Gewaltlosigkeit

Allgemein Katholisches.
Raphael

Re: Kannte ich nicht

Beitrag von Raphael »

Gerhard hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Ich denke, Roger Schutz wollte nicht überzeugen, sondern sein lassen.
Und genau an dieser Stelle erweist sich, warum Roger Schutz protestantisch geblieben ist. "Laissez faire, Laissez aller" ist die Sache des Katholischen nicht!
Kannst Du das belegen?
Wohin darf ich das Belegexemplar denn versenden?

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

:mrgreen:
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

maliems
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Beitrag von maliems »

maliems hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Wie sieht die Exegese heute diese Stelle?
(gemeint: Mt 18,8f)
Luz, den ich als Exegeten ungemein schätze, gibt die Übersetzung:

...erleidet aber das Himmelreich Gewalt, und Gewalttätige nehmen es weg. ...

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Wer?
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maliems
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Beitrag von maliems »

Urich Luz, Das Evangelium nach Matthäus, Zürich 1990.

in der Reihe EKK: Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament.

Ev. Theologe aus Bern. Jahrgang 1938

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Danke. Ist eigentlich recht lustig, wenn die Kirche von Gewaltlosigkeit predigt, wenn man sich die lange Tradition der Hexenprozessse vor Augen führt.

Auch heute noch werden Menschen auf Grund ihres Glaubens verfolgt.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Hä?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Was verstehst du nicht, Robert? Dass Menschen auf Grund ihres Glaubens verfolgt werden?
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ifugao
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Re: Kannte ich nicht

Beitrag von ifugao »

pierre10 hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:
pierre10 hat geschrieben:
overkott hat geschrieben: Ich denke, Roger Schutz wollte nicht überzeugen, sondern sein lassen.
Nach meinem Besuch in Taizé fand ich das nicht so.

Pierre
Ich meine, Taizé ist ein spezieller Fall.
Ganz richtig. Es war ein einmaliger Besuch, den ich nicht wiederholen werde, da mir die ganze Ambiance Schwierigkeiten machte.

Dazu kam, dass sichtlich Erwachsene und vor allem Ältere nicht sehr gerne gesehen wurden, auch in der Kirche von anderen getrennt gesetzt wurden.

Pierre


Kannst Du das noch etwas näher beschreiben Pierre?

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pierre10
cum angelis psallat Domino
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Beitrag von pierre10 »

Reise nach Taizé.

Wir waren in unserem kleinen Wohnmobil unterwegs, wurden bei der Ankunft sehr abseits eingewiesen, OK, vielleicht war es eine Organisationsfrage. Dann waren wir in der Kirche, die aus der eigentlichen kleinen Dorfkirche besteht, der man riesige Hallen vorgebaut hat. Auch hier wurden wir mit vielen anderen "Alten" abseits gesetzt, warum auch immer. Die Zeremonien waren zweifellos beeindruckend, vor allem die Lichtzeremonie mit dem Entzünden der Kerzen ausgehend von einer einzigen Flamme. Uns schienen dagegen die Lieder aus einer anderen Zeit, es waren viele katholische Ansätze zu spüren, logisch in Frankreich, mit einer starken katholischen Bevölkerung.

Für meine Frau und mich war das ganze Taizé mit den damals ca. 7000 Besuchern (es war an Ostern) nicht stimmig, wir haben es akzeptiert und fuhren nach 2 Tagen weg.

In dieser Zeit des um sich greifenden Individualismus sind viele Menschen, sicher auch viele Junge auf der Suche. Vieles wird angeboten, von der RKK über Taizé bis zu unendliche vielen Sekten, zum teil mit sehr zweifelhaften Programmen. Ich denke, es ist schwierig, sich da zurecht zu finden als junger, aber auch als reifer Mensch. (siehe die Diskussionen hier im Kreuzgang ;) )

Pierre
Grenzen im Kopf sind sehr hinderlich

maliems
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Beitrag von maliems »

Gerhard hat geschrieben:Danke. Ist eigentlich recht lustig, wenn die Kirche von Gewaltlosigkeit predigt...
Tut sie das? Habe ich noch nicht mitbekommen.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Gerhard hat geschrieben:Was verstehst du nicht, Robert? Daß Menschen auf Grund ihres Glaubens verfolgt werden?

