Kopfbdeckung bei Frauen während der Messe?

Allgemein Katholisches.

Sollten Frauen während der Messe eine Kopfbedeckung tragen?

Ja, am besten eine Mantilla.
9
15%
Ja, egal was.
15
25%
Soll jede machen,wie sie will.
22
37%
Egal.
3
5%
Nein.
11
18%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 60

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umusungu
cum angelis psallat Domino
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von umusungu »

all diese Fragen von Über- und Unterordnung sind nicht gottgegeben - sondern christlich adaptierte Gesellschaftsordnung der Zeit .. leider in aller Regel auch noch hinter den Entwicklungen hinterher hinkend.

Paulus war einmal sehr sehr gesellschaftskritisch - leider wurde das nicht adaptiert:
"Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter ...." (DAS wurde adaptiert...)

"Ihr Männer, liebt eure Frauen ..... " d.h. Eure Frauen sind nicht euer Eigentum, sie sind nicht eure Sklaven .. ihr habt eine persönliche Liebesbeziehung zu ihnen aufzubauen! Ihr seid nicht die Beherrscher eurer Frauen ..... (DAS wurde erst in der neueren Zeit adaptiert! Wie Paulus das an die Gemeinde in Kolossä schrieb, war das eine Revolution! Dieser Revolution ist ganz schnell der Zahn gezogen worden - wie die Zitate hier eindrucksvoll beweisen.........)

Raphaela
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Raphaela »

mombasa hat geschrieben:all diese Fragen von Über- und Unterordnung sind nicht gottgegeben - sondern christlich adaptierte Gesellschaftsordnung der Zeit .. leider in aller Regel auch noch hinter den Entwicklungen hinterher hinkend.

Paulus war einmal sehr sehr gesellschaftskritisch - leider wurde das nicht adaptiert:
"Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter ...." (DAS wurde adaptiert...)

"Ihr Männer, liebt eure Frauen ..... " d.h. Eure Frauen sind nicht euer Eigentum, sie sind nicht eure Sklaven .. ihr habt eine persönliche Liebesbeziehung zu ihnen aufzubauen! Ihr seid nicht die Beherrscher eurer Frauen ..... (DAS wurde erst in der neueren Zeit adaptiert! Wie Paulus das an die Gemeinde in Kolossä schrieb, war das eine Revolution! Dieser Revolution ist ganz schnell der Zahn gezogen worden - wie die Zitate hier eindrucksvoll beweisen.........)
Du hast das Wichtigste vergessen:
"Ihr Männer, liebt eure Frauen wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat..." Da wird ja vom Ehemann doch einiges abverlangt. Wer von den Männern würde dazu heute bereit sein?
Ich bin gerne katholisch, mit Leib und Seele!

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Apollonia
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Apollonia »

Ich lese hier immer von Befehl und Gehorsam. Das ist beides in einer recht verstandenen Ehe vollkommen überfüssig. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, dass mein Mann und ich auf dieser Basis miteinander umgehen würden. Und ich kann mir schon gar nicht vorstellen, dass in einer Ehe, die auf Autorität und Gehorsam basiert, wirkliche Liebe und Tiefe in der Beziehung vorhanden sind.

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umusungu
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von umusungu »

Raphaela hat geschrieben:Du hast das Wichtigste vergessen:
"Ihr Männer, liebt eure Frauen wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat..."
DAS ist die echte Revolution ...................

Tritonus
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Tritonus »

mombasa hat geschrieben:"Ihr Männer, liebt eure Frauen ..... " d.h. Eure Frauen sind nicht euer Eigentum, sie sind nicht eure Sklaven .. ihr habt eine persönliche Liebesbeziehung zu ihnen aufzubauen! Ihr seid nicht die Beherrscher eurer Frauen ..... (DAS wurde erst in der neueren Zeit adaptiert! Wie Paulus das an die Gemeinde in Kolossä schrieb, war das eine Revolution! Dieser Revolution ist ganz schnell der Zahn gezogen worden - wie die Zitate hier eindrucksvoll beweisen.........
Erstmal: Sorry für meinen Ausbruch neulich. Ich habe mich geirrt, Du kannst es ja doch.

Ich stimme Dir selbstverständlich zu, dass es das Anliegen des Apostels Paulus war, dass Männer ihre Frauen lieben, statt sie als ihr "Eigentum" zu behandeln.

Was genau aber wurde denn "erst in der neueren Zeit adaptiert"? Dass Männer ihre Frauen lieben? Wenn ich mich da aber so umsehe, muss ich doch ein bisschen bezweifeln, dass heutzutage wirklich mehr Männer eine persönliche Liebesbeziehung zu ihren Frauen aufgebaut haben als in den Jahren davor.

Im Grunde ist es seit (fast) 2000 Jahren dasselbe: Wenn ich als Mann die neutestamentlichen Schriften oder auch die Kirchenväter ausschließlich dazu verwenden will, nach einer göttlichen Rechtfertigung für mein eigenes Fehlverhalten zu suchen, nämlich dass ich meine Frau gerne wie auf dem Kasernenhof herumkommandiere, finde ich schnell einige Verse, die meinen persönlichen Vorstellungen grob zu entsprechen scheinen und beende zufrieden meine selektive Lektüre. Die Abhilfe gegen solchen einseitigen Missbrauch von bestimmten Textstellen kann aber meiner Überzeugung nach nicht darin bestehen, unliebsame oder oft missbrauchte Textstellen mit exegetischen Tricks wegzuretouschieren, als "hinter den Entwicklungen hinterherhinkend" zu brandmarken oder anderweitig mundtot zu machen, sondern darin, wann immer möglich die Gesamtheit des Schriftzeugnisses zu betrachten und abzuwägen, um ein vollständiges Bild zu erhalten.

