Gewaltlosigkeit

Allgemein Katholisches.
Kurt
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Re: Tut nichts

Beitrag von Kurt »

sofaklecks hat geschrieben:dann kann ich die Tinte nicht halten.

Und es ärgert mich, dass ich dann für eine entsprechende Antwort auf so einen Beitrag den Hinweis erhalte, Ironie sei hier fehl am Platze
Anstatt mit Ironie auf Beiträge zu reagieren und Dich zu ärgern würde mich Deine Meinung zur Sache interessieren:

Wie deutest Du die Stellen in der Bibel, in denen es zu Gewaltszenen kommt, oder in denen die Anwendung physischer Eingriffe zwecks Einflußnahme auf das Geschehen thematisiert werden und wie bringst Du sie mit jenem Pazifismus in Einklang, der insbesondere in den letzten Jahren Einzug in die Kirche genommen hat.
Weckt nicht vielmehr das in Dir den Widerspruch?

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Danke, Kurt. Ich meine, hier ist noch keine befried(ig)ende Äußerung niedergeschrieben worden.
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

sofaklecks
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Klartext

Beitrag von sofaklecks »

Klartext:

1.
Der Satz "Offenbar war es für Jesus und die Jünger nichts besonderes, schwer bewaffnet (Schwert) herumzulaufen und auch Gebrauch davon zu machen" ist derartiger Unfug, dass man darauf nur mit Ironie antworten kann. Wie sonst soll man zu so etwas absolut Hirnrissigem sachlich Stellung nehmen? Man zeige mir eine ernstzunehmende Darstellung von Jesus mit seinen Jüngern in schwerer Bewaffnung oder eine Bibelstelle, in denen er das von ihm gelehrt oder gefordert wird.

2.
Wenn ich in letzter Zeit lese, wie hier mit einzelnen Stellen aus der Bibel die Gewaltbereitschaft belegt und verteidigt wird, dann wird mir schlicht übel. Dann bin ich versucht, in das Lager derer überzuwechseln, die auf dem Standpunkt stehen, mit der Bibel lasse sich alles belegen, auch der Aufruf zurm Völkermord.

3.
Alle Versuche, die Haltung Christi und seine Lehre mit punktuellen Zitaten zu konterkarieren sind ein Verrat an seiner Lehre.

Alle Versuche, mit Belegen aus dem alten Testament diese Lehre zu konterkarieren, sind wegen der Überwindung der Methode "Auge um Auge" durch Christus im Ansatz falsch. Zum alten Testament zähle ich auch Johannes den Täufer.

4.
Vielmehr ist die Bibel vom Christen stets im Hinblick auf die gesamte Lehre Christi zu lesen. Aus ihr ergibt sich eine generelle Verurteilung der Gewalt als Mittel zur Durchsetzung eigener Ziele. Ausnahmen davon müssen gerechtfertigt werden. Notwehr und Nothilfe im angemessenen Umfang zählen m.E. dazu. Die Ausgestaltung der Botschaft Christi insoweit obliegt der Kirche, wobei die Kirche Bestandteil der jeweiligen Kultur ist mit der Aufgabe, sie im Hinblick auf diese Botschaft zu verändern.

5.
Die beliebige Anpassung an gesellschaftliche Strömungen stellt eine grosse Gefahr für die Kirche dar. Eine mindestens ebenso so grosse Gefahr besteht darin, sie erstarren lassen, ja sogar zu angeblich besseren früheren Zeiten zurückführen zu wollen, in denen mit diesen Zitaten Gewalt nicht nur gebilligt, sondern gepredigt wurde.

6.
Diese Stellen waren Beleg für die Bekämpfung Andersdenkender mit Feuer und Schwert. Sie belegten wechselseitig die Untaten des Dreissigjährigen Krieges, immer begangen von Christen gegen Christen, die sich auf dasselbe Neue Testament beriefen. Kein Wunder, dass da einige Vernünftige auf den Gedanken kamen, dass da was nicht stimmen kann. Dieses Beharren darauf, die Bibel rechtfertige die Anwendung von Gewalt war Ursprung der Aufklärung und solange diese Rechtfertigung so erfolgt, wird jede Kirche sich mit dem Hinweis auf den Widerspruch zur Lehre Christi auseinanderzusetzen haben.

sofaklecks
Zuletzt geändert von sofaklecks am Donnerstag 2. Oktober 2008, 12:15, insgesamt 1-mal geändert.

