Den Glauben anbieten in der heutigen Gesellschaft
Den Glauben anbieten in der heutigen Gesellschaft
Ich lese gerade den Brief der kath. Bischöfe Frankreichs an "ihre" Gläubigen. Er den oben genannten Titel.
Hat jemand das Dokument schon gelesen?
Hat jemand schon Erfahrungen damit gemacht, den Glauben anzubieten oder vorzuschlagen (im franz. heißt es proposer)?
Wie können wir (einzelne, Pfarrgemeinde, Seelsorgebereiche, Gruppen und Vergände) heute den Glauben (und nicht nur die "wahre Heilslehre") den Menschen anbieten?
Ich bin gespannt auf eure Ideen.
Wise Guy
Hat jemand das Dokument schon gelesen?
Hat jemand schon Erfahrungen damit gemacht, den Glauben anzubieten oder vorzuschlagen (im franz. heißt es proposer)?
Wie können wir (einzelne, Pfarrgemeinde, Seelsorgebereiche, Gruppen und Vergände) heute den Glauben (und nicht nur die "wahre Heilslehre") den Menschen anbieten?
Ich bin gespannt auf eure Ideen.
Wise Guy
Es ist nicht so wichtig etwas über Gott zu wissen, sondern ihn zu kennen. (Rahner)
Re: Den Glauben anbieten in der heutigen Gesellschaft
Nein... gibts den irgendwo auf Deutsch? Würde mich interessieren.Wise Guy hat geschrieben:Ich lese gerade den Brief der kath. Bischöfe Frankreichs an "ihre" Gläubigen. Er den oben genannten Titel.
Hat jemand das Dokument schon gelesen?
Mein Französisch ist leider schlechter als mein Indogermanisch.... (für die Hypergebildeten: das war ein Scherz!)
Glauben anbieten - eine schöne Formulierung.
Re: Den Glauben anbieten in der heutigen Gesellschaft
Verzeih mir, aber erinnert mich an Schneewittchen: Gute Ware, wohlfeil...Edith hat geschrieben:Glauben anbieten - eine schöne Formulierung.
Nö, wir können vorleben und versuchen zu überzeugen. Wenn's nicht überzeugt, sollte man nix feilbieten (finde ich, bin aber auch schon wieder leis' )
Wir bieten nicht feil, sondern an, als Alternative. Die Alternative gotterfülltes Leben (oer wie Du immer es nennen magst).
Den (übrigens sehr guten, habe ihn gelesen) Text findet man auf Deutsch zum pdf-Download (als zip!) hier:
http://dbk.de/schriften/DBK3.Weltkirche/index.html
Er hat die dt. Bischöfe mitveranlasst, den ebenfalls sehr guten Text "Zeit zur Aussaat" zu veröffentlichen (auch pdf.zip):
http://dbk.de/schriften/DBK1a.Bischoefe/index.html
(unter Nr. 68)
Den (übrigens sehr guten, habe ihn gelesen) Text findet man auf Deutsch zum pdf-Download (als zip!) hier:
http://dbk.de/schriften/DBK3.Weltkirche/index.html
Er hat die dt. Bischöfe mitveranlasst, den ebenfalls sehr guten Text "Zeit zur Aussaat" zu veröffentlichen (auch pdf.zip):
http://dbk.de/schriften/DBK1a.Bischoefe/index.html
(unter Nr. 68)
- cathol01
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Im französischen Originaltitel - Proposer la foi dans la société d'auj. - klingt vom Feilbieten nichts mit. Ich habe übrigens bisher immer mit "den Glauben vorschlagen" (nicht "anbieten") übersetzt. Lesenswert sind über den Text der frz. Bischöfe hinaus Veröffentlichungen von Danièle Hervieu-Léger und Hippolyte Simon (mittlerweile Bischof von Clermont-Ferrand).
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)
(Diogenes Laërcius)
wie macht ihr´s?
Na ob nun "anbieten" oder "vorschlagen" ...
im französischen hat der Begriff nun mal beide Bedeutungen, das ist deutschen Vorwort zum Brief eigentlich gut erklärt..
Was mich viel mehr interessiert ist die Frage wie ihr das macht?
Wie habt ihr Menschen den Glauben angeboten?
Übrigens um mal Rahner zu zitieren (auch wenn er hier nicht so gut gelitten ist ): (sinngemäß): man sollte bei der Berufung von Pfarrern oder Bischöfen bei den Bewerbern mal danach schauen, wieviele "Neuheiden" sie zum Glauben geführt hätten.
Man wieviele Pfarrstellen blieben dann unbesetzt.
Na, aber das nur so nebenbei.
Viel wichtiger sind mir die obengenannten Fragen.
Wise Guy
im französischen hat der Begriff nun mal beide Bedeutungen, das ist deutschen Vorwort zum Brief eigentlich gut erklärt..
Was mich viel mehr interessiert ist die Frage wie ihr das macht?
Wie habt ihr Menschen den Glauben angeboten?
Übrigens um mal Rahner zu zitieren (auch wenn er hier nicht so gut gelitten ist ): (sinngemäß): man sollte bei der Berufung von Pfarrern oder Bischöfen bei den Bewerbern mal danach schauen, wieviele "Neuheiden" sie zum Glauben geführt hätten.
Man wieviele Pfarrstellen blieben dann unbesetzt.
Na, aber das nur so nebenbei.
Viel wichtiger sind mir die obengenannten Fragen.
Wise Guy
Es ist nicht so wichtig etwas über Gott zu wissen, sondern ihn zu kennen. (Rahner)
Nun, ich habe den Text einmal überflogen. Die Analyse zur Situation der Kirche ist sicher nicht falsch: Daß sich Zentraleuropa weder im 18. Jahrhundert befindet und auch die Auseinandersetzung um den Kommunismus weitestgehend beendet ist, ist wohl jedem klar.
Auch die Bedrängnisse durch die Säkularisierung bzw. die zunehmenden Bestrebungen, christliches aus der öffentlichen Diskussion zu verdrängen bleibt niemandem verborgen.
