"Religionsunterricht"?

Allgemein Katholisches.
ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Hallo anneke6

Gehe ich richtig in der Annahme, dass der katholische Religionsunterricht zu kommunistischen Zeiten katholischer war als heute in der Zeit der Demokratie?
;)

Gruß, ad_hoc
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Linus
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Beitrag von Linus »

Raimund Josef H. hat geschrieben: eine Ordensschwester von der Kongregation der "Armen Schulschwestern"
Ih hatte auch das Vergnügen - Volksschule 2 Jahre de la Salle Schulbrüder (grottenschlecht, der Reliunterricht, die Madame gab zu "nichts angenehmeres " gefunden zu haben - während der Sommerschulsportwoche ward sie oben ohne gesehen (gut das betraf mich nicht, aber dennoch) danach insgesamt sieben Jahre (davon 2 in der Volksschule) Schulschwestern: Vorgelebter Glaube kritisch hinterfragt, dort bekam ich auch einmal einen "fast am genügend vorbeischrammenden" dreier in Reli (Mundwerkprobleme) die Tests waren gefürchtet - dazwischen Lehrerwechsel: zwar fader aber nicht unanstrengender, der Lehrer der bei der UZH (Umkehr zum Herrn) engagert ist, hatte ein strenges 83 Punkte system (im Jahr mußte man mindestens 65 Punkte sammeln, um einen vierer zu bekommen, zwischen 80 und 83 gabs einen einser.....

Naxh der Privatschule in der öffentlichen HAK wars ne Katastrophe, ein in scheidung und deprissiv seiender Relilehrer, folgte auf einen lieben sich unterbuttern lassender Oratorianerpater ohne durchsetzungsvermögen (und kein Hänchen für Schüler) dem dann wieder ein (mit der Informatiklehrerin) in öffentlichem Konkubinat lebender " meine erste Ehe wurde Annuliert"(nach 14 Jahren und zwei kindern) "Gott hat euch alle lieb" Lehrer, den ich ständig fazu auffordern musste seine eigene Meinung auch als solche zu kennzeichnen, und nicht als Meinung Roms.... :roll:
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Zum Gedenken an meinen ersten und schon längst in die Ewigkeit eingegangenen Religionslehrer, dem Hw. Herrn Pfarrer Heiter, möchte ich, gewissermaßen als Denkmal, ein Foto von ihm einstellen:

Bild

Kennt jemand den Herrn links von ihm? :)

Mein alter Dorfpfarrer also, war einer der zwar strengen, aber nichtsdestotrotz liebenswürdigsten Menschen, die ich jemals kennenlernen durfte. Sein Religionsunterricht war vom Feinsten und er benutzte hierzu noch den alten grünen Katechismus, sofern dieser noch jemandem bekannt ist.

Später hatte ich dann eine ältere Dame als Religionslehrerin. Ebenfalls streng, aber liebenswert und hoch qualifziert, um den Kindern und Jugendlichen die katholische Religionslehre nahe zu bringen. Eine absolute Persönlichkeit.

Danach kam dann ebenfalls nichts mehr.
Nach meiner späteren Rückkehr zu einem etwas intensiveren Glaubenleben hat mir meine Tante einige Kassetten des elsässischen Abbé Votke geschenkt, die sehr hilfreich waren; eine Art von Neuevangelisierung sozusagen.
Auch diesem sei ein Denkmal gesetzt durch die Darstellung der Ewigkeit, für Kinder aufbereitet, in etwa so:

"Liebe Kinder. Wie müssen wir uns die Ewigkeit vorstellen? Stellt Euch vor, die ganze große Erde bestünde nur aus Sand. Und alle 1000 Jahre wird ein Sandkörnchen von der Erde hinweggenommen. Also nach 2000 Jahren das zweite Sandkörnchen, nach 3000 Jahren das dritte Sandkörnchen usw. usw. Das dauert also sehr sehr lange, Aber irgendwann, nach unvorstellbar langer Zeit ist es geschehen: Das letzte Sandkörnchen ist von der Erde hinweggenommen. Und dann, liebe Kinder, wenn dies soweit ist, ist die erste Sekunde der Ewigkeit noch nicht vergangen."

Gruß, ad_hoc
Zuletzt geändert von ad_hoc am Dienstag 20. Mai 2008, 14:11, insgesamt 1-mal geändert.
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ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Ach, das sehe ich jetzt erst: Steht ja unter dem Bild, um welchen Herrn es sich handelt.
:)
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

ad_hoc hat geschrieben:Hallo anneke6

Gehe ich richtig in der Annahme, dass der katholische Religionsunterricht zu kommunistischen Zeiten katholischer war als heute in der Zeit der Demokratie?
;)

Gruß, ad_hoc
Nach der Wende erlebte der Katholizismus einen starken Aufschwung. Das neugegründete Radio Maryja fand eine große Zuhörerschaft, und zwar auch unter normalen Leuten, nicht nur unter den heutigen Dexxen, die einen auf der Straße tätlich angreifen.
Die Kanonisierung von Faustyna Kowalska und die Jahrtausendwende ließen den Glaubensenthusiasmus bald explodieren, und die Promulgierung des Apostolischen Schreibens zum Rosenkranz weckte einen großen Rosenkranz-Enthusiasmus. Auch wenn die zweite Hälfte des Jahres 2002 aus persönlichen Gründen sehr schwer war, so erinnere ich dieses Jahr mit großer Freude.
Die zweite Wende, nämlich die im Katholizsmus, begann fast pünktlich mit dem Eintritt in die EU. Manches deutete auf eine Annäherung an Deutschland hin. Das obligatorische Fasten am 24. Dezember wurde aufgehoben — welches zu großen Protesten führte. Schon im Jahr zuvor hatte Leszek Miller mit Gerhard Schröder zusammen am Heiligabend Gänsebraten gegessen.
Einige der erneuerten Gesangbücher erinnern stellenweise an das Gotteslob. Mancherorts hat es sich eingebürgert, Gesangsbücher in den Kirchenbänken auszulegen. In "pastoralen Empfehlungen" heißt es, man solle auf die in Polen verbreitete Sitte, gleich nach dem Betreten der Kirche zu knieen, dies erst neben der Bank tun. Nur auf ein Knie, wie betont wurde.
Über die Handkommunion habe ich bereits genug geschrieben. Allerdings wurde in einem Schreiben explizit Deutschland erwähnt, nämlich als es darum ging, daß auch in den Diözesen, die die Handkommunion nicht explizit erlaubt ist, sie niemandem verweigert werden soll, der Hände ausstreckt, vor allem aus Respekt gegenüber unseren Besuchern aus Deutschland.
Was nun den Religionsunterricht angeht: Nun, da ich aus dem Alter raus bin und keine Kinder habe, weiß ich nicht allzuviel über ihn. Ich besuche allerdings manchmal das Forum blizejboga.pl — der Webmaster ist ein Katechet am Gymnasium, und einige Threads sind katechetisch ausgelegt.
Das von mir eingestellte Foto, wo die zwei Kinder Hostienschale und Kelch halten, wurde übrigens in einem Warschauer Kinderhospiz aufgenommen. Die Unterschrift des Bildes parodiert eine beliebte Worthülse, in der es um "aktive Teilnahme in der Messe" geht.
P.S. @ ad hoc: Dein Reli-Lehrer hatte eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Benedikt XVI.
???

