Homöopathie

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Semperidem
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Homöopathie

Beitrag von Semperidem »

Das Geblöck eines Laien... Sollte vor der "Jungen Franziskanischen Laiengemeinschaft" einen Vortrag halten. Möchte die Jugendlichen mit etwas Moraltheologie konfrontieren, Kniffliges (keine Basics, die Leute sind erfreulich weit - ich kann mir ein grosses Stück von ihnen abschneiden! Die meisten übrigens ehemalige Schüler von mir, daher eine besondere Demutsübung). Sed ad rem:
Im ausgezeichneten "Lexikon der ch. Moral" von Hörmann finde ich leider nur einen Art. über Magnetismus. Zitat: "Als reines Heilverfahren darf der M. angewendet werden, als abergläubische Uebung ist er sittl. unzulässig." Gilt selbiges mutatis mutandis auch für die Homöopathie?
- [B]Problem 1: Vor allem in höheren Potenzen keine Stofflichkeit. Was wirkt? Okkulte Kräfte (wird das so behauptet?). Oder eine "Information", zu welcher unser - wohl begrenztes - momentanes physikalisch-chemisches Weltbild keinen Zugang hat?
- Problem 2: Es wird gesagt, Hahnemann sei Okkultist gewesen, d.h. der Ursprung von allem sei anrüchig. Stimmt das? Selbst wenn ja, macht das damit das Heilverfahren, sollte es denn ein solches sein, per se unerlaubt für einen Katholiken?[/B]Cari amici Ecclesiae catholicae, der Vortrag findet am 27. Mai statt, mit einer Antwort ist also keine Eile geboten. Wäre aber froh, Anhaltspunkte zu erhalten, v.a. moraltheologische Grundsätze (welche sich denn auch auf andere Gebiete umsetzen liessen). Bei Häring B. habe ich übrigens nichts Befriedigendes gefunden. Aber bin auch nur ein Laie (Altphilologe, wie man EVTL. gemerkt hat ;-))
:mrgreen: Herzlich und Gott zum Gruss
Semperidem

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Gab mal im kath.net-Forum ein Topic zu dem Thema. Vielleicht hilft's weiter.

Zu 2.: Würde mich sehr wundern, wenn daraus eine per-se-Ablehnung folgen müßte. Schließlich war Hippokrates auch kein Christ, und die Apotheken werben mit einem heidnischen Gott.

Semperidem
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Ignorantia invincibilis

Beitrag von Semperidem »

Zu 1) Werde suchen gehen
Zu 2) Tja, das überzeugt mich nicht ganz. Hipp. war im status der ignorantia invincibilis und konnte somit nicht anders. Wenn das Gerücht bzgl. Hahnemann stimmt, so war er bewusst ein Satanist oder doch so was ähnlich okkultes, also bestenfalls ign. vincibilis, oder doch wohl eher peccatum mortale (wozu ja der Wille auch immer gehört). Und wenn er die Heilmittel als dämonischen Wirkstoff herstellte, dann....
Oder eben, die Grundsatzfrage: Spielt die Intention bei der Herstellung einer an sich wertneutralen (oder sogar positiven Sache, da offensichtliche Heilerfolge) Sache eine Rolle für den Endverbraucher oder nicht. Wenn also z.B. Autos bewusst erfunden und produziert worden sind, um Menschen auf der Strasse zu überfahren, dürften wir sie dann benutzen (oder wird meine Frage zu abstrus bzw. akademisch-wolkenkukuksheim??).
Merci für die Geduld
Semperidem

Hadschi
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Beitrag von Hadschi »

kleine erfahrung meinerseits:

ich war ein praktizierender durchschnitts-landesevangelischer und wurde von einem homöopathen (!) zu einem kath. pater geschickt, durch den ich meine wiedergeburt in christus erlebte, innerlich von so manchen dingen heilung fand und schließlich katholisch wurde.