Eines ist mir aber wichtig: Ich habe den Eindruck, daß bei dieser Fragestellung und den Lösungsansätzen zu wenig berücksichtigt sind, daß es keinen Königsweg gibt. Pluralismus bedeutet, daß Menschen sehr stark individualisiert sind und sich jeder "woanders" befindet, besonders in religiösen Fragen. Den Glauben "anzubieten" (oder einfach das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus zu verkünden) ist nicht auf eine einheitliche Weise durchzuführen. Viele Menschen wollen einfach nicht "missioniert" werden. Sie erwarten Redlichkeit, und das zu Recht. Hier halte ich es für wichtig, nicht zu sehr nach Erfolgsquoten zu schauen, sondern das eigene Bekenntis darzulegen und eine Ablehnung einfach zu akzeptieren - und zwar im Vertrauen auf den Herrn, denn er (nicht wir) bietet den Glauben an; aber natürlich gesprächsbereit zu bleiben. Vor allem "Tricksereien" (wenn ich es einmal so nennen darf), werden schnell als Unehrlichkeit begriffen. Sehr oft passiert es, daß sich ein "Missionar" zu populärer Kirchenkritik an "der Hierarchie" verleiten läßt, weil ihm "die Menschen" wichtiger seien. Der Mensch ist zweifelsohne wichtig, aber wie kann jemand glaubwürdig sein, wenn er eigentlich nicht so richtig dahinter steht, was er verkündet?
Andere wiederum sind durchaus ernsthaft an Antworten auf Lebensfragen interessiert, finden aber keinen Einstieg in die Kirche, weil sich die Gemeindepastoral oft zu sehr auf niedrigschwellige Angebote versteift (Stichwort Citypastoral). Es wird oft damit begründet, der überlieferte Glaube müsse in eine "zeitgemäße" Sprache übersetzt werden. Ich bezweifle das stark; denn die Menschen sind gebildeter geworden, sie lernen Fremdsprachen und naturwissenschaftliche Methoden; deswegen traue ich auch vielen einen "theologischeren" Zugang zum Glauben zu als früher. Der Glaube kann anspruchsvoller vermittelt werden. Das trifft gewiß nicht auf alle zu, aber in den "normalen" Gemeinden sucht man oft vergeblich diesen Einstieg.
Am besten gefällt mir noch Klaus Bergers Prinzip:
Die folgenden Beiträge zu Prof. Klaus Berger sind jetzt
hier. MfGPetra.
Auch die Bedrängnisse durch die Säkularisierung bzw. die zunehmenden Bestrebungen, christliches aus der öffentlichen Diskussion zu verdrängen bleibt niemandem verborgen.
Eines ist mir aber wichtig: Ich habe den Eindruck, daß bei dieser Fragestellung und den Lösungsansätzen zu wenig berücksichtigt sind, daß es keinen Königsweg gibt. Pluralismus bedeutet, daß Menschen sehr stark individualisiert sind und sich jeder "woanders" befindet, besonders in religiösen Fragen. Den Glauben "anzubieten" (oder einfach das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus zu verkünden) ist nicht auf eine einheitliche Weise durchzuführen. Viele Menschen wollen einfach nicht "missioniert" werden. Sie erwarten Redlichkeit, und das zu Recht. Hier halte ich es für wichtig, nicht zu sehr nach Erfolgsquoten zu schauen, sondern das eigene Bekenntis darzulegen und eine Ablehnung einfach zu akzeptieren - und zwar im Vertrauen auf den Herrn, denn er (nicht wir) bietet den Glauben an; aber natürlich gesprächsbereit zu bleiben. Vor allem "Tricksereien" (wenn ich es einmal so nennen darf), werden schnell als Unehrlichkeit begriffen. Sehr oft passiert es, daß sich ein "Missionar" zu populärer Kirchenkritik an "der Hierarchie" verleiten läßt, weil ihm "die Menschen" wichtiger seien. Der Mensch ist zweifelsohne wichtig, aber wie kann jemand glaubwürdig sein, wenn er eigentlich nicht so richtig dahinter steht, was er verkündet?
Andere wiederum sind durchaus ernsthaft an Antworten auf Lebensfragen interessiert, finden aber keinen Einstieg in die Kirche, weil sich die Gemeindepastoral oft zu sehr auf niedrigschwellige Angebote versteift (Stichwort Citypastoral). Es wird oft damit begründet, der überlieferte Glaube müsse in eine "zeitgemäße" Sprache übersetzt werden. Ich bezweifle das stark; denn die Menschen sind gebildeter geworden, sie lernen Fremdsprachen und naturwissenschaftliche Methoden; deswegen traue ich auch vielen einen "theologischeren" Zugang zum Glauben zu als früher. Der Glaube kann anspruchsvoller vermittelt werden. Das trifft gewiß nicht auf alle zu, aber in den "normalen" Gemeinden sucht man oft vergeblich diesen Einstieg.
Am besten gefällt mir noch Klaus Bergers Prinzip:
Aber nochmals: Eine pluralistische Gesellschaft erfordet eine Vielfalt in der Pastoral. (Eine Option könnte übrigens das Angebot eines Diskussionsforums sein)Es stimmt mit der Theologie das meiste nicht. Sie ist seicht aufklärerisch und naiv angepaßt. Die Heilmittel liegen auf der Hand: biblischer und urkirchlicher Pfeffer, Freude am Glauben und apokalyptische Distanz zur Gesellschaft, und wie wäre es mit einem Schuß Radikalität?
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- cathol01
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Um aber auf das Thema zurück zu kommen:
Ich sehe mich in meinem Job als Religionslehrer als jemand, der den Glauben anbietet. Es geht schon lange nicht mehr um Indoktrination, sondern um eine Information über den christlichen Glauben (unter anderem). Das spiegelt sich zum Beispiel schon in der Sprachweise wider: Ich sage nicht: "Wir glauben, dass Christus auferstanden ist" oder sogar "Christus ist bekanntlich auferstanden", sondern "Christen glauben, dass Christus auferstanden ist" usw. Wir müssen uns immer vor Augen führen, mit wem wir es zu tun haben.
