''Gemischtkonfessionelle'' Ehen

Allgemein Katholisches.
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incarnata
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''Gemischtkonfessionelle'' Ehen

Beitrag von incarnata »

Dies ist ein Split aus dem Thema "Wie steht's um die Ehe?" in der Sakristei. Incarnata hat diesen Strang nicht eröffnet. - N.

Seit wann ist es bei einer katholischen Trauung eines konfessionsverschiedenen Paares nicht mehr erforderlich,daß die Kinder katholisch erzogen werden ?
Eine Verwandte von mir(Mutter evangelisch,Adoptivvater Taufschein-Katholik,nicht praktiziernd,da dessen Mutter evangelisch war)evangelisch erzogen,zeitweise sogar recht aktiv in evangelischer Jugendarbeit heiratete einen Katholiken.Der
trauende Priester war katholisch,die Kirche auch in der sie stattfand.Die Verwandte hat vor der Trauung dem,der`s wissen wollte erklärt,sie könne ihre Kinder natürlich nicht katholisch erziehen.Gelobt haben sie am Altar eine"christliche" Erziehung ihrer Kinder.
Und wie sieht dies im Falle einer Ehe zwischen einer Katholikin und einem Orthodoxen aus ?
Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende
Licht aus der Höhe.......(Lk1,76)

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Viele nehmen es nicht mehr ernst. Ich mußte das selbst am Samstag erfahren, als ich ein paar Frauen über bestimmte Sachen aufklärte, z.B. daß es keine "ökumenische Trauung" gibt und dergleichen.
Als ich dann sagte, daß man bei einer Mischehe als Katholik eine Erklärung abgeben muß, daß man sich nach allen Möglichkeiten für die katholische Erziehung der Kinder einsetzt…so weit zu sagen, daß der nicht-katholische Partner das vorher wissen muß, kam ich nicht, denn ich hörte gleich: Das macht heute aber keiner mehr.
Aber was die anderen machen ist eben nicht das Maß. Wenn mein Nachbar seine Brote mit Vaseline beschmiert, muß ich das ja auch nicht machen.
Mein "geliebter" CIC spricht übrigens davon, daß Eltern und solche, die den Platz von Eltern einnehmen, die ihre Kinder in einer nicht-katholischen Gemeinschaft taufen oder erziehen lassen, mit einer Zensur oder gerechten Strafe belegt werden sollen. (Can. 1366)
Ich mag auch keine Gesetze, aber manche Eltern nehmen das ganze wirklich zu lasch. Der Ausdruck "christliche Erziehung" ist sehr dehnbar. Manche meinen damit vielleicht: "Ihnen christliche Werte vermitteln, die es in allen Religionen und Kulturen gibt." *kotz*
Wozu gibt es denn den Brautunterricht? Da wird doch so etwas durchgenommen.
Was nun den Fall einer katholisch-orthodoxen Ehe angeht: Unser Robert ist katholisch, sein Eheweib orthodox. Die Kinder werden katholisch erzogen.
???

Raimund J.
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Beitrag von Raimund J. »

anneke6 hat geschrieben: Wozu gibt es denn den Brautunterricht?
Brautunterricht?
Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.
Nec laudibus, nec timore

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Dieses Wort sieht das dtv-Lexikon dafür vor. Auf Polnisch sagt man katecheza przedślubna.
In PL ist seit einiger Zeit der Brautunterricht (ich nenn ihn mal so) in den gymnasialen Religionsunterricht ab dem 17. Jahr integriert, was ich nicht sehr sinnvoll finde. Dadurch verliert das ganze das Individuelle. Den Brautunterricht sollte man zusammen mit seinem Schatz "durchmachen", wenn es denn so ist. Zum Unterricht gehört z.B.:
— Katechese über die Ehe
— "Religionsunterricht" d.h. die Brautleute müssen alles wissen, was nötig ist, um ihre Kinder katholisch zu erziehen, dazu gehören die wichtigsten Gebete, das Wissen über die Sakramente, die Kenntnis der Fest- und Fasttage usw…
— Natürliche Familienplanung.
???

