Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
azs
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von azs »

Ich glaube fest, dass die Beantwortung dieser Frage darin zu finden ist, dass Gott die Liebe ist. Wenn die Menschen, gleich welcher Religion und Herkunft, dem universalen Gesetz der Liebe in ihren Herzen nachgehen, und auch so die Welt betrachten, werden Sie an gleicher Stelle hinauskommen. Ich glaube allerdings auch fest, dass jeder Mensch der konsequent der Liebe nachgeht, nirgendwo anders herauskommen kann als bei Jesus Christus. Die Liebe ist der Schlüssel zu wahrem Verstehen - und dieses Schlüssel ist allen Menschen gegeben um zur einen Wahrheit zu gelangen. Wenn das Wesen Gottes die Liebe ist, wie aus allem Geschaffenen herausleuchtet, dann ist die Liebe der Schlüssel zum Verstehen des Lebenssinns. Nur nachgehen muss man ihr mit aller Konsequenz. Und dann wird ein der Moment, indem die Sonne durch die Bäume eines im Morgendunst liegenden Waldes scheint, zum Erzähler der Liebe Gottes. Nur sehen muss mans wollen.
Zuletzt geändert von azs am Dienstag 11. September 2012, 18:18, insgesamt 2-mal geändert.
ad te suspiramus in hac lacrimarum valle

Pilgerer
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von Pilgerer »

Thomas_de_Austria hat geschrieben:
St. Johannes von Damaskus (in: [i]Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens[/i], II, Cap. 2) hat geschrieben:
Der gute, übergute Gott hat sich nicht mit der Betrachtung seiner selbst begnügt, nein, im Übermaße seiner Güte hat er gewollt, daß etwas werde, das seine Wohltaten empfangen und an seiner Güte teilnehmen soll. Darum bringt er alles aus dem Nichtsein ins Sein hervor und schafft es, das Unsichtbare wie das Sichtbare und den Menschen, der aus Sichtbarem und Unsichtbarem zusammengesetzt ist.
:klatsch:

Das beantwortet die Thread-Frage am besten.
azs hat geschrieben:Ich glaube fest, dass die Beantwortung dieser Frage darin zu finden ist, dass Gott die Liebe ist. Wenn die Menschen, gleich welcher Religion und Herkunft, dem universalen Gesetz der Liebe in ihren Herzen nachgehen, und auch so die Welt betrachten, werden Sie an gleicher Stelle hinauskommen. Ich glaube allerdings auch fest, dass jeder Mensch der konsequent der Liebe nachgeht, nirgendwo anders herauskommen kann als bei Jesus Christus.
Fest steht im Sinn der apostelischen Briefe, dass Gott die Liebe ist und dass Er uns zuerst geliebt hat (1. Joh 4,19), als wir noch Sünder und seine Feinde waren (Römer 5,8). Doch ist nach wie vor Jesus der Schlüssel zur Erkenntnis der göttlichen Reichtümer:
"das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist" (1. Joh 1,2)
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Friedricus
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von Friedricus »

Pilgerer hat geschrieben:Das beantwortet die Thread-Frage am besten.
Es ist eine schöne Antwort, ganz sicher. Aber woher weiß Johannes von Damaskus das?
Wenn ich sagen würde: "Gott erschuf die Welt, weil..." wäre das m.E. Anmaßung von mir. Würde ich aber sagen: "Ich vermute, daß Gott die Welt erschuf, weil..." dann wäre das eine persönliche Ansicht und als solche erkennbar.

So erschreckend viele Christen behaupten, sie wüßten ganz genau, was Gott will und was er denkt - auch wenn es nicht in der Bibel steht.

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Niels
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von Niels »

Unterforumsregel hat geschrieben:Das Scriptorium dient theologischen Fachgesprächen.

Das soll nicht bedeuten, daß hier nur Theologen fachsimpeln; dennoch soll ein gewisses Niveau eingehalten werden.