Ich sehe mich in meinem Job als Religionslehrer als jemand, der den Glauben anbietet. Es geht schon lange nicht mehr um Indoktrination, sondern um eine Information über den christlichen Glauben (unter anderem). Das spiegelt sich zum Beispiel schon in der Sprachweise wider: Ich sage nicht: "Wir glauben, dass Christus auferstanden ist" oder sogar "Christus ist bekanntlich auferstanden", sondern "Christen glauben, dass Christus auferstanden ist" usw. Wir müssen uns immer vor Augen führen, mit wem wir es zu tun haben.
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
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- lancelot
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Und die Sprechweisen: " Ich glaube, daß Christus auferstanden ist", und "Wir Christen - die Gruppe Mensch, zu der ich mich zähle" gibt es doch auch noch. Würde das nicht von Christlicher Religionswissenschaft weg- oder weiterführen?cathol01 hat geschrieben:
Ich sehe mich in meinem Job als Religionslehrer als jemand, der den Glauben anbietet. Es geht schon lange nicht mehr um Indoktrination, sondern um eine Information über den christlichen Glauben (unter anderem). Das spiegelt sich zum Beispiel schon in der Sprachweise wider: Ich sage nicht: "Wir glauben, dass Christus auferstanden ist" oder sogar "Christus ist bekanntlich auferstanden", sondern "Christen glauben, dass Christus auferstanden ist" usw. Wir müssen uns immer vor Augen führen, mit wem wir es zu tun haben.
Die Frage ist doch, auf welcher Ebene gesprochen wird: Auf der persönlichen Glaubensebene (da sollte aber die Ich-Form ausreichend sein, um nicht andere zu vereinnahmen) oder auf der theologischen, die eine Aussage in der o.g., d.h. abstrakten Form verlangt. Welche Form die angebrachtere ist, hängt vom Gesprächspartner und -thema ab.cathol01 hat geschrieben:Ich sage nicht: "Wir glauben, dass Christus auferstanden ist" oder sogar "Christus ist bekanntlich auferstanden", sondern "Christen glauben, dass Christus auferstanden ist" usw. Wir müssen uns immer vor Augen führen, mit wem wir es zu tun haben.
Im Religionsunterricht würde ich im übrigen durchaus das persönliche Bekenntnis des Lehrers erwarten.
PS: Kannst Du eine Quelle zu Bergers Äußerung angeben?
Jepp! Darum mal diesen Satz aus dem deutschen Vorwort der französischen Erklörung:
"Wir werden in den Augen anderer nur dann glaubwürdig sein, wenn wir selbst entdeckt oder wiederentdeckt haben, an welchen Gott wir glauben und was er für uns getan hat."
Sollte man deshalb nicht sagen "Ich glaube, dass Jesus auferstanden ist" und nicht dieses "Christen glauben, dass ..."?
Oder noch besser in bestimmten Gesprächszusammenhängen einfach: "Er ist auferstanden." Was bedeutet - ob's ich glaube oder nicht oder ein anderer, ändert nichts an der Tatsache, dass er auferstanden ist. Es ist ein Fakt, basta.
Geronimo
"Wir werden in den Augen anderer nur dann glaubwürdig sein, wenn wir selbst entdeckt oder wiederentdeckt haben, an welchen Gott wir glauben und was er für uns getan hat."
Sollte man deshalb nicht sagen "Ich glaube, dass Jesus auferstanden ist" und nicht dieses "Christen glauben, dass ..."?
Oder noch besser in bestimmten Gesprächszusammenhängen einfach: "Er ist auferstanden." Was bedeutet - ob's ich glaube oder nicht oder ein anderer, ändert nichts an der Tatsache, dass er auferstanden ist. Es ist ein Fakt, basta.
Geronimo
Zurück zum Thema
Jo, schönen Dank, dass wir wieder beim Thema sind, ist doch schrecklich mit den Thelologen
Ich bringe mal ein zwei Zitate aus dem Briefe:
"Wir können den Glauben nur anbieten, wenn wir diese Brüche in unserer Gesellschaft (gemeint sind soziale Brüche, arm und reich z.B). kennen und den Menschen, die darunter leiden, tatsächlich nahe sind." (S.18 )
"Wir sind also dazu aufgerufen, den Menschen das Evangelium nicht als ein kulturelles oder gesellschaftliches Kontrastprogramm anzubieten, sondern als eine Kraft zur Erneuerung, die die Menschen, jedes menschliche Wesen, dazu aufruft, zu den Quellen des Lebens zurückzukehren" (S. 20)
Viel weiter bin ich noch nicht gekommen.
Meine Frage ist: Wie können wir Mittelstandschristen den Leidenden wirklich nahe sein? (ich sag mal wir, es müssen sich hier nicht alle angesprochen fühlen)
Wie kann ich das Evangelium als "Kraft der Erneuerung" anbieten?
Mit Gruß
Wise Guy
Ich bringe mal ein zwei Zitate aus dem Briefe:
"Wir können den Glauben nur anbieten, wenn wir diese Brüche in unserer Gesellschaft (gemeint sind soziale Brüche, arm und reich z.B). kennen und den Menschen, die darunter leiden, tatsächlich nahe sind." (S.18 )
"Wir sind also dazu aufgerufen, den Menschen das Evangelium nicht als ein kulturelles oder gesellschaftliches Kontrastprogramm anzubieten, sondern als eine Kraft zur Erneuerung, die die Menschen, jedes menschliche Wesen, dazu aufruft, zu den Quellen des Lebens zurückzukehren" (S. 20)
Viel weiter bin ich noch nicht gekommen.
Meine Frage ist: Wie können wir Mittelstandschristen den Leidenden wirklich nahe sein? (ich sag mal wir, es müssen sich hier nicht alle angesprochen fühlen)
Wie kann ich das Evangelium als "Kraft der Erneuerung" anbieten?