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

incarnata hat geschrieben:Seit wann ist es bei einer katholischen Trauung eines konfessionsverschiedenen Paares nicht mehr erforderlich,daß die Kinder katholisch erzogen werden ?
Eine Verwandte von mir(Mutter evangelisch,Adoptivvater Taufschein-Katholik,nicht praktiziernd,da dessen Mutter evangelisch war)evangelisch erzogen,zeitweise sogar recht aktiv in evangelischer Jugendarbeit heiratete einen Katholiken.Der
trauende Priester war katholisch,die Kirche auch in der sie stattfand.Die Verwandte hat vor der Trauung dem,der`s wissen wollte erklärt,sie könne ihre Kinder natürlich nicht katholisch erziehen.Gelobt haben sie am Altar eine"christliche" Erziehung ihrer Kinder.
Das ist aber auch vernünftig. Eine Bekannte von mit (evang.-luth.) musste bei der Hochzeit auch geloben ihre Kinder katholisch zu erziehen. Ihre Kinder sind längst aus der Kirche ausgetreten und haben mit ihr nichts mehr am Hut . Man kann sich nicht verbiegen. Es gelingt wohl kaum jemanden, seine Kinder glaubwürdig in einer fremden Religion zu erziehen. Die religiöse Erziehung des Kindes kann nur ein Elternteil übernehmen, das selbst religiös ist. Sind beide Elternteile religiös, gleich sie sich in Glaubensdingen meist sowieso im Laufe der Zeit mehr und mehr an.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Lutheraner hat geschrieben: Es gelingt wohl kaum jemanden, seine Kinder glaubwürdig in einer fremden Religion zu erziehen.
Seitwann sind Protestantismus und Katholizismus im Verhältnis zueinander fremde Religionen? :kratz:
???

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Denk mal nach, dann kommst Du drauf wie es gemeint war.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Ich denke den ganzen Tag, manchmal sogar zuviel, aber ich verstehe trotzdem nicht, wie Du das gemeint hast.
Ganz davon abgesehen muß der nicht-katholische Partner (ob Christ oder nicht) die Kinder nicht katholisch erziehen, das soll (nach Kräften) der katholische Partner tun.
Ich wüßte wirklich nicht, ob ich jemanden heiraten könnte, der schon vor der Hochzeit sagt, daß er nicht will, daß ich die Kinder katholisch erziehe. Aber anders als Jimmy Akin glaube ich nicht, daß man sich so einfach einen "gleichwertigen" katholischen Partner suchen kann.
So ist das nun mal mit der Liebe.
???

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Lutheraner
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Beitrag von Lutheraner »

Hallo Anneke,

könntest Du Deine Kinder im evangelisch-lutherischen Glauben erziehen? Wohl kaum. Das meinte ich mit den "fremden Religionen".
Wenn der römisch-katholische im Gegensatz zu dem nicht römisch-katholischen Partner kirchenfern eingestellt ist, dann wird eine Verpflichtung des Paares auf eine römisch-katholische Erziehung der Kinder sehr wahrscheinlich schief gehen (wie bei meiner Bekannten). Das hat der Vatikan mittlerweile auch erkannt und hier seine Regelungen gelockert. Ich finde, dass im Zweifelsfall derjenige, der fester im Glauben steht, die religiöse Erziehung der Kinder übernehmen sollte.

Ich habe vor einiger Zeit mal mit einer jungen Katholikin geredet, die zu mir meinte, dass sie einen Christen einer anderer Konfession nicht heiraten könne, da "Gott wichtiger sei". So kann man Gottes Führung bei der Partnerwahl auch in die Schranken weisen.
"Ta nwi takashi a huga bakashi. Ta nwi takashi maluka batuka"

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Yeti
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Beitrag von Yeti »

Lutheraner hat geschrieben:Hallo Anneke,

könntest Du Deine Kinder im evangelisch-lutherischen Glauben erziehen? Wohl kaum. Das meinte ich mit den "fremden Religionen".
Wenn der römisch-katholische im Gegensatz zu dem nicht römisch-katholischen Partner kirchenfern eingestellt ist, dann wird eine Verpflichtung des Paares auf eine römisch-katholische Erziehung der Kinder sehr wahrscheinlich schief gehen (wie bei meiner Bekannten). Das hat der Vatikan mittlerweile auch erkannt und hier seine Regelungen gelockert. Ich finde, dass im Zweifelsfall derjenige, der fester im Glauben steht, die religiöse Erziehung der Kinder übernehmen sollte.