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tantum ergo
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Beitrag von tantum ergo »

Franziska hat geschrieben:"Religionsvermittlung" ist ja auch etwas, das eigentlich in der Familie passieren sollte. Schule kann das meiner Meinung nach nur sehr beschränkt leisten. Ich bin immer wieder fassungslos, wenn ich bei Elternsprechtagen zu hören bekomme, was die Schule alles bieten sollte (nach dem Motto: "schließlich bezahlen wir ja dafür")! Wenn wir hier auch noch die Tanzschule und den Führerscheinkurs anbieten, können die Eltern ihre Kinder mit 3 Jahren bei uns abgeben und mit 18 als Fertigprodukt abholen! :hmm:
Hoppla, da gibt es von mir keinen Widerspruch ... mein Elternhaus ist aber - sagen wir mal - entspannt katholisch, gläubig, aber in diesen Dingen nicht "gebildet" - es ist halt der typische (und wie ich finde legitime) von den Eltern übernommene Glaube, wie er in der Generation der als Kinder im Krieg aufgewachsenen Menschen noch vorherrscht. Da treffen Fragen nach dem Wie und Warum auf eher unverständige Ohren. Und genau an dieser Stelle würde ich mir vom Religionsunterricht eine Verstärkung der häuslichen Bildung erwarten (keinen Ersatz).

Wovon ich oben sprechen wollte ist der kontraproduktive Religionsunterricht: durch Art und Weise der Wissensvermittlung - wie bei mir - oder auch durch die hanebüchenen Inhalte - wie hier an anderer Stelle beschrieben.

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tantum ergo
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HeGe
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Beitrag von HeGe »

Ich möchte hier eigentlich weder positiv noch negativ ankreuzen. Da ich damals religiös eher uninteressiert war, habe ich dem Unterricht nicht wirklich zugehört, so dass ich kaum sagen kann, was wir alles gemacht haben. Der Lehrer (den ich immerhin 9 Jahre am Stück in Religion hatte) war ganz o.k. Der persönliche Lehrerfolg bei mir war aber jedenfalls gleich Null. :(
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Leguan
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Beitrag von Leguan »

In den ersten beiden Klassen hat es mir gefallen. Da hat man halt hauptsächlich so Geschichten aus der Bibel erzählt gekriegt, und hat dann Bildchen dazu gemalt. Ich weiß noch daß ich noch lange danach der Meinung war, daß der Josef, der dem Pharao den Traum deutet, der Ziehvater von Jesus sei. Die Lehrerin hat es nett gemacht, ist dann leider an Krebs erkrankt, so daß ich das letzte halbe Jahr praktisch keinen Religionsunterricht mehr hatte.

In der dritten und vierten Klasse hatte ich eine Religionslehrerin, der man angemerkt hat, daß sie ihre Ausbildung zur vorkonziliaren Zeit absolviert hat. Ich muß zugeben, daß es mir nicht mehr so viel Spaß gemacht hat, weil die Dame eben genau so war, wie man sich vorkonziliaren Religionsunterricht im Klischee vorstellt, was allerdings dadurch abgemildert wurde, daß es mich zu der Zeit sehr interessiert hat. Fachlich war es der beste Religionsunterricht meiner Schulzeit. Wenn ich auch in späteren Zeiten einen gewissen distanzierten Respekt vor der Eucharistie hatte (so daß ich nicht zu Kommunion gegangen bin, wenn ich mal in der Kirche war), ist es dieser Dame zu verdanken. Vaterunser, Zehn Gebote und Glaubensbekenntnis mußte ich auswendiglernen und hab's auch nie wieder vergessen. ;) Der Inhalt kombiniert mit der Lehrerin aus Klasse 1 wäre der ideale Reliunterricht gewesen.

Von der fünften bis zur achten hatte ich dann den zu dieser Zeit einzigen katholischen Relilehrer des Gymnasiums. Der war zwar ein herzensguter Mann, gläubiger Katholik und eifriger Kirchgänger, aber hatte irgendwie keine Lust Reli zu unterrichten. Zwei der drei Wochenstunden bestanden grundsätzlich darin, einen Film anzuschauen, ich habe dort sämtliche Don-Camillo- und Pater-Brown-Filme gesehen, Sister Act, Ben Hur, Die Zehn Gebote, etc. aber auch so Klassiker wie "Bruchlandung im Paradies". In der dritten Stunde sollte an sich Unterricht geschehen, allerdings haben wir es so gut wie immer geschafft, eine Diskussion anzuzetteln, mit der die Stunde rumgebracht wurde. Zwei Wochen vor den Arbeiten wurden dann ein paar engbedruckte Din-A4-Seiten ausgeteilt (seit 20 Jahren die gleichen), die auswendig gelernt und in der Arbeit wiedergegeben werden sollten, auf denen sich der Stoff befand. Ich weiß nicht mehr, was auf diesen Blättern stand und habe daher aus diesen Jahren exakt null Erkenntnisgewinn aus dem Reliunterricht.

Es war dann natürlich eine Umstellung, als wir eine Lehrerin bekamen, die doch tatsächlich plante, auch zu unterrichten. Was wir in dem Jahr gemacht haben, weiß ich nicht mehr, außer daß sie uns hat Mandalas ausmalen lassen und dabei Meeresrauschen von Kassette abgespielt hat. Ein toller Einfall bei pubertierenden Jugendlichen! Und einen Refrendar hatten wir in dem Jahr, ich weiß noch, das wir ein Bild malen sollten, das unseren tiefsten Wunsch darstellt. Das weiß ich allerdings nur deswegen noch, weil einer ein Bild malte, das einen Klassenkameraden am Galgen aufgeknüpft darstellte.

Die letzten drei Jahre hatten wir dann eine Lehrerin, die der festen Überzeugung war, daß ich Atheist sei, weil ich mal angedeutet hatte, in Ethik wechseln zu wollen und gut in Mathe und Physik war. Ich muß zugeben, daß der Unterricht interessant war, auch wenn auch diese Frau an dem Meditations- und Mandalawahn gelitten hat. Katholisch war der Religionsunterricht allerdings nur in Ansätzen. Da ich es auch damals schon seltsam fand (obwohl ich noch weit kirchenkritischer war als sie), daß die Lehrerin etwas anderes vertritt als die Kirche, für die aufzutreten sie vorgab, habe ich sie mal gefragt, warum sie nicht evangelisch wird. Die Antwort war: "Naja, bei denen ist auch nicht alles Gold was glänzt."