Mit Gruß
Wise Guy
Es ist nicht so wichtig etwas über Gott zu wissen, sondern ihn zu kennen. (Rahner)
Re: Zurück zum Thema
Interessante Sätze! Und schon ist der Tet runter geladen!Wise Guy hat geschrieben:Jo, schönen Dank, dass wir wieder beim Thema sind, ist doch schrecklich mit den Thelologen
Ich bringe mal ein zwei Zitate aus dem Briefe:
"Wir können den Glauben nur anbieten, wenn wir diese Brüche in unserer Gesellschaft (gemeint sind soziale Brüche, arm und reich z.B). kennen und den Menschen, die darunter leiden, tatsächlich nahe sind." (S.18 )
"Wir sind also dazu aufgerufen, den Menschen das Evangelium nicht als ein kulturelles oder gesellschaftliches Kontrastprogramm anzubieten, sondern als eine Kraft zur Erneuerung, die die Menschen, jedes menschliche Wesen, dazu aufruft, zu den Quellen des Lebens zurückzukehren" (S. 20)
Um Unrecht zu entdecken oder auch Leid, ist es vielleicht erst einmal wichtig, die eigenen Wertmaßstäbe kritisch zu reflektieren. Auch Vorurteile aufzufinden und die Wirkung solcher zu überprüfen. Viele Menschen neigen zu Generalisierungen, z.B. über Menschen, die arbeitslos sind oder straffällig geworden sind. Das bedeutet nicht alles zu entschuldigen, sondern die Zusammenhänge zu begreifen, die über einfache Kausalitäten hinaus gehen. Solange wir in unserem Wertesystem sind können wir kaum das Leid anderer wirklich begreifen.Viel weiter bin ich noch nicht gekommen.
Meine Frage ist: Wie können wir Mittelstandschristen den Leidenden wirklich nahe sein? (ich sag mal wir, es müssen sich hier nicht alle angesprochen fühlen)
Heinrich
Re: Zurück zum Thema
Durch Identifikation. Es geht ja nicht nur um arm und reich oder die Dritte Welt. In unserer nächsten Nähe herrscht auch Leid, manchmal sichtbar, oft unsichtbar. Das Wort "Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seind", muss auch Richtschnur für uns sein. Wir müssen uns anbieten und wirklich da sein. Gott durch uns wirken lassen ...Wise Guy hat geschrieben:is
.
Meine Frage ist: Wie können wir Mittelstandschristen den Leidenden wirklich nahe sein? (ich sag mal wir, es müssen sich hier nicht alle angesprochen fühlen
Wise Guy
Geronimo
- Robert Ketelhohn
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Hm. Wer wird denn uns „Mittelstandschristen“ den Glauben „anbieten“? Bedürfen wir nicht der Verkündigung des Glaubens? Der Berührung mit dem Gott der Liebe, mit unserm Heil?Wise Guy hat geschrieben:»Meine Frage ist: Wie können wir Mittelstandschristen den Leidenden wirklich nahe sein?
"Wir können den Glauben nur anbieten, wenn wir diese Brüche in unserer Gesellschaft (gemeint sind soziale Brüche, arm und reich z.B). kennen und den Menschen, die darunter leiden, tatsächlich nahe sind." (S.18 )«
Leiden „Mittelstandschristen“ nicht – oder auch nur weniger? Kennen „Mittelstandschristen“ keine „Brüche“?
Von den Reichen will ich gar nicht reden. Ob die französischen Bischöfe etwas vom Leid und von der Sinnlosigkeit der Reichen ahnen?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.
- cathol01
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Ich denke schon. Die französische Kirche ist doch sowieso unter finanziellem Gesichtspunkt der armen Schicht näher als der reichen. Wieviel soll ein französischer Pfarrer verdienen pro Monat? 500 Euro? 700 Euro?Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ob die französischen Bischöfe etwas vom Leid und von der Sinnlosigkeit der Reichen ahnen?
Ich verdiene als angehender Gymnasial-Religionslehrer 3700 Euro pro Monat... *schäm*
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)
(Diogenes Laërcius)
Hinter dem zuhören und hinter dem hinsehen steht aber ein Filter (oder beurteilungsmechanismus). Den sollte man zumindest im Ansatz kennen und immer wieder kritisch hinterfragen. Es ist oft interessant, wenn in Gesprächen (Beratung, Therapie) scheinbar unumstößliches genauer betrachtet wird.Petra hat geschrieben:Um Unrecht zu entdecken oder auch Leid, muss man doch einfach nur zuhören können?
Heinrich
Dein Beitrag beschäftigt mich jetzt seit 2 Tagen. Ich werde mal versuchen, das auszudrücken, was mich beschäftigt. Ich habe übrigens meinen Sohn (19, Gymnasiast) gebeten, mir auch etwas zu Deinen Formulierungen zu sagen. (Äußerungen schreibt er selbst in kursiv.)
Hallo, ich bin Kai. Eines vorab, ich glaube nicht das es einen Gott gibt. Gehe aber trotzdem in den Reliunterricht. Mich interessiert am meisten, wie die Kirche eigentlich zu vielen Dingen in der Gesellschaft steht, die Jugendliche jetzt beschäftigen. Und da höhre ich nicht allzuviel. Bzw. ich muss ziemlich suchen, während mir alle möglichen Parteien ihre Meinung um die Ohren schreien. Da muss ich also nicht suchen? Klar, das da viele Schüler nur das wissen, was Parteien sagen. Von meinem Religionslehrer kriege ich dazu auch keine Infos und wenn ich ihn mal Frage, was Jesus heute wohl dazu sagen würde, das ein Unternehmen verkauft wird, um die Gewinne zu erhöhen, dadurch Menschen arbeitslos werden, kommen nur Ausflüchte.
Ich habe meinem Sohn den Vortritt gelassen, um ihn nicht durch meine Stellungnahme zu beeinflussen. Ich habe ihn überhaupt gebeten Stellung zu nehmen, weil ich die Situation Schule für so außerordentlich wichtig halte. Auch als Ort von Verkündung, gelebter Verkündung und Evangelisierung. Warum beschäftigt mich das was Du geschrieben hast eigentlich so stark? Ich will Dir wirklich nicht zunahe treten aber mich erinnert die von Dir beschriebene Wortwahl an die 3-malige Verleugnung des Petrus. Wenn auch nur indirekt. Die Formulierung, "Christen glauben, dass Christus auferstanden ist", könnte von jedem, auch von einem Atheisten stammen. Es ist eine distanzierte Beschreibung, nicht Bekenntnis. Fällt es uns so schwer, von uns zu reden oder die Wahrheit zu verkünden? Ich glaube, Du tust Dir selbst und den Schülern damit keinen Gefallen. Ich erlaube mir, Deine Signatur und das Rahner-Zitat ein wenig (durchaus provokativ) abzuwandeln: "Statt rasant, glühend und leuchtend die Botschaft von Gott zu verkünden," verstecken wir unseren Glauben hinter distanzierten Formulierungen und Anpassungen.