Raphael

Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Raphael »

mombasa hat geschrieben:
Raphaela hat geschrieben:Du hast das Wichtigste vergessen:
"Ihr Männer, liebt eure Frauen wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat..."
DAS ist die echte Revolution ...................
Liebe ist keine Revolution, sondern sie bestand immanentistisch schon seit Anbeginn der Schöpfung! :doktor:

Vir Probatus
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Vir Probatus »

Apollonia hat geschrieben:Ich lese hier immer von Befehl und Gehorsam. Das ist beides in einer recht verstandenen Ehe vollkommen überfüssig. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, dass mein Mann und ich auf dieser Basis miteinander umgehen würden. Und ich kann mir schon gar nicht vorstellen, dass in einer Ehe, die auf Autorität und Gehorsam basiert, wirkliche Liebe und Tiefe in der Beziehung vorhanden sind.
Ich kann mir denken, daß die hier vielfach zitierten Päpste diese Dinge in die Welt gesetzt haben, um die Scheidungsquoten niedrig zu halten.
Im Zweifelsfall hat da eben der Mann das sagen, bevor man den Eheleuten zugesteht, sich (als beste Lösung für beide) scheiden zu lassen.
Aber das passierte in Zeiten, wo man Kirchenkritiker verbrennen konnte, heute geht das nicht mehr.
„Die Kirche will herrschen, und da muss sie eine bornierte Masse haben, die sich duckt und die geneigt ist, sich beherrschen zu lassen. Die hohe, reich dotierte Geistlichkeit fürchtet nichts mehr als die Aufklärung der unteren Massen.“ (J.W. von Goethe)

Salmantizenser
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Salmantizenser »

Vir Probatus hat geschrieben:Aber das passierte in Zeiten, wo man Kirchenkritiker verbrennen konnte, heute geht das nicht mehr.
Ja, heute brennen die halt woanders :tuete:

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Marion
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Marion »

Der Volkskatechismus von Spirago schreibt zum Thema:
3) Das Weib ist dem Mann Achtung und Gehorsam schuldig, weil der Mann Stellvertreter Gottes in der Familie ist.

Mit Recht heißt der Mann "Herr"; das Wort kommt von "hehr" - erhaben, weil er erhabener ist als das Weib. Daß der Mann vornehmer ist als das Weib, folgt schon daraus, daß der Mann von Gott zuerst erschaffen, und daß erst aus ihm das Weib gebildet wurde; ferner daraus, daß das Weib dem Manne zur Gehilfin gegeben wurde. (1. Kor. 11,9 ff) Auch die körperliche Beschaffenheit, deutet hin auf den Vorzug des Mannes. Man beachte, daß der Mann von Natur aus einen kräftigeren Körperbau hat, ferner eine kräftigere und höhere Stimme, die wie zum Befehlen geschaffen ist, einen gemessenen und festen Schritt, einen ruhigen Blick; auch der das Gesicht umgebene Bart verschafft ihm Autorität. (Selbst in der Tierwelt hat das Männchen viele Vorzüge, man denke nur an die Mähne des männlichen Lüwen, an das Geweih des männlichen Hirschen, an den Gesang und das schöne Gefiweder des männlichen Singvogels, an das prächtige aussehen des Hahnes.) Wenn man auch dem Weibe die Schönheit zuschreibt, so hat es doch nur die anmutige Schönheit; die erhabene Schönheit hat der Mann. Der Mann ist das Haupt der Familie, das Weib aber gleichsam dem Leib. Sowie der Leib dem Haupte folgt, so soll auch das Weib dem Manne folgen. (h. Aug) Der Mann ist das Haupt des Weibes, wie Christus das Haupt der Kirche, Sowie nun die Kirche Christus untertänig ist, so sollen auch die Weiber ihren Männern untertänig sein. (Eph. 5,24) Deshalb pflegt auch das Weib mit bedecktem Haupte in der Kirche zu erscheinen; dies soll bedeuten, daß sie unter der Herrschaft des MAnnes steht. Der Mann dagegen nimmt die Kopfbedeckung ab, weil er außer Gott sonst niemand über sich hat. (1. Kor. 11, 1) Das Weib soll den Mann fürchten (Eph. 5, 33), d. h. ihm gebührende Achtung erweisen. - Daß das Weib dem Manne zu gehorchen habe, hat Gott erst nach dem Sündenfalle angeordnet. (1. Mos. 3, 16) Weil nämlich Eva zuerst vom Baume des Paradieses aß und nach der Oberherrschaft lüstern war, deshalb muss sie dem Manne unterthänig sein. (h. Ephr) Der Mann darf demnach dem Weibe befehlen, jedoch nur mit Freundlichkeit, Milde und Nachsicht. Er soll bedenken, daß das Weibe dem Manne vollkommen ebenbürtig ist. Gott hat das Weib nicht vom Haupte des MAnnes genommen, weil sie nicht dessen Herrin ist; auch nicht von den Füssen, weil sie nicht dessen Magd oder Sklavin ist; sondern er hat sie aus der Mitte genommen, weil sie ihm ebenbürtig ist. Daher ruft der hl Ambrosius dem Ehemanne zu: "Du bist nicht Herr, sondern Gatte; nicht eine Dienstmagd hast du, sondern eine Gattin. Gott will, daß du ihr deine Übermacht nicht fühlen lassen sollst." Auch hat das Weib wegen seiner schwächlicheren Natur anspruch auf eine schonende Behandlung. (1. Petr. 3, 7) Wie die Natur die Glieder des Leibes, die am schwächsten sind, am meisten beschützt hat, so hat auch das Weib als der schwächere Teil in der ehe alles Recht auf eine schonende Behandlung. (Lud. v. Leon) Eine große Schmach aber ist es, nicht für das Weib, sondern für den Mann, wenn er zu Schlägen seine Zuflucht nimmt. Ein solcher Mann gleicht einem wilden Tiere. (H. Chrys.) Aber ebenso schädlich ist es für die Frau, wenn sie herrschsüchtig und rechthaberisch ist, wenn sie Gehorsam vom Manne verlangt oder immer das letzte Wort haben will. In diesem Falle handelt sie gegen den Willen des Schöpfers, der den Mann zum Herrn des Weibes gemacht hat. Es wäre widernatürlich, wenn der Mann dem Weibe gehorchen würde; deswegen wird auch ein solcher Mann, der "unter dem Pantoffel" steht, von seinen Mitmenschen ausgelacht. Weil das Weib dem Manne nichts zu Befehlen hat, so soll es ihren Forderungen mehr die Form einer Bitte oider des Wunsches geben. - Der MAnn als Stellvertreter Gottes in der Familie hat daher auch das Hauswesen zu leiten. "Der Engel erschien nicht MAria, sondern Josef und ermhnte ihn zur Flucht nach Ägypten, weil das Hauswesen zu regieren, dem Manne zukommt." (h. Vinz. Fer.)
Über die Pflicht der Liebe schreibt er auch! Das hab ich aber nun nicht herkopiert, weil das ja überhaupt nichts mit den Kopftüchern (Zeichen der Unterordnung) zu tun hat. Wer es trotzdem lesen will:
hier: http://herzmariae.blogspot.com.br/213/ ... ismus.html
Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat

