viewtopic.php?p=936815#p936815Johannes vom Kreuz, Karmelberg, Buch 3, Kapitel 13 hat geschrieben:... immerhin erneuert sich im Gedenken die Liebe und das Gemüt erhebt sich zu Gott, besonders beim Innewerden übernatürlicher Gestalten, Bilder oder Empfindungen, die sich der Seele so einzusiegeln und einzuprägen pflegen, daß sie lange Zeit anhalten oder gar der Seele nie mehr entschwinden. Fast jedesmal, wenn sich die Seele deren erinnert, die ihr so eingeprägt sind, bemerkt sie in sich göttliche Wirkungen der Liebe, der Milde, des Lichtes usw., manchmal mehr, manchmal weniger; denn dazu wurden sie ihr eingeprägt. So aber erweist Gott ihr eine große Gnade, da sie in sich einen Schacht voll von Schätzen hat.
7 Gestalten, die solche Wirkung üben, wohnen der Seele lebendig inne. Sie gleichen nicht den
von der Phantasie bewahrten Bildern und Formen. Darum hat die Seele es nicht nötig, sich an diese
Fähigkeit zu wenden, wenn sie sich jener erinnern will. Sie findet sie ja in sich und schaut sie wie ein
Bild im Spiegel. Ist es einer Seele verliehen, solche Gestalten formell in sich zu haben, so darf sie sich
ihrer wohl entsinnen um der besagten Liebeswirkung willen. Dadurch wird ihre Liebesvereinigung im
Glauben nicht behindert, da sie sich nicht an der Gestalt entzücken, sondern in der Liebe fördern will,
während sie die Gestalt gleich wieder läßt. So wird sie ihr eher helfen.
viewtopic.php?p=937859#p937859Jakobgutbewohner hat geschrieben: ↑Montag 27. März 2023, 13:02Jakobgutbewohner hat geschrieben: ↑Sonntag 26. März 2023, 22:38https://www.orthpedia.de/index.php/PrelestDer Beamte fing sofort an, von seinen Visionen zu sprechen - dass er beim Gebet ständig Licht an den Ikonen sehe, einen Wohlgeruch wahrnehme, eine außerordentliche Süße im Munde verspüre und so weiter. Nachdem der Mönch diesen Bericht gehört hatte, fragte er den Beamten: „Hatten Sie schon einmal den Gedanken, sich umzubringen?“ – „Und ob!“, antwortete der Beamte, „einmal habe ich mich schon in die Fontanka geworfen, aber man hat mich wieder herausgezogen.“ Es stellte sich heraus, dass der Beamte die vom Heiligen Simeon beschriebene Art des Gebets angewandt und sein Einbildungsvermögen und Blut dadurch sehr erhitzt hatte, wobei der Mensch zu intensivem Fasten und Wachen fähig wird. Diesem Zustand der willkürlich gewählten Selbsttäuschung hatte der Teufel seine Wirkung, die diesem Zustand verwandt ist, hinzugefügt, und die menschliche Selbsttäuschung war in eine deutliche Prelest übergegangen.
Weiter aus dem verlinkten Prelest-Artikel:
Was hat es damit also genauer auf sich?„Über Prelest“ vom hl. Hierarchen Ignatios (Brjantschaninow) hat geschrieben:Die gefährlichste der falschen Arten des Gebets besteht darin, dass der Betende durch seine Einbildungskraft Phantasien oder Bilder ersinnt, die er anscheinend aus der Heiligen Schrift entnimmt. In der Tat entnimmt er sie aber aus seinem eigenen Zustand, seinem eigenen Fall, seiner eigenen Sündhaftigkeit, seiner eigenen Selbsttäuschung, Mit diesen Bildern schmeichelt er seiner Eingebildetheit, seinem Ehrgeiz, seiner Hochmütigkeit, seinem Stolz; er belügt sich selbst. Offenbar ist, dass alles, was durch die Träumerei unserer Natur, unserer durch den [Sünden]fall verzehrten Natur ersonnen ist, in der Tat nicht existiere - es ist Fiktion und Lüge, dem gefallenen Engel so innewohnend, von ihm so geliebt. Von seinem ersten Schritt auf dem Weg des Betens geht ein Träumer aus dem Bereich der Wahrheit heraus, er betritt den Bereich der Lüge, in den Bereich des Satans und unterwirft sich willkürlich dessen Einfluss.