Nein, sondern:
1) inwiefern die Kirche „Gewaltlosigkeit predige,
2) was das alles mit Hexereiprozessen zu tun habe und
3) was überhaupt eine „Tradition“ solcher Prozesse sei.
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Was verstehst du nicht, Robert? Daß Menschen auf Grund ihres Glaubens verfolgt werden?

Nein, sondern:
1) inwiefern die Kirche „Gewaltlosigkeit predige,
2) was das alles mit Hexereiprozessen zu tun habe und
3) was überhaupt eine „Tradition“ solcher Prozesse sei.
zu 1) Das meine ich heraus zu hören, wenn ich mit Gläubigen spreche.
zu 2) Die Hexenprozesse haben nach meinem Verständnis ungezügelte Gewalt ans Tageslicht gebracht
zu 3) Was meinst du damit?
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Ich möchte hier nicht jammern, aber nach meinem Empfinden ist das Verhalten so sofaklecks eine Form von Gewalt.

Wie seht ihr das?

Ich würde mir ein Forum frei von Gewalt wünschen.
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Clementine
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Beitrag von Clementine »

Gerhard hat geschrieben:Ich möchte hier nicht jammern, aber nach meinem Empfinden ist das Verhalten so sofaklecks eine Form von Gewalt.
Kannst Du bitte mal erläutern, welches Verhalten von sofaklecks Du meinst, das nach Deinem Empfinden eine Form von Gewalt darstellt???
Gerhard hat geschrieben:Ich würde mir ein Forum frei von Gewalt wünschen.
Persönlich finde ich eine gewisse Art oder Unart von Beiträgen als eine Form von Gewalt, die man dem Forum antut. Und tatsächlich würde ich mir ein Forum ohne diese Art von Gewalt wünschen. Nur zur Klarstellung, es geht mir dabei nicht um kontroverse Diskussionen.

maliems
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Beitrag von maliems »

Gerhard hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Was verstehst du nicht, Robert? Daß Menschen auf Grund ihres Glaubens verfolgt werden?

Nein, sondern:
1) inwiefern die Kirche „Gewaltlosigkeit predige,
2) was das alles mit Hexereiprozessen zu tun habe und
3) was überhaupt eine „Tradition“ solcher Prozesse sei.
zu 1) Das meine ich heraus zu hören, wenn ich mit Gläubigen spreche.quote]

Einzelne Gläubige sind nicht "Kirche".

maliems
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Beitrag von maliems »

Gerhard hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Was verstehst du nicht, Robert? Daß Menschen auf Grund ihres Glaubens verfolgt werden?

Nein, sondern:
1) inwiefern die Kirche „Gewaltlosigkeit predige,
2) was das alles mit Hexereiprozessen zu tun habe und
3) was überhaupt eine „Tradition“ solcher Prozesse sei.
zu 2) Die Hexenprozesse haben nach meinem Verständnis ungezügelte Gewalt ans Tageslicht gebracht
im Kirchenstaat gab es vielleicht Hexenprozesse, aber keine verurteilungen

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Kommt wohl darauf an, was man unter "Gewaltlosigkeit" versteht. Natürlich gilt das Gebot "Du sollst nicht töten" und wir sollen unsere Differenzen gewaltlos austragen (es gibt auch verbale Gewalt…)
Aber Pazifismus ist keine Lehre der Kirche.
???

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Clementine hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Ich möchte hier nicht jammern, aber nach meinem Empfinden ist das Verhalten so sofaklecks eine Form von Gewalt.
Kannst Du bitte mal erläutern, welches Verhalten von sofaklecks Du meinst, das nach Deinem Empfinden eine Form von Gewalt darstellt???
Gerhard hat geschrieben:Ich würde mir ein Forum frei von Gewalt wünschen.
Persönlich finde ich eine gewisse Art oder Unart von Beiträgen als eine Form von Gewalt, die man dem Forum antut. Und tatsächlich würde ich mir ein Forum ohne diese Art von Gewalt wünschen. Nur zur Klarstellung, es geht mir dabei nicht um kontroverse Diskussionen.
Guten Morgen Clementine,

eine Form von Gewalt kann sein, jemanden verantwortlich für die eigenen Entscheidungen zu machen. Wir sind freie Menschen, jeder bestimmt selbst wohin die Reise geht. Es ist naturgegeben in einem Diskussonsforum, dass Meinungen nicht miteinander korrespondieren. Jedoch lag es nie in meiner Absicht, sofaklecks zu beleidigen und wünsche mir, dass die Gemeinschaft dies versteht. Was hätte ich davon, jemanden derart zur brüskieren, dass er die Mitarbeit aufkündigt?