Tritonus
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Tritonus »

Man beachte, daß der Mann von Natur aus einen kräftigeren Körperbau hat, ferner eine kräftigere und höhere Stimme, die wie zum Befehlen geschaffen ist, einen gemessenen und festen Schritt, einen ruhigen Blick; auch der das Gesicht umgebene Bart verschafft ihm Autorität. [...] Wenn man auch dem Weibe die Schönheit zuschreibt, so hat es doch nur die anmutige Schönheit; die erhabene Schönheit hat der Mann.
Köstlich. Herr Spirago scheint vor allem von bärtigen Countertenören voll erhabener Schönheit umgeben gewesen zu sein.

Bitte mehr davon. :daumen-rauf:

Raphael

Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Raphael »

Tritonus hat geschrieben:
Man beachte, daß der Mann von Natur aus einen kräftigeren Körperbau hat, ferner eine kräftigere und höhere Stimme, die wie zum Befehlen geschaffen ist, einen gemessenen und festen Schritt, einen ruhigen Blick; auch der das Gesicht umgebene Bart verschafft ihm Autorität. [...] Wenn man auch dem Weibe die Schönheit zuschreibt, so hat es doch nur die anmutige Schönheit; die erhabene Schönheit hat der Mann.
Köstlich. Herr Spirago scheint vor allem von bärtigen Countertenören voll erhabener Schönheit umgeben gewesen zu sein.

Bitte mehr davon. :daumen-rauf:
Der Text hat in der Tat eine - wohl eher unfreiwillige - Komik. :)
Möglicherweise rührt diese Komik jedoch auch aus unserer zeit- und kulturbedingten Vorprägung her. :hmm:

Daher wäre mE noch zu klären: :achselzuck:
Was davon ist inhaltlich wesentlich?
Was davon ist zeitbedingte Ausprägung eines überzeitlichen Sachverhaltes?

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Peti
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Peti »

Raphael hat geschrieben:
Tritonus hat geschrieben:
Man beachte, daß der Mann von Natur aus einen kräftigeren Körperbau hat, ferner eine kräftigere und höhere Stimme, die wie zum Befehlen geschaffen ist, einen gemessenen und festen Schritt, einen ruhigen Blick; auch der das Gesicht umgebene Bart verschafft ihm Autorität. [...] Wenn man auch dem Weibe die Schönheit zuschreibt, so hat es doch nur die anmutige Schönheit; die erhabene Schönheit hat der Mann.
Köstlich. Herr Spirago scheint vor allem von bärtigen Countertenören voll erhabener Schönheit umgeben gewesen zu sein.

Bitte mehr davon. :daumen-rauf:
Der Text hat in der Tat eine - wohl eher unfreiwillige - Komik. :)
Möglicherweise rührt diese Komik jedoch auch aus unserer zeit- und kulturbedingten Vorprägung her. :hmm:

Daher wäre mE noch zu klären: :achselzuck:
Was davon ist inhaltlich wesentlich?
Was davon ist zeitbedingte Ausprägung eines überzeitlichen Sachverhaltes?
"Jede Epoche lebt innerhalb ihres Horizontes und übersetzt sich die Katholizität in diesen hinein.
Richten wir nicht; der unsere ist beschränkt genug....
Wenn sogar die Heiligen ihrer epochalen Schranke nicht ganz entrinnen,
um wieviel weniger dürfen wir uns schmeicheln, es fertigzubringen."