Ich habe vor einiger Zeit mal mit einer jungen Katholikin geredet, die zu mir meinte, dass sie einen Christen einer anderer Konfession nicht heiraten könne, da "Gott wichtiger sei". So kann man Gottes Führung bei der Partnerwahl auch in die Schranken weisen.
Erkennt die evangelisch-lutherische Kirche nicht das nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis an? Wenn ja handelt es sich bei der evangelisch-lutherischen Kirche und der römisch-katholischen Kirche um dieselbe Religion, aber um zwei verschiedene Konfessionen. Wenn nein frage ich mich, ob man die evangelisch-lutherische Kirche noch als christliche Gemeinschaft betrachten kann. Ich habe aber diesbezüglich nichts von offizieller Seite gehört und nehme daher an, dass sie weiterhin dem Christentum zuzurechnen sind.

P.S.: Diese junge Katholikin, mit der Du sprachst, gehörte aber nicht zufällig einer "Neuen geistlichen Gemeinschaft" an? Das Glaubenswissen in solchen Kreisen ist oftmals erschreckend; es scheint immer darauf anzukommen, wer eine solche Gemeinschaft vor Ort leitet...ich kannte mal jemanden (röm.-kath.) aus einer solchen Gemeinschaft, der schon mal am Wochenende Neulinge "gefirmt" habe, worauf ich ihn bat, niemals wieder solch einen Unsinn zu erzählen. Mir ist der Glaube von Katholiken irgendwie suspekt, denen eine ordentlich zelebrierte Gemeindemesse zu wenig ist... :roll:
Gruss, Yeti

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Yeti hat geschrieben:Erkennt die evangelisch-lutherische Kirche nicht das nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis an?
Hallo Yeti,

mit Interesse habe ich Deinen Beitrag gelesen. Mir stellt sich als Katholik dabei die Frage, ob dennn ein vetrauensvolles Zusammenwirken mit einem Partner, der nicht katholische ist, überhaupt möglich ist. Wenn jemand nicht beichtet, woher soll ich dann wissen, ob er seine Sünden wirklich bereut und Fehler sieht.

Es ist doch schnell in einer Partnerschaft passiert, dass die Partner nicht einer Meinung sind. Wenn dann keine klare Aufgabenteilung Vertrauen schafft, ist das Zusammenleben schon schwierig. Wenn Dein Partner sich stets über die Grenzen hinwegsetzt und seinen Egoismus ungebremst auslebst wie willst Du mit diesem dann noch auf einer gesunden Basis zusammenleben. Zugegeben, ein Horrorszenario, aber nicht aus der Luft gegriffen. Die Bindungsfähigkeit bei den Menschen nimmt nach meiner Wahrnehmung, ich schrieb es bereits, immer mehr ab.

Mich würde die Meinung auch der der gemischtkonfessionellen Partner interessieren.


Gruß
Gerhard
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

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ifugao
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Beitrag von ifugao »

Lutheraner hat geschrieben:Hallo Anneke,

könntest Du Deine Kinder im evangelisch-lutherischen Glauben erziehen? Wohl kaum. Das meinte ich mit den "fremden Religionen".
Wenn der römisch-katholische im Gegensatz zu dem nicht römisch-katholischen Partner kirchenfern eingestellt ist, dann wird eine Verpflichtung des Paares auf eine römisch-katholische Erziehung der Kinder sehr wahrscheinlich schief gehen (wie bei meiner Bekannten). Das hat der Vatikan mittlerweile auch erkannt und hier seine Regelungen gelockert. Ich finde, dass im Zweifelsfall derjenige, der fester im Glauben steht, die religiöse Erziehung der Kinder übernehmen sollte.

Ich habe vor einiger Zeit mal mit einer jungen Katholikin geredet, die zu mir meinte, dass sie einen Christen einer anderer Konfession nicht heiraten könne, da "Gott wichtiger sei". So kann man Gottes Führung bei der Partnerwahl auch in die Schranken weisen.


Als ich Deinen Beitrag las musste ich leicht grinsen.
Mir als Nichtkatholikin wird nämlich per Gesetz zugemutet eine kleine Katholikin zu erziehen.
Wir haben ein katholisches Pflegekind....