Gerhard
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Re: Klartext

Beitrag von Gerhard »

sofaklecks hat geschrieben:Wenn ich in letzter Zeit lese, wie hier mit einzelnen Stellen aus der Bibel die Gewaltbereitschaft belegt und verteidigt wird, dann wird mir schlicht übel.
Lieber sofaklecks,

wer verteidigt die Gewaltbereitschaft in diesem Forum? Es muss aber erlaubt sein, Fragen zu stellen. Hier geht es um das rechte Verständnis von Gewaltlosigkeit.

Diese Überlegungen sind für mich lohnende Investitionen in die Zukunft unserer Kirche.


lg
Gerhard
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sofaklecks
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Aha

Beitrag von sofaklecks »

Ach so,

der bewusste Satz

"Offenbar war es für Jesus und die Jünger nichts besonderes, schwer bewaffnet (Schwert) herumzulaufen und auch Gebrauch davon zu machen"

ist keine Verteidigung der Gewaltbereitschaft.

Er fördert vielmehr das rechte Verständnis der Gewaltlosigkeit und ist eine lohnende Investition in die Zukunft unserer (man beachte das Possesivpronomen) Kirche.

Ja dann!

sofaklecks, müde

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Bitte Ironie mit Emoticon kennzeichnen - sonst wird der Unterschied nicht deutlich.

Ich kann mich nicht erinnern, dass davon berichtet wird, dass Jesus von Nazareth schwer bewaffnet herumgelaufen ist.
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sofaklecks
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Eben

Beitrag von sofaklecks »

Eben, ich auch nicht.

Und der Bitte werd ich nicht entsprechen. Meine Ironie braucht keine zeichenmässige Hervorhebung.

Da troll ich mich lieber.

sofaklecks

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Mit einer Hervorhebung würde es deutlich und die Gefahr eines Missverständnisses würde minimiert.

Wir sind alle Sünder, weißt du doch!
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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Warum streitet Ihr Euch um Worte, die uralt, längst nicht mehr im Original vorhanden sind und immer, wie alle heiligen Texte dieser Welt, interpretierbar sind.

Es geht doch viel mehr um die eigene innere Einstellung zur Gewalt. Schaut Euch die Ehen im Umfeld an, Gewalt wird immer dann eingesetzt, wenn sich jemand schwach fühlt und nicht mehr argumentieren kann, will.

Wer innerlich wirklich stark ist braucht keine Waffen.

Pierre, der dies nicht ironisch meint.
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Lieber Pierre,

wir unterhalten uns, weil die Situation das erfordert.


lg
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HeGe
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Beitrag von HeGe »

pierre10 hat geschrieben:Warum streitet Ihr Euch um Worte, die uralt, längst nicht mehr im Original vorhanden sind und immer, wie alle heiligen Texte dieser Welt, interpretierbar sind.
Weil es die Worte der Bibel sind, Grundlage unseres Glaubens.
- Nutzer nicht regelmäßig aktiv. -

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Nur Heilige legen die heilgen Worte richtig aus.
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Kurt
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Re: Klartext

Beitrag von Kurt »

sofaklecks hat geschrieben:Klartext:

1.
Der Satz "Offenbar war es für Jesus und die Jünger nichts besonderes, schwer bewaffnet (Schwert) herumzulaufen und auch Gebrauch davon zu machen" ist derartiger Unfug, dass man darauf nur mit Ironie antworten kann. Wie sonst soll man zu so etwas absolut Hirnrissigem sachlich Stellung nehmen? Man zeige mir eine ernstzunehmende Darstellung von Jesus mit seinen Jüngern in schwerer Bewaffnung oder eine Bibelstelle, in denen er das von ihm gelehrt oder gefordert wird.

2.
Wenn ich in letzter Zeit lese, wie hier mit einzelnen Stellen aus der Bibel die Gewaltbereitschaft belegt und verteidigt wird, dann wird mir schlicht übel. Dann bin ich versucht, in das Lager derer überzuwechseln, die auf dem Standpunkt stehen, mit der Bibel lasse sich alles belegen, auch der Aufruf zurm Völkermord.