Hans Urs von Balthasar
Was für ein Glück für uns, dass wir wissen können, dass die Barmherzigkeit Gottes unendlich ist.
Johannes Maria Vianney

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Seraph
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Seraph »

Tritonus hat geschrieben:
Man beachte, daß der Mann von Natur aus einen kräftigeren Körperbau hat, ferner eine kräftigere und höhere Stimme, die wie zum Befehlen geschaffen ist, einen gemessenen und festen Schritt, einen ruhigen Blick; auch der das Gesicht umgebene Bart verschafft ihm Autorität. [...] Wenn man auch dem Weibe die Schönheit zuschreibt, so hat es doch nur die anmutige Schönheit; die erhabene Schönheit hat der Mann.
Köstlich. Herr Spirago scheint vor allem von bärtigen Countertenören voll erhabener Schönheit umgeben gewesen zu sein.

Bitte mehr davon. :daumen-rauf:
Dem schließe ich mich an. Die Unterscheidung zwischen erhabener Schönheit und der nur [sic!] anmutigen Schönheit ist ist ja äußerst apart.
Ein düsterer Seraph möchte wohl selbst den dreieinigen Gott erschrecken.
(Mother Mary Francis)

Tritonus
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Tritonus »

Raphael hat geschrieben:Der Text hat in der Tat eine - wohl eher unfreiwillige - Komik. :)
Möglicherweise rührt diese Komik jedoch auch aus unserer zeit- und kulturbedingten Vorprägung her. :hmm:
Schon klar. Ich könnte mich heute vor Lachen wegrollen, wenn mir mal wieder Textpassagen aus dem späten 19.Jhd. in die Finger fallen, die in ihrer schwülwarmen Stilistik Marions Zitat ähneln, die ich aber früher, d.h. als Karl-May-lesender Junge, völlig normal und keineswegs komisch fand. Ich erinnere mich noch gut an die besorgten Blicke der Nachbarn :erschrocken: , als ich als 10-jähriger den "ungezwungenen, elastischen und doch so stolzen Gang" mit "gebieterischem Angesichte" vor der Haustür übte:
[...] sein freier, ungezwungener, elastischer und doch so stolzer Gang zeichneten ihn doch als den edelsten von allen aus. [...] Der Schnitt seines ernsten, männlich schönen Angesichtes, dessen Backenknochen kaum merklich vorstanden, war fast römisch zu nennen, [...] Darum war der sanfte, liebreich milde und doch so energische Schwung seiner Lippen stets zu sehen, dieser halbvollen, ich möchte sagen, küßlichen Lippen, welche der süßesten Schmeicheltöne ebenso wie der furchterweckendsten Donnerlaute, der erquickendsten Anerkennung gleich so wie der schneidendsten Ironie fähig waren. [...] Solch' ehrliche, treue, lautere Augen, in welchen beim Zorne heilige Flammen loderten oder aus denen das Mißfallen vernichtende Blitze schleuderte, konnte nur ein Mensch haben, der eine solche Reinheit der Seele, Aufrichtigkeit des Herzens, Unwandelbarkeit des Charakters, und stete Wahrheit des Gefühles besaß wie Winnetou. [...] aller Augen hingen mit Staunen und Bewunderung an seinem gebieterischen Angesichte und seiner tadellosen Gestalt, [...]

(Karl May, "Weihnacht", 1897)

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Protasius
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Protasius »

Klingt ein bißchen wie Chesterton in den Pater-Brown-Geschichten, der hat auch so interessante Beschreibungen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

Lilaimmerdieselbe
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Bei Chesterton wird es nur nicht so unfreiwillig komisch, da es ja nicht sein Held ist, der so beschrieben wird. Im Gegenteil, der Held vertritt die (natürlich siegreiche) Gegenposition.
Um wieder auf die Mantilla zurück zu kommen, viele der Begründungen sind nicht nur zeitgebunden komisch oder überholt, manches finde ich auch unzumutbar.

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Seraph
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Seraph »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben:Bei Chesterton wird es nur nicht so unfreiwillig komisch, da es ja nicht sein Held ist, der so beschrieben wird. Im Gegenteil, der Held vertritt die (natürlich siegreiche) Gegenposition.
Um wieder auf die Mantilla zurück zu kommen, viele der Begründungen sind nicht nur zeitgebunden komisch oder überholt, manches finde ich auch unzumutbar.
Die interessante Festelllung, daß nur der bärtige, ruhig dahinschreitende Mann von erhabener Schönheit sei, ist nun allerdings keine Begründung dafür, einen Kommunionschleier zu tragen.
Ein düsterer Seraph möchte wohl selbst den dreieinigen Gott erschrecken.
(Mother Mary Francis)

Lilaimmerdieselbe
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Lilaimmerdieselbe »

Ich dachte ehr daran, dass zu zeigen, dass ich verheiratet und meinem Mann untergeordnet bin, auch kein guter Grund wäre.

