Monergist hat geschrieben:Melody hat geschrieben:
Ich persönlich könnte mir aber vorstellen, dass es Menschen helfen könnte zu glauben, wenn man schlüssig beweisen könnte, dass es eben genau so stimmt, wie es in der Bibel steht. Mir würde es helfen. Ich habe es im übrigen immer so geglaubt, wie es in der Bibel steht, und möchte mir das auch nicht ausreden lassen. Schließlich ist Gott allmächtig.
Das habe ich auch immer gedacht, aber letztlich ist das Gegenteil der Fall. Vielmehr offenbart sich hier das Dilemma moderner westlicher Theologie: Es ist ein Pendeln zwischen den Extremen, man vertritt (bis auf eine schmale Zone dazwischen) entweder einen wahnwitzigen Liberalismus oder vermeintliche traditionelle Radikalpositionen, bei denen man offesichtlich das Gehirn zu Hause gelassen hat. Das Buch Genesis ist entweder das zeitgebundene Geschreibsel irgendwelcher Orientalen, ein Märchenbuch voller Mythen oder ein von Gott Buchstaben per Buchstaben diktierter naturwissenschaftlicher und historischer Tatsachenbericht.
Ich verstehe beim besten Willen nicht, wie man in dieser Sache von einem "von Gott Buchstaben per Buchstaben diktierten naturwissenschaftlichen und historischen Tatsachenbericht" reden kann. Wenn mein Großvater erzählt, wie das damals war, käme ich ja auch nicht auf die Idee, zu fragen, ob es sich nun um einen "naturwissenschaftlichen und historischen Tatsachenbericht" handelt. Es handelt sich einfach um das, was mein Opa erzählt, wie es war. Mit Verlaub, aber das Gerede im Sinne von "das ist nicht die Habilitiationsschrift eines Naturwissenschaftlers oder eines Historikers", was soll mir das sagen?
Einstweilen ist niemand der Globale-Flut-Gegner hier auf die wesentliche Frage von ChrisCross gleich auf der ersten Seite eingegangen:
ChrisCross hat geschrieben:Kann denn eventuell jemand eine sinnvolle und der Schrift nicht widersprechende Auslegung über die Sündfut vorlegen, die nicht sämtliche Meinungen zur Erdgeschichte verwirft und gleichzeitig das Bild der Arche für die Kirche bewahrt?
Einfach ignoriert. Na, traut sich einer?
Monergist hat geschrieben:Dabei ist es selbstverständlich ein göttlich inspirierter Text, der uns spirituelle Wahrheiten lehren möchte und in dem Sinne historich ist, als er Gottes Wirken in der Geschichte deutlich macht, dabei werden indessen vielfältige Mythen über die Entstehung der Welt und heidnische Vorstellungen gerade zerstört. Wie die Heilige Schrift insgesamt dient das Buch unserer Rettung und soll uns die Erlösung und den Weg zum Heil verdeutlichen. Wenn man das sieht, diese Aufgabe verstanden hat, dann ist es für den Glauben nicht mehr notwendig anzunehmen, dass vor uns ein wissenschaftliches Werk liegt.
Niemand hier behauptet, es handele sich um ein "wissenschaftliches Werk". Du bekämpfst ein
Strohmann-Argument.
Monergist hat geschrieben:Stattdessen lässt man sich eben nicht aus der Bahn werfen, wenn irgendwelche weltliches Wissenschaftler wieder neue Entdeckungen präsentieren und meinen, dadurch den Glauben erschüttern zu können.
Das ist kein Alleinstellungsmerkmal Deiner Position. Das ewige hin und her der weltlichen Wissenschaftler berührt unsereins auch nicht.
Monergist hat geschrieben:Man sieht aber auch, wie wichtig es wäre zu versuchen, die Bibel von Anfang an richtig zu verstehen, denn nach einer falschen Weichenstellung geht alles schief. Natürlich lernen wir aus dem Buch Genesis bereits zu Beginn, dass die Welt nicht schon immer vorhanden war, sondern von Gott geschaffen wurde - aus nichts, ex nihilo und von keinem Anderen. Sempre macht oben zu Recht auch darauf aufmerksam, dass Gott den Tod der Menschen nicht als etwas Gutes vorgesehen haben kann und dass der Mensch keineswegs als höhere Tiermutation zu sehen ist.