3.
Alle Versuche, die Haltung Christi und seine Lehre mit punktuellen Zitaten zu konterkarieren sind ein Verrat an seiner Lehre.

Alle Versuche, mit Belegen aus dem alten Testament diese Lehre zu konterkarieren, sind wegen der Überwindung der Methode "Auge um Auge" durch Christus im Ansatz falsch. Zum alten Testament zähle ich auch Johannes den Täufer.

4.
Vielmehr ist die Bibel vom Christen stets im Hinblick auf die gesamte Lehre Christi zu lesen. Aus ihr ergibt sich eine generelle Verurteilung der Gewalt als Mittel zur Durchsetzung eigener Ziele. Ausnahmen davon müssen gerechtfertigt werden. Notwehr und Nothilfe im angemessenen Umfang zählen m.E. dazu. Die Ausgestaltung der Botschaft Christi insoweit obliegt der Kirche, wobei die Kirche Bestandteil der jeweiligen Kultur ist mit der Aufgabe, sie im Hinblick auf diese Botschaft zu verändern.

5.
Die beliebige Anpassung an gesellschaftliche Strömungen stellt eine grosse Gefahr für die Kirche dar. Eine mindestens ebenso so grosse Gefahr besteht darin, sie erstarren lassen, ja sogar zu angeblich besseren früheren Zeiten zurückführen zu wollen, in denen mit diesen Zitaten Gewalt nicht nur gebilligt, sondern gepredigt wurde.

6.
Diese Stellen waren Beleg für die Bekämpfung Andersdenkender mit Feuer und Schwert. Sie belegten wechselseitig die Untaten des Dreissigjährigen Krieges, immer begangen von Christen gegen Christen, die sich auf dasselbe Neue Testament beriefen. Kein Wunder, dass da einige Vernünftige auf den Gedanken kamen, dass da was nicht stimmen kann. Dieses Beharren darauf, die Bibel rechtfertige die Anwendung von Gewalt war Ursprung der Aufklärung und solange diese Rechtfertigung so erfolgt, wird jede Kirche sich mit dem Hinweis auf den Widerspruch zur Lehre Christi auseinanderzusetzen haben.

sofaklecks
Bis auf einige unsachliche Ausreißer ist Deiner Darstellung ja nicht zu widersprechen. Denn niemand hat im Verlauf der Diskussion behauptet:

"In der Bibel gibt es Gewaltdarstellungen, also ist Gewalt christlich"

Es wurde lediglich behauptet:

"- Es gibt Gewaltdarstellungen in der Bibel (mit zwei Zitaten untermauert);
- Die Bibel besteht nicht nur aus der Bergpredigt, sondern ist als Ganzens zu lesen, also auch inkl. der Gewaltdarstellungen (was Du ja bestätigst)
- Pazifismus lässt sich deshalb nicht mit der Bibel begründen".

Das heisst weder, dass Pazifismus schlecht ist, genausowenig, dass Gewalt gut ist. Nur: Die Bibel gibt es nicht her.
Hilfreicher ist das schon die lehramtliche Auslegung und insbesondere die Friedensinitiative Papst Benedikts XV.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Lieber Kurt,

danke für den Link. Es hat ja dann doch noch lange gehört, bis die Völker auf diese eindringliche Mahnung gehört haben und es musste erst der totale Zusammenbruch im Jahr 1945 geschehen, bevor Deutschland sich befriedete.

Hier haben wir es aber mit einer sehr extremen Form ("Metztelei") von Gewalt zu tun - was ist mit der alltäglichen Gewalt, Mobbing, üble Nachrede, Verleumdung, Nichtachtung; täglich begegnen wir diesem Bösen, in der Familie, der Schule, der Arbeitsstelle.

Was machen wir, wenn ein Vater seine Kinder anbrüllt, weil diese mal wieder nicht hören wollen? Schreiten wir ein, wenn eine Mutter ihrem Sohn an der Supermarktkasse einen Klaps auf den Po gibt? Ich meine, hier ist noch viel im Argen und unklar, was dann in Konsquenz dazu führt, dass nichts unternommen wird.

