Tobit 5,13

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Athanasius0570
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Tobit 5,13

Beitrag von Athanasius0570 »

"Dürfen Engel lügen?" wäre die provokante Überschrift zu der Frage gewesen, über die ich immer wieder stolpere, wenn ich das Buch Tobit lese.
Tobit 5, 10ff hat geschrieben:10 Tobias holte den Engel; Rafael kam und sie begrüßten einander.
11 Tobit fragte ihn: Bruder, aus welchem Stamm und aus welcher Familie kommst du? Sag es mir!
12 Da erwiderte Rafael: Geht es dir um den Stamm und die Familie oder um einen Mann, der gegen eine Entlohnung mit deinem Sohn auf die Reise geht? Tobit sagte: Bruder, ich möchte nur deine Herkunft und deinen Namen wissen.
13 Da antwortete Rafael: Ich bin Asarja, der Sohn des großen Hananja, einer von den Brüdern deines Stammes.
14 Darauf sagte Tobit: Sei willkommen, mein Bruder! Sei mir nicht böse, dass ich nach deinem Stamm und deiner Familie gefragt habe. Ich sehe, mein Bruder, dass du aus einem guten und edlen Geschlecht stammst. Denn ich habe Hananja und Natan, die Söhne des großen Schimi, kennen gelernt, als wir zusammen nach Jerusalem pilgerten, um dort den Herrn anzubeten und das Erstlingsopfer und den Zehnten unserer Ernte darzubringen. Auch diese beiden hatten sich nicht beirren lassen, als unsere Brüder von Gott abfielen. Bruder, du stammst von guten Vorfahren.
Wie wird diese "Falschaussage" klassisch erklärt? "Vorenthaltung nicht geschuldeter Wahrheit" scheint mir ein wenig zu einfach ...
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

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Protasius
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Re: Tobit 5,13

Beitrag von Protasius »

In der Allioli-Arndt-Bibel steht dazu:
Arndt hat geschrieben:Azarias: Gott hilft. Der Name entspricht dem Berufe. Ananias: Sohn des Erbarmens. Diesen kannte Tobias als einen vornehmen Mann.
Das kam mir etwas dürftig vor, deshalb habe ich in die Allioli-Bibel (ohne Überarbeitung durch Arndt geguckt) und folgende Erklärung gefunden:
Allioli hat geschrieben:Dieß war keine Lüge; denn der äußern Gestalt nach war er es. So nennt man Bildnisse die Person selbst. Der heil. Augustin bemerkt auch: Wenn derjenige, welcher dem Tobias unter der Gestalt eines Jünglings erschienen, gesagt hätte: Ich bin Raphael; so würde er Alles in Erstaunen gesetzt und sich außer Stand gesetzt haben, die Dienste zu leisten, die ihm Gott aufgetragen hatte. Da nun Tobias durch seine barmherzige Liebe verdient hatte, für seinen Sohn einen Engel zum Wegweiser zu haben, und selbst geheilt zu werden, so mußte sich der Engel vor ihm verbergen.
Der so genannte ‚Geist’ des Konzils ist keine autoritative Interpretation. Er ist ein Geist oder Dämon, der exorziert werden muss, wenn wir mit der Arbeit des Herrn weiter machen wollen. – Ralph Walker Nickless, Bischof von Sioux City, Iowa, 2009

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Athanasius0570
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Re: Tobit 5,13

Beitrag von Athanasius0570 »

Danke, ist für mich aber immer noch ein wenig dürftig. Klar ist, dass er sich erst am Ende als Erzengel vorstellen kann und deshalb einen anderen Namen nennt. Aber dass er sich so konkret in Stammes- und Familienzusammenhänge einordnet, finde ich immer noch befremdlich.
Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus. (1 Thess 5, 16-18)

Paulus Minor
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Re: Tobit 5,13

Beitrag von Paulus Minor »

Als Goethe nach Italien reiste, nahm er den Reisenamen "Johann Philipp Möller" an, ein Inkognito, wie es zu seiner Zeit häufig üblich war; vor allem adelige Personen reisten unter einem Inkognito, um Aufsehen zu vermeiden.

"Asarja" war also quasi das Inkognito des Engels; angesichts der genealogischen Orientierung der Juden genügte dieser Name aber offenbar nicht und musste um ein Patronym ("ben Hananja") erweitert werden. Ein solches Inkognito ist legitim wie ein Künstler- oder Ordensname.

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