Juergen hat geschrieben:Habe ich was falsches geschrieben? Ewald klatsch Beifall.
Bernado hat geschrieben:...Eingeklagt wird die Aufhebung des Zölibars und des Keuschheitsversprechens (nicht so ausgedrückt) für Priester...
Zölibat hat mit Pädophilie gar nichts zu tun.
Hier wird wohl wieder irgendwas (was ist bei dem Thema egal - hauptsache dagegen) genommen, um die alt-68er Forderung nach der Abschaffung des Zölibats Nachdruck zu verleihen.
Ja klar. Die Argumentationslinie - und die ist von Mertes so für die aktuelle Affäre vorgegeben worden - geht ungefähr so: die KK ist sexuell verklemmt - das sieht man daran, daß ihre Priester nicht heiraten dürfen und die Lehre die Homosexualität verteufelt. Und diese verklemmte und unmoderne Haltung zur Sexualität führt dazu, daß die Priester Triebstörungen entwickeln und sich an Kindern und Jugendlichen vergreifen - denn die bieten sich als Opfer - so Mertes und Co - am ehesten an, weil das dem perversen Machtgesetz entspricht, dem sie sich in ihrer autoritären Kirche unterworfen haben. (Und das sich nebenbei bemerkt auch im Ausschluß von Frauen vom priesterlichen Leitungsamt zeigt).
Also müssen die Machtstrukturen abgebaut (sprich: der Papst und die Dogmen abgeschafft und die Frauenordination und die bürgerl. Demokratie eingeführt) werden und eine moderne, aufgeklärte Theorie und Praxis der Sexualität auch für die Kirche durchgeführt werden, so wie es uns die sexuelle Befreiungsbewegung der 60er und 70er Jahre gelehrt hat. (Und deshalb hat Mixa recht, wenn er diesen Faktor
mit benennt.)
Nun weiß ich immer noch nicht, was Mertes mit diesem Vorstoß bezweckt. Kein Papst wird den Zölibat aufheben und die FO einführen, und in ihrer verständnisvollen Haltung gegenüber den Problemen von Menschen, die eine SSA (same sex attraction) entwickelt haben, kann und wird die Kirche auch nicht weiter gehen, als sie gegangen ist. Vor allem an Priesterkandidaten wird sie wieder strengere Maßstäbe anlegen. Das mochte vor 20 Jahren noch anders eingeschätzt werden können, aber die wildesten Zeiten sind vorbei.
Also, was will Mertes - und was wollen die Bischöfe, die sich in der Sache so auffallend bedeckt halten, wenn sie sich nicht sogar als Resonanzverstärker gerieren? Und warum machen sie keinen Gebrauch von der anscheinend jetzt mit offenbar werdenden Tatsache, daß katholische Lehrer und Geistliche an den zahlreichen Mißbrauchsfällen der letzten Jahre und Jahrzehnte offenbar einen unterproportionalen Anteil haben?
Eine der möglichen Antworten darauf wäre: das allgemeine Los-von-Rom-Klima stärken. Was heute mit Rom nicht zu machen ist, könnte übermorgen ohne Rom in den Bereich des Möglichen rücken. Mehr Impuls für die Bewegung zur modernen, zeitzugewandten deutschen Nationalkirche EKDU (evangelisch-katholische Kirche der Union).
Eine andere wäre, sie sehen, daß der Staat seinen Zugriff auf das Bildungswesen (auch das sog. "freie") verstärken wird, und wollen rechtzeitig signalisieren, daß sie jederzeit die Gewähr bieten, für die freiheitlich-demokratische Sittenlosigkeit einzutreten. Für sie zählen die katholischen Schulen in erster Linie als gesellschaftliche Position des Apparats - ihr katholischer Charakter ist demegegenüber irrelevant.
Wir stehen vor interessanten Entwicklungen.