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

ifugao hat geschrieben:Wir haben ein katholisches Pflegekind....
Die zuständigen Stellen achten auf so etwas wohl nicht. Bis zu einem gewissen Alter ist das auch kein Problem. Aber die Ansprüche an das Kind steigen und damit habt ihr, wenn ihr es streng seht, Konfliktpotential im Haus. Aber das ist bei einem Kind ja sowieso gegeben ;)
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Jacinta
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Beitrag von Jacinta »

Gerhard hat geschrieben:
ifugao hat geschrieben:Wir haben ein katholisches Pflegekind....
Die zuständigen Stellen achten auf so etwas wohl nicht. Bis zu einem gewissen Alter ist das auch kein Problem. Aber die Ansprüche an das Kind steigen und damit habt ihr, wenn ihr es streng seht, Konfliktpotential im Haus. Aber das ist bei einem Kind ja sowieso gegeben ;)
Staatlicherseits läuft nach meinen Erfahrung die Religionsfrage eher unter der Kategorie "Hobby" und nicht als fundamentale Lebenseintscheidung. Das liegt wohl auch daran, dass ist in den Führungspositionen kaum mehr "echte" Christen gibt, auch schon deshalb da sich ein Christ nie in ausreichender Weise am inzwischen üblich gewordenen Mach- und Ränkespiel um derartige Posten beteiligen wird.

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

Jacinta hat geschrieben: . Das liegt wohl auch daran, dass ist in den Führungspositionen kaum mehr "echte" Christen gibt, auch schon deshalb da sich ein Christ nie in ausreichender Weise am inzwischen üblich gewordenen Mach- und Ränkespiel um derartige Posten beteiligen wird.
Auch wenn ich mich jetzt in die Nesseln setze behaupte ich ganz frech, dass es auch bei den Führungspositionen in der Kirche nicht ohne das eine oder andere Macht- und Ränkespielchen und ohne Ehrgeiz geht.

und diese Positionen sind ja auch besetzt....

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Peregrin
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Beitrag von Peregrin »

regina 32 hat geschrieben:
Jacinta hat geschrieben: . Das liegt wohl auch daran, dass ist in den Führungspositionen kaum mehr "echte" Christen gibt, auch schon deshalb da sich ein Christ nie in ausreichender Weise am inzwischen üblich gewordenen Mach- und Ränkespiel um derartige Posten beteiligen wird.
Auch wenn ich mich jetzt in die Nesseln setze behaupte ich ganz frech, dass es auch bei den Führungspositionen in der Kirche nicht ohne das eine oder andere Macht- und Ränkespielchen und ohne Ehrgeiz geht.

und diese Positionen sind ja auch besetzt....
Ja, aber womit?
Ich bin der Kaiser und ich will Knödel.

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

Peregrin hat geschrieben:[
Ja, aber womit?
Nun, sicherlich nicht mit denjenigen ohne Ehrgeiz, die die Ränkespiele gar nicht beherrschen....

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

Abgesehen davon bin ich gemischkonfessionell großgeworden und lebe auch in einer gemischkonfessionellen Ehe

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Gerhard hat geschrieben:Wenn jemand nicht beichtet, woher soll ich dann wissen, ob er seine Sünden wirklich bereut und Fehler sieht.

Wozu mußt du das wissen? – Du sollst vergeben, das genügt. Ob
deine Frau bereut, ist dabei gar nicht von Belang. (Natürlich ist es
schwerer, viel schwerer, einem hartnäckigen Sünder zu vergeben.
Es gibt nun einmal große Kreuze und kleine. Ist dir deins zu groß,
kämpf nicht mit dem Kreuz, sondern mit dem Herrn.)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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ar26
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Ich gebs zu, ich mach das gerne

Beitrag von ar26 »

Um mal die Diskussion zu erleichtern, lasst uns doch einen Blick ins Gesetz werfen:
Der oberste kirchliche Gesetzgeber hat geschrieben:Can. 1124 — Die Eheschließung zwischen zwei Getauften, von denen der eine in der katholischen Kirche getauft oder nach der Taufe in sie aufgenommen worden ist und nicht durch einen formalen Akt von ihr abgefallen ist, der andere Partner aber einer Kirche oder kirchlichen Gemeinschaft zugezählt wird, die nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche steht, ist ohne ausdrückliche Erlaubnis der zuständigen Autorität verboten.