Im mündlichen Reliabitur mußte ich dann übrigens auf Wissen, das mir die vorkonziliare Dame aus Klasse 4 vermittelt hatte, zurückgreifen, da der Prüfer doch tatsächlich eine Bibelstelle von mir wissen wollte - und so etwas hatte ich während der gesamten Gymnasialzeit nicht mehr gemacht.

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Jacinta
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Beitrag von Jacinta »

tantum ergo hat geschrieben:
Franziska hat geschrieben:"Religionsvermittlung" ist ja auch etwas, das eigentlich in der Familie passieren sollte. Schule kann das meiner Meinung nach nur sehr beschränkt leisten. Ich bin immer wieder fassungslos, wenn ich bei Elternsprechtagen zu hören bekomme, was die Schule alles bieten sollte (nach dem Motto: "schließlich bezahlen wir ja dafür")! Wenn wir hier auch noch die Tanzschule und den Führerscheinkurs anbieten, können die Eltern ihre Kinder mit 3 Jahren bei uns abgeben und mit 18 als Fertigprodukt abholen! :hmm:
Hoppla, da gibt es von mir keinen Widerspruch ... mein Elternhaus ist aber - sagen wir mal - entspannt katholisch, gläubig, aber in diesen Dingen nicht "gebildet" - es ist halt der typische (und wie ich finde legitime) von den Eltern übernommene Glaube, wie er in der Generation der als Kinder im Krieg aufgewachsenen Menschen noch vorherrscht. Da treffen Fragen nach dem Wie und Warum auf eher unverständige Ohren. Und genau an dieser Stelle würde ich mir vom Religionsunterricht eine Verstärkung der häuslichen Bildung erwarten (keinen Ersatz).

Wovon ich oben sprechen wollte ist der kontraproduktive Religionsunterricht: durch Art und Weise der Wissensvermittlung - wie bei mir - oder auch durch die hanebüchenen Inhalte - wie hier an anderer Stelle beschrieben.

Gottes Segen,
tantum ergo
Tja, und was ist, wenn die Eltern da nichts zu vermitteln haben, weil sie es selbst nicht richtig lernen durften? Oder es ihnen nicht wichtig ist, es weiter zu geben? Da muss doch eine Möglichkeit bestehen, diesen Kreislauf des Vergessens oder des Desintresses zu durchbrechen! Es kommt immer mal wieder vor, dass die Eltern durch ihre Kinder zum glauben (zurück?) finden. Sollte ein guter Religionsunterricht da nicht eine Möglichkeit sein? Mir ist ein Fall bekannt, wo die eher zufällige Wahl eines christlichen Kindergartens am Ende zur Taufe der gesamten Familie führte.

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tantum ergo
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Beitrag von tantum ergo »

Jacinta hat geschrieben:Tja, und was ist, wenn die Eltern da nichts zu vermitteln haben, weil sie es selbst nicht richtig lernen durften? Oder es ihnen nicht wichtig ist, es weiter zu geben? Da muss doch eine Möglichkeit bestehen, diesen Kreislauf des Vergessens oder des Desintresses zu durchbrechen! Es kommt immer mal wieder vor, dass die Eltern durch ihre Kinder zum glauben (zurück?) finden. Sollte ein guter Religionsunterricht da nicht eine Möglichkeit sein? Mir ist ein Fall bekannt, wo die eher zufällige Wahl eines christlichen Kindergartens am Ende zur Taufe der gesamten Familie führte.
Wenn das funktioniert, umso besser. Ich teile nur grundsätzlich Franziskas Ansicht, dass die Vermittlung der eigenen Religion und Spiritualität eine Aufgabe ist, die zuerst in der Familie und in zweiter Linie in der Schule erfolgen sollte. Wenn es in der Familie nicht funktioniert, steigt natürlich der Anspruch an die Schulen (wie in der von Dir geschilderten Situation). Schlimm ist nur, wenn die Schule dort nicht tätig wird oder sogar familiäre Bemühungen beschädigt.

Auf mich selbst bezogen: aus heutiger Sicht wäre die Kombination aus der eher wertegetriebenen Religionsermittlung in meinem Elternhaus mit einer (altersklassengeeigneten) theologiegetriebenen Wissensvermittlung in der Schule ideal gewesen - lag aber leider nicht vor. Ich will niemanden beschuldigen, schließlich lagen alle Entscheidungen bei mir, aber das war sicher ein Baustein von vielen Jahren "religionsfreien" Lebens von mir

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Linus
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Beitrag von Linus »

Jacinta hat geschrieben:Es kommt immer mal wieder vor, dass die Eltern durch ihre Kinder zum glauben (zurück?) finden.
Stimmt. Ich kenne einige Beispiele von Eltern, die anlässlich der Taufanmeldung oder Erstkommunion des Kindes dann auch kirchlich heirateten, und seitdem ein gut kath. Leben führen.
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Franziska
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Beitrag von Franziska »

Das bisherige Abstimmungsergebnis ist ja echt [Punkt] :shock:

Wenn die Familie (auch) in der religiösen Erziehung nicht ihrer Verantwortung nachkommt, ist das immer tragisch. Von meinen eigenen Eltern habe ich direkt auch wenig mitbekommen. Unsere jährliche religiöse Übung war, dass mein Vater zu Weihnachten das Evangelium vorgelesen hat. Das ist eine meiner liebsten Kindheitserinnerungen. Deshalb erinnere ich meine Schüler/innen jedes Jahr vor Weihnachten daran, dass sie doch zu Hause am Heiligen Abend das Evangelium lesen könnten... von einigen weiß ich, dass sie ihre Eltern dann dazu überredet haben! Überhaupt rege ich die Kinder gerne an, ihren Eltern Fragen zu stellen...

Meine eigene religiöse Sozialisation habe ich durch meine Großeltern väterlicherseits bekommen: bodenständiges, entspanntes, engagiertes, gebetsreiches, katholisches Christenleben. Mit meinem Großvater habe ich in der Ferien stundenlang über religiöse und ethische Fragen diskutiert; er war da sehr bewandert. Kinder, die zu Hause nichts über Religion lernen (und zwar durch Erfahrung), werden um Gott betrogen. Das soll kein Vorwurf an Eltern sein, die es eben selber nicht besser wissen. Aber man kann ja auch jemanden fragen! So habe ich z.B. eine Bekannte, die die religiösen Fragen ihres 6-jährigen Sohnes an mich weiterreicht; nachdem ich sie ihr beantwortete habe, erklärt sie es dann ihrem Kind. So lernen beide dabei! Die letzte Frage war übrigend: "Was ist der Heilige Geist? Und wieso ist der auch Gott?" :)

Auch haben Bekannte von mir, die aus der Kirche ausgetreten sind, weil sie sich selbst als Atheisten bezeichnen, ihre Tochter taufen lassen und schicken sie in der Schule den RU, weil sie sie nicht um die Möglichkeit, die Religion kennenzulernen, betrügen wollen. Die Einstellung finde ich sehr in Ordnung.