Ja also. Schon allein deswegen muss man als Gläubiger die modernen soft-sciences sowieso verwerfen. Aber auch bereits als ein mit Verstand begabter Mensch muss man das, denn Wissenschaft hat Erklärungen zu liefern. Eine Erklärung erklärt, warum etwas ist und nicht etwa nicht ist. Nichts passiert ohne Grund. Die soft-sciences aber erklären nicht, welche Ursachen das bunte Szenario ermöglichen, das sie beschreiben. Im Gegenteil, selbst Nobelpreisträger der Ursprungswissenschaften erklären, dass ihr Szenario bloß nicht sicher ausgeschlossen werden kann. Die Aufrichtigeren geben offen zu, dass ihre Thesen alles andere als plausibel sind.
Monergist hat geschrieben:Leider verknüpft er [Sempre] dies dann wieder mit mittelalterlich-heidnisch-protestantischen Erlösungsansätzen, die in ihrer Naivität offensichtlich völlig fehlgehen.
Das ist ein sehr übelklingender Vorwurf, für den Du eine Begründung schuldig bleibst. Du sagst "Naivität" sowie auch "mittelalterlich-heidnisch-protestantische Erlösungsansätze."
Das müsstest Du schon detailliert anhand meiner Aussagen begründen, wenn ich das ernstnehmen, und nicht als ein offenherzig präsentiertes Zeugnis Deiner eigenen Vorstellungswelt und Historie lesen soll.
Monergist hat geschrieben:Aus der Schöpfung aus nichts folgt nämlich notwendigerweise, dass die Schöpfung potentiell endlich war und nur dann ewiges Sein erlangen wird, wenn sie unter der Führung des Menschen und dessen freiwilliger Entscheidung (in Zusammenarbeit mit dem Heiligen Geist) in Kommunion mit Gott eintritt und dort verbleibt, das Geschaffene also mit dem Ungeschaffenen verbunden wird, dann wird diese potentielle Vergänglichkeit transzendiert.
Und deswegen war die Sintflut garantiert nicht global?
Deswegen sind meine Ausführungen nicht frei von mittelalterlich-heidnisch-protestantischen Erlösungsansätzen?
Monergist hat geschrieben:Da dies im Sündenfall gerade nicht geschehen ist und der Mensch sich dem Ziel verweigert hat, die Gottesähnlichkeit zu realisieren, wurde aus dem Potential der Endlichkeit eine unumkehrbare - dauerhafte - Realität. Der Tod wurde dann also auch keineswegs von Gott als Strafe auferlegt, sondern der Mensch verlor das Potential zur Unsterblichkeit, zur Kommunion mit Gott. Dieses ontologische Problem konnte selbstverständlich nicht durch Vergebung gelöst werden, sondern allein durch die Inkarnation des Logos.
Und deswegen ... (s.o.)
Monergist hat geschrieben:Die ganze Heilige Schrift ist christozentrisch und soll uns zur Perfektion führen. Wenn wir ihren Anfang jedoch korrekt verstehen, dann erschließt sich nicht nur der Sündenfall, die Sintflut, sondern auch alles Weitere ganz eindeutig. Wenn nicht, dann potenzieren sich jedoch die Fehldeutungen immer mehr.
Wer lehrt denn das, was Du hier darlegst? Gibt es eine nennenswerte Orthodoxe Autorität, die das lehrt? Damit meine ich nicht einen im Zweifelsfall modernistischen Universitätsprofessor, sondern eine in der Orthodoxie weithin anerkannte Autorität, die apostolische Nachfolge beansprucht und lehrt, was Du hier darlegst. Und lehrt dieselbe Autorität, dass eine globale Sintflut auf diese Weise sicher ausgeschlossen werden kann?