Ich befürchte durchaus, dass ich mit einer so direkten Kritik vielleicht eine Grenze überschreite und hoffe, dass Du mir meine Ausführungen nicht übel nimmst. Ich weiß, dass ich in gelebter Verkündigung alles andere als Perfekt bin oder sein kann. Das was ich hier geschrieben habe ist vielmehr auch Anlaß für mich, mich mit meinem Glauben in der Öffentlichkeit auseinander zu setzen.
Heinrich
Als Religionslehrer hättest Du zumindest die Chance Glauben, die damit verbundenen Werte und darauf aufbauende Handlungsmöglichkeiten anzubieten, bzw. aufzuzeigen.cathol01 hat geschrieben:Um aber auf das Thema zurück zu kommen:
Ich sehe mich in meinem Job als Religionslehrer als jemand, der den Glauben anbietet. Es geht schon lange nicht mehr um Indoktrination, sondern um eine Information über den christlichen Glauben (unter anderem).
Hallo, ich bin Kai. Eines vorab, ich glaube nicht das es einen Gott gibt. Gehe aber trotzdem in den Reliunterricht. Mich interessiert am meisten, wie die Kirche eigentlich zu vielen Dingen in der Gesellschaft steht, die Jugendliche jetzt beschäftigen. Und da höhre ich nicht allzuviel. Bzw. ich muss ziemlich suchen, während mir alle möglichen Parteien ihre Meinung um die Ohren schreien. Da muss ich also nicht suchen? Klar, das da viele Schüler nur das wissen, was Parteien sagen. Von meinem Religionslehrer kriege ich dazu auch keine Infos und wenn ich ihn mal Frage, was Jesus heute wohl dazu sagen würde, das ein Unternehmen verkauft wird, um die Gewinne zu erhöhen, dadurch Menschen arbeitslos werden, kommen nur Ausflüchte.
Das Letztere sagt unser Relilehrer auch. Ist das irgendwie eine Art Vereinbarung? Ich kann Ihnen mal sagen, was dann die Schüler nach dem Unterricht dazu sagen. Der steht doch selbst nicht dahinter. Das Christen das glauben, wußten wir übrigens schon vorhar. Das brauchte uns niemand zu sagen. Unser Mathelehrer ist von Mathe überzeugt, unsere Politiklehrerin sagt deutlich wofür sie ist. Und unser Relilehrer windet sich um ne Aussage. Ich glaube, sie haben Angst, dass die Schüler das lächerlich finden. Ich finde es allerdings lächerlich, wenn man an Christus glaubt, dass man dann solche Formulierungen benutzt wie "Christen glauben....." Sorry, aber mein Vater hat gemeint ich soll ehrlich sein.Das spiegelt sich zum Beispiel schon in der Sprachweise wider: Ich sage nicht: "Wir glauben, dass Christus auferstanden ist" oder sogar "Christus ist bekanntlich auferstanden", sondern "Christen glauben, dass Christus auferstanden ist" usw. Wir müssen uns immer vor Augen führen, mit wem wir es zu tun haben.
Ich habe meinem Sohn den Vortritt gelassen, um ihn nicht durch meine Stellungnahme zu beeinflussen. Ich habe ihn überhaupt gebeten Stellung zu nehmen, weil ich die Situation Schule für so außerordentlich wichtig halte. Auch als Ort von Verkündung, gelebter Verkündung und Evangelisierung. Warum beschäftigt mich das was Du geschrieben hast eigentlich so stark? Ich will Dir wirklich nicht zunahe treten aber mich erinnert die von Dir beschriebene Wortwahl an die 3-malige Verleugnung des Petrus. Wenn auch nur indirekt. Die Formulierung, "Christen glauben, dass Christus auferstanden ist", könnte von jedem, auch von einem Atheisten stammen. Es ist eine distanzierte Beschreibung, nicht Bekenntnis. Fällt es uns so schwer, von uns zu reden oder die Wahrheit zu verkünden? Ich glaube, Du tust Dir selbst und den Schülern damit keinen Gefallen. Ich erlaube mir, Deine Signatur und das Rahner-Zitat ein wenig (durchaus provokativ) abzuwandeln: "Statt rasant, glühend und leuchtend die Botschaft von Gott zu verkünden," verstecken wir unseren Glauben hinter distanzierten Formulierungen und Anpassungen.
Ich befürchte durchaus, dass ich mit einer so direkten Kritik vielleicht eine Grenze überschreite und hoffe, dass Du mir meine Ausführungen nicht übel nimmst. Ich weiß, dass ich in gelebter Verkündigung alles andere als Perfekt bin oder sein kann. Das was ich hier geschrieben habe ist vielmehr auch Anlaß für mich, mich mit meinem Glauben in der Öffentlichkeit auseinander zu setzen.
Heinrich
Zuletzt geändert von Bernd Heinrich Stein am Sonntag 29. Februar 2004, 12:29, insgesamt 1-mal geändert.
Bei Leuten mit einer Ausbildung in Gesprächsführung oder Psychologie sind nicht nur Filter und Beurteilungsmechanismen sondern auch Schubladen etwas im Wege. Außerdem schrieb ich ja "zuhören können".Heinrich hat geschrieben:Hinter dem zuhören und hinter dem hinsehen steht aber ein Filter (oder beurteilungsmechanismus). Den sollte man zumindest im Ansatz kennen und immer wieder kritisch hinterfragen. Es ist oft interessant, wenn in Gesprächen (Beratung, Therapie) scheinbar unumstößliches genauer betrachtet wird.Petra hat geschrieben:Um Unrecht zu entdecken oder auch Leid, muss man doch einfach nur zuhören können?