:-)

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Leguan
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Re: Ignorantia invincibilis

Beitrag von Leguan »

Semperidem hat geschrieben:Zu 1) Werde suchen gehen
Das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, den Link habe ich mitgeliefert. ;) Leider übersieht man die in diesem Forum sehr gerne, passiert mir auch ständig.
Zu 2) Tja, das überzeugt mich nicht ganz. Hipp. war im status der ignorantia invincibilis und konnte somit nicht anders. Wenn das Gerücht bzgl. Hahnemann stimmt, so war er bewusst ein Satanist oder doch so was ähnlich okkultes, also bestenfalls ign. vincibilis, oder doch wohl eher peccatum mortale (wozu ja der Wille auch immer gehört). Und wenn er die Heilmittel als dämonischen Wirkstoff herstellte, dann....
Oder eben, die Grundsatzfrage: Spielt die Intention bei der Herstellung einer an sich wertneutralen (oder sogar positiven Sache, da offensichtliche Heilerfolge) Sache eine Rolle für den Endverbraucher oder nicht. Wenn also z.B. Autos bewusst erfunden und produziert worden sind, um Menschen auf der Strasse zu überfahren, dürften wir sie dann benutzen (oder wird meine Frage zu abstrus bzw. akademisch-wolkenkukuksheim??).
Merci für die Geduld
Semperidem
Das ist jetzt aber ein bißchen eine andere Fragestellung. Die erste Frage lautete, ob alleine dadurch, daß Hahnemann Okkultist war (wenn er es denn war), der Gebrauch von Hömöopathie zu verwerfen sei. Das würde ich eindeutig mit nein beantworten.
Den Autovergleich halte ich jetzt nicht für ganz treffend, das würde ja bedeuten, daß es die Intention von Hahnemann war, Menschen zu schaden. Das würde ich jetzt mal eher nicht annehmen.

Bleibt, daß Hahnemann meinte, okkultistische Kräfte zur Heilung zu verwenden, was er aber nicht als verwerflich ansah, wir aber wissen, daß es das ist.
Ich würde daraus auch nicht auf generelles Anwendungsverbot schließen, schlicht, da es genug Heilmittel und -verfahren gibt, deren Entdecker sowie deren Intention im Dunkel der Geschichte verlorengegangen sind.

Semperidem
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Beitrag von Semperidem »

Ad Haschi: Willkommen, und zwar ganz herzlich, als 100% Bruder in der Una Sancta!

Ad cetera:

- Nun gut, wir nehmen an, Hahnemann benutzte Okkultismus (worst case scenario), was aber eigentlich wirkt, sind Kräfte in der Natur, die wir (und umso weniger er) kennen.
Wenn seine Nachfolger bei der Herstellung sich auf die Naturkräfte verlassen und keines okkultes Brimborium veranstalten, dann ist die Frage (zumindest für mein Gewissen) gelöst. Man könnte sich dabei evtl. auch auf 1 Kor. 8 berufen, wo Paulus den Verzehr von Opferfleisch erlaubt, obwohl es ja den Göttern geweiht worden ist (durch die mola salsa, den Wein, und Gebete bzw. rituelles Flötenspiel im Hintergrund). Paulus scheint davon ausgegangen zu sein, dass die Priester bona fide handelten und die Götter der Heiden sowieso "Nichtse" sind (womit also wohl die Uebersetzung eines Psalmverses, kommt mir gerade nicht mehr, welcher, : "Alle Götter der Heiden sind Dämonen" nicht akkurat ist und er ja in neuerer Zeit sowieso "...sind nichts" übersetzt wird), und da ein "Nichts" keinen schlechten Einfluss haben kann.... q.e.d.
- Was aber nun, WENN die Produkte bei der Herstellung immer noch "okkult aufgeladen" werden? Habe mir das Gedankenspiel dabei gemacht, dass damit wohl das Gegenteils des Weihens von Wasser zu Weihwasser (oder von Kerzen etc.) geschieht. D.h. dass Adiaphora (um den stoischen Begriff zu gebrauchen - bin eben Altphilologe und nicht Theologe, tut mir leid, mir fehlt die theologische Begrifflichkeit weitgehend...) wie Wasser "positiv aufgeladen" werden können. Dann kann doch wohl auch das Gegenteil geschehen, nicht? Mir wäre gar nicht wohl, wenn ich eine Kerze zu Hause brennen hätte, welche von einem Satanisten dem Diabolos geweiht worden wäre. Sollte das bei der Homöopathie der Fall sein (ich habe keine Anhaltspunkte dafür), dann wäre sie aber wohl für Katholiken nicht anwendbar? Und das ist eigentlich der Punkt. Viele meiner katholischen und naturwissenschaftlich-medizinisch gebildeten Freunde streiten nicht ab, dass H. wirkt. Das könne aber nicht an der Materie liegen, daher müsse da was Okkultes wirken. Ergo prohibitum est?! Oder gilt das paulinische Opferfleisch auch hier? Schliesslich wurde es falschen Göttern geweiht in einer Sakralhandlung, und doch erlaubt Paulus u.U. den Genuss.
Danke für die Geduld mit mir...!
Semperidem (hoffe, ich verunehre meinen Namen nicht, indem ich dasselbe Argument nur immer im Kreise drehe)