Can. 1125 — Eine solche Erlaubnis kann der Ortsordinarius gewähren, wenn ein gerechter und vernünftiger Grund vorliegt; er darf sie nur erteilen, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind:

1° der katholische Partner hat sich bereitzuerklären, Gefahren des Glaubensabfalls zu beseitigen, und er hat das aufrichtige Versprechen abzugeben, nach Kräften alles zu tun, daß alle seine Kinder in der katholischen Kirche getauft und erzogen werden;

2° von diesen Versprechen, die der katholische Partner abgeben muß, ist der andere Partner rechtzeitig zu unterrichten, so daß feststeht, daß er wirklich um das Versprechen und die Verpflichtung des katholischen Partners weiß;
Daraus leite ich mal folgendes ab: Wer am Altar lediglich eine "christliche" Erziehung verspricht, wo erkennbar gerade nicht konkret katholisch gemeint ist , der hat das Ehehindernis nicht beseitigt und kann auch nicht ordnungsgemäß dispensiert werden. Wir hätten dann eine Scheindispension und eine Scheinehe. Das macht das Annulieren später einfacher :/ .
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

Gerhard
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Beitrag von Gerhard »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Wenn jemand nicht beichtet, woher soll ich dann wissen, ob er seine Sünden wirklich bereut und Fehler sieht.

Wozu mußt du das wissen? – Du sollst vergeben, das genügt. Ob
deine Frau bereut, ist dabei gar nicht von Belang. (Natürlich ist es
schwerer, viel schwerer, einem hartnäckigen Sünder zu vergeben.
Es gibt nun einmal große Kreuze und kleine. Ist dir deins zu groß,
kämpf nicht mit dem Kreuz, sondern mit dem Herrn.)
Nein, lieber Robert. Die Ehe ist kein Freibrief. Und wie ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe, kann nicht der Mensch vergeben, sondern der Herr.
"Ad Deum, qui laetificat juventutem meam."

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

@26: Ist es nicht eigentlich so, daß eine Ehe als gültig anzusehen ist, solange sie nicht von der Kirchenautorität für ungültig erklärt wurde?
(Keine Provokation, ernstgemeinte Frage)
???

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ar26
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Beitrag von ar26 »

Natürlich anneke. Die Ehe erfreut sich der Rechtsgunst. Allerdings bindet dies die zuständigen kirchlichen Stellen in ihrem Umgang mit einer solchen Ehe. Ich darf mir aber persönlich doch die Feststellung erlauben, daß eine gemischtkonfessionelle Ehe, wo sich der Dispens gewissermaßen erschwindelt wurde, nicht wahrhaft gültig sein kann, wiewohl erstmal ein derartiger Rechtsschein gesetzt wurde.
...bis nach allem Kampf und Streit wir dich schaun in Ewigkeit!

Aletheia
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Beitrag von Aletheia »

Gerhard hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Gerhard hat geschrieben:Wenn jemand nicht beichtet, woher soll ich dann wissen, ob er seine Sünden wirklich bereut und Fehler sieht.

Wozu mußt du das wissen? – Du sollst vergeben, das genügt. Ob
deine Frau bereut, ist dabei gar nicht von Belang. (Natürlich ist es
schwerer, viel schwerer, einem hartnäckigen Sünder zu vergeben.
Es gibt nun einmal große Kreuze und kleine. Ist dir deins zu groß,
kämpf nicht mit dem Kreuz, sondern mit dem Herrn.)
Nein, lieber Robert. Die Ehe ist kein Freibrief. Und wie ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe, kann nicht der Mensch vergeben, sondern der Herr.
Mt 6:14; 15
Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben.
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Dieser Vers besagt - wenn du vergibst, den Menschen, das was sie dir schulden, dann kann auch dir von Gott vergeben werden, was du ihm schuldest.

