Hallo,
dann versuche ich mal meinen Weg so zu beschreiben, daß es vielleicht etwas verständlich wird:
In der DDR geboren und atheistisch aufgewachsen. Ganz kurz war ich sogar im direkten Staatsdienst (Staatsbank), dann kam die Wende, sonst wäre ich wahrscheinlich sogar bei der Stasi gelandet.
Den ersten Kontakt zum Christentum hatte ich schon in der Schule durch einen Klassenkameraden und Freund, der Baptist war (ist er sicher noch, leider haben wir den Kontakt verloren). Wir haben uns ziemlich oft über das Thema unterhalten oder besser gestritten, da ich damals noch strikter Atheist war. Allerdings hatte ich dadurch schon ein paar Grundkenntnisse gesammelt.
Echtes Interesse kam später auf, rükblickend würde ich sagen, durch die Verunsicherung der Wendezeit (mit-)verursacht. Aber trotz Interesse habe ich nicht viel verstanden und schon gar nicht zum Glauben gefunden. Dies fiel im Wesentlichen in die Zeit meines Wehrdienstes, ich wurde dort quasi mitgewendet. Anfangs habe ich als Funkaufklärer noch den "Klassenfeind" aufgeklärt, dann habe ich selbst einige Monate in der Bundeswehr gedient... war schon eine seltsame Zeit...
Ich hatte das Glück nach der Wende nicht arbeitslos zu werden, ich blieb Banker, nur der Firmenname wechselte. Dort blieb ich auch bis '98. In der Zeit habe ich immer wieder mal "nach dem Sinn gesucht", und das an verschiedenen Stellen aber mehr oder weniger erfolglos.
Das endete dann damit, daß ich zu Trinken anfing, anfangs mäßig, zunehmend regelmäßig dann zu viel. Dann kam eine ziemlich düstere Zeit, bis ich 2000 (ich war 29) völlig fertig war mit mir und der Welt, mehr tot als lebendig, zu einer sinnvollen Arbeit oder einem geordneten Leben nicht mehr fähig, immer im Stoff, mehrere Entzugsversuche aus eigener Kraft erfolglos.
Irgendwie fand ich mich dann in einer Entziehungsklinik
wieder. Ich konnte langsam wieder einigermaßen geradeaus denken. Unter anderem lag auch (mal wieder) die Bibel auf meinem Nachttisch. Aber verstanden habe ich immer noch nicht. Allerdings habe ich es von da aus geschafft trocken zu werden - also durfte ich noch etwas weiter leben.
Kurz zuvor hatte ich zu den Anonymen Alkoholikern gefunden. Dort bin ich auch länger dabei geblieben. In dieser Gruppe habe ich zum ersten mal erfahren was "Gemeinschaft" bedeuten kann. Auch christliche Gedanken traf ich dort immer wieder an.
Mein eigener Weg führte mich aber erst noch in die schamanische und altgermanische Richtung (bitte nicht mit "Rechts" verwechseln!).
Irgendwann merkte ich, daß auch dort nicht meine Heimat sein konnte und ich fand endlich zum christlichen Glauben. Da hatte mich wohl der heilige Geist zum ersten Mal berührt und ich fing an die Bibel nicht nur zu lesen sondern auch zu verstehen. Ich war schon immer ein Bücherwurm, also habe ich erst mal jede Menge Bücher zum Glauben verschlungen.
Dann stand ich nur noch vor einem Problem: Den Glauben hatte ich gefunden, nur welche Kirche ist die Richtige?!?
Anfangs hatte ich die katholische Kirche aus den üblichen Vorurteilen heraus abgelehnt und mich eher in die evangelische Richtung orientiert, aber so recht heimisch fühlte ich mich auch dort nicht. Ich empfand den Protestantismus immer als ein wenig zu kopfgesteuert und ich hatte bereits die Erfahrung gemacht, daß ich immer gescheitert bin, wenn ich versucht habe, kopfgesteuert zu leben. Also habe ich versucht, meine Vorurteile zu hinterfragen, und mir eine eigene Meinung zu bilden. In der Phase habe ich mich auch hier im Forum angemeldet, das müßte jetzt so etwa ein Jahr her sein.
So nach und nach habe ich festgestellt, daß der Katholizismus genau die Heimat ist, die ich so lange gesucht habe. Im Sommer letzten Jahres habe ich dann den (bisher) letzten großen Schritt getan, und endlich Kontakt zur hiesigen Gemeinde aufgenommen. Dies ist mir ziemlich schwergefallen, da ich von jeher eigentlich ein Einzelgänger bin, aber es hat sich gelohnt. Es kann kein Zufall gewesen sein, daß genau zu diesem Zeitpunkt die Anmeldephase für das Glaubensseminar lief - da bin ich jetzt mittendrin.
Und ich einem Jahr bin ich hoffentlich das, als was ich mich jetzt schon so einigermaßen fühle: Katholik. Und das in einer Gegend, in der Kirche eher in der Minderheit ist, und auch die wenigen sind eher Protestanten... aber ich bin zuhause.
Heute denke ich, daß Gott mich damals vor dem "Ersaufen" bewahrt hat. Was er weiterhin mit mir vorhat werde ich erfahren, wenn es soweit ist...
Huch, jetzt ist das ja ein halber Roman geworden.
Meine Gratulation an jeden, der bis hierhin durchgehalten hat.
Viele Grüße
Matthias
P.S.: An dieser Stelle auch meinen Dank an alle, von deren Gedanken ich hier lernen durfte!