Ja, ich weiß, was Du geschrieben hast. Und damit stimme ich auch überein. Was ich geschrieben habe war als Ergänzung, nicht als Widerrede gedacht. Ich habe übrigens festgestellt, dass (im Gegensatz zu mir) bei den wirklich "guten" und erfahrenen Therapeuten, von denen ich lernen konnte (z.B. Ruth Cohn (TZI)) nicht allzu viele Schubladen zu finden sind. Die Tatsache, dass ich um einige Schubladen weiß, hilft mir andere immer weniger oft in selbige zu stecken!Petra hat geschrieben:Bei Leuten mit einer Ausbildung in Gesprächsführung oder Psychologie sind nicht nur Filter und Beurteilungsmechanismen sondern auch Schubladen etwas im Wege. Außerdem schrieb ich ja "zuhören können".Heinrich hat geschrieben:Hinter dem zuhören und hinter dem hinsehen steht aber ein Filter (oder beurteilungsmechanismus). Den sollte man zumindest im Ansatz kennen und immer wieder kritisch hinterfragen. Es ist oft interessant, wenn in Gesprächen (Beratung, Therapie) scheinbar unumstößliches genauer betrachtet wird.Petra hat geschrieben:Um Unrecht zu entdecken oder auch Leid, muss man doch einfach nur zuhören können?
Heinrich
Danke, Heinrich und Kai für eure Stellungnahmen. Auch mich hat das Posting von Cathol, auf das ihr euch bezieht, sehr nachdenklich gemacht. Ich unterrichte auch katholische Religion an einem Gymnasium (allerdings hab ich diese Lehrbefähigung erst nachträglich als 4. Fach nachgemacht, habe in diesem Fach daher erst einige Jahre Unterrichtspraxis) und stehe im selben Spannungsfeld wie Cathol. Auch ich frage mich immer wieder: Wieviel Bekenntnis, wieviel Konfrontation ist in einem konkreten Kurs möglich und nötig, wo kann es evt. auch kontraproduktiv sein, da sich Mauern verfestigen? Ich hab dafür kein Patentrezept und mache das durchaus von der jeweiligen Schülergruppe abhängig. Grundsätzlich neige ich aber vermutlich sehr viel stärker zum Bekenntnis und zu klar katholischen Positionen als Cathol es in seinem Posting angedeutet hat. Ich denke, ich bin das den Schülern schuldig. (Danke, Kai, dass du mich darin bestätigst! ) Und wenn dann - wie letzte Woche in einem anonymen Fragebogen zur Unterrichtsevaluation, den ich in einem Oberstufenkurs ausgeteilt hatte, geschehen - jemand anregt, die Unterrichtsthemen "nicht bloß vom christlichen Standpunkt zu betrachten, sondern objektiver ranzugehen", dann kann ich mir die ironische Frage nicht verkneifen, ob sie denn auch im Italienischkurs verlangen würden, dass mehr Englisch gesprochen würde, weil ihnen das besser gefiele.... Bei solchem Etikettenschwindel möchte ich nicht mitmachen!
LG
Biggi
LG
Biggi
Na, na, liebe Petra, ob diese Filter/Beurteilungsmechanismen/Schubladen bei psychotherapeutisch Ausgebildeten ausgeprägter sind als bei Otto Normalverbraucher???? Ich weiß nicht.... Du scheinst diesbezüglich schlechte Erfahrungen gemacht zu haben. Möchte einfach mal meine positiven Erfahrungen dagegensetzen!Petra hat geschrieben:Bei Leuten mit einer Ausbildung in Gesprächsführung oder Psychologie sind nicht nur Filter und Beurteilungsmechanismen sondern auch Schubladen etwas im Wege. Außerdem schrieb ich ja "zuhören können".Heinrich hat geschrieben:Hinter dem zuhören und hinter dem hinsehen steht aber ein Filter (oder beurteilungsmechanismus). Den sollte man zumindest im Ansatz kennen und immer wieder kritisch hinterfragen. Es ist oft interessant, wenn in Gesprächen (Beratung, Therapie) scheinbar unumstößliches genauer betrachtet wird.Petra hat geschrieben:Um Unrecht zu entdecken oder auch Leid, muss man doch einfach nur zuhören können?
Und was das Offensein für Not und Leid angeht: Ich denke, wir dürfen uns nicht überfordern. Keiner muss sich um die 3. Welt und um die Obdachlosen hierzulande und um die Arbeitslosen und um die unheilbar Kranken in Hospizen und um die psychisch Angeknacksten etc. etc. etc. kümmern. Diesbezüglich möchte ich mir und anderen auch kein schlechtes Gewissen einreden lassen. Ich denke, Gott weist jedem sein spezifisches Aufgabenfeld zu, das er zu bearbeiten hat. Das entwickelt sich auch meiner Erfahrung nach von ganz alleine, wenn man nur offen ist (und zuhören kann! Volle Zustimmung für Petra!) und Gott im Gebet immer wieder mal fragt, was er mit mir im jeweiligen Moment vorhat.
LG
Biggi
Zuhörenkönnen kann man nicht lernen, da hilft auch die beste psych. Ausbildung nichts.Petra hat geschrieben:Bei Leuten mit einer Ausbildung in Gesprächsführung oder Psychologie sind nicht nur Filter und Beurteilungsmechanismen sondern auch Schubladen etwas im Wege. Außerdem schrieb ich ja "zuhören können".Heinrich hat geschrieben:Hinter dem zuhören und hinter dem hinsehen steht aber ein Filter (oder beurteilungsmechanismus). Den sollte man zumindest im Ansatz kennen und immer wieder kritisch hinterfragen. Es ist oft interessant, wenn in Gesprächen (Beratung, Therapie) scheinbar unumstößliches genauer betrachtet wird.Petra hat geschrieben:Um Unrecht zu entdecken oder auch Leid, muss man doch einfach nur zuhören können?