„Smalltalk“ zwischen den Teilnehmen ist nicht erwünscht. Es sollte hart am Thema diskutiert werden und das Ursprungsthema nicht auf Seitenthemen ausgeweitet werden.
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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overkott
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von overkott »

Friedricus hat geschrieben:
Pilgerer hat geschrieben:Das beantwortet die Thread-Frage am besten.
Es ist eine schöne Antwort, ganz sicher. Aber woher weiß Johannes von Damaskus das?
Wenn ich sagen würde: "Gott erschuf die Welt, weil..." wäre das m.E. Anmaßung von mir. Würde ich aber sagen: "Ich vermute, daß Gott die Welt erschuf, weil..." dann wäre das eine persönliche Ansicht und als solche erkennbar.

So erschreckend viele Christen behaupten, sie wüßten ganz genau, was Gott will und was er denkt - auch wenn es nicht in der Bibel steht.
Wir tun immer so, als wüsste der Sohn nicht, was der Vater will. Als sei das irgend etwas unerklärlich-unverständlich-geheimnisvoll Religiöses. Dabei weiß der Sohn - noch ehe Abraham war -, dass der Vater geliebt werden will und wie seine zweite Bitte lautet. Jesus sagt, wenn du leben willst, tu das. Wenn aber Liebe zum Leben führt, was inspiriert Gott zur Schöpfung?

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Niels
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von Niels »

Die Atheisten, die in diesem Strang schreiben, scheinen mit Liebe nicht viel anfangen zu können.
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overkott
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von overkott »

Ich denke auch. Bei Liebe denken viele nicht an das Wohlwollen für den Nächsten.

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Maurus
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von Maurus »

Friedricus hat geschrieben:
Pilgerer hat geschrieben:Das beantwortet die Thread-Frage am besten.
Es ist eine schöne Antwort, ganz sicher. Aber woher weiß Johannes von Damaskus das?
Das ist hier keine einfache Mathematik. Es gibt keine eindeutigen Antworten, die mit Mitteln der Naturwissenschaft beantwortet werden können. Johannes geht vom christlichen Gott aus, d.h. er erkennt die Offenbarungsschriften an und lässt vermutlich auch die philosophischen Denkschulen seiner Zeit in seine Ausführungen einfließen. Dadurch kommt er zu dem beschriebenen Ziel.
Friedericus hat geschrieben:Wenn ich sagen würde: "Gott erschuf die Welt, weil..." wäre das m.E. Anmaßung von mir. Würde ich aber sagen: "Ich vermute, daß Gott die Welt erschuf, weil..." dann wäre das eine persönliche Ansicht und als solche erkennbar.
Das kannst du halten, wie es dir beliebt. Bei Aussagen, die von vorneherein als spekulativ erkennbar sind, muss man nicht immer dazu sagen "meiner bescheidenen Meinung nach", "ich vermute" etc pp. Das ist entbehrlich, weil es angesichts der aufgeworfenen Frage klar ist.

Überleg mal, wie kompliziert es wäre, wenn wir vor jeder Proposition immer sagen müssten, wie wir zu ihr stehen, wenn wir also nicht mehr sagen dürften "Joachim Gauck ist aktueller Bundespräsident Deutschlands", sondern "Ich weiß, dass Joachim Gauck gegenwärtiger Bundespräsident Deutschlands ist" oder statt "Der Mount Everest ist 8848 m hoch" immer "Ich glaube, dass der Mount Everest 8848 m hoch ist".
Friedericus hat geschrieben:So erschreckend viele Christen behaupten, sie wüßten ganz genau, was Gott will und was er denkt - auch wenn es nicht in der Bibel steht.
Gott hat uns doch Verstand gegeben! Wenn sich aus der Bibel ein bestimmtes Gottesbild ergibt, dann kann der Mensch in einer denkerischen Transferleistung auch andere Fragen damit beantworten. Wenn Jesus beispielsweise sagt, dass der Mensch nicht sieben Mal, sondern siebenundsiebzig Mal vergeben soll, dann ist die Schlussfolgerung naheliegend, dass eine bestimmte Zahl, bis zu der hin man noch vergeben soll, gar nicht existiert, sondern dass man immer vergeben muss.
Oder nimm Ps 139: Daraus ergibt sich die Allgegenwart Gottes. Wenn Gott aber allgegenwärtig ist, dann ist er logischerweise körperlos. Es muss nirgendwo in der Bibel stehen: "Gott ist körperlos", um das behaupten zu können.