Hier würde ich mir mehr wohlgemeinte Ratschläge meiner Kirche wünschen. Aber vielleicht habe ich nur noch nich gut genug gesucht. Ich bin für Hilfe dankbar.


lg
Gerhard
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Idiota
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Beitrag von Idiota »

Lieber Kurt,
ich möchte kurz noch einmal auf die Bibelzitate zurückkommen:
Jesus sagt (Lk 22,3) und dann (Lk 22,49f).
Ich verstehe das so:
Wir sollen friedfertig sein, aber durch Schutzlosigkeit (Opferrolle) den Gegner nicht zur Gewaltanwendung verleiten.
Ich kreise um Gott den uralten Turm und ich kreise ...

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pierre10
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Beitrag von pierre10 »

Gerhard hat geschrieben:
Was machen wir, wenn ein Vater seine Kinder anbrüllt, weil diese mal wieder nicht hören wollen? Schreiten wir ein, wenn eine Mutter ihrem Sohn an der Supermarktkasse einen Klaps auf den Po gibt? Ich meine, hier ist noch viel im Argen und unklar, was dann in Konsquenz dazu führt, dass nichts unternommen wird.


lg
Gerhard
Lieber Gerhard,

hier zum Thema eine kleine Geschichte aus meinem Leben:

Die Geschichte mit dem Lächeln.

Vor vielen Jahre führte mich mein Beruf einmal in der Woche nach Paris.

An einem wunderschönen Sommerabend spazierte ich die Champs Elysées hinauf, auf der rechten Seite Richtung Arc de Triomphe, also auf der Sonnenseite, da wo immer richtige Menschenmassen auf und ab flanieren, manchmal auch eilig rennen.

Ich hatte an diesem Abend eine wunderschöne Stimmung in mir, meine Besprechungen waren gut gelaufen, alles war schön in mir.

Auf einmal merkte ich, dass die Menschen, die mir entgegen kamen, mich fast umrannten. Ich hatte richtig Mühe vorwärts zu kommen, manche stießen mich sogar an, wie es in einem Gedränge nun mal vorkommt.

Da stellte ich mir die Frage, ob meine innere, heitere Stimmung damit zu tun haben kann. Keine einfache Frage!!

Da fiel mir ein, dass ich mich am Vortage über einen Mitarbeiter geärgert hatte. Ich ließ diese Wut wieder in mir hochkommen und siehe da, die Menschen um mich herum kamen deutlich weniger nah an mich heran. Dabei bemühte ich mich, diese Wut nach außen nicht zu zeigen. Aber ob ich nach rechts oder links ging, immer hatte ich mehr als einen Meter Platz vor mir.

Dann ließ ich die Wut fallen, kam wieder zurück zu diesem herrlichen Sommerabend, freute mich auf ein gutes Essen mit lieben Freunden.... und schon waren die Passanten wieder dicht um mich herum. Meine Stimmung war ausgeglichen, ja glücklich, das mussten die Menschen gespürt haben. Denn mein Lächeln war für viele (bei dem Bart) kaum erkennbar, sie schauten mich auch nicht an, es muss an der Ausstrahlung gelegen haben.

Seit dieser Zeit nutze ich das Lächeln als Geschenk an die Menschen um mich herum.

Lieber Gerhard,

damit will ich darauf hinweisen, dass wir meist aus Schwäche heraus tätlich werden, aus der Stärke aber Liebe entstehen kann. Und Menschen werden von der auch nur unterschwellig gefühlten Liebe angezogen.

Liebe Gedanken an Dich
von Pierre, der sich auf das Treffen heute Abend mit Kreuzgänglern in Colmar freut.
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Idiota hat geschrieben:Lieber Kurt,
ich möchte kurz noch einmal auf die Bibelzitate zurückkommen:
Jesus sagt (Lk 22,3) und dann (Lk 22,49f).
Ich verstehe das so:
Wir sollen friedfertig sein, aber durch Schutzlosigkeit (Opferrolle) den Gegner nicht zur Gewaltanwendung verleiten.
Kann jemand noch einmal auf meine Einlassungen antworten? Abschweifen gilt nicht :nein:

Kann der christliche Frieden nicht auch eine Form der Gewalt beinhalten? Es geht ja immerhin um Missio(n).
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Clementine
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Beitrag von Clementine »

Gerhard hat geschrieben:Nur Heilige legen die heilgen Worte richtig aus.
Wo hast Du das denn her??