Natürlich muss dann der RU auch entsprechende Anknüpfungspunkte bieten. Das ist in der Praxis aber mitunter auch schwierig, wenn man eine Klasse mit 30 Kindern hat, die man alleine "bewältigen" soll. Da bleibt wenig Raum, um auf die Probleme und Fragen einzelner Kinder wirklich gezielt und ausführlich eingehen zu können. Und bei den etwas älteren Kindern oder Jugendlichen sind viele Fragen auch einfach nur STUVAK!

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Linus
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Beitrag von Linus »

STUVAK war in Reli nie nötig, entweder produzierte der RU quasi autopoietisch eine Stuvak oder er war zu interessant. aber selbst sowas zu produzieren im RU? Nein.
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Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Linus hat geschrieben:
Jacinta hat geschrieben:Es kommt immer mal wieder vor, dass die Eltern durch ihre Kinder zum glauben (zurück?) finden.
Stimmt. Ich kenne einige Beispiele von Eltern, die anlässlich der Taufanmeldung oder Erstkommunion des Kindes dann auch kirchlich heirateten, und seitdem ein gut kath. Leben führen.
Nicht nur das, eine Kollegin (Gemeindereferentin) hat mir mal folgendes aus der Pfarrei erzählt: Ein evangelisches Ehepaar kam mit der sieben (7!)-jährigen Tochter, die unbedingt konvertieren wollte. Die Eltern selbst waren nicht religiös, erzogen die Tochter auch nicht im Glauben und wunderten sich über das Kind, das darauf drängte katholisch zu werden.
Der Pfarrer befragte das Kind zu Themen des katholischen Glaubens, inklusive Maria mit allen Heiligen....
Das Kind erkärte auf eine einfache, kindliche Art die Wahrheiten des Glaubens, so dass es dann wirklich konvertiern durfte

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ich hatte nur protestantischen Religionsunterricht. Aus den vier Jahren Grundschule habe ich die Erinnerung an biblische Geschichten und zugehöriges Bildchenmalen. Allerdings sind die verbliebenen Erinnerungen deutlich zu dünn für vier Jahre. Wirklich prägend kann das also nicht gewesen sein, noch war’s wirklich substantiell. Frau Isenbeck und Frau Hüglin hießen die Lehrerinnen, das weiß ich noch.

Am Gymnasium hatte ich erst bei Frau Zumpe, dann bei Pfr. Günther, dann – mit vierzehn – habe ich mich abgemeldet. Ich habe verschwommen in Erinnerung, daß wir in diesen vier Jahren ausschließlich klassische Soz-Kotz-Schwafelthemen behandelt haben. Ein Erinnerungsbild besagt, daß wir einmal abstimmen durften, welches Schwafelthema wir behandeln wollten. Eine der Wahlmöglichkeiten hieß: »Drogen«, die anderen weiß ich nicht mehr. Was wir gewählt haben, weiß ich auch nicht mehr.

Das zweite Erinnerungsbild besteht darin, daß Frau Zumpe einmal, als sie nach längerer Fehlzeit wieder den Unterricht hielt, an einer Hand nur noch zwei oder drei Finger hatte. Die übrigen hatte sie sich mit dem Rasenmäher abgetrennt.

Das war’s denn auch. – Nachvollziehbarerweise interessiert mich augenblicklich der schulische Religionsunterricht meiner Kinder mehr, das heißt konkret: meiner Tochter Larissa (Victor, der zweite, kommt dies Jahr Ende August zur Schule).

Statt mit einem chronologischen oder systematischen Bericht zu beginnen, möchte ich den Gaul andersherum aufzäumen und ein letzten Dezember mit meiner Tochter geführtes Telephongespräch wiedergeben; ich hatte eben nach einem andern Schulfach gefragt, und nachdem Larissa mir kurz geantwortet und dann noch eine Anekdote über einen Mitschüler erzählt hatte, fuhr sie – meiner nächsten Frage vorgreifend – fort: »… und Religion hatten wir wieder nicht. Herr N. N. ist immer noch krank.« – »Na klasse«, erwiderte ich, »und was machen wir jetzt? Den ersten Montag im Advent hatte wir abwarten wollen, um dann zu sehen, ob Dr. N. N. am Unterricht was geändert hat, und zu entscheiden, was wir tun. Und nun ist er schon die dritte Woche krank.« – »A. A. [eine ungetaufte Schulfreundin meiner Tochter] findet das auch komisch, daß wir uns in Religion gegenseitig eincremen mußten.« – »Ach, hast du mit ihr drüber gesprochen? Na, heute abend unterhalten wir uns drüber, wie’s jetzt weitergeht.« – »Papa, ich sag’ dir was. Ich geh’ da jedenfalls nicht mehr hin.« – »Du willst definitiv gar nicht mehr?« – »Nächstes Mal sagt Herr N. N. noch: „Zieht euch gegenseitig die Hosen runter und schaut, was ihr da drin habt und wie eure Haut sich anfühlt.“«

Hintergrund dieser treffenden Charakterisierung eines angeblich katholischen Religionsunterrichts durch ein siebenjähriges Mädchen ist eine Unterichtsstunde im November letzten Jahres. Es sollte wohl um unterschiedliche Hautfarben von Menschen und eine daraus destillierte Dosis politisch-korrekter Moral gehen. In einer von Dr. N. N. vorgelesenen „Geschichte“ hatten die Charaktere nach dem Bericht meiner Tochter allerdings eher irreal getönte Häute, lila-gelb gestreift, rosa gepunktet oder ich-weiß-nicht-was. Der pädagogische Nutzen dürfte eher zweifelhaft sein. Im Rahmen dieser Lektion jedenfalls führte Dr. N. N. mit den Kindern jenes gruppendynamische Hemmschwellenabbauspielchen durch, auf welches Larissa sich im oben wiedergegebenen Dialog bezog.

Dies war für mich Anlaß, das Gespräch mit dem Lehrer zu suchen. Ein Entschuß, der schon lange fällig war. Nachdem Larissa zum Februar 2007 wegen unseres Umzugs von Berlin nach Velten von der Moabiter Sankt-Paulus-Schule an die genannte Veltner Schule gewechselt war, hatte sich längst gezeigt, daß ein eigentlicher Religionsunterricht nicht mehr stattfand. Was in Velten unterm Namen katholischen Religionsunterrichts und in Verantwortung der Erzdiözese von Dr. N. N. geboten wird, ist alles andere. Auf meine Standardfrage am Montagabend – dem Tag der wöchentlichen Religionsstunde –, was denn im Religionsunterricht Thema geweisen sei, bekam ich von Larissa stets die mißmutige, gepreßte Antwort: »Wir haben wieder nur Sachkunde gemacht.«

Unterrichtsgegenstand waren durchwegs irgendwelche vom Lehrer vorgelesenen Geschichten mit gewissem Moralanspruch und erhobenem Zeigefinger, natürlich immer brav „politisch-korrekt“, jedoch nicht nur für das Kind, sondern auch für uns Eltern ohne jeden ersichtlichen Bezug zum Glauben, zur Religion, zur Kirche. Profane Themen, von unserer Tochter als „Sachkunde“ eingeordnet.