Tritonus
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Tritonus »

Auf der Suche nach Antworten auf meine eigenen Fragen zum entsprechenden Abschnitt in 1 Kor bin ich gerade im Netz auf einen interessanten, kleinen Aufsatz gestoßen, in dem einige Thesen von Thomas Schirrmacher (einem herausragenden Vertreter der deutschen "Bibeltreuen") zum Thema Kopfbedeckung vorgetragen werden, die ich so aus dieser Ecke bestimmt nicht erwartet hätte:

http://www.die-voegte.de/docs/Kopfbedec ... r_Frau.doc

Auch wenn der Autor nicht katholisch ist, und mir ein Teil der ausgeführten Gedankengänge ziemlich gewagt erscheint bzw. fremd bleibt, so muss ich doch feststellen, dass ich keinesfalls alle dort angeführten Argumente so einfach entkräften und vom Tisch wischen kann.

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marcus-cgn
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von marcus-cgn »

Lilaimmerdieselbe hat geschrieben: Um wieder auf die Mantilla zurück zu kommen, viele der Begründungen sind nicht nur zeitgebunden komisch oder überholt, manches finde ich auch unzumutbar.
Es braucht ja auch nicht für alles eine Begründung. Für manche ist es einfach eine Frage des Stils oder Ausdruck persönlicher Frömmigkeit. Dagegen wird der Einwand erhoben, Frömmigkeit solle nicht nach außen sichtbar sein, aber die Frage stellt sich ja auch in anderen Bereichen: Ist es überzogen, wenn ich mir bei Erhebung der Hostie als einziger an die Brust schlage oder mich auf den Boden knie, wenn es keine Bänke gibt. Das ist dann ähnlich auffällig wie das Tragen einer Mantilla, aber ist es schon deshalb verwerflich nur weil man sich damit von der Mehrheit abhebt?

Thomas_de_Austria
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Der Abschnitt, um des es hier geht, scheint es in sich zu haben. Von den V.1-6 geht es praktisch nur um das Ver- oder Unverhülltsein des Hauptes, nicht um lange Haare o. dgl., das taucht dann erst weiter unten auf.

Aber jede Frau, die betet oder prophetisch redet und deren Haupt unverhüllt ist, schändet ihr Haupt, denn ein und dasselbe ist sie, wie die Kahlgeschorenen.“ (I Cor XI,5)

Allgemein macht dieser Abschnitt auf mich den Eindruck, als würde der Apostel hier argumentieren, was er durchaus öfters tut, wie bekannt, und das auch korrekt (cf. I Cor XV,12-20 etc.). Aus diesem Vers könnte man ungefähr Folgendes rausholen:

(1) Für alle x gilt: Wenn x beim Beten und Weissagen unverhüllten Hauptes ist, dann ist x wie eine Kahlgeschorene.
(2) Für alle x gilt: Wenn x wie eine Kahlgeschorene ist, dann ist x schändlich.
(3) c. Für alle x gilt: Wenn x beim Beten und Weissagen unverhüllten Hauptes ist, dann ist x schändlich.

(1) ∀x (Fx --> Gx)
(2) ∀x (Gx --> Hx)
(3) c. ∀x (Fx --> Hx)

F ... ist beim Beten und Weissagen unverhüllten Hauptes
G ... ist wie eine Kahlgeschorene
H ... ist schändlich

Für x wäre dann quasi „γυνή“ einzusetzen.

Auffällig sind dann in weiterer Folge, außer dieser erste Vers, die Konditionale im V.6, die, imperativisch verstanden, mit dem Prinzip, dass, was schändlich ist, ist nicht gestattet ist, ungefähr darauf hinauslaufen: Kahlgeschoren zu sein ist für Frauen schändlich, beim Beten und Weissagen nicht verhüllt zu sein ist für Frauen dasselbe wie kahlgeschoren zu sein, daher für Frauen schändlich, daher ist es Frauen nicht gestattet nicht verhüllt zu sein, was (normenlogisch) dasselbe ist, wie: Es ist Frauen geboten beim Beten und Weissagen verhüllt zu sein.

In V.13 fordert er dann auf, selber auf diese Basis zu urteilen („κρίνειν“). Auf dieser Basis, bedenkt man die oben angeführte Argumentation, ergibt das durchaus Sinn. Die Antwort auf die anschließende (eher rhetorische) Frage wurde dadurch bereits gegeben, da sich Schändliches wohl kaum geziemen („πρέπω“) kann. Der Inhalt der V.3-6 und die V.7-9 passen recht gut zusammen (bei anderer Interpretation würde es hinten und vorne nicht mehr zusammenstimmen).

Wenn das Nasiräer-Gelübde ein besonderes Zeichen der Unterordnung unter Gott ist, auch eine freiwillige Demütigung, als Askese, darstellt, dann ergibt die freiwillig auf sich genommene Schande des Wachsen-lassens und Nicht-Schneidens (!) der Haare für einen Mann als Zeichen durchaus Sinn, aber eben nur in einem bestimmten Zusammenhang. Dasselbe auch beim sich entäußert habenden und vollkommen demütigen Herrn.
Analog dazu für Frauen das Verhüllen als Zeichen der Zurückhaltung, Ehrfurcht und Unterordnung (Frauen vor Männern bspw. in I Mo XXIV,65), was durchaus damit zusammenpassen würde, dass sich auch Dirnen verhüllen (I Mos XXXVIII,15).