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Jacinta
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Beitrag von Jacinta »

Aletheia hat geschrieben: Mt 6:14; 15
Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben.
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Dieser Vers besagt - wenn du vergibst, den Menschen, das was sie dir schulden, dann kann auch dir von Gott vergeben werden, was du ihm schuldest.
Irgendwo ist in einer Ehe aber auch mal das Ende der Fahnenstange erreicht. Ich glaub kaum, dass man einem notorischen Ehebrecher stets vergeben muss und dann so tun, als ob nicht wäre, wo im Prinzip schon vorher klar ist, dass er die nächste Gelegenheit zum Ehebruch wieder wahrnehmen wird.

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Ich tu mich mit dem 77-mal Vergeben auch etwas schwer. Grundsätzlich denke ich, daß Gott wirklich von uns erwartet, daß wir jemandem, der uns um Verzeihung bittet, verzeihen, auch wenn er ein Wiederholungstäter ist. Aber das ist schwer. Doch der Wille zählt, denke ich. Ich war auch schon mal soweit, daß ich von jemandem gesagt habe (der mich NICHT um Verzeihung gebeten hat) Möge Gott dir verzeihen, ich kann es noch nicht. Wenn ich emotional so weit bin, werde ich es tun.
Mit schlechten Ehemännern ist das auch eine schwierige Sache. Ich glaube nicht, daß ich es bei einem Mann aushalten würde, der mich regelmäßig schlägt. Ich bin eben nicht die heilige Rita. Ich kann ihm ja verzeihen und trotzdem gehen, zu meinem eigenen Schutz.
Wie ich damit umgehen würde, wenn mein Mann mich nach Strich und Faden betrügt — keine Ahnung, das kann ich mir einfach nicht so richtig vorstellen, da mein romantisches Kinderherz immernoch vom Prinzen auf dem weißen Pferd träumt. Dem ganz lieben Mann, mit dem ich Kinder haben will, am liebsten mindestens einen Sohn, der Karol heißen soll.
Aber mit diesem imaginären Sohn habe ich das Forum ja schon fast so doll genervt wie mit dem Praktikanten.
???

Gerhard
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Re: Ich gebs zu, ich mach das gerne

Beitrag von Gerhard »

ar26 hat geschrieben:Wer am Altar lediglich eine "christliche" Erziehung verspricht, wo erkennbar gerade nicht konkret katholisch gemeint ist , der hat das Ehehindernis nicht beseitigt und kann auch nicht ordnungsgemäß dispensiert werden.
Lieber ar26,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Es ist doch interessant, dass im CIC diese explizite Nennung der katholischen Erziehung bei den konfessionel verschiedenen Eheschließungen anzutreffen ist.

Bei katholisch getauften Eheleuten wird das wohl vorausgesetzt. Dies war vor der Neufassung des CIC noch ganz anders.


Gruß
Gerhard
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

anneke6 hat geschrieben:Ich tu mich mit dem 77-mal Vergeben auch etwas schwer. Grundsätzlich denke ich, daß Gott wirklich von uns erwartet, daß wir jemandem, der uns um Verzeihung bittet

Nicht nur dem, der um Vergebung bittet, sondern gerade auch dem, der nicht bittet und nichts bereut. – Wir sollen uns aber auch nicht verurteilen, wenn wir das nicht schaffen. Vergessen wir es aber nicht, daß wir den Feind lieben sollen, wie Christus uns als Feinde liebt. Wir können den Herrn ja auch um Hilfe bitten. (Und zu vergeben heißt nicht, alles zu dulden. Namentlich nicht, was einer andern antut.)
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Mal eine kleine Geschichte zum Nachdenken:
Im Jahre 1997 machte sich jemand an mir für etwas schuldig, für das er eine Bewährungsstrafe bekam.
Vor einigen Jahren wandte er sich an mich: Er brauche dringend meine Hilfe (so drückte er sich aus)…er habe wieder ein Ding gedreht, und da er vorbestraft sei, wurde er jetzt eingelocht. Er bat mich nicht direkt um Vergebung, sondern darum, daß ich vor der Polizei aussagen möge, das Delikt damals hätte nicht stattgefunden.
Ich war ziemlich empört und habe seinen ersten Brief ungeöffnet zurückgehen lassen und die darauffolgende Post (eine Postkarte und ein Brief ohne Absender) an die Staatsanwaltschaft geschickt, zusammen mit einem Brief über die erste Kontaktaufnahme (er hatte jemand anders geschickt, und das war für mich schon sehr bedrückend)…
Der Verurteilte wurde schließlich entlassen und der Richter verbot ihm, mit mir Kontakt aufzunehmen.
Meine Haltung zum Thema: Verzeihen ist eine Sache, aber sich ausnutzen lassen eine andere. Mein Verhalten (Briefe zurückgehen lassen, weiterleiten…) war grausam, aber was er von mir verlangte, war ziemlich frech. Ich holte kurz Informationen ein und erfuhr: Wenn ich ausgesagt hätte, die Straftat damals hätte nicht stattgefunden, dann würde ich angeklagt, wegen Vortäuschung einer Straftat.
Heute denke ich: Ich verzeihe dir, aber ich will dich nich nicht mehr sehen. Geh in Gottes Namen, aber gehe…
Wie sieht ihr das? Bin ich da zu unchristlich?
???