Ein kurzes Gespräch meiner Frau mit dem Lehrer im Sommer war ergebnislos verlaufen und hatte meine Gattin bereits frustriert und zur Abmeldung vom Religionsunterricht plaidieren lassen. Nach dem Eincreme-Ereignis führte ich nun also selbst ein Gespräch mit Dr. N. N. Es verlief ohne echte Kommunikation, sondern eher als Reihung abwechselnder Monologe. Die Problematik solchen Eincremens blieb Dr. N. N. unzugänglich. Ferner erfuhr ich unter anderm, daß Jesus Christus in Dr. N. N.s Unterricht nicht vorkomme, weil Kinder der unteren Klassenstufen damit »überfordert« seien. Weiterhin bete er mit den Kindern nicht, weil er gelernt habe, zum Beten solle man in sein Kämmerlein gehen; nur Pharisäer beteten öffentlich. Anders gesagt: Wenn wir in der heiligen Messe beten, sind wir alle Pharisäer. Wenn wir zu Hause in der Familie gemeinsam beten, sind wir eine Pharisäerfamilie.

Nun gut. Das Gespräch endete und ließ alle Fragen offen. Wir hielten zu Hause „Familienrat“ und beschlossen, zumindest einige Stunden Religionsunterrichts abzuwarten und zu schauen, ob Dr. N. N. sich unser Gespräch nicht doch zu Herzen nehme und etwas am Unterricht ändere. Wie oben angedeutet, fiel dann aber praktisch den ganzen Advent über wegen Krankheit des Lehrers der Religionsunterricht aus. Nach Weihnachten gab es jedoch tatsächlich etwas Neues: Wider Erwarten wurde die Weihnachtsgeschichte durchgenommen. Zwar etwas verspätet, aber die Erkrankung des Lehrers mag das rechtfertigen.

Wir warteten also weiter. Nachdem das Weihnachtsthema abgeschlossen war und unterdessen erneut zwei Unterrichtsstunden wegen Lehrerkrankheit ausgefallen waren, ging der Unterricht leider im alten Stil weiter. Larissa kam Anfang März nach einer Religionsstunde nach Hause und fragte ihre Mutter: »Wann meldet ihr mich endlich von diesem Unterricht bei Dr. N. N. ab? Meldet mich doch lieber beim christlichen Religionsunterricht an!« – „Christlicher Religionsunterricht“, so heißt an der Schule wohl der protestantische Religionsunterricht. Dort werden, wie Larissa von Mitschülern erfahren hat, biblische Geschichten durchgenommen.

Nun scheidet insbesondere wegen der heterodoxen Anschauungen der Protestanten in Sachen Ekklesiologie und Sakramentenlehre aus unserer Sicht eine Teilnahme am protestantischen Religionsunterricht aus. Es ist aber beschämend, daß eine Zweitkläßlerin wegen des Zustands des katholischen Religionsunterrichts bitten muß, am protestantischen Unterricht teilnehmen zu dürfen, um überhaupt Religionsunterricht zu erhalten.

Ich befragte Larissa, wie sie auf die Idee gekommen sei, am protestantischen Religionsunterricht teilnehmen zu wollen. Sie legte mir ihre Gründe wie folgt dar: Erstens müsse es eigentlich ein „evangelisch-katholischer Religionsunterricht“ sein, sonst hieße er ja nicht „christlicher Religionsunterricht“. Zweitens sei eine katholische Mitschülerin bereits vom katholischen zu diesem „christlichen Religionsunterricht“ hinübergewechselt. Drittens sei der „christliche Religionsunterricht“ einfach besser, es sei richtiger Religionsunterricht. Larissa habe, sagte sie, im Unterrichtsraum, in welchem der evangelische Unterricht stattfindet (und den sie offenbar inspiziert hat) Bilder oder Plakate biblischer Geschichten hängen sehen, so vom barmherzigen Samariter oder »Jesus mit dem verlorenen Schaf« (also als der Gute Hirte). Ferner habe sie an der Tür gehört (sogar gelauscht hat sie also schon!), daß aus der Bibel vorgelesen werde.

Abschließend bekräftigte Larissa noch einmal, sie wolle endlich von Dr. N. N.s Unterricht abgemeldet werden. – Während ich daraufhin einen Brief ans bischöfliche Ordinariat entwarf – des Inhalts, daß wir unsere Tochter ausdrücklich nicht vom Religionsunterricht abmeldeten, sondern sie unter Benachrichtigung der Schulleitung bis zur Gewährleistung eines ordentlichen Unterrichts von den Religionsstunden fernhalten würden –, hatte Larissa bereits die nächste Unterrichtsstunde bei Dr. N. N., und auf einmal gab es historische Hintergründe zum Leben in Palästina zur Zeit Jesu: Fischer am See Genezareth, Wohnen im antiken Palästina in der hellenistischen Stadt und auf dem Land und dergleichen mehr.

Würde das doch noch mal was werden? Kämen nun vielleicht die Apostel dran? – Von den Fischern her drängte sich das förmlich auf. Ich wartete erneut und sandte den Brief ans Ordinariat nicht ab. Larissa beschwerte sich darüber. Und über die Apostel kam nichts. Ich fragte meine Tochter, ob sie denn nicht einmal auf die Fischer-Apostel hingewiesen hätte. Nein, hatte sie nicht. Ich erklärte ihr, daß sie in ihrer Klasse die Apostelin sei und erinnerte sie ans Beispiel der heiligen Maria Magdalena, der „Apostolin der Apostel“. Sie wehrte sich grummelnd gegen die Vorstellung.

Die Reihe historischer Bilder als Unterrichtsthemen war also ohne Bezugnahme auf die Geschichte Jesu und die biblischen Berichte vorüber gegangen. Es folgte – bis jetzt anhaltend, seit nunmehr drei Wochen – die Lesung irgendeiner „Geschichte“. Es gehe da, berichtete Larissa, um einen »Jungen, der aussah wie ein Mädchen«. Während Dr. N. N. liest, sollen die Kinder „Mandalas“ ausmalen.

Nach der ersten derartigen Stunde berichtete Larissa mir stolz davon: Sie habe sich gemeldet und gesagt, ihr Papa erlaube nicht, daß sie Mandalas male. Sie durfte dann etwas anderes malen – und entschied sich für eine Ikone vom heiligen Nikolaus, die ich im übrigen sehr gelungen finde. In der zweiten Vorlesestunde aus dieser Reihe zeichnete sie aus einem Heiligenbuch ein Bild irgendeines Heiligen vor einer brennnden Kirche, und vorgestern endlich, beim dritten Mal, zwei Engel.