Wenn dem so wäre, wären wir echt arm dran, denn dann hätten wir AKTUELL niemanden, der uns die heilige Schrift richtig auslegen könnte. Wir müssten immer warten, bis jemand heilig gesprochen wurde und dann schauen: was hat der Heilige vor XX Jahren (gerne auch mal in der Dimension von Jahrhunderten) zur Schriftauslegung gesagt? Immer in der Hoffnung, dass es dazu noch Aufzeichnungen gibt.

Natürlich gibt es auch lebende Heilige. Nur, von denen wissen wir ja nicht, ob sie heilig sind (gerade ja auch, da Heiligkeit wohl eher "im verborgenen blüht"). Damit wüssten wir nach Deiner Aussage auch nicht, ob sie die heilige Schrift "richtig auslegen".

Schwierig insbesondere wenn man bedenkt, dass kein Mensch über seinen eigenen Gnadenzustand Bescheid weiss.

Den Auftrag, die heilige Schrift auszulegen, haben ja auch nicht alle Menschen - somit auch nicht alle Heiligen.

Des Weiteren sind die Heiligen nicht unfehlbar. Die Unfehlbarkeit hat nach katholischen Verständnis lediglich der Papst unter bestimmten Voraussetzungen. Seine persönliche Heiligkeit ist jedoch nicht Bestandteil dieser Voraussetzungen.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Clementine hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Nur Heilige legen die heilgen Worte richtig aus.
Wo hast Du das denn her?
Von Joseph Ratzinger. Können wir uns jetzt wieder mit dem Thema "Gewaltlosigkeit" beschäftigen?
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Raphael

Beitrag von Raphael »

Gerhard hat geschrieben:
Clementine hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Nur Heilige legen die heilgen Worte richtig aus.
Wo hast Du das denn her?
Von Joseph Ratzinger. Können wir uns jetzt wieder mit dem Thema "Gewaltlosigkeit" beschäftigen?
Das Christentum ist keine gewaltlose und/oder gewaltfreie Religion!


Das fängt schon mit der Kreuzigung auf Golgatha an als der eine Gott dahingemordet wurde, obwohl er die Botschaft der Liebe in die Welt gebracht hatte.

Solange bis ER wiederkommt wird diesem Zeichen widersprochen werden; auch mit Gewalt!

Darüberhinaus empfiehlt auch Jesus die Anwendung von Gewalt:
Wenn dich deine Hand oder dein Fuß zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Es ist besser für dich, verstümmelt oder lahm in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen und zwei Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden.
Und wenn dich dein Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Es ist besser für dich, einäugig in das Leben zu gelangen, als mit zwei Augen in das Feuer der Hölle geworfen zu werden.

(Matthäus 18, 8 f.)

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Wie sieht die Exegese heute diese Stelle?
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Raphael

Beitrag von Raphael »

Gerhard hat geschrieben:Wie sieht die Exegese heute diese Stelle?
Wie siehst Du diese Stelle?

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

No comment. ;)
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Raphael

Beitrag von Raphael »

Gerhard hat geschrieben:No comment. ;)
Feigling! :P

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

In dieser Situation gerne. :D
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sofaklecks
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Auslegung

Beitrag von sofaklecks »

Mit diesem Hinweis verlangt die Bibel die (Selbst-) Kastration pädophiler oder homosexueller Männer.

Nein, ernsthaft:

Den Satz wörtlich und als Verteidigung der Gewalt zu verstehen ist unsinnig: Nicht Auge und Hand (oder ein anderer Körperteil) verursacht das Ärgernis, sondern unser Denken.

Der Satz ist kein Aufruf zur Selbstverstümmelung, sondern m. E. eine Aufforderung, das Leben radikal auf das Jenseits, nein falsch, auf das im Hinblick auf das ewige Leben richtige Verhalten im Diesseits auszurichten. Ein provokativ formulierter Aufruf zu christlicher Radikalität im eigenen Denken und Handeln.

sofaklecks

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Sollen wir uns hier weiter über Bibelstellen unterhalten, wenn auf dieser Welt ungestraft Sakrilegien begangen werden?

Hier ist der geballte Protest der Kreuzgangster nötig. Gerne auch mit einer Form der Gewalt (viewtopic.php?t=8262&highlight=).

