Seelsorge - was heißt das?

Allgemein Katholisches.
Raimund J.
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Seelsorge - was heißt das?

Beitrag von Raimund J. »

(sollte den geschätzten Moderatoren der Beitrag an anderer Stelle geeigneter scheinen, dann bitte einfach an einen anderen Thread anhängen)

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz hat sich laut einem Bericht vom Katholikentag für Frauen als Seelsorgerinnen ausgesprochen.
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat sich für Seelsorgerinnen in der katholischen Kirche ausgesprochen. Die Seelsorge sei nicht nur Sache der Priester, sondern auch „anderer Dienste“, sagte Zollitsch am Samstag auf dem Katholikentag in Osnabrück vor Journalisten. Viele Priester schätzten es, Seelsorge im Team auszuüben.

Wenn Frauen als Seelsorgerinnen tätig seien, könne dies auch eine Antwort auf den Priestermangel in der katholischen Kirche sein, sagte Zollitsch. Er gehe davon aus, dass die Verbindung von Ehelosigkeit und Priestertum nicht fallen werde, fügte der Freiburger Erzbischof hinzu. Er sei realistisch und wolle daher ein Konzept vorlegen, dass die Seelsorge auch andere Personen als geweihte Priester machen.

Es gelte zu entdecken, „dass Seelsorge Aufgabe mehrerer ist“, sagte Zollitsch am Samstag beim Katholikentag in Osnabrück. Nicht zuletzt aufgrund des Priestermangels sei die Zeit der Gemeinde „im alten Stil“ vorbei.
Sollte diese Nachricht nicht im Rauschen des Katholikentages untergehen, werden wieder alle möglichen Gruppierungen aus diesen Worten Ansprüche ableiten: Vom Frauenpriestertum über die Laienpredigt und Laientaufe, Wort-Gottes-Feiern u.s.w. Daher stellt sich die Frage:

Was versteht die Kirche unter dem Begriff "Seelsorge"?

Früher (z.B. in einem Zitat vom Bischof Stangl) hiess es immer von den Bischöfen: "Ein Priester kann nur durch einen Priester ersetzt werden". Bedeuten diese Worte des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz einen Sinneswandel? Warum soll die "Gemeinde im alten Stil" aufgegeben werden?
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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

Seelsorge umfaßt meiner Meinung nach auch Gespräche, Besuche usw. Warum soll das ein Laie nicht tun können? Im Gegenteil braucht die Pfarre für diese Besuchsdienste meistens doch jede Hilfe, die sie kriegen kann.
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Linus
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Beitrag von Linus »

Geistliche Begleitung (die nicht mit dem Sakrament der Beichte zu verwechseln ist, diie Sakramentsspendung ist und bleibt dem geweihten Stand vorbehalten) kann natürlich auch durch selbst in geistlicher Begleitung und im Gebetsleben stehenden Personen erfolgen.

Der Geweihte ist in erster Linie zur Verwaltung der Sakramente da, in zweiter zur Katechese und erst in dritter zur Begleitung.

Seelsorge heißt: Sicherstellen, daß die Anvertraute Seele (samt wiederaufgerstandenem Leib) wenn die Zeit gekommen ist, bei Gott ist. Ne arg verantwortungsvolle Aufgabe.
"Katholizismus ist ein dickes Steak, ein kühles Dunkles und eine gute Zigarre." G. K. Chesterton
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »


Zur Seelsorge gehört natürlich auch die Katechese. Dafür bieten
sich Laien förmlich an. (Ähm, sagen wir besser: Es bietet sich an,
nach Möglichkeit auch Katechisten aus dem Laienstande zu neh-
men; Laien, die sich wie sauer Bier anbieten, sollte man besser
nicht nehmen.)
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Linus
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Beitrag von Linus »

Man sollte da vielleuicht zwischen Seelsorge ieS (also Einzel oder Ehepaarseelsorge) und iwS (Gruppe) unterscheiden. Katechese hat für mich eher einen Gruppencharakter...
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Was hat eine Gruppe mit In-Witro-Semination zu tun???
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Linus
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Beitrag von Linus »

:hmm: iwS im weitesten Sinne. Seelsorge ist was, das ziemlich individuell zugeschnitten ablaufen muß. ich halte 2 für die Maximalgröße für tatsächliche Seelsorge. alles andere hat rein (be)lehrenden Charakter, da da die vertraute Zwiesprachemöglichkeit schlicht abgeht.
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Raphaela
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Beitrag von Raphaela »

Je, nachdem, bei wem ich mich vorgestellt habe, als ich als Gemeindereferntin gearbeitet habe, stellte ich mich auch als Seelsorgerin vor.
Für viele ist das Wort "GemeindereferentIn" irreführend. Die bringen es mit der Kommune in Verbindung und stellen sich darunter jemanden vor, der dort in der Verwaltung arbeitet.
Kein Witz! Ist mir wirklich öfters passiert.

Es geht darum, aus welchen Gründen man sich "SeelsorgerIn" nennt.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Man muss sich nur entscheiden, ob man die Dienste von Laien in der Seelsorge als eigene Aufgaben des Laienstandes ansieht oder als letzlich vom priesterlichen Dienst abgeleitet. Das heißt, erfüllen die Laien ihnen eigene Aufgaben oder verteten sie nur den Priester, der sich um andere Dinge kümmert.

Je nachdem wie man sich da entscheidet, können die Laien ja auch mit einem ganz anderen Anspruch an die Sache rangehen. Das würde letztlich dann soweit gehen, dass sie sich in der konkreten Ausgestaltung nicht einmal den Weisungen des Priesters beugen müssten.
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ad_hoc
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Registriert: Mittwoch 14. Januar 2004, 12:14

Beitrag von ad_hoc »

Seelsorger oder Seelsorgerin sollte keinefalls ein zusätzlicher Titel oder eine weitere Bezeichnung für Pfarr- und Gemeindeassistenten/Innen und ähnliches sein. Das ist die eigentliche Verfälschung.

Gruß, ad_hoc
quidquid cognoscitur, ad modum cognoscentis cognoscitur (n. Thomas v. Aquin)

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