Worum es denn nun in dieser Vorlesegeschichte gehe, wollte ich am Abend noch einmal wissen. »Keine Ahnung«, erwiderte Larissa, sie habe nicht zugehört. Sie sei zu beschäftigt gewesen mit ihren Engeln. Außerdem hätten sie nach der Hälfte der Stunde aufgehört und ein Spiel gespielt, weil eine Mirschülerin Geburtstag hatte. Nach einer Denkpause ergänzte sie: »Ich glaube, das ist ein Irrlehrer. Ja, wirklich, ein Irrlehrer. Ein Spiel ist doch keine Religion, das ist Irrlehre.«

Die Silbe „Irr-“ betonte sie sehr scharf. Mir fiel dazu nicht viel ein, ich war ziemlich baff. Ich muß Larissa demnächst noch einmal unauffällig befragen, woher sie den Begriff überhaupt hat. Und dann wohl etwas geraderücken, was er besagt. Aber wie auch immer, die Hängepartie besteht fort, und ich weiß noch nicht, wie es weitergeht. Vermutlich werden wir die Entscheidung ins nächste Schuljahr schieben, wenn auch Victor zur Schule geht, und dann für beide Kinder zugleich treffen.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Franziska
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Beitrag von Franziska »

Linus hat geschrieben:STUVAK war in Reli nie nötig, entweder produzierte der RU quasi autopoietisch eine Stuvak oder er war zu interessant. aber selbst sowas zu produzieren im RU? Nein.
Tja, die Schüler/innen von heute sind anders! ;D
Meine 15-Jährigen etwa verlangen seit Schulanfang nach jedem abgeschlossenen Thema, dass wir doch endlich über "Drogen und Alkohol" reden sollten, weil sie das viel mehr interessiere als die Schöpfungsgeschichte oder der hl. Paulus. Darauf reagiere ich inzwischen nur noch mit kurzem Gelächter (es ist ja so etwas wie unser gemeinsamer "running gag"), dann weiter im Text. :mrgreen: Das Thema "Drogen" hat sicher auch seinen Platz im RU - laut Lehrplan zum Thema "Freiheit". Da kann man das auch kurz behandeln, aber das wars dann auch schon.

@ Robert: Du meine [Punkt] Kannst du in der Schule nicht mal in der Direktion vorsprechen? Oder dich mit anderen gleichgesinnten Eltern zusammen tun?

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Tja, die kleine Larissa scheint ja ein aufgewecktes Mädel zu sein…und ihrem Alter irgendwie voraus. Ich habe länger gebraucht, um mir unter einem "Irrlehrer" etwas vorstellen zu können.
In einer mandala-artigen Situation war ich eigentlich erst letztes Jahr, im Krankenhaus, wo unter den Pflichtveranstaltungen auch Yoga war. Zum Glück aber nicht bei mir, da ich viele außerklinische Untersuchungen hatte, zu denen ich gefahren werden mußte. Ansonsten hatte ich mir bereits überlegt, was ich sagen würde. Wahrscheinlich einfach: "Ich mache kein Yoga."
STUVAK… :D das Wort habe ich aus den Kinderbüchern von Christine Nöstlinger gelernt — ich habe außer denen als Kind wenig gelesen. Da ich aber in Norddeutschland gelebt habe, haben sich die Leute etwas gewundert, als ich denen mein "ausgefeiltes Deutsch" präsentierte, mit Ausdrücken wie "Reindl", "Tschick" und "kleiner Brauner". Das Wort "Fisolen" gefiel mir besonders gut: Auf polnisch sagt man fasoły.
???

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Äh... wer oder was ist denn bitte STUVAK?
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‎Tradition ist das Leben des Heiligen Geistes in der Kirche. — Vladimir Lossky

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tantum ergo
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Beitrag von tantum ergo »

cantus planus hat geschrieben:Äh... wer oder was ist denn bitte STUVAK?
Hab ich auch googlen müssen :D
http://www.htlwiki.com/HTLWiki/index.php/STUVAK
„Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49)

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cantus planus
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Beitrag von cantus planus »

Ah, danke! :D
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Franziska
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Beitrag von Franziska »

Wir hatten das damals bei unserem Geographie-Professor perfektioniert. Der war Bundesheer-Fan, weshalb nur jemand das Wort "Heeresreform" in den Raum werden musste... und schon ging es los. Zwei, drei ausgewählte arme Schweine mussten Interesse heucheln, damit die anderen inzwischen Mathe-HÜ machen oder Karten spielen konnten. :mrgreen:

Beliebte STUVAK-Fragen oder -Aktionen in Religion:
-) Gestern hat mich ein Zeuge Jehovas/Mormone/Scientologe... in der U-Bahn angesprochen...
-) Warum dürfen Priester nicht heiraten, Frauen nicht Priester werden,... und alles weitere in dieser Richtung.
-) Der Kirche geht es doch nur ums Geld... blablabla
-) Gibt es bei uns Satanistenkulte, die Tiere schlachten und Blutriten abhalten?
-) Können wir nicht endlich mal über Drogen und Alkohol reden?

Und mein absoluter Favourite (damit auch ein Beispiel zum Thema Sexualität dabei ist):
Fragt mich ein 15-jähriger Schüler mitten im Unterricht und überhaupt nicht zum Thema passend: "Sind Sie noch Jungfrau?"
Darauf ich - aus meiner Verblüffung heraus - mit einer Gegenfrage antwortend: "Bist du denn noch Jungfrau?"
Er: "ja."
Klasse: Gelächter.
Thema erledigt. :mrgreen:

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Das bin ich auch schon mal gefragt worden. :D
Was Drogen angeht…ich habe schon seit längerem das Gefühl, daß diese ganzen Geschichten, die geschrieben wurden, um Kinder von Drogen abzuschrecken, sei es dieses Buch "Fragt mal Alice" oder andere Texte, in denen ein Haschisch- oder LSD-Trip beschrieben wird, die Kinder faszinieren und neugierig machen.
???

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Franziska hat geschrieben:Wir hatten das damals bei unserem Geographie-Professor perfektioniert. Der war Bundesheer-Fan, weshalb nur jemand das Wort "Heeresreform" in den Raum werden musste... und schon ging es los. Zwei, drei ausgewählte arme Schweine mussten Interesse heucheln, damit die anderen inzwischen Mathe-HÜ machen oder Karten spielen konnten. :mrgreen:

Beliebte STUVAK-Fragen oder -Aktionen in Religion:
-) Gestern hat mich ein Zeuge Jehovas/Mormone/Scientologe... in der U-Bahn angesprochen...
-) Warum dürfen Priester nicht heiraten, Frauen nicht Priester werden,... und alles weitere in dieser Richtung.
-) Der Kirche geht es doch nur ums Geld... blablabla
-) Gibt es bei uns Satanistenkulte, die Tiere schlachten und Blutriten abhalten?
-) Können wir nicht endlich mal über Drogen und Alkohol reden?

