Theologen sollen Wahrheit suchen und nicht Zustimmung!

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sternchen
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Theologen sollen Wahrheit suchen und nicht Zustimmung!

Beitrag von sternchen »

Papst Benedikt XVI. drängt die Theologen zur Suche nach der Wahrheit. Dabei sollten sie sich nicht der jeweils dominierenden Meinung anschließen oder sich nach der öffentlichen Zustimmung richten.

http://www.oecumene.radiovaticana.org/t ... sp?c=98207
Ja dieses Verhalten ist oft zuhören, besonders in Gemeinden, in denen sich die Kirchenbänke leeren, versuchen die Hirten sich der dominierenden Meinung anzuschließen, um so mehr öffentliche Zustimmung zu erhalten. Dann werden viele Glaubenswahrheiten einfach zur Nebensache, die Angst der Ablehnung durch die Menschen überwiegt dann die Liebe zu der Wahrheit des Wort Gottes. Gesunder Glaube ist nur durch die Verkündigung des wahren Wort Gottes möglich, alles andere wird scheitern, damit hat der Heilige Vater seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI ein Ärgernis in der Zeit des Relativismus auf den Punkt gebracht.
Zuletzt geändert von sternchen am Samstag 7. Oktober 2006, 21:47, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn die Welt euch haßt, dann wißt, daß sie mich schon vor euch gehaßt hat. Wenn ihr von der Welt stammen würdet würde die Welt euch als ihr Eigentum lieben.... "Joh 15,18 - 15,19"

sofaklecks
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Was ist Wahrheit

Beitrag von sofaklecks »

Ich bin versucht, mit Pontius Pilatus zu fragen: Was ist Wahrheit?

Die Wahrheit des Glaubens oder die des Wissens?

Um ein Beispiel zu formulieren:

Nebenan diskutiert man über den Limbus. Dabei kommt man relativ schnell zu grundlegenden Fragen des Glaubens, nämlich denen der Ursünde und der Erlösung durch Christus. Das aber setzt eine Entstehung des Menschen nach der Genesis voraus, einen Stammvater der Menschheit, der gesündigt hat. Mal ganz gleichgültig, dass es nur schwer einsichtig ist, dass alle wir für die Verfehlung unseres Stammvaters büssen müssen, die Erlösung durch Christus braucht Adam und Eva und den Sündenfall.

Die Naturwissenschaft lehrt indessen die Evolution. Klar, auch hier gibt es Querdenker. Klar, wer stammt gern vom Affen ab? Robert hat da einige Kommentare dazu gegeben, aber der klarste ist einfach der: Ohne Genesis keine Ursünde, keine Erlösung, keine Notwendigkeit der christlichen Kirche.

Die theologische Wahrheit streitet also mit der naturwissenschaftlichen. Das ist keine Diskussion über einen Schöpfergott, es ist eine Diskussion über Gottes Sohn, ja sogar über einen Gott, der die Ursünde nicht einfach verzeiht, sondern seinen Sohn zur Versöhnung sterben lässt.

Die Evolution kommt ohne Erlösung aus.

Ist das die Wahrheit?

sofaklecks

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sternchen
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Beitrag von sternchen »

Schwere Frage

Der Heilige Vater formulierte es so:
....Nach einem Wort aus dem ersten Petrusbrief, das der Bischof von Rom anführte, soll der Gehorsam gegenüber der Wahrheit „das Herz rein machen“ (vgl. 1 Petr 1,22) und auf diese Weise zum rechten Wort und zur rechten Handlung hinführen. Auf der Grundlage dieser Ermahnung des Apostelfürsten betonte Benedikt XVI., dass „ein Sprechen um des Beifalls willen, ein Sprechen, das sich nach dem ausrichtet, was die Menschen hören wollen, ein Sprechen im Gehorsam gegenüber der Diktatur der allgemeinen Meinung, eine Form der Prostitution des Wortes und der Seele darstellt“. Die Reinheit, auf die der heilige Petrus anspielt, bedeute nicht, sich solchen Standards zu unterwerfen, sondern den Gehorsam gegenüber der Wahrheit zu suchen. ....

http://www.zenit.org/german/visualizza.phtml?sid=96060
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sofaklecks
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Theologen

Beitrag von sofaklecks »

Der Heilige Vater, der sich offenbar nur ungern so anreden lässt, ist ein Theologe par excellence. Mehr noch, ein Mann und die sind selten.

Aber er hat seine menschlichen Schwächen. Er denkt in seinen Kategorien. Seine Wahrheit ist die theologische, ist die Heilige Schrift, sind die Lehren der Väter, ist die Tradition.

