Sonntagsevangelium - Legitimation auch außerhalb der Kirche?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Wim1964
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Sonntagsevangelium - Legitimation auch außerhalb der Kirche?

Beitrag von Wim1964 »

Hallo,

eine Frage zum Evangelium des letzten Sonntags. Hier der entsprechende Ausschnitt:

38 Da sagte Johannes zu ihm: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.
39 Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden.
40 Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
41 Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - amen, ich sage euch: er wird nicht um seinen Lohn kommen.


Gibt es eine Auslegung zu diesem Text? Wie ist dieser jemand, der Jesus und den Aposteln nicht nachfolgt, aber durch Jesus legitimiert wird, zu deuten? Kann Jesus und die Apostel mit der Kirche in unserer Zeit und der genannte jemand mit "Predigern" anderer christlichen Religionen/Konfessionen gleichgesetzt werden? Wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?

Wie kann man anderenfalls diese Stelle sonst deuten?

Für klärende Antworten danke ich sehr!

Gruß
Wim1964

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Anselmus
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Registriert: Sonntag 20. September 2009, 19:26

Re: Sonntagsevangelium - Legitimation auch außerhalb der Kirche?

Beitrag von Anselmus »

Also ich denke durchaus, dass man diese Stelle auch "ökumenisch lesen" kann.

Aber ich finde einen anderen Aspekt hier fast noch wichtiger (vor allen Dingen in Verbindung mit der AT-Lesung vom Sonntag), nämlich einen Appell gegen Eitelkeit und Hochmut, der andere ausschließt. Man könnte es nämlich auch so verstehen, dass die Jünger hier ihre Einzigartigkeit in Gefahr sehen. Ihr Alleinstellungsmerkmal, dass sie mit Jesus umherziehen und er ihnen die Kraft gibt, Wunder zu wirken, finden sie nun auch bei anderen Menschen. Ihre Reaktion darauf ist, wie dies vielleicht für Menschen verständlich ist, sie "verpetzen" die andern, weil sie alleine das Privileg haben möchten. Jesu Antwort kann also auch so verstanden werden, dass die Jünger nicht darauf bedacht sein sollen, welche Privilegien sie haben, oder warum sie toller sind als andere Menschen, sondern dass sie eher auf die guten Auswirkungen (die Verkündigung des Evangeliums) achten sollen.

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taddeo
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Re: Sonntagsevangelium - Legitimation auch außerhalb der Kirche?

Beitrag von taddeo »

Schau mal für die erste Orientierung an den Kirchenvätern da: http://www.catena-aurea.de/ljbpann26.html

kath.de bringt regelmäßig Kommentare, Auslegungen und eben auch Kirchenväterstellen zu den Sonntagsevangelien.

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Jonny86
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Registriert: Dienstag 28. Oktober 2008, 21:19
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Re: Sonntagsevangelium - Legitimation auch außerhalb der Kirche?

Beitrag von Jonny86 »

Wim1964 hat geschrieben:Hallo,

eine Frage zum Evangelium des letzten Sonntags. Hier der entsprechende Ausschnitt:

38 Da sagte Johannes zu ihm: Meister, wir haben gesehen, wie jemand in deinem Namen Dämonen austrieb; und wir versuchten, ihn daran zu hindern, weil er uns nicht nachfolgt.
39 Jesus erwiderte: Hindert ihn nicht! Keiner, der in meinem Namen Wunder tut, kann so leicht schlecht von mir reden.
40 Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
41 Wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört - amen, ich sage euch: er wird nicht um seinen Lohn kommen.


Gibt es eine Auslegung zu diesem Text? Wie ist dieser jemand, der Jesus und den Aposteln nicht nachfolgt, aber durch Jesus legitimiert wird, zu deuten? Kann Jesus und die Apostel mit der Kirche in unserer Zeit und der genannte jemand mit "Predigern" anderer christlichen Religionen/Konfessionen gleichgesetzt werden? Wenn ja, unter welchen Voraussetzungen?

Wie kann man anderenfalls diese Stelle sonst deuten?

Für klärende Antworten danke ich sehr!

Gruß
Wim1964

also ich hab über diese bibelstelle schon im zusammenhang von exorzismus gelesen. pater don gabriele amorth (chef exorzist des vatikan) beschreibt dort in seinem buch "berichte eines exorzisten", dass es auch einige protestantische exorzisten geben würde, die viel erfolg haben. er wurde gefragt ob er was dagegen habe, weil es ja in gewisser weise "konkurrenz" für ihn sei. aber er hielt dann eben die oben genannte bibelstelle dagegen. aber denke auch wie meine vorredner, dass man sie ökumenisch sehen kann.
"Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil. Denn du bist bei mir..." Ps 23

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Christiane
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Re: Sonntagsevangelium - Legitimation auch außerhalb der Kirche?

Beitrag von Christiane »

Wim1964 hat geschrieben: 40 Denn wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.
Ich habe das zunächst auch spontan ökumenisch interpretiert. Allerdings gab mir dann etwas zu denken, dass es heißt "wer nicht gegen uns ist" Jesus bezieht diese Aussage offensichtlich nicht nur auf sich selbst, sondern schließt die Apostel mit ein. Wenn man das nun weiterspinnt und davon ausgeht, dass die Apostel für die Kirche stehen, dann wird es mit der ökumenischen Interpretation kompliziert. Protestanten sind zwar nicht gegen Jesus, doch sie sind gegen seine Kirche. :hmm: Da es damals jedoch noch keine gespaltene Christenheit gab, hinkt eine Eins-zu-Eins-Übertragung auf die heutige Situation ohnehin.

Christiane
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FioreGraz
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Re: Sonntagsevangelium - Legitimation auch außerhalb der Kirche?

Beitrag von FioreGraz »

Da es damals jedoch noch keine gespaltene Christenheit gab, hinkt eine Eins-zu-Eins-Übertragung auf die heutige Situation ohnehin.
Dann wäre die Erzählung relativ sinnlos, kann ja jemand gewesen sein der Christus anhing aber mit der "Jesus Gruppe" nicht konnte also ein Frühprotestant. Ansonsten gibt die Bibel sehr wohl etwas über frühzeitliche Spaltungen u.ä. her (vgl. Apg.19,13; Gal 5,20; der 1. Korintherbrief versucht so eine Spaltung zu kitten; 2. Petr 2 und Jud wo vor den flaschen Propheten die spalten gewarnt wird). Und auch kurz danach z.B. der Clemensbrief für den auch eine Spaltung der Grund war. etc.

Es gab keine organisierte Spaltung in heutiger Form, aber es gab auch damals keine durchorgnsierte Kirche in heutiger Form. Aber mit der Entfaltung der ORgansisationsstruktur waren auch die immer wieder bestehenen Spaltungen organiserter.

LG
Fiore
Einer ist Gesetzgeber und Richter, er, der die Macht hat, zu retten oder zu verderben. Wer aber bist du, daß du den Nächsten richtest? (Jak4,12)
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