@Anselmus:
Du solltest die orthodoxe sowie die katholische Theologie lange genug kennen, dass es keine Widerlegung ist, dass etwas nicht im Evangelium steht...
Aber ein Indiz, daß es eben verschiedene Traditionen und Sichtweisen gab und daher legitimerweise auch heute gibt. Ich verbiete ja niemandem, die Realpräsenztheorie zu vretreten — ich lege nur Wert darauf, daß dies dann wenigstens gedanklich konsistent geschieht. Und genau das (ich verweise nochmals auf Zimmels oben verlinkten Artikel!) wird dabei geradezu geflißentlich vermieden (ist wenigstens mein Eindruck) ...
Wenn es jedoch auf die heilige Eucharistie angewandt wird, so ist dies eines der schändlichsten Dinge überhaupt, da damit, klar gegen den Auftrag des Herrn verstoßend, der eigentlich Charakter der Eucharistie ausgeblendet wird. Um es kurz und knapp zu sagen:
Die Gaben von Wein und Brot werden in Blut und Leib Christi verwandelt. Wer bei vollzogener Wandlung behauptet das Brot sei gewöhnliches Brot und der Wein sei gewöhnlicher Wein, leugnet in diesem Moment Gott. Das ist das üble an dem Wort Gedächtnismahl, wird es auf die Eucharistie angewandt.
Sorry, das kann ich nicht nachvollziehen! Lassen Sie mich das an einem profanen Analogbeispiel erklären: zweifellos ist (wenigstens in den Augen von Patrioten und Etatisten) die jeweilige Nationalflagge ein ehrwürdiges Symbol der nationalen Identität (in den USA gibt es m.W. ein Gesetz, daß das Verbrennen der "stars'n'strips" unter Strafe stellt, ähnlich in vielen anderen Rechtsordnungen, z.B. in Österreich unter dem Titel "Herabwürdigung staatlicher Symbole").
Es ist also klar, daß drei aneinandergenähte Stoffstreifen in der Farbstellung rot-weiß-rot oder rot-weiß-blau, schwarz-rot-gold, rot-weiß-grün etc. nicht "nur" aneinandergenährte Stoffstreifen sind, sondern darüberhinaus eben auch das Symbol der durch die Flagge verkörperten Nation sind. Was aber nichts daran ändert, daß die aneinandergenährten Stoffstreifen dessenungeachtet trotzdem aneinandergenährte Stoffstreifen sind.
Angewandt auf die Eucharistie: diese wird unter den Gestalten von Brot und Wein gefeiert, und diese Feier ist der Vollzug eines von Jesus Christus eingesetzten Kultaktes (wenn wir den Evangelien diesbezüglich folgen, und die Sache nicht, was auch einige Plausibilität für sich hat, "umgekehrt herum" entstanden betrachten — nämlich die Evangelienberichte über die Einsetzung als Rückprojektion einer u.a. aus hellenistischen Quellen kommenden Kultmahlpraxis). Im Vollzug wird nun eine kultisch-symbolische Gleichsetzung von "Brot und Wein" (hier und heute, am 6.7.2010 n.Chr.) mit "Leib und Blut" (Jesu Christi am historischen Abend des Gründonnerstags ~ 33 n.Chr.) vorgenommen — was aber nichts daran ändert, daß das Brot ein Brot ist und der Wein ein Wein, genauso, wie die Verarbeitung eines schwarzen, roten und goldenen Stoffstreifens aus ihnen zwar eine Deutsche Flagge macht, ihnen aber den Charakter von drei zusammengenähten Stoffstreifen nicht nimmt! Sie sind eben beides: eines auf materiell-physikalischer Ebene, das andere auf einer symbolischen Sinnebene.
Warum in der klaren und aus den Evangelien durchaus so erkenn- und ableitbaren Aussage über diesen doppelten Sachverhalt in diesem Moment Gott geleugnet werden soll, ist für mich einfach unverständlich. Ich leugne ja auch nicht den Symbolgehalt von "Deutschland", wenn ich aussage, daß die Deutsche Flagge aus drei gleichbreiten Stoffstreifen der Farben schwarz-rot-gold besteht.
Was wäre daran anrüchig, wenn das Universum nur aus einem einzelnen Elementarteilchen bestünde und nicht so furchtbar kompliziert aufgebaut wäre? Das wäre prinzipiell nicht schlimm. Es ist aber einfach nicht so. Merken sie was?
Ja: Bahnhof ...
