Bei jeder Position gibt es Widerspruch. Und je deutlicher man sich abgrenzt, desto stärker wird der Widerspruch. Deshalb stellt sich die Frage, was du den Leuten mit deinem offenen Bekenntnis vermitteln willst: Ich bin anders als ihr oder ich bin so wie ihr. Als vermittelnde Position kann man sagen: Ich lass euch gelten, aber ich bin auch ich. Das machen vor allem diejenigen, die als katholische Tugend Bescheidenheit schätzen. Extreme Demut wäre aber auch wiederum unmäßig.
Gerade als Katholik sollte man Andersdenkende nicht unterschätzen. Jesus hat schließlich keine Nächstenverachtung empfohlen und auch das ungastliche Dorf in Samarien nicht verflucht. Im Gegenteil: Er hat Fremde gelobt und sogar einen besonders hilfsbereiten Samariter als Beispiel hingestellt.
Jahrelang vertrat ich in Foren, in denen die katholische Kirche ständig angegriffen wird, katholische Standpunkte. Die Themenstellung erfolgte praktisch immer durch Atheisten. Ich pflegte lediglich zu antworten.
Dabei heißt es Farbe bekennen, oder sollte ich vielleicht in solchen Situationen Formulierungen wählen, als sei die katholische Sache für mich kein Anliegen und die Diskussion eine lediglich theoretische?
Außerdem glaube ich, dass es besonders in Foren mit überwiegend atheistischen Angriffen wegen der nicht kleinen Anzahl von Nurlesern durchaus wichtig ist, sich offen als Katholik zu bekennen. Diese sollen erkennen können, dass es neben der atheistischen Sicht der Dinge auch eine katholische gibt.
Unterschätzen kann ich die Atheisten nicht. Wenn ihr Wissen über die Lehre der Kirche für eine vernünftige Gegenargumentation zu klein ist, treten sie in Scharen auf und zerblödeln das von ihnen selbst erstellte Thema, um zu verwischen, dass sie eigentlich ein Thema abspulen, in dem sie nicht auf Wissen, sondern lediglich auf Vorurteile zurückgreifen können.
Dass Jesus Menschen, die seine Lehre zurückwiesen, besonders herausstellte, konnte ich im NT nicht entdecken. Der barmherzige Samariter steht für einen Menschen, der das Gebot der Nächstenliebe erfüllte. Der andere Glaube der Samariter ist in dieser Situation wenigstens meiner Meinung nach nicht angesprochen, weil es um ein Beispiel für tätige Nächstenliebe und nicht um Glaubensinhalte ging.
Die Wahl der guten Tat des Samariters als Beispiel für tätige Nächstenliebe halte ich nicht für eine Billigung der Glaubensabweichung der Samariter durch Jesus, sondern für einen Hinweis Jesu an die Juden, dass sie vergeblich Gott anrufen, wenn der wahre Glaube nicht in ihrem Leben Frucht bringt.
lG Simon
Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.
Zitat von Albert Schweitzer