Und mein absoluter Favourite (damit auch ein Beispiel zum Thema Sexualität dabei ist):
Fragt mich ein 15-jähriger Schüler mitten im Unterricht und überhaupt nicht zum Thema passend: "Sind Sie noch Jungfrau?"
Darauf ich - aus meiner Verblüffung heraus - mit einer Gegenfrage antwortend: "Bist du denn noch Jungfrau?"
Er: "ja."
Klasse: Gelächter.
Thema erledigt. :mrgreen:
Da waren die Schüler mit der Frage aber noch milde. Ich habe als Ordensschwester unterrichtet und es kam in Frage:" Dürfen Sie auch in den Puff gehen?"
Nachdem diese Frage in einer 5. Klasse kam und ich (- was man in diesem Alter noch tun kann- ) gemeint habe, dass solche Fragen doch nur Kindergartenkinder fragen, wollte es keiner gewesen sein und jeder hat die "Erfindung" der Frage auf andere geschoben... ;D
Eine weitere Antwort wollte dann auch keiner.


Was meine Kollegin erlebt hat, kann ich dir, falls es ich interessiert per pn mitteilen

Franziska
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Beitrag von Franziska »

Ja, meine eigenen Schüler/innen trauen sich da eh nicht, noch deutlicher zu werden - immerhin müssen sie noch den Rest des Schuljahres (oder länger) mit mir auskommen. ;)
Ich war aber mal in einer Handelsschule eingeladen, um über das Ordensleben zu sprechen... Mama [Punkt] Das treibt mir heut noch die Schamesröte ins Gesicht (und ich bin schwer zu schockieren)! Bloß gut, dass ich aus einer Familie von Arbeitern stamme und selten um Antworten verlegen bin, hehe...

Als Klosterschwester erlebt man ja auch auf der Straße die unglaublichsten Dinge... :nein: Aber das ist ein anderes Thema.
Und ja, die Geschichte deiner Kollegin interessiert mich! :ja:

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Au weia

Ich lese gerade in diesem Thread, Raphaela, dass du Ordensschwester bist. Da ich vor Ordensangehörigen grundsätzlich Respekt habe, hoffe ich natürlich sehr, dass Du meine entgegengesetzten Auffassungen nicht als persönlich Angriffe wertest, sondern rein auf die Sache bezogen.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

ad_hoc
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Beitrag von ad_hoc »

Robert Ketelhon hat eine Unterhaltung mit seiner 7-jährigen Tochter angeführt. Darunter diesen Auszug:
Ich befragte Larissa, wie sie auf die Idee gekommen sei, am protestantischen Religionsunterricht teilnehmen zu wollen. Sie legte mir ihre Gründe wie folgt dar: Erstens müsse es eigentlich ein „evangelisch-katholischer Religionsunterricht“ sein, sonst hieße er ja nicht „christlicher Religionsunterricht“. Zweitens sei eine katholische Mitschülerin bereits vom katholischen zu diesem „christlichen Religionsunterricht“ hinübergewechselt. Drittens sei der „christliche Religionsunterricht“ einfach besser, es sei richtiger Religionsunterricht. Larissa habe, sagte sie, im Unterrichtsraum, in welchem der evangelische Unterricht stattfindet (und den sie offenbar inspiziert hat) Bilder oder Plakate biblischer Geschichten hängen sehen, so vom barmherzigen Samariter oder »Jesus mit dem verlorenen Schaf« (also als der Gute Hirte). Ferner habe sie an der Tür gehört (sogar gelauscht hat sie also schon!), daß aus der Bibel vorgelesen werde.
Eine interessante Wahrnehmung, die ich ebenfalls schon mehrmals von Kindern gehört habe, wonach ihnen der protestantische RU katholischer erscheint als der katholische RU!

Gruß, ad_hoc
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Die Silbe „Irr-“ betonte sie sehr scharf.
Ja, wo sie das wohl her hat. Wurde sie nicht schon hier im Forum gesichtet? :D
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Ich hätte ja "hundsmiserabel" angekreuzt, aber das ist nicht vorgesehen.

In den vier Jahren Volksschule hatten wir immerhin noch eine Lehrerin, die hauptsächlich Passagen aus den Evangelien als Bildergeschichten aufgemalt hat. Zumindest ist das das Einzige, woran ich mich erinnere und das ist ja nicht so übel. Achja, in der Stunde gegessen und aus einer Thermoskanne getrunken hat sie auch immer, weil sie in mehreren Schulen gearbeitet hat und immer gerade irgendwoher gehetzt kam. Um ihr diesbezüglich schlechtes Gewissen zu besänftigen, ermunterte sie uns immer, ebenfalls in der Stunde unser Pausenbrot zu verzehren, was uns als reichlich bizarre Zumutung erschien und daher vergeblich blieb.

In der gymnasialen Unterstufe (eines Stiftsgymnasiums!) hatten wir dann einen Priester, der sich hauptsächlich mit "Aufklärungsunterricht" befaßte, worin er gerne die "Natürlichkeit" aller möglichen sexuellen Perversionen betonte. An katholische Themen kann ich mich nicht erinnern. Oberstufe unterrichtete er interessanterweise nicht und machte auch immer einen großen Bogen um ehemalige Schüler.

In der Oberstufe kam ein anderer Priester, der gleich zu Beginn verkündete, daß er keine wirkliche Benotung vornehmen werde, worauf drei Jahre permanenter STUVAK, wie das hier so schön genannt wird, folgten. Offenbar verzweifelnd am Erfolg seiner Bemühungen, entschloß er sich im letzten Jahr zu einer 180 Grad-Wende und wollte die Notenvergabe an korrekte Nacherzählungen des Sonntagsevangeliums knüpfen, aber irgendwelche Eltern machten ihm wohl rasch klar, daß das so auch nicht geht. Der Mann hat mir schon damals leid getan und meine Haupterinnerung an seinen Unterricht ist sein resignierter Gesichtsausdruck. Auch mit Selbststudium war nichts zu gewinnen, da wir so Hippiebücher hatten, in denen nichts über Christentum stand.

Als Erwachsener wurde ich dann in Frankreich einmal von einer katholischen Französin, als sie erfuhr, daß ich acht Jahre Religionsunterricht in einer Klosterschule gehabt hatte, interessiert gefragt, was ich denn da so alles gelernt hätte. Ich dachte eine Weile nach und erwiderte schließlich: "Pas beaucoup." :(
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ar26
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Beitrag von ar26 »

Nachdem der Thread schon an dem Punkt angelangt ist, daß der evang. Religionsunterricht positiv hervorgehoben wird, auch meine zwei Groschen.

Schulischen Religionsunterricht im eigentlichen Sinne hatte ich nur 2 Jahre, da hier in Sachsen auch in den 90iger Jahren die Umsetzung des selben schwierig war und insbesondere die Katholiken lieber weiter in den Gemeinden geblieben sind. Zu meiner Einschulung 1987 war ohnehin noch nicht an Religionsunterricht in der Schule zu denken.