Aus seiner Wahrheit resultieren Einsichten in ewige Wahrheiten, die er in unvergleichlich klarer Weise formulieren kann. Aber es gibt auch die, ich will sie so nennen, Wahrheit des täglichen Lebens. Die kleine Münze, von der aber viele täglich leben (müssen). Die eine Antwort verlangt auf die Frage, wie man Mysterien des Glaubens mit naturwissenschaftlichen Gesetzen erklären soll ohne immer wieder nur zu hören, es sei ein Wunder oder Gott habe es so gewollt und geschehen lassen. Die eine Erklärung für die Jungfrauengeburt sucht oder eine für die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel. Ich stehe immer wieder bewundernd und voll andächtigem Staunen vor den unzähligen Beweisen für den Glauben der Menschen an diese Mysterien durch alle Jahrhunderte. Ich freu mich über jede Kirche zu Mariä Himmelfahrt aus den Jahrhunderten, die zeigen, das der Glaube daran da war lange bevor es ein Dogma dazu gab.

Aber ich bin in einer Zeit, die von der Naturwissenschaft geprägt ist, um manche Antwort zu fundamentalen Glaubenssätzen verlegen. Ich freue mich über jede Erkenntnis aus den Schriften, die mir mein Leben besser erklärt, aber ich misstraue beispielsweise zutiefst den wörtlichen Zitaten, die beginnen mit "und Gott sprach", wenn man sie als wörtlich Zitate und nicht als Verständnis und Wiedergabe des göttlichen Willens zu der Zeit verstehen will, in der sie aufgeschrieben wurden.

Und ich vertrete die Auffassung, dass Wahrheit sich entwickeln und wandeln kann, ja muss. Jede. Das ist meine Antwort auf die Vorwürfe, die sich auf die Irrtümer der Kirche stützen wollen. Einem mittelalterlichen Menschen vom Universum zu erzählen hätte geheissen, die Wahrheit der Grösse Gottes zu verhüllen statt sie sichtbar zu machen.

Was ist Wahrheit?

Vielleicht resultiert meine Skepsis aus dem Beruf. Da gleichen wir uns, Pilatus und ich.

sofaklecks

sofaklecks
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Nachtrag

Beitrag von sofaklecks »

Die Erzdiözese Freiburg hat das Pastoralseminar im ehemaligen Kloster St. Peter geschlossen.

In dessen Bibliothek finden sich zwei Bilder, die die von mir geschilderte Frage den Theologen veranschaulicht haben: Auf der einen Seite wird einem Propheten von einem Engel die Schrift diktiert, auf der anderen Seite sinnt ein Theologe über einer Erdkugel über die Wahrheit nach.


sofaklecks

jakob
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Re: Theologen

Beitrag von jakob »

sofaklecks hat geschrieben:Seine Wahrheit ist die theologische, ist die Heilige Schrift, sind die Lehren der Väter, ist die Tradition.
....
Was ist Wahrheit?
Der Heilige Vater hat ja genau zu der Suche aufgefordert, von der Du schreibst, und nicht zur allumfassenden Behauptung, man habe sie gefunden.

Ich glaube auch, daß es dem Heiligen Vater mehr darum ging, das Kriterium der schnellen Zustimmung zu beargwöhnen. Vielleicht ist ihm ein "ich weiß es nicht" lieber als ein "es ist so und so".
Asperges me, * Domine, hyssopo, et mundabor: lavabis me, et super nivem dealbabor.

Ecce Homo
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Re: Theologen sollen Wahrheit suchen und nicht Zustimmung!

Beitrag von Ecce Homo »

sternchen hat geschrieben:
Ja dieses Verhalten ist oft zuhören, besonders in Gemeinden, in denen sich die Kirchenbänke leeren, versuchen die Hirten sich der dominierenden Meinung anzuschließen, um so mehr öffentliche Zustimmung zu erhalten. Dann werden viele Glaubenswahrheiten einfach zur Nebensache, die Angst der Ablehnung durch die Menschen überwiegt dann die Liebe zu der Wahrheit des Wort Gottes. Gesunder Glaube ist nur durch die Verkündigung des wahren Wort Gottes möglich, alles andere wird scheitern, damit hat der Heilige Vater seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI ein Ärgernis in der Zeit des Relativismus auf den Punkt gebracht.
Ich stimme total zu - leider meinen viele, sie seien auf Zustimmung angewiesen (also fügt man sich der Mehrheit, die drängt), aber es geht eigentlich um was ganz anderes...
Gerade in der Kirche sollte es egal sein, ob dort viele oder wenig hingehen ("Wo zwei oder drei...") - was nützen die 4000 Leute in der Bank am Sonntag, wenn keiner von denen wirklich innerlich und äußerlich dabei ist (Stichwort: Requien, zu denen jeder auch geht und zur Kommunion rennt, ohne irgend einen blauen Dunst von etwas zu haben)?

Doch leider dreht sich immer irgendwas ums Geld - wenn das nicht wäre, dann wäre die Geschichte leichter... :roll:
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Ihr seid im Gebet ... mal schauen, ob/wann ich hier wieder reinsehe ...

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