Zum Verständnis könntet du noch schreiben, welche Unart von Beiträgen für dich eine Form von Gewalt darstellen.


lg Gerhard
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Ralf

Beitrag von Ralf »

Bekanntermaßen ist die Praxis der ersten Christen (apostolische Väter, Kirchenväter) für die Kirche von herausragender Bedeutung.

Durfte ein Christ in den, sagen wir mal, ersten zwei Jahrhunderten, Soldat werden?

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Die Rolle des Soldaten war in der Antike wohl eine andere als sie in der Neuzeit ist.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ralf hat geschrieben:Bekanntermaßen ist die Praxis der ersten Christen (apostolische Väter, Kirchenväter) für die Kirche von herausragender Bedeutung.

Durfte ein Christ in den, sagen wir mal, ersten zwei Jahrhunderten, Soldat werden?
Durfte ein Soldat Christ werden?
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Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Deine rhetorische Begabung steht außer Frage.
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maliems
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Beitrag von maliems »

Ralf hat geschrieben:Bekanntermaßen ist die Praxis der ersten Christen (apostolische Väter, Kirchenväter) für die Kirche von herausragender Bedeutung.

Durfte ein Christ in den, sagen wir mal, ersten zwei Jahrhunderten, Soldat werden?
ja. es gibt viele märtyrersoldaten im rheinland. zugegebenermaßen die meisten aus den letzten jahrzehnten vor dem toleranzedikt.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

In den ersten zwei Jahrhunderten war das Rheinland schon christianisiert?
???

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Könnte es sein, dass jemand auf den Gedanken kommt, die deutschen Soldaten in Afghanistan wären Märtyrer?
Zuletzt geändert von Gerhard am Montag 13. Oktober 2008, 19:33, insgesamt 2-mal geändert.
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maliems
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Beitrag von maliems »

anneke6 hat geschrieben:In den ersten zwei Jahrhunderten war das Rheinland schon christianisiert?
ich redete von den letzten jahrzehnten vor dem toleranzedikt. und da gab es eine erkleckliche zahl von christen in den legionen, von denen wir wissen, dass sie für den glauben gestorben sind.

google mal unter gereon

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overkott
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Beitrag von overkott »

maliems hat geschrieben:
anneke6 hat geschrieben:In den ersten zwei Jahrhunderten war das Rheinland schon christianisiert?
ich redete von den letzten jahrzehnten vor dem toleranzedikt. und da gab es eine erkleckliche zahl von christen in den legionen, von denen wir wissen, dass sie für den glauben gestorben sind.

google mal unter gereon
Letzten Freitag erst haben wir Cassius und Florentius gefeiert.

Wir wissen von ihnen nichts als, dass sie für ihren Glauben gestorben sind. Sie haben in Bonn noch heute große Bedeutung, auch wenn sie für ihre Nützlichkeit in der rheinischen Frömmigkeit nicht legendär geworden sind.

maliems
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Beitrag von maliems »

Ich habe jetzt keine Quellen, aber man weiß aus der kirchlichen Tradition, dass sie zur Thebäischen Legion gehörten, also Soldaten waren.

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Niels
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Beitrag von Niels »

anneke6 hat geschrieben:In den ersten zwei Jahrhunderten war das Rheinland schon christianisiert?
Sischer dat (ansatzweise zumindest, was die noch vorhandenenen römischen Grabsteine im Rheinland betrifft) :ja:
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Ist es vernünftig an Gott zu glauben? Das fragt ein weiterer Strang. Ist es vernünftig, Krieg zu führen und gleichzeitig Gewaltlosigkeit zu predigen, wie es Papst Benedikt XVI. tut?

"Der entscheidende Satz in dieser Argumentation gegen Bekehrung durch Gewalt lautet: Nicht vernunftgemäß handeln ist dem Wesen Gottes zuwider." (Regensburg, 12. September 2006)

Kann Gewalt vernünftig sein?
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