Hadschi
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Beitrag von Hadschi »

[Punkt]
mir wurde durch die begegnung mit dem pater und die "wiedergeburt" (das wort wird hauptsächlich von evangelikalen verwendet, aber es ist offensichtlich durchaus auch sehr katholisch) klar, wie wertvoll eine beichte ist.

sakramental gesehen war es natürlich damals noch keine echte beichte, da ich ja noch nicht katholisch war. aber es war in der art genau das, was die freikirchler wiedergeburt nennen, was die charismatiker heilungsgebet nennen und was im prinzip jede gute beichte bedeutet!

kurz und prägnant gesagt: GELIEBT hat mich gott natürlich schon immer, CHRIST war ich natürlich schon von meiner ev. taufe (mit 18 jahren) an (allerdings fehlt da der kath. übliche kleine exorzismus, ich bat bei meiner konverion darum, diesen nachzuholen), aber die begegnung mit dem pater und das "katholischwerden" (das war ja ein prozess, der monate später mit der konversion seinen höhepunkt erreicht hatte) war der beginn einer endgültigen hinwendung - eben eine wiedergeburt (eigentlich ganz und gar katholisch und ganz und gar freikirchlich - einfach voll christlich! *fg*)

dann ging alles schlag auf schlag:
ich bekam viel mehr leidenscahft für jesus (davor war ich "verkopft"), fühlte mich definitiv "erlöster" und es verschwanden viele störende dinge. vieles wurde anders, und ich lernte auch meine heutige frau kennen!

zuerst glaubte ich mcih natürlich süpndenfrei für alle ewigkeit, aber andere sündhafte neigungen blieben natürlich, aber es war "verwandelt". ich denke, erlösung ist ein prozess.

jedenfalls liebe ich durch dieses erlebnis die beichte SEHR!
ich bin alles andere als ein sündenfreier mensch - aber es tut einfach gut immer wieder zur beichte gehen zu können uns sich dort wieder und wieder von gott sagen zu lassen: "du, ich mag dich trotdem noch!"

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Leguan
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Beitrag von Leguan »