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overkott
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von overkott »

Maurus hat geschrieben:Oder nimm Ps 139: Daraus ergibt sich die Allgegenwart Gottes. Wenn Gott aber allgegenwärtig ist, dann ist er logischerweise körperlos. Es muss nirgendwo in der Bibel stehen: "Gott ist körperlos", um das behaupten zu können.
Das ist zweifellos eine ganz spannende Frage: Ist Gott körperlos?

Was ist ein Körper? Eine Form? Ein Raum? Eine Grenze?

Und was bedeutet nun die Omnipräsenz Gottes in allen Körpern?

Raphael

Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:Und was bedeutet nun die Omnipräsenz Gottes in allen Körpern?
Apokalypse des Johannes 3,20

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overkott
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Und was bedeutet nun die Omnipräsenz Gottes in allen Körpern?
Apokalypse des Johannes 3,20
Was willst du damit sagen?

Raphael

Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Und was bedeutet nun die Omnipräsenz Gottes in allen Körpern?
Apokalypse des Johannes 3,20
Was willst du damit sagen?
In dieser Passage der Hl. Schrift steht die Antwort auf Deine Frage.

Warum fragst Du nach dem Offensichtlichen? :hmm:

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overkott
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von overkott »

Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Und was bedeutet nun die Omnipräsenz Gottes in allen Körpern?
Apokalypse des Johannes 3,20
Was willst du damit sagen?
In dieser Passage der Hl. Schrift steht die Antwort auf Deine Frage.

Warum fragst Du nach dem Offensichtlichen? :hmm:
Jetzt spiel mal nicht den Fundi.

Raphael

Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Raphael hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Und was bedeutet nun die Omnipräsenz Gottes in allen Körpern?
Apokalypse des Johannes 3,20
Was willst du damit sagen?
In dieser Passage der Hl. Schrift steht die Antwort auf Deine Frage.

Warum fragst Du nach dem Offensichtlichen? :hmm:
Jetzt spiel mal nicht den Fundi.
Du brauchst Dich nicht gleich darüber zu ärgern, daß jemand die richtige Antwort auf Deine Frage(n) weiß! :roll:

Pilgerer
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von Pilgerer »

overkott hat geschrieben:
Maurus hat geschrieben:Oder nimm Ps 139: Daraus ergibt sich die Allgegenwart Gottes. Wenn Gott aber allgegenwärtig ist, dann ist er logischerweise körperlos. Es muss nirgendwo in der Bibel stehen: "Gott ist körperlos", um das behaupten zu können.
Und was bedeutet nun die Omnipräsenz Gottes in allen Körpern?
Solange der Mensch im Reich der Lüge lebt, nützt ihm die Omnipräsenz Gottes nichts. Denn er ist von Gott getrennt. Er muss ins "Reich der Wahrheit" kommen, um die Wahrheit zu erkennen. Die einzige Brücke ins Reich der Wahrheit ist Jesus Christus.
10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. (Jesaja 35,10)

Thomas_de_Austria
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von Thomas_de_Austria »

Friedricus hat geschrieben:Es ist eine schöne Antwort, ganz sicher. Aber woher weiß Johannes von Damaskus das?
Um einmal nachzuzeichnen, wie der Heilige wohl dazu gekommen sein dürfte, sieht man sich als Ausgangspunkte wohl am besten die folgenden vier Grundannahmen an:

1. Bestimmung/Definition Gottes
2. Existenz Gottes
3. Anerkennung der (Selbst-)Offenbarung Gottes.
4. Gedankliche Reflexion (im Sinne der christl. umgewandelten Philosophie, des christl. Lógou) auf das oben Genannte


ad 1: Schon bei den Vorsokratikern begann man zu fragen wie beschaffen (qualis, ποιότης) ein Wesen sein muss, damit wir Menschen es rationalerweise als Gott betrachten können.* Xenophanes war wohl hier in Europa so ziemlich der Erste, der sich ausdrücklich Gedanken darüber gemacht hat:
F. Ricken SJ, [i]Philosophie der Antike[/i] (Kohlhammer), S. 29 hat geschrieben:Für seinen neuen Gottesbegriff ist charakteristisch: 1. Er ist auf dem Weg der Negation gewonnen; der Gott ist anders als die Menschen. 2. Der Gott kann nur mit Hilfe von Superlativen gedacht werden. Er ist der Größte, der Vollkommenste. Daraus folgt für Xenophanes, daß es nur einen Gott geben kann. Der Größte kann nicht einen gleich Großen neben sich haben.
Hier klingt auch schon leicht an, was wir dann später unter „apophatischer“ und „kataphatischer“ Theologie kennen. Diese Reflexionen wurden dann in der griech. Philosophie weiter geführt (speziell zur Güte Gottes bei Sokrates und Platon, s. insbesondere „Euthyphron“).