Die Gewohnheit, die der Apostel und die Kirchen nicht haben, könnte durchaus auch das Streitliebende, Zänkische sein (wenn einer „φιλόνεικος“ ist/sein will, wie's dort heißt), was auch von St. Johannes Chrysostomus bestätigt wird. Es ergibt auch Sinn, bspw. (der Kirchenvater führt da allerdings noch Besseres aus) verstanden als eine Anweisung: Seid nicht streitsüchtig (bzgl. dieser Dinge); dagegen anzustreiten ist weder bei uns noch sonst wo Sitte.

Es finden sich dort auch keinerlei Einschränkungen die etwa besagen würden: Gültig nur zu t in l unter x.

Was es mit der Gleichsetzung von Haar und Schleier und den Engeln für eine Bewandtnis hat, erklärt der hl. Kirchenvater und -lehrer Johannes Chrysostomus:
Homilien über den ersten Brief an die Korinther IV hat geschrieben: Jedoch er begnügt sich damit nicht, sondern geht noch weiter und sagt: „Deßhalb soll das Weib eine Gewalt1 haben auf dem Haupte um der Engel willen.“ Er zeigt, daß sie nicht nur zur Zeit des Gebetes, sondern beständig verschleiert sein soll. In Bezug auf den Mann redet er aber nicht nur von der Bedeckung des Hauptes, sondern auch vom Tragen der Haare; er will, daß der Mann beim Gebete das Haupt entblöße, aber das Haar lang wachsen zu lassen untersagt er für immer. Sowie er von der Frau gesagt hatte:

6. Wenn sie sich aber nicht verhüllt, so scheere sie sich,

so sagt er auch vom Manne: „Es ist für ihn eine Schande, das Haupthaar lang wachsen zu lassen.“ Er sagt nicht: sich zu bedecken (sei schimpflich), sondern: sein Haupthaar lang wachsen zu lassen. Daber sagt er auch Anfangs: „Jeder Mann, der mit bedecktem Haupte betet oder weissagt,“ womit er andeutet, daß es, wenn er auch mit entblößtem Haupte betet, dabei aber die Haare lang wachsen läßt, ebensoviel sei, als wenn er das Haupt bedeckt hätte. „Denn das Haupthaar,“ sagt er, „dient anstatt des Schleiers. Wenn aber eine Frau sich nicht verschleiert, so mag sie sich scheeren lassen; wenn es aber für eine Frau Unehre ist, die Haare abzuschneiden oder kahl geschoren zu werden, so soll sie sich verschleiern.“ Anfangs verlangt er, daß die Frau (beim Gebet) nicht mit entblößtem Haupte erscheine; in der Folge deutet er an, daß Dieses immer geschehen soll, indem er sagt, „es sei ebensoviel, als wenn sie kahl geschoren wäre;“ und Das sagt er mit Fleiß und ganz absichtlich; denn er sagt nicht, Ne soll bedeckt, sondern verschleiert d. h. ganz sorgfältig verhüllt sein. Er greift sie heftig an und beschämt sie, indem er sie an das Unschickliche erinnert durch die Worte: „Wenn sie sich aber nicht verschleiert, so möge sie sich auch scheeren lassen.“ Er will damit sagen: Wenn du die Bedeckung, welche dir von Gott angewiesen ist, verwirfst, so verwirf auch diejenige, welche die Natur dir gegeben! Wenn aber Jemand einwendet: Wie sollte es denn für das Weib schimpflich sein, wenn sie sich zu der Ehre des Mannes erhebt? so antworten wir: Sie erhebt sich nicht, sondern sinkt von ihrer eigenen Ehre herab; denn das ist keine Erhöhung, sondern Erniedrigung, wenn man seine Schranken überschreitet und die von Gott gegebenen Gesetze nicht achtet. Gleichwie nämlich, wer nach Fremdem gelüstet und raubt, was ihm nicht zukommt, dadurch sich nicht bereichert, sondern sogar an seiner Habe geschädiget wird, wie Dieses im Paradiese der Fall war, so gewinnt auch das Weib nicht die Würde des Mannes, sondern sie verliert auch die Würde des Weibes; und nicht nur Dieses gereicht ihr zur Schande, sondern auch ihre Anmaßung. Nachdem nun Paulus Das aufgegriffen, was für das Weib offenbar schimpflich ist: „Ist es aber für das Weib eine Schande, sich die Haare abschneiden oder sich kahl scheeren zu lassen,“ so setzt er das Seinige bei und sagt: „Sie soll sich verschleiern.“ Er sagt nicht: Sie soll die Haare lang tragen, sondern: „sich verschleiern,“ und beweist sowohl aus Dem, was Vorschrift ist, als aus dem Gegentheil, daß Beides Ein und Dasselbe sei; denn Schleier und Haarwuchs gilt ihm als einerlei; so auch geschoren und unverschleiert sein; „denn“, sagt er, „es ist Ein und Dasselbe, als wäre sie geschoren.“ Fragt aber Einer: Wie ist Das einerlei, wenn die Eine ihre natürliche Hauptbedeckung hat, die Geschorene nicht? so erwidere ich: Weil Jene ihre Kopfbedeckung freiwillig abgelegt hat und das Haupt entblößt trägt; und wenn sie es auch nicht von Haaren entblößt hat, so ist Dieses das Werk der Natur, nicht ihr eigenes. Also hat die Geschorene ein entblößtes Haupt und so auch die Andere. Denn Gott überließ es deßwegen der Natur, des Weibes Haupt zu bedecken, damit das Weib von ihr lerne, sich zu verschleiern. Dann gibt er, wie ich schon öfters erwähnte, auch einen Grund an und redet zu ihnen als zu freien Menschen. Welches ist nun der Grund?