In den ersten vier Schuljahren nahm ich an der evang. Christenlehre in meinem Heimatdorf teil, mit Genehmigung des kath. Pfarrers. Hintergrund war, daß das unsere kath. Pfarrgemeinde in der Stadt war und die Teilnahme am Unterricht logistisch schwierig war. Meine Eltern wollten ohnehin, daß mir ein stressfreier Schulbeginn ermöglicht werden solle. Daher durfte ich beispielsweise auch zu den Jungen Pionieren, obwohl meine beiden Großväter radikale Antikommunisten waren. Bei den Prottis wurden im wesentlichen biblische Geschichten (vor allem auch AT) durchgenommen. Der ev. Kirchenkantor, der den Unterricht leitete, mochte mich und wußte natürlich, daß ich kath. war. Er nahm entsprechend darauf Rücksicht. Außerdem war in der evang. Kirche meines Ortes, in der ich kath. getauft wurde, auch zweimal im Monat kath. Messe, so daß sich die Beteiligten kannten.

In der Dritten Klasse nahm ich wegen Erstkommunion auch am kath. Religonsunterricht teil. Danach in der vierten anfangs auch, zudem wurde ich zum Ministranten ausgebildet. Ministriert habe ich dann bei der Messe in unserem Ort.

In der fünften und sechsten Klasse an der Mittelschule im Ort hatte besagter Kantor dann evang. Unterricht in der Schule gehalten. In der 7. Klasse bin ich dann aufs Gymnasium in der Stadt. Dort gab es in meiner Klassenstufe keinen Religionsunterricht. Zudem war das Klima unter den Mitschülern eher sozialistisch-materialistisch.

Ab der neunten Klasse habe ich wieder am Unterricht in der kath. Kirchgemeinde teilgenommen, weil der Pfarrer mich ansonsten nicht zur Firmung zulassen wollte. Somit endete mein Schultag nicht um 14 Uhr sondern um 20 Uhr, weil der Unterricht abends war. Schnell avancierte ich zu seinem Liebling, da ich mit einer etwas besseren Allgemeinbildung den übrigen Schülern überlegen war. Der Pfarrer ist eher progressiv eingestellt. Ich war es dann irgendwie auch. Zur Firmung in der 10. Klasse war ich dann der einzige, der dem Bischof einen Bibelspruch (Joh. 8,31) aufsagen konnte, während die anderen peinlicherweise sich keinen überlegt hatten.

Eine weitere Erinnerung aus diesen zwei Jahren die mir blieb, war jene: der Pfarrer fragte, ob man Mitglieder der Weisen Rose kenne? Ich antwortete "Hans und Sophie Scholl", aus der zweiten Reihe kam dann noch ein Nachschub "Mehmet Scholl". Der Pfarrer ist ausgerastet, obwohl er selber Bayern-Fan war :D . Mit Mittelschülern (Haupt- und Realschule) zusammen war der Unterricht halt auch kein Bringer. Des Pfarrers Lieblingsthema hingegen war irgendein Text von Albert Einstein, der als dessen "Glaubensbekenntnis" vorgestellt worden war. Der Pfarrer sagte, daß er damit mal über eine "geistliche Krise" hinweggekommen wäre.

In der 11. und 12. Klasse war dann Religonsunterricht in der ganzen Stadt zentral in der Propstei. Hier bekamen wir auch Punkte fürs Abi-Zeugnis. Das wirkte sich bei mir durchaus positiv aus :roll: . Die Lehrer wechselten. Es war auch der damalige Propst (heute andernorts Diözesanbischof) dabei. Der hat irgendeine Klausur von mir mal überschwenglich positiv korrigiert; wenn der wüßte, daß ich heute Tradi bin :mrgreen:. In diesem Unterricht hab ich mal nen Vortrag über Reinhold Schneider und über den Marxismus gemacht. Auch haben wir mal über Teilhard de Chardin gesprochen. Nach Aussage des Kaplans/Reli-Lehrer war der früher von der Kirche verurteilt und später "rehabilitiert" worden.

Eine zumindest nach außen hin "konservativ"-katholisch Einstellung ist bei mir dennoch geworden. Das lag vor allem daran, daß mich die postsozialistische Umgebung stark angewidert hat. Innerlich ist der Glaube aber letztlich kalt geblieben, vor allem lebte er nicht aus den Sakramenten. Ein konservativ gefärbter Kulturkatholizismus eben.

Die für mich heute zentralen Begriffe des Glaubens: Schuld, Umkehr, Buße, Kreuzesopfer, der beständige Versuch aus den Sakramenten zu leben, die Kirchengebote etc. habe ich erst später gegen Ende meines Studiums nach vielen Irrungen, Wirrungen und Schuld und mit Hilfe anderer entdeckt. In diesem Kontext ist mir dann auch die Alte Messe aufgefallen.

Inhaltlich am Besten dürften die ersten vier Jahre bei den Prottis und der Erstkommunionsunterricht gewesen sein. Von daher hätte ich an Roberts Stelle keine Bedenken, meine Tochter an deren Unterricht teilnehmen zu lassen, natürlich nicht ohne zuvor den prot. Religionsdiener entsprechend zu einzunorden. Letztlich kommt es bei der Vermittlung des Glaubens eh auf das Elternhaus und auf die Pfarrgemeinde an. Daher bin ich auch ein entschiedener Anhänger altritueller Personalpfarreien.

Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

ad_hoc hat geschrieben:Au weia

Ich lese gerade in diesem Thread, Raphaela, dass du Ordensschwester bist. Da ich vor Ordensangehörigen grundsätzlich Respekt habe, hoffe ich natürlich sehr, dass Du meine entgegengesetzten Auffassungen nicht als persönlich Angriffe wertest, sondern rein auf die Sache bezogen.

Gruß, ad_hoc
Ich war Ordensschwester, bin aber vor der ewigen Profess ausgetreten, weil diese Gemeinschaft nicht mein Weg war. - Habe inzwischen engen Kontakt zu einer kontemplatien Gemeinschaft und setze mir allerhöchstes noch zwei Jahre bis zum Eintritt.

Ansonsten bin ich mit mehreren Ordensschwestern befreundet.

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Also, ad_hoc: Zwei Jahre draufhauen geht noch. :D
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
… Aber wie auch immer, die Hängepartie besteht fort, und ich weiß noch nicht, wie es weitergeht. Vermutlich werden wir die Entscheidung ins nächste Schuljahr schieben, wenn auch Victor zur Schule geht, und dann für beide Kinder zugleich treffen.
Inzwischen habe ich endlich ein längliches Schreiben an den Leiter
des Schuldezernats beim bischöflichen Ordinariat geschickt, mit Ko-
pien an alle wichtigen Leute in der Diözese … ;D
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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