Gruß Jürgen
Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Da habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht. Ich stimme Dir insofern zu, als das dort, wo gar keine Substanz in Form von Bereitschaft ist, jede Technik versagen wird.Juergen hat geschrieben:Zuhörenkönnen kann man nicht lernen, da hilft auch die beste psych. Ausbildung nichts.Petra hat geschrieben:Bei Leuten mit einer Ausbildung in Gesprächsführung oder Psychologie sind nicht nur Filter und Beurteilungsmechanismen sondern auch Schubladen etwas im Wege. Außerdem schrieb ich ja "zuhören können".Heinrich hat geschrieben:Hinter dem zuhören und hinter dem hinsehen steht aber ein Filter (oder beurteilungsmechanismus). Den sollte man zumindest im Ansatz kennen und immer wieder kritisch hinterfragen. Es ist oft interessant, wenn in Gesprächen (Beratung, Therapie) scheinbar unumstößliches genauer betrachtet wird.Petra hat geschrieben:Um Unrecht zu entdecken oder auch Leid, muss man doch einfach nur zuhören können?
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- Julia Wolf
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- Registriert: Dienstag 18. November 2003, 11:23
- Wohnort: München
Ich möchte bloß darauf hinweisen, dass ich im thread "Unser Land ist religiös ausgeblutet..." auch einen Beitrag geschrieben habe, der sich mit Problemen im Religionsunterricht und auch mit Zuhören beschäftigt. Möchte nicht noch mal alles hier wiederholen, passt aber eigentlich fast besser hier her (ich schreibe ja in der Fastenzeit inhaltlich immer nur einen Beitrag pro Tag). War eine Antwort auf Laura, mit heutigen Datum, morgens.
Nur der Schwache wappnet sich mit Härte.
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow
Wahre Stärke kann sich Toleranz, Verständnis und Güte leisten.
T. Boesche-Zacharow
Hab ich gelesen und fand ich sehr [Punkt] Danke fürs Posting dort und für die Erinnerung hier.Julia Wolf hat geschrieben:Ich möchte bloß darauf hinweisen, dass ich im thread "Unser Land ist religiös ausgeblutet..." auch einen Beitrag geschrieben habe, der sich mit Problemen im Religionsunterricht und auch mit Zuhören beschäftigt.
LG
Biggi
P.S.: Da die Sonntage ja eigentlich nicht zur Fastenzeit gehören, könntest du dir Sonntag ja vielleicht auch ein paar Postings "genehmigen"...
- cathol01
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- Registriert: Mittwoch 17. Dezember 2003, 14:38
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Lieber Heinrich, lieber Kai!
Vielen Dank für das ehrliche Posting, das ich euch natürlich nicht übel nehme. Wieso sollte ich? Dass mein Posting euch so viel beschäftigt hat, macht mir nun Sorgen. Es ist wohl auch etwas einseitiger und krasser rübergekommen, als es gemeint ist und meiner Einstellung entspricht.
Ich möchte in der Tat die Schüler nicht indoktrinieren und nichts voraussetzen, was ich nicht voraussetzen kann. Deshalb kann ich auch mit der Aussage deines Sohnes: "Dass Christen das glauben, wußten wir übrigens schon vorher" nicht ganz einverstanden sein. Das Problem ist doch gerade dass, dass die heutigen SchülerInnen eben die elementarsten Inhalte des christlichen Glaubens NICHT mehr kennen, sozusagen in diesem Punkt ein völlig unbeschriebenes Blatt sind. Natürlich gibt es auch noch andere, z.B. dein Sohn, wie ich sehe, aber der anderen gibt es immer mehr. Deshalb also die Rede "Die Christen glauben, dass Jesus auferstanden ist" eher als "Jesus ist auferstanden". Habt jedoch keine Angst, ich verstecke meine Überzeugung trotzdem nicht. Ich mache keine reine Religionskunde, wie es etwa, wie ihr schreibt, ein Atheist es auch tun könnte. Wenn es sich ergibt, sage ich den SchülerInnen schon, wovon überzeugt bin, und ich hoffe, dass auch rüber kommt, dass ich an die Sache glaube. Es ist halt, wie Biggi sagt, eine Gratwanderung oder sogar ein Spagat: Wie kann ich Glauben verkünden oder auch ganz allgemein Reli unterrichten, so dass die Interessierten nicht enttäuscht abschalten und zugleich ohne dass denjenigen, die mit der Sache ihre Schwierigkeiten, da keine Luft mehr bekommen.
Nochmal in anderen Worten: Glaube anbieten bedeutet für mich mehr als blosser Religionskunde. Insofern wäre in meinem - in der Eile verfassten -Posting das Wort "Information über den christlichen Glauben" eventuell zu ersetzen durch "werben für den christlichen Glauben". Das "unter anderem" steht deswegen da, weil es im RU nicht nur um speziell christliche Themen geht, sondern auch um allgemein ethische, wie etwa Konsumverhalten, Ausbeutung, Sexualität usw., die man natürlich auch auf christlichen Hintergrund betrachtet dort.
Es steht allerdings noch eine andere Sache dahinter. Und das ist ein weiteres Spagat: Wie mache ist es (RU unterrichten) und wie stelle ich es nach aussen hin dar (Lehrpl!ane usw.)? Heinrich, du schreibst von der Schule als einem Ort der Evangelisierung. Da bin ich aus einem bêstimmten Grund sehr vorsichtig. Natürlich sehe ich das insgeheim auch so. Ich will ja nicht nur Infos liefern, sondern die Sch. davon überzeugen, dass z.B. die Bibel ein Buch ist, wo Dinge drin stehen, mit denen man auch heute noch etwas anfangen kann, oder dass der christliche Glauben einem Perspektiven geben kann. Aber so etwas darf man, zumindest in dem Land, wo ich unterrichte, natürlich niemals nach aussen hin sagen. In der Tat gibt es hier sehr starke antikirchliche Strömungen, denen der Religionsunterricht in den Schulen ein grosses Dorn im Auge ist. Und keiner weiss, wie lange wir Theologen überhaupt noch in den Schulen unterrichten dürfen. Wenn diese Strömungen natürlich so etwas wie Evangelisierung in der Schule hören, schrillt bei denen das Alarmglöckchen: Indoktrination! Wobei ich immer wieder betone: Auch im Sprach- oder Geschichtsunterricht kann man indoktrinieren.