7. Ein Mann soll allerdings sein Haupt nicht verhüllen, weil er Gottes Bild und Ehre ist.

Dazu kommt noch ein anderer Grund; denn nicht allein darum darf er sein Haupt nicht bedecken, weil er Christum zum Oberhaupt hat, sondern auch weil er dem, Weibe gebietet. Der Fürst, der zum Könige geht, muß die fürstlichen Abzeichen an sich tragen. Sowie also kein Fürst ohne Gürtel und Staatskleid vor Dem zu erscheinen wagt, der die Krone trägt, so sollst auch du nicht ohne das Zeichen deiner Herrschaft, welche durch Entblößung des Hauptes sinnbildlich dargestellt wird, zu Gott beten, damit du nicht dich und Den, der dich geehrt hat, beschimpfest. Das Nämliche gilt auch von der Frau; denn auch diese beschimpft sich, wenn sie nicht das Zeichen der Unterwürfigkeit an sich trägt. „Das Weib aber ist die Ehre des Mannes.“ Natürlich gebührt also die Herrschaft dem Manne. Nachdem er diesen Ausspruch gethan, führt er wieder andere Gründe und Ursachen an und erwähnt der ersten Schöpfung mit den Worten:

8. Denn nicht ist der Mann aus dem Weibe, sondern das Weib aus dem Manne.

Wenn aber schon das Sein aus Jemandem Dem zur Ehre gereicht, aus dem man ist, um wie viel mehr das Ähnlichsein?

9. Denn der Mann ist nicht um des Weibes willen, sondern das Weib um des Mannes willen geschaffen.

Das ist nun wieder ein zweiter, ja ein dritter und vierter Vorzug des Mannes vor dem Weibe. Erstens: Christus ist unser Oberhaupt, wir aber das des Weibes. Zweitens: wir sind Gottes Ehre, das Weib aber unsere Ehre. Drittens: wir sind nicht aus dem Weibe, sondern das Weib aus uns. Viertens: wir sind nicht um des Weibes willen, sondern das Weib um unsertwillen geschaffen.

10. Deßhalb soll das Weib eine Gewalt haben auf dem Haupte.

„Deßhalb;“ sage mir, warum denn? Wegen all der angegebenen Gründe und dann auch „wegen der Engel“. Er will sagen: Wenn du den Mann verachtest, so ehre doch die Engel!

1: Das Zeichen (Symbol) einer über ihr stehenden Gewalt, also der Herrschaft des Mannes. S. V. 4. [/blocksatz]
Homilien über den ersten Brief an die Korinther V hat geschrieben:
Das Haupt bedecken ist also ein Zeichen, daß man unterwürfig sei und unter der Oberherrschaft stehe; denn es bewirkt, daß man bescheiden und sittsam vor sich hinblicke und seine Tugend bewahre. Die Tugend und die Ehre Desjenigen, der einem Andern Unterthan ist, besteht darin, daß er im Gehorsam verharre. Der Mann braucht Das nicht zu thun, denn er ist das Bild seines Herrn, wohl aber das Weib und zwar von Rechts wegen. Bedenke also, wie groß die Übertretung ist, wenn du, einer so hohen Ehre gewürdigt, dich selbst schändest, indem du dir den Anzug eines Weibes anmaßest! Es ist Das ebensoviel, als wenn du eine Krone empfangen hättest und diese dir vom Haupte reissen und statt derselben ein Sklavenkleid anlegen wolltest.

11. Übrigens ist weder ein Mann ohne Weib, noch ein Weib ohne Mann im Herrn.

Er hatte dem Manne dadurch einen großen Vorzug eingeräumt, daß er sagte, das Weib sei aus ihm, seinetwegen und unter ihm; um nun aber die Männer nicht über Gebühr zu erheben und die Weiber nicht zu sehr herabzusetzen, — sieh’, wie er die Sache zurechtlegt, indem er sagt: „Übrigens ist weder ein Mann ohne Weib noch ein Weib ohne Mann im Herrn. “ Er will sagen: Schaue mir nicht nur auf den ersten Ursprung und jene Bildung des Weibes; denn betrachtet man, wie sich nachher die Entstehung verhält, so müßte man sagen, Eines sei des Andern Urheber, oder eigentlich: Nicht Eines ist des Andern Urheber, sondern Gott ist der Urheber Aller; darum sagt er: „Übrigens ist weder ein Mann ohne Weib, noch ein Weib ohne Mann im Herrn.“

12. Denn sowie das Weib aus dem Manne ist, so ist der Mann durch das Weib.

Er sagt nicht: aus dem Weibe, wohl aber: „aus dem Manne;“ denn dieser Vorzug bleibt ihm noch unangefochten. Allein diese richtige Rangordnung ist nicht des Mannes, sondern Gottes Sache; darum fügt er bei: „Alles aber ist aus Gott.“ Wenn aber Alles von Gott ist, so gehorche, wenn er gebietet, und sei nicht widerspenstig!