Auch St. Johannes gibt gewisse Bestimmungen Gottes an. Hierfür besonders relevant:
St. Johannes von Damaskus (in: [i]Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens[/i], I, Cap. 1) hat geschrieben:Gott ist gut, darum ist er der Geber alles Guten;
ad 2: Er bringt im dritten Kapitel des ersten Buches seiner Darlegung des orthodoxen Glaubens auch zwei Gottesbeweise (und bezieht sich auch zusätzlich noch, nicht nur in diesem Kapitel, sondern auch noch sonst im Werk, auf den v. a. auch im Stoizismus verbreitet gewesenen „consensus-gentium“-Gedankens, den man jetzt wohl als eine Art von Grundannahme im Bereich der philos. Anthropologie ansehen könnte). Der eine Gottesbeweis ist der platon.-aristotelische Gedanke, der auch dem kosmolog. Beweis St. Thomas’ zugrunde liegt (erinnert nur in der Form bei ihm fast mehr an Platons „Gesetze“, als an die „Metaphysik“), der andere wird von der „Regierung des Alls“ genommen, also eine Art teleolog. Beweis.

ad 3: Weiters nimmt er an, dass Gott selbst auch tatsächlich als das offenbarte und noch mehr als das, nämlich als ein personales Wesen und freier Schöpfer der Welt aus dem Nichts (v. i. Anmerkung), nicht als einer, aus dem die Welt einfach irgendwie notwendig emaniert oder als einer, mit dem die Welt gleich ewig ist etc. pp.

Hierzu der Heilige:
St. Johannes von Damaskus (in: [i]Genaue Darlegung des orthodoxen Glaubens[/i], I, Cap. 1) hat geschrieben:Gleichwohl hat uns Gott nicht in völliger Unkenntnis gelassen. […] Ferner hat er sich, zuerst durch Gesetz und Propheten, dann aber auch durch seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, Gott und Heiland Jesus Christus entsprechend unserem Fassungsvermögen erkennbar gemacht. Daher nehmen wir alles an, was uns durch Gesetz und Propheten, Apostel und Evangelisten überliefert ist, studieren und verehren es und suchen nichts darüber hinaus.
ad 4: Nachdem der Heilige also die ersten drei Punkte beisammen hatte – Gottes Existenz, Definition Gottes, Bestätigung und zusätzliche Informationen von Gott – und obendrein auch noch denken konnte, ergab sich das Zitierte wohl als recht nahe liegend.

---
* Anm.: Dazu ein paar Bemerkungen vom Atheisten Gerhard Streminger, der freilich im ersten zitierten Abschnitt eigentlich nur den christl. Philosophen Richard Swinburne wiedergibt:

G. Streminger, [i]Gottes Güte und die Übel der Welt[/i] (Mohr Siebeck), S. 5f hat geschrieben:Die einleitenden Bemerkungen zu den Prämissen I und II seien mit der Charakterisierung der Attribute Gottes abgeschlossen, die von Richard Swinburne stammt und meines Erachtens den Kern des traditionellen Gottesbildes exakt widergibt: Gott ist »eine körperlose Person (d. h. ein Geist), allgegenwärtig, der Schöpfer und Erhalter des Universums, ein frei handelndes Wesen, fähig, alles zu tun (d. h. allmächtig), allwissend, ewig, ein notwendig Seiendes, heilig und verehrungswürdig … Unter Gottes vollkommener Freiheit verstehe ich, daß kein Ding, kein Ereignis und kein Zustand (auch nicht seine eigenen vergangen Zustände) ihn kausal dazu bestimmen, das zu tun, was er tut; einzig seine Wahl zum Zeitpunkt seines Handelns bestimmt, was er tut. Gottes Allmacht heißt soviel wie seine Fähigkeit, das zu tun, was für ihn zu tun logisch möglich (d. h. widerspruchsfrei denkbar) ist. Mit Gottes Allwissenheit ist gemeint, daß er alles weiß, was für ihn zu wissen logisch möglich ist. Gottes vollkommene Gutheit bedeutet, daß er niemals moralisch schlecht handelt. Gott als Schöpfer aller Dinge, will heißen, daß alles, was außer seiner selbst zu irgendeinem Zeitpunkt existiert, deswegen existiert, weil er es zu diesem Zeitpunkt hervorbringt, in seiner Existenz erhält oder zuläßt, daß es existiert.«