Ich müsste vielleicht noch sagen, was für mich Indoktrination ist: Das wäre zum Beispiel: Ich sage, was ich glaube, bzw. was die Kirche glaubt (wobei es da schon mal Nuancen geben kann), und die Schüler sind gebeten, in der Prüfung diese Meinung wiederzugeben. Der Religionsunterricht in Luxemburg ist kompetenzorientiert: Die Sch. sollen lernen, aufgrund dessen, was sie bei mir hören, sich selber in ethischen u. religiösen Fragen einen Standpunkt aufzubauen. In anderen Worten: Wenn jemand in der Prüfung eine andere Meinung vertritt als ich und sie begründen kann, ist das für mich ok. Ich gehe sogar noch weiter und sage: Wenn jemand am Ende des Schuljahres aufgrund dessen, was er bei mir gehört hat, sich gegen den Glauben entscheidet, ist das Ziel meines Religionsunterrichts dennoch nicht verfehlt.
Es ist alles nicht so einfach...
Vielen Dank für das ehrliche Posting, das ich euch natürlich nicht übel nehme. Wieso sollte ich? Dass mein Posting euch so viel beschäftigt hat, macht mir nun Sorgen. Es ist wohl auch etwas einseitiger und krasser rübergekommen, als es gemeint ist und meiner Einstellung entspricht.
Ich möchte in der Tat die Schüler nicht indoktrinieren und nichts voraussetzen, was ich nicht voraussetzen kann. Deshalb kann ich auch mit der Aussage deines Sohnes: "Dass Christen das glauben, wußten wir übrigens schon vorher" nicht ganz einverstanden sein. Das Problem ist doch gerade dass, dass die heutigen SchülerInnen eben die elementarsten Inhalte des christlichen Glaubens NICHT mehr kennen, sozusagen in diesem Punkt ein völlig unbeschriebenes Blatt sind. Natürlich gibt es auch noch andere, z.B. dein Sohn, wie ich sehe, aber der anderen gibt es immer mehr. Deshalb also die Rede "Die Christen glauben, dass Jesus auferstanden ist" eher als "Jesus ist auferstanden". Habt jedoch keine Angst, ich verstecke meine Überzeugung trotzdem nicht. Ich mache keine reine Religionskunde, wie es etwa, wie ihr schreibt, ein Atheist es auch tun könnte. Wenn es sich ergibt, sage ich den SchülerInnen schon, wovon überzeugt bin, und ich hoffe, dass auch rüber kommt, dass ich an die Sache glaube. Es ist halt, wie Biggi sagt, eine Gratwanderung oder sogar ein Spagat: Wie kann ich Glauben verkünden oder auch ganz allgemein Reli unterrichten, so dass die Interessierten nicht enttäuscht abschalten und zugleich ohne dass denjenigen, die mit der Sache ihre Schwierigkeiten, da keine Luft mehr bekommen.
Nochmal in anderen Worten: Glaube anbieten bedeutet für mich mehr als blosser Religionskunde. Insofern wäre in meinem - in der Eile verfassten -Posting das Wort "Information über den christlichen Glauben" eventuell zu ersetzen durch "werben für den christlichen Glauben". Das "unter anderem" steht deswegen da, weil es im RU nicht nur um speziell christliche Themen geht, sondern auch um allgemein ethische, wie etwa Konsumverhalten, Ausbeutung, Sexualität usw., die man natürlich auch auf christlichen Hintergrund betrachtet dort.
Es steht allerdings noch eine andere Sache dahinter. Und das ist ein weiteres Spagat: Wie mache ist es (RU unterrichten) und wie stelle ich es nach aussen hin dar (Lehrpl!ane usw.)? Heinrich, du schreibst von der Schule als einem Ort der Evangelisierung. Da bin ich aus einem bêstimmten Grund sehr vorsichtig. Natürlich sehe ich das insgeheim auch so. Ich will ja nicht nur Infos liefern, sondern die Sch. davon überzeugen, dass z.B. die Bibel ein Buch ist, wo Dinge drin stehen, mit denen man auch heute noch etwas anfangen kann, oder dass der christliche Glauben einem Perspektiven geben kann. Aber so etwas darf man, zumindest in dem Land, wo ich unterrichte, natürlich niemals nach aussen hin sagen. In der Tat gibt es hier sehr starke antikirchliche Strömungen, denen der Religionsunterricht in den Schulen ein grosses Dorn im Auge ist. Und keiner weiss, wie lange wir Theologen überhaupt noch in den Schulen unterrichten dürfen. Wenn diese Strömungen natürlich so etwas wie Evangelisierung in der Schule hören, schrillt bei denen das Alarmglöckchen: Indoktrination! Wobei ich immer wieder betone: Auch im Sprach- oder Geschichtsunterricht kann man indoktrinieren.
Ich müsste vielleicht noch sagen, was für mich Indoktrination ist: Das wäre zum Beispiel: Ich sage, was ich glaube, bzw. was die Kirche glaubt (wobei es da schon mal Nuancen geben kann), und die Schüler sind gebeten, in der Prüfung diese Meinung wiederzugeben. Der Religionsunterricht in Luxemburg ist kompetenzorientiert: Die Sch. sollen lernen, aufgrund dessen, was sie bei mir hören, sich selber in ethischen u. religiösen Fragen einen Standpunkt aufzubauen. In anderen Worten: Wenn jemand in der Prüfung eine andere Meinung vertritt als ich und sie begründen kann, ist das für mich ok. Ich gehe sogar noch weiter und sage: Wenn jemand am Ende des Schuljahres aufgrund dessen, was er bei mir gehört hat, sich gegen den Glauben entscheidet, ist das Ziel meines Religionsunterrichts dennoch nicht verfehlt.
Es ist alles nicht so einfach...
"Das Wahre ist nicht sicherer als das Wahrscheinliche."
(Diogenes Laërcius)
(Diogenes Laërcius)