Ich bin jetzt etwas entsetzt über das Verhalten von Ecce homo. Tut mir leid :cry: Eine Form von Gewalt ...
Zuletzt geändert von Gerhard am Freitag 3. Oktober 2008, 23:18, insgesamt 2-mal geändert.
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Kurt
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Beitrag von Kurt »

Idiota hat geschrieben:Lieber Kurt,
ich möchte kurz noch einmal auf die Bibelzitate zurückkommen:
Jesus sagt (Lk 22,3) und dann (Lk 22,49f).
Ich verstehe das so:
Wir sollen friedfertig sein, aber durch Schutzlosigkeit (Opferrolle) den Gegner nicht zur Gewaltanwendung verleiten.
Christus ist ja das Opfer, und Lk 22,3 weist ja genau auf den hin, der die Schutzlosigkeit durch Gewalt ausnutzt: Satan.

Hier geht es in der Diskussion aber weniger um die Passionsgeschichte Christi (die zwar von Gewalt bestimmt ist, nämlich durch Satans Handeln), sondern um die Annahme, Christi Jünger seien frühe Pazifisten, die niemals eine Waffe in die Hand genommen hätten.
Beide Handlungsstränge sollten schon streng von einander unterschieden werden.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Kurt, die Frage ist doch vielmehr, toleriert die Kirche Gewalt? Toleriert sie auch Gewalt in der extremsten Form, der Tötung eines Menschen? Vielleicht sollte ich Bischof Mixa fragen, wenn unsere kleine Gemeinschaft hier keine Antwort findet.

Der Respekt vor dem Leben muss allerhöchste Priorität haben. Dafür bete ich!

http://www.vaticanradio.org/ted/Articolo.asp?c=201154

Gute Nacht!
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

Raphael

Beitrag von Raphael »

Gerhard hat geschrieben:Kurt, die Frage ist doch vielmehr, toleriert die Kirche Gewalt?
Also war Deine Frage eher rhetorisch gemeint?
Gerhard hat geschrieben:Toleriert sie auch Gewalt in der extremsten Form, der Tötung eines Menschen?
Auch die Frage wurde schon beantwortet.
Es kann Fälle der gerechtfertigten Tötung eines Menschen geben: Nowehr und/oder Nothilfe!
Außerdem sei auf die "Lehre vom gerechten Krieg" verwiesen."
Gerhard hat geschrieben:Vielleicht sollte ich Bischof Mixa fragen, wenn unsere kleine Gemeinschaft hier keine Antwort findet.
Wieso hat da Bischof Mixa eine besondere Autorität in dieser Sachfrage?
Gerhard hat geschrieben:Der Respekt vor dem Leben muss allerhöchste Priorität haben. Dafür bete ich!
Ich würde aus meinem Glauben heraus dem Schöpfer des Lebens da eine Vorrangstellung einräumen.

Bspw. hat Maximilian Kolbe sein Leben für das Leben eines Familienvaters geopfert. Warum hat er das wohl getan?

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Raphael, Deine Argumentation hinkt.

Du versuchst in Deinen Antworten ständig neue Ebenen zu eröffnen, versäumst aber leider die alten zu Ende zu denken.

Die zentrale Frage in diesem Strang ist nach meinem Dafürhalten: Erlaubt die Kirche Gewalt? Wenn ja, unterscheidet sie bei der Form von Gewalt.

Was ist Deine Meinung?
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Raphael

Beitrag von Raphael »

Gerhard hat geschrieben:Raphael, Deine Argumentation hinkt.
Geht das auch ein bißchen konkreter?
Gerhard hat geschrieben:Du versuchst in Deinen Antworten ständig neue Ebenen zu eröffnen, versäumst aber leider die alten zu Ende zu denken.
Welche neuen Ebenen wären das?
Gerhard hat geschrieben:Die zentrale Frage in diesem Strang ist nach meinem Dafürhalten: Erlaubt die Kirche Gewalt? Wenn ja, unterscheidet sie bei der Form von Gewalt.
Die Fragen sind doch längst beantwortet. Was willst Du da noch hören?
Gerhard hat geschrieben:Was ist Deine Meinung?
Ohne Gewalt geht es nicht!

Siehe auch die folgende Diskussion: Wie versteht ihr Mt 11,12?

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