ibd. S. 8 hat geschrieben:2. In den drei großen Weltreligionen gilt das Höchste Wesen nicht nur als Quelle der Moral und als Garant für ausgleichende Gerechtigkeit, sondern auch als heilig, verehrungs- und anbetungswürdig, wie von Swinburne ebenfalls zurecht betont wird. Nun scheint auch ›Heiligkeit‹ nur mit einer Vorstellung vereinbar zu sein, derzufolge Gott alle positiven Eigenschaften in höchstem Maße in sich vereint.
Denn wäre ein Wesen, das beispielsweise nur geringe Macht besitzt, heilig und verehrungswürdig? Wir mögen einem solchen Wesen mit einem gewissen Respekt begegnen, aber wir werden es aufgrund seiner Machtlosigkeit gegenüber anderen Göttern wahrscheinlich eher bedauern. Bereits eine kleine Einschränkung seiner Eigenschaften vermag seine Heiligkeit zu zerstören, da wir uns zurecht fragen, wer oder was Gott einschränkt. Ein Wesen, das gelegentlich machtlos ist, das sich in seinen Zuneigungen bisweilen irrt und das gelegentlich ohne einsichtige Gründe aggressiv ist, mag zwar sympathisch menschlich sein, aber es wird gerade deshalb kaum als heilig erlebt werden.

Friedricus
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von Friedricus »

Streminger hat geschrieben:Gottes vollkommene Gutheit bedeutet, daß er niemals moralisch schlecht handelt. Gott als Schöpfer aller Dinge, will heißen, daß alles, was außer seiner selbst zu irgendeinem Zeitpunkt existiert, deswegen existiert, weil er es zu diesem Zeitpunkt hervorbringt, in seiner Existenz erhält oder zuläßt, daß es existiert.«
Dann hat Gott eine völlig andere Moral als wir Menschen. Schöpfer aller Dinge?
Verfolgen wir das lieber nicht weiter, schlage ich vor. Sonst sind wir wieder bei der Theodizee, und da haben sich schon größere Denker die Zähne daran ausgebissen.

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overkott
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Re: Warum hat Gott die Welt erschaffen?

Beitrag von overkott »

Friedricus hat geschrieben:
Streminger hat geschrieben:Gottes vollkommene Gutheit bedeutet, daß er niemals moralisch schlecht handelt. Gott als Schöpfer aller Dinge, will heißen, daß alles, was außer seiner selbst zu irgendeinem Zeitpunkt existiert, deswegen existiert, weil er es zu diesem Zeitpunkt hervorbringt, in seiner Existenz erhält oder zuläßt, daß es existiert.«
Dann hat Gott eine völlig andere Moral als wir Menschen. Schöpfer aller Dinge?
Verfolgen wir das lieber nicht weiter, schlage ich vor. Sonst sind wir wieder bei der Theodizee, und da haben sich schon größere Denker die Zähne daran ausgebissen.
Auch größere Denker machen mal kleinere Fehler. Ein Denkfehler ist zum Beispiel das Verwechseln der Maßstäbe. Ist Gott der Maßstab oder die Meinung eines anderen? Mit welchem Beil wollten wir den Schleifstein schärfen? Mit welchem Stahl Aggregierte Diamant-Nanostäbchen zerspanen? Dass größere Denker Gott gegenüber letztlich zahnlos dastehen, liegt einfach an einer simplen Verwechselung. Sie stellen sich über Gott und ziehen ihn zur Rechenschaft: Gott soll sich vor dem Tribunal seiner Geschöpfe verantworten. Sie klagen Gott für Blitz und Donner an, um selbst zerstören zu können, was sie nicht geschaffen haben. Da sollte man mal drüber nachdenken.

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