regina 32
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Beitrag von regina 32 »

anneke6 hat geschrieben: Heute denke ich: Ich verzeihe dir, aber ich will dich nich nicht mehr sehen. Geh in Gottes Namen, aber gehe…
Wie sieht ihr das? Bin ich da zu unchristlich?
in meinem Augen ist es zweierlei, Du kannst ihm ja (wenn Du es schaffst) verzeihen, obwohl ich denke, dass eine Straftat für die man Vorbestraft wird oft auch Wunden und Narben auf Deiner eigenen Seele hinterlässt

Aber vor dem Gesetz muss er sich nichts desto trotz verantworten. Wenn er - wie auch immer- Rückfällig wird, dann muss er dafür zur Verantwortung gezogen werden.

ER bat ja auch nicht um Verzeihung, sondern darum zu lügen. das ist zweierlei.

Clementine
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Registriert: Samstag 30. Juni 2007, 16:32

Beitrag von Clementine »

Gerhard hat geschrieben:... Und wie ich bereits an anderer Stelle geschrieben habe, kann nicht der Mensch vergeben, sondern der Herr.
Nur dadurch, dass Du es an anderer Stelle schon geschrieben hast, wird es nicht richtig.

"... wie auch wir vergeben unsern Schuldigern..."

Wir können ja mal ein kleines Quiz veranstalten, aus welchem Gebet das Zitat stammen könnte.

Natürlich kann ich einem anderen keine Vergebung erteilen für seine Verfehlung gegenüber Gott, die er gleichzeitig mit der Verfehlung mir gegenüber begangen hat. Aber für letzteres muss ich mich bemühen, zu verzeihen. Ob ich es tatsächlich schaffen muss, weiß ich nicht.


@ annecke
Jemanden verzeihen und mit ihm weiterhin Umgang zu haben, sind meines Erachtens zweierlei. Wenn Du Dich dazu durchringen konntest, ihm zu verzeihen, ist das unter Umständen sehr viel.

Und es wäre nach meinem Verständnis auch nicht "christlich" gewesen, für ihn eine Falschaussage zu tätigen (worauf es ja wohl hinauslaufen sollte, wenn ich das richtig verstehe).

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anneke6
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Beitrag von anneke6 »

Clementine hat geschrieben: @ annecke
Jemanden verzeihen und mit ihm weiterhin Umgang zu haben, sind meines Erachtens zweierlei. Wenn Du Dich dazu durchringen konntest, ihm zu verzeihen, ist das unter Umständen sehr viel.

Und es wäre nach meinem Verständnis auch nicht "christlich" gewesen, für ihn eine Falschaussage zu tätigen (worauf es ja wohl hinauslaufen sollte, wenn ich das richtig verstehe).
Das ist die Antwort, auf die ich insgeheim gehofft habe. Ich weiß ja nicht, ob dieser Herr X. sich bewußt war, daß ich bestraft würde, wenn ich das täte, was er gerne hätte, aber es wäre auf jeden Fall Aufforderung zu einer Lüge.
Natürlich, von einem Gericht verurteilt zu werden ist hart, aber wie hießt es nicht…"gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist"? Nur in der Beichte wird man freigesprochen, wenn man schuldig ist, vor einem weltlichen Gericht nicht. Außer es handelt sich um einen Justizirrtum, aber das war hier nicht der Fall.
???

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