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Soeur Emmanuelle

Verfasst: Montag 20. Oktober 2008, 22:30
von pierre10
Soeur Emmanuelle ist in Frankreich so bekannt wie Mutter Theresa. Sie starb 99jährig heute morgen, alle Radio- und Fernsehsender brachten den ganzen Tag Informationen und Berichte über sie.

Sie hatte viele Kontakte auch zu den Großen unserer Zeit, hat sich mit Präsident Mitterand angelegt und ihm vorgeworfen, dass er bei weitem nicht genug tue um den Armen dieser Welt zu helfen. Johannes Paul II bat sie, die Reichtümer der RKK aufzulösen und mit dem Geld den Armen in der Welt zu helfen.... sie bekam nie eine Antwort.

Sie lebte 21 jahrelang auf den Müllbergen von Kairo, hatte dort eine Schule für mehr als 2000 Kinder, fand 200 Lehrer, die kostenlos nach Kairo kamen um dort zu unterrichten. Dort lebte sie in einer 4 qm Hütte ohne Wasser und Strom, war der Überzeugung, dass die dortigen Kinder nur von den Müllbergen herunter kommen könnten, wenn sie eine vernünftige Schulausbildung bekommen.

Mich hat sie 1984 sehr beeindruckt. In einer Life-Schaltung des 2. franz. Fernsehens stellte der Sprecher die Frage: Soeur Emmanuelle, erzählen Sie den muslimischen Kindern in Ihrer Schule von Christus? Die Antwort war typisch, aber verblüffend für eine katholische Nonne: Lassen Sie mich in Ruhe mit Religionen, Religionen trennen.

Vielleicht sollten wir darüber nachdenken.

Pierre

Verfasst: Montag 20. Oktober 2008, 22:38
von Linus
Stimmt, Religionen - die Rückbindung an Gesetze trennt, der Glaube aber an Christus eint.

Verfasst: Montag 20. Oktober 2008, 22:39
von Petra
*darüber nachgedacht hab*

Soeur Emmanuelle war realistisch und nicht lebensmüde.

*ihr nacheifer*


Das ewige Licht leuchte ihr.

Verfasst: Montag 20. Oktober 2008, 22:43
von cantus planus
Petra hat geschrieben:Das ewige Licht leuchte ihr.
Eine große Persönlichkeit, die wie alle großen Persönlichkeiten auch ihre Ecken und Kanten gehabt haben mag. Ein Nachbarportal übt sich diesbezüglich wieder einmal als Dreckschleuder.

Jammerschade!


Zum Paradies mögen Engel sie geleiten, die heiligen Märtyrer sie begrüßen..

Verfasst: Montag 20. Oktober 2008, 23:10
von Robert Ketelhohn

Verfasst: Dienstag 21. Oktober 2008, 00:00
von Esperanto
Naja, Jesus hat ja das Schwert der Trennung gebracht. Da müssen wir uns wohl leider unbeliebt machen bei den Muslimen von Kairo.

Verfasst: Dienstag 21. Oktober 2008, 03:50
von pierre10
Lieber Robert, das muss das Alter sein, dass ich nicht immer weiß, was ich schon einmal schrieb.

Pierre, mit einem entschuldigenden Lächeln

Verfasst: Dienstag 21. Oktober 2008, 09:16
von Nueva
Sie war eine sehr beeindruckende und mutige Persönlichkeit. Hab mich jedesmal gefreut, wenn ich etwas von ihr gehört/gelesen habe. Ihr Glaubenszeugnis, das sie durch ihr Leben gegeben hat, fand ich immer sehr inspirierend.
R.I.P

Verfasst: Dienstag 21. Oktober 2008, 10:43
von ar26
Der Herr möge ihr ein Gnädiger Richter sein. Requiescat in Pace!

Verfasst: Dienstag 21. Oktober 2008, 14:28
von ad_hoc
ar26 hat geschrieben:Der Herr möge ihr ein Gnädiger Richter sein. Requiescat in Pace!
Dem schließe ich mich gerne an, zumal ich mich frage, ob sie sich nicht eher als Sozialarbeiterin betrachtet hat und den Bezug zum Glauben etwas vernachlässigte oder vielleicht auch nur ein etwas abseitiges Glaubensverständnis besaß.

Gruß, ad_hoc

Verfasst: Dienstag 21. Oktober 2008, 18:19
von pierre10
ad_hoc, würdest Du sie kennen, wären Deine Worte ganz anders.

Pierre

Verfasst: Dienstag 21. Oktober 2008, 18:25
von cantus planus
Heißt das, du durftest sie kennenlernen, Pierre?

Verfasst: Dienstag 21. Oktober 2008, 20:50
von Kilianus
ad_hoc hat geschrieben: [...]zumal ich mich frage, ob sie sich nicht eher als Sozialarbeiterin betrachtet hat und den Bezug zum Glauben etwas vernachlässigte oder vielleicht auch nur ein etwas abseitiges Glaubensverständnis besaß.

Gruß, ad_hoc
Ich weiß wenig über das Wirken der Schwester. Ich möchte aber eine prinzipielle Überlegung beisteuern. Die Kirche kennt drei Grundvollzüge: Diakonia, Leiturgia, Martyria. Natürlich sind sie letztlich nicht voneinander zu trennen. Aber: Nicht jeder wird sie in gleichem Maße zum Mittelpunkt seines Wirkens machen können.