Semperidem hat geschrieben: - Was aber nun, WENN die Produkte bei der Herstellung immer noch "okkult aufgeladen" werden? Habe mir das Gedankenspiel dabei gemacht, dass damit wohl das Gegenteils des Weihens von Wasser zu Weihwasser (oder von Kerzen etc.) geschieht. D.h. dass Adiaphora (um den stoischen Begriff zu gebrauchen - bin eben Altphilologe und nicht Theologe, tut mir leid, mir fehlt die theologische Begrifflichkeit weitgehend...) wie Wasser "positiv aufgeladen" werden können. Dann kann doch wohl auch das Gegenteil geschehen, nicht? Mir wäre gar nicht wohl, wenn ich eine Kerze zu Hause brennen hätte, welche von einem Satanisten dem Diabolos geweiht worden wäre.
Ich habe schon im Kath.net-Topic bestritten, daß das geht, und ich bin auch weiterhin der Meinung (sollte ich mich aus theologischen Gründen täuschen, so bitte ich um Korrektur von den gebildeteren Leuten).
Nehmen wir deine Kerze. Was machst Du, wenn der Satanist in der Weihnachtskerzenfabrik arbeitet? Oder im Wasserwerk?
Und was ist mit der Intention? Können die Maschinen, die die Hömöopathikügelchen mixen und rütteln, sie dabei "okkult aufladen"? Wie können wir dann überhaupt noch essen, wohnen und schlafen, da fast alles, was wir benutzen, von Leuten hergestellt wird, die wir nicht kennen?
Kann man überhaupt unwissent- und -willentlich Rituale durchführen? Ich glaube nicht, daß die ganzen Homöopathen Okkultisten sind (meine Tante ist's bestimmt nicht). Ich meine damit nicht, Leute, die Rituale durchführen, und wissen daß es welche sind, aber nicht daran glauben (wie z.B. manche Jugendliche heutzutage, das geht schon), sondern eben Hersteller homöopathischer Medikamente, die meinen, nichts anderes zu tun, als ein Medikament zu mischen, aber in Wirklichkeit ein Ritual durchführen.
Sollte das bei der Homöopathie der Fall sein (ich habe keine Anhaltspunkte dafür), dann wäre sie aber wohl für Katholiken nicht anwendbar? Und das ist eigentlich der Punkt. Viele meiner katholischen und naturwissenschaftlich-medizinisch gebildeten Freunde streiten nicht ab, dass H. wirkt. Das könne aber nicht an der Materie liegen, daher müsse da was Okkultes wirken. Ergo prohibitum est?!
Nunja, wenn es bisher keine wissenschaftliche Erklärung gibt, heißt es ja noch nicht, daß sie nicht existiert. Und es gibt auch immer noch genug Leute, die der Homöopathie nicht mehr Wirkung, als einem Placebo zukommen lassen.

Also ich weiß ja nicht. Eine Medizin, die vielleicht wirkt, deren Wirkung vielleicht nicht wissenschaftlich erklärbar ist, die von einem Mann erfunden wurde, der vielleicht Okkultist war, die vielleicht von ihm mit okkultistischem Wissen erfunden wurde, die vielleicht immer noch okkultistisch aufgeladen wird. Sind das nicht ein bißchen arg viele vielleichts?

Semperidem
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Die Magie des Fluches

Beitrag von Semperidem »

Ad Hadschi:
Danke herzlichst für die be-geisternde Stellungnahme zugunsten der Hl. Beicht! Diese Waschanlage der Seele ist etwas vom Wunderbarsten, welches uns Gott durch Seine Priester schenkt! Sie ermutigen durch Ihr mitreissendes Zeugnis wohl jeden Leser, davon bald wieder Gebrauch zu machen. Vergelt's Gott!

Ad Leguan:
- Der Satanist im Wasserwerk - ein faszinierender Gedanke, der auf eine pragmatische Antwort hindeutet. Ist mir eigentlich immer lieb (bin von der nüchternen Sorte...), ziehe es aber in theologischen Fragen vor, deduktiv von einem allgemein-gültigen Lehrsatz auszugehen. Habe deshalb ein bisschen im LTHK (Ausgabe von 1965) nachgeblättert bzgl. der theoretischen Möglichkeit des "Fluchs", denn das wär's ja wohl dann. Der Autor weist klar darauf hin, dass es magisch-heidnisches Denken wäre, würde man einem Menschen diese Macht zubilligen (obwohl auch noch Roger Bacon daran geglaubt habe, zu schweigen vom Volksglauben). Gott allein vermag das - im Gegensatz zum Segnen und Weihen hat er diese "Kompetenz" dem Menschen nicht gegeben. Damit ist die Homöopathie-Diskussion für mich in allen Aspekten erledigt. Grünes Licht!
Ich danke Ihnen, Leguan, für Ihre luciden Gedankengänge :jump: , auf welche ich mit in meinen Referat (natürlich mit Copyright ;) stützen werde!
Einen frohen und gesegneten Josefstag
Ihr
Semperidem

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