Der Heilige Simeon der Neue Theologe beschreibt das Gebet eines Träumers und seine Früchte wie folgt: „Er hebt seine Arme, seine Augen und seinen Verstand zum Himmel empor, er bildet sich in seinem Versand“, - ähnlich Klopstock und Milton, - „Göttliche Ratschlüsse, himmlische Freuden, Chöre der heiligen Engel, Einsiedlungen der Heiligen, - kurz gesagt, in seiner Einbildung sammelt er alles, was er in der Heiligen Schrift gehört hat, er betrachtet das während des Betens, schaut zum Himmel empor, und bei all dem regt sich seine Seele im Sehnen und zur Liebe zum Göttlichen, manchmal vergießt er Tränen und weint. Auf diese Weise, nach und nach, wird sein Herz eingebildet, ohne dass dies vom Verstand eingesehen wird; er meint, dass das von ihm Vollzogene eine Frucht der Göttlichen Gnade sei, die zu seinem Trost diene, und er betet zu Gott darum, dass ER ihn würdige, immer in diesem Tun zu verbleiben. Dies ist ein Zeichen von Prelest. Für solch einen Menschen, auch wenn er in perfekter Schweigsamkeit verbleibt, ist es kaum möglich, dass er Geistesverwirrung und Verrücktheit entgeht. Wenn ihm das nicht geschehen sollte, ist es für ihn jedenfalls nicht möglich, die spirituellen Würden der Vernunft und der Tugend oder auch der Leidenschaftslosigkeit zu erreichen. Auf diese Weise ließen sich diejenigen verführen, die das Licht und sein Scheinen mit diesen körperlichen Augen sahen, die mit ihrem Geruchssinn liebliche Gerüche rochen, die mit ihren Ohren Stimmen hörten. Einige von denen wurden besessen und gingen, beschädigt in ihrem Verstand, von Ort zu Ort; die Anderen empfingen den Dämon, der die Gestalt des hellen Engels angenommen hatte, wurden getäuscht und blieben sogar bis zum Ende unberichtigt, ohne von einem der Brüder einen Ratschlag anzunehmen; einige von denen, vom Teufel angestiftet, töteten sich selbst: einige andere stürzten in Bergschlünde hinunter; andere erdrosselten sich. Und wer kann die verschiedenen Täuschungen durch den Teufel aufzählen, mit denen er täuscht und die unsagbar sind? Allerdings kann jeder vernünftiger Mensch aus dem, was von uns gesagt wird, lernen, welcher Schaden aus dieser Art des Gebets entsteht. Wenn aber jemand von denen, die sie praktizieren, keinem der oben genannten Unheile unterzogen wird (aufgrund dessen, dass sie mit ihren Brüdern zusammenleben, da solche Unheile meist alleine wohnenden Eremiten widerfahren), verbringt er sein ganzes Leben erfolglos“ (Über die erste Art der Aufmerksamkeit und des Gebets)
[...]
Zwischen diesen zwei Arten von Prelest existiert gewisslich eine Verbindung. Die Prelest der ersten Art ist mit der Prelest der zweiten Art – der „Meinung“ – immer verbunden. Einer, der sich mittels des natürlichen Vorstellungsvermögens verführerische Bilder ausmalt, der mittels Schwärmerei (Phantasie) diese Bilder in ein verzauberndes Panorama zusammenstellt und sein ganzes Wesen dem verführerischen und kraftvollen Einfluss dieser Malerei unterordnet, meint, dass diese Malerei durch die Wirkung der Göttlichen Gnade zustande komme und dass die Herzensempfindungen, die durch diese Malerei erregt werden, eben segensspendende Empfindungen seien.
Die zweite Art der Prelest – die eigentliche „Meinung“ – wirkt ohne Ersinnung verführerischer Bilder; sie begnügt sich mit der Ersinnung angeblich segensspendender Empfindungen und Zustände, aus denen eine generell falsche, verkehrte Auffassung der geistlichen Askese (Podwig) entsteht. Einer, der sich in der Prelest der „Meinung“ befindet, bekommt eine falsche Ansichtsweise auf alles, was ihn umgibt. Er ist sowohl bezüglich seines Inneren als auch bezüglich seines Äußeren irregeleitet. Die Schwärmerei wirkt stark in denen, die durch die Meinung betrogen und verführt sind; doch wirkt sie ausschließlich im Bereich des Abstrakten. Sie befasst sich entweder gar nicht oder sehr selten mit der eingebildeten Darstellung von Paradies, himmlischen Heimstätten und Palästen, himmlischem Licht und Wohlgeruch, Christus, Engel und Heiligen; doch ersinnt sie immer angeblich spirituelle Zustände, eine enge Freundschaft mit Jesus (Die Nachfolge [Christi] von Thomas vom Kempen, Buch 2, Kap., ein inneres Gespräch mit IHM (Die Nachfolge [Christi] von Thomas vom Kempen, Buch 3, Kap. 1), mystische Offenbarungen (Die Nachfolge [Christi], Buch 3, Kap. 3), Stimmen und Genüsse; sie gründet darauf eine falsche Auffassung über sich selbst und über die christliche Askese (Podwig), sie begründet generell eine falsche Denkweise und eine falsche Stimmung des Herzens; sie versetzt mal in Selbstberauschung, mal in fieberhafte Exaltation und Ekstase. Diese verschiedenartigen Empfindungen kommen vom Ehrgeiz und von der Genusssucht: das Blut gerät in sündige, verführerische Bewegung, die einem wie ein segensspendender Genuss vorkommt. Der Ehrgeiz und die Genