meine Ministranten in Orantenhaltung z.B. das Vater unser mitbeten, dann wirds mir schon anders. Ich muß leider auch bei dieser Frage feststellen, dass eine genuin nicht unpassende Haltung durch die Okkupation der schlimmsten Modernisten, die mit ausgebreiteten Armen ihre Ideologie vom allgemeinen Priestertum aller Glaubenden dokumentieren, Ausdruck einer bestimmten Geisteshaltung ist. Es wird sicher Ausnahmen geben, aber meine Erfahrung ist in dieser Hinsicht leider ganz eindeutig. Nebenbei stört es auch viele Kirchgänger.

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Robert Ketelhohn
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Robert Ketelhohn »

Der rechte Platz für das Gebet des Laien mit ausgebreitet-erhobenen Armen ist eine ganz andere Frage als die eingangs gestellte. Das wäre zu erörtern. Ich teile zum Beispiel überhaupt nicht die Auffassung, es sei ein sinnvolles Zeichen, wenn das Volk die vom Priester gebetete oder gesungene Anaphora mit erhobenen Händen oder überhaupt mitbetete. Beim Abendgebet in der Familie, bei persönlichen Bitten ebenso wie beim gemeinsamen Beten des Vaterunser, ist es dies aber sehr wohl. Zum Beispiel.
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Berolinensis
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Berolinensis »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
da es sich hierbei um ein priesterliches Reservatrecht handelt
Allen, die hier ihr Kreuz placiert haben, muß ich leider mitteilen, daß sie einem schwerwiegenden Fehlurteil aufgesessen sind. Wie der Name „Orantenhaltung“ schon sagt, handelt es sich um einen Gebetsgestus, in keiner Weise aber um eine Haltung, die zu genuin priesterlichen Funktionen wie insbesondere dem Opfern oder auch dem Segnen gehört (es sei denn, man wollte das Gebet generell allein dem Priester zuordnen). – Man überprüfe einmal sein Priesterbild.
Deshalb habe ich ja auch diese Formulierung von ad_fontes beanstandet. Gleichwohl - ich wiederhole mich - hat sich diese Haltung nunmal bei uns zum Sondergestus des Priesters entwickelt, und die, die sie heute für die Laien propagieren, sind meist durchaus an einer Verwischung der Unterschiede von allgemeinem und Weihepriestertum interessiert, wie es ja auch LaudaSion870 gerade noch einmal gesagt hat. Und selbst wenn dies nicht gewollt ist, ist es doch das Ergebnis. Zu sagen, daß es ja aber die ursprüngliche Gebetshaltung war, zeigt sehr schön eins der Probleme des Archäologismus: Es ist wie beim stehenden Kommunionempfang. War es Spaemann, der so zutreffend gesagt hat: wenn man ein Volk, das tausend Jahre lang auf den Knien gelegen hat, aufstehen heißt, führt das - wie gut die Absichten auch sein mögen - nicht zu einer Vergrößerung der Ehrfurcht, sondern bei ihm wird instinktiv ankommen, so ernst könne das mit der Realpräsenz dann wohl doch nicht gemeint gewesen sein.

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Bernado
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Re: Erhobene Hände

Beitrag von Bernado »

Kilianus hat geschrieben: Das von allen gemeinsam gesprochene Vaterunser wird so zum eigentlichen, heimlichen Höhepunkt des eucharistischen Teils der Meßfeier.
Nur noch übertroffen vom anschließenden allgemeinen Händeschütteln und
Anlächeln.
„DIE SORGE DER PÄPSTE ist es bis zur heutigen Zeit stets gewesen, dass die Kirche Christi der Göttlichen Majestät einen würdigen Kult darbringt.“ Summorum Pontificum 2007 (http://www.summorum-pontificum.de/)

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