13. Beurtheilt es für euch selbst: Ist es schicklich, daß ein Weib unverhüllt zu Gottbete?

Hier macht er sie selbst wieder zu Richtern über den Gegenstand, von dem er spricht, wie er es auch in Bezug auf die Götzenopfer gethan; denn dort spricht er: „Urtheilet selbst über Das, was ich sage!“ und hier: „Beurtheilet es für euch selbst!“ womit er hier etwas Schrecklicheres andeutet; denn er will damit sagen, daß der Schimpf hier auf Gott falle. Er spricht nun das nicht so geradezu, sondern in milder und verdeckter Weise aus: „Ist es denn schicklich, daß ein Weib unverhüllt zu Gott bete?“

14. 15. Lehrt euch nicht die Natur selber, daß, wenn ein Mann das Haar lang trägt, es ihm zur Unehre ist, wenn aber das Weib das Haar lang trägt, es ihr zur Zierde gereicht? Denn das Haar ist ihr statt eines Schleiers gegeben.

Wie er immer seine Gründe aus dem täglichen Leben hernimmt, so auch hier aus dem allgemeinen Brauche; und dadurch beschämt er sie tief, daß er ihnen erst beibringen soll, was sie von dem allgemeinen Brauche lernen konnten; denn Dieses und Ähnliches ist selbst den Barbaren bekannt. Und siehe, wie er sich überall scharf treffender Worte bedient! „Jeder Mann, welcher betet mit bedecktem Haupte, schändet sein Haupt;“ und wieder: „Wenn es aber für eine Frau Unehre ist, die Haare abzuschneiden oder kahl geschoren zu werden, so soll sie sich verschleiern;“ und hier neuerdings: „Dem Manne ist es Unehre, das Haar lang wachsen zu lassen; wenn aber das Weib das Haar lang trägt, so gereicht es ihr zur Zierde, weil ihr das Haar als Schleier gegeben ist.“Wenn aber das Haar ihr statt eines Schleiers gegeben ist, warum soll sie denn noch einen andern Schleier tragen? Um nicht nur der Natur gemäß, sondern auch aus freiem Willen ihre Unterthänigkeit zu bekennen. Die Natur hat dich zuerst angewiesen, dein Haupt zu bedecken. Thue nun auch das Deinige dazu, damit es nicht scheine, als wolltest du die Gesetze der Natur umstoßen; denn es wäre eine große Unverschämtheit, nicht nur gegen uns, sondern auch gegen die Natur anzukämpfen. Daher spricht Gott, indem er über die Juden klagt: „Deine Söhne und deine Töchter hast du getödtet; Dieses geht über alle deine Greuel.“1 So schärft auch Paulus, indem er die Unzüchtigen unter den Römern angreift, seine Anklage dadurch, daß er sagt, jener Genuß sei nicht nur gegen Gottes Gebot, sondern widernatürlich: „Denn sie vertauschten den naturgemäßen Gebrauch mit dem Gebrauche, der wider die Natur ist.“2 Darum führt er auch hier dieselbe Sprache und zeigt, daß er keine eigentliche Neuerung einführen wolle, und daß bei den Heiden Alles eine unnatürliche Neuerung sei. Dasselbe bewies auch Christus mit den Worten: „Alles, was ihr wollet, daß euch die Leute thun sollen, Das thut auch ihr ihnen,“ 3— um zu zeigen, daß er nichts Neues einführe.

16. Wenn aber Jemand streitsüchtig sein will, — wir haben diesen Gebrauch nichtund auch nicht die Kirche Gottes.

Es ist also Zanksucht, und nicht Vernunft, wenn man hier widersprechen will. Übrigens mildert er aber auch auf diese Weise den Vorwurf, nachdem er sie vorerst gewaltig beschämt hat; und Das verschaffte der Rede größern Eindruck. Denn wir, sagt er, haben diese Sitte nicht, daß wir zanken und streiten und uns widerspenstig erweisen. Er bleibt aber dabei nicht stehen, sondern fügt bei: „Auch nicht die Kirche Gottes,“ wodurch er anzeigt, daß sie im Falle der Widersetzlichkeit mit der ganzen Welt im Widerspruche stehen. Allein wenn sich die Korinther auch damals widersetzten, so hat doch jetzt der ganze Erdkreis diese Vorschrift angenommen und befolgt; so groß ist die Macht des Gekreuzigten.

1: Ezech. 16, 21.
2: Röm. 1, 26.
3: Matth. 7, 12.
(Hervorhebungen [Fettdruck] von mir.)

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christian12
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von christian12 »

Bzgl. "wegen der Engel" (1 Kor 11,10): Vielleicht ist auch einfach gemeint, dass die unverhüllten Haare der Frauen die Engel, von denen Paulus annimmt, dass sie während des Gottesdienstes dabei sind, mehr reizen mit diesen durchzubrennen. Vgl. Gen 6,1f.

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Peregrin
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Re: Schleier/Mantilla (im Gottesdienst)?

Beitrag von Peregrin »

christian12 hat geschrieben:Bzgl. "wegen der Engel" (1 Kor 11,1): Vielleicht ist auch einfach gemeint, dass die unverhüllten Haare der Frauen die Engel, von denen Paulus annimmt, dass sie während des Gottesdienstes dabei sind, mehr reizen mit diesen durchzubrennen. Vgl. Gen 6,1f.
Vgl. auch http://www.kreuzgang.org/viewtopic.php?p=25716#p25716
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

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