Es ist legitim, wenn ein kontemplativer Orden vor allem die Liturgie in den Mittelpunkt stellt, dafür aber keine großartige Missions- oder Caritasaktivitäten entfaltet. Umgekehrt ist es legitim, wenn die Mitglieder von Missionsorden nicht viele Stunden ihres Tages dem Stundengebet widmen.

Auch Diakonia hat als solche ihren Wert. Daß Leiturgia oder Martyria (im Sinne von: Zeugnis geben, also missionieren) beim daritativen Wirken eines einzelnen Menschen oder einer kirchlichen Gruppe nach außen hin weniger im Vordergrund stehen, ist auch legitim. Vor allem, wenn das der Preis dafür ist, in einer bestimmten Region überhaupt helfen zu können.

Im Übrigen: Auch ohne explizite Missionstätigkeit kann Caritas zur Martyria werden. So wie sie auch zu Liturgie wird.

Damit will ich nicht bestreiten, daß gerade westliche Christen dazu neigen, Martyria und Leiturgia zu vernachlässigen. Ich erinnere an einen berühmt gewordenen Satz des Heiligen Vaters:
Dann und wann sagt aber ein afrikanischer Bischof: „Wenn ich in Deutschland soziale Projekte vorlege, finde ich sofort offene Türen. Aber wenn ich mit einem Evangelisierungsprojekt komme, stoße ich eher auf Zurückhaltung.“
Aber nochmal: Daß es hier ein Ungleichgewicht gibt, entwertet nicht das Wirken des Einzelnen, der die Caritas zum Zentrum seines Handelns macht.

Verfasst: Mittwoch 22. Oktober 2008, 02:15
von pierre10
Ad_hoc,

gesehen habe ich Soeur Emmanuelle 1984 hier bei uns in Colmar bei einem Vortrag über ihre Arbeit und ihre Stiftung.

Die eigentliche Frage aber ist: Wer kann denn wirklich etwas bewegen? Derjenige der sich an strenge vorgegebene Richtlinien hält oder ein Revoluzzer wie diese Frau?

Sie hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass sie ursprünglich aus einer begüterten Familie stammte, dass sie ganz weltliche Themen studierte, dass sie Beziehungen zu Männern hatte bevor sie den Schleier nahm. Und genau all das zusammen brachte ein Charisma, dem man sich nicht entziehen konnte. Vor 8 Tagen stellte sie dem Journalisten, der sie zum letzten Mal befragte die Frage: Und was tust Du für die Armen? Viel zu wenig. Ich habe diese Sendung aufgezeichnet, sie ist ein Dokument.

Pierre

Verfasst: Donnerstag 23. Oktober 2008, 01:37
von ad_hoc
Hallo Pierre

Du hast u. a. geschrieben:
.....Vor 8 Tagen stellte sie dem Journalisten, der sie zum letzten Mal befragte die Frage: Und was tust Du für die Armen? ......
Was ich eigentlich meinte, geht vielleicht aus folgender Veränderung der Frage hervor:
Und was tust du für Gott und für die Armen?
So gehe ich, ausgehend vom Kontext des Berichtes über die Schwester, davon aus, dass sie der Hilfe für die Armen eine größere Wertigkeit beigemessen hat als der Gegenwärtigkeit Gottes und der notwendigen Rückbeziehung auf ihn, nicht nur in Bezug auf ihre soziale Arbeit, sondern, darauf schließe ich jetzt einfach mal, auch in ihren alltäglichen Abläufen.

Mir scheint, dass z. B. bei der Sl. Schwester Theresa von Kalkutta dies gar keine Frage war. Bei ihr war Gott in allen ihren Äußerungen erkennbar.

Gruß, ad_hoc

Verfasst: Donnerstag 23. Oktober 2008, 10:29
von overkott
Herr, gib ihr die ewige Ruhe.

Verfasst: Donnerstag 23. Oktober 2008, 15:10
von pierre10
@Ad_hoc

genau das war ihre Auffassung, zuerst die Armen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie in Mitten der Armut sich auch mal die Frage stellte, warum?

Im letzten Interview war deutlich herauszuhören, dass sie keinerlei Zweifel an ihrer Beziehung zu Gott hatte.

Und wir sollten die Menschen nicht vergleichen, M.Theresa hatte wohl auch ihre Besonderheiten, wie man weiß.

Versuch es einmal, hier hast Du das Interview auf französisch.....

http://www.france3.fr/STATIC/video/inde ... ique=video

Pierre, der es toll findet, dass man nun überall auf der Welt die Filme und Reportagen fast aller Sender über Internet sehen kann.

Verfasst: Donnerstag 23. Oktober 2008, 15:23
von overkott
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Verfasst: Donnerstag 23. Oktober 2008, 15:34
von assisi1212
Ich lenne Sie garnicht

kann mir jemand sagen, war sie ordensgründerin ?
Oder welchem Orden gehörte sie an ?
Heute gestorben?

Herr schenke ihr den Frieden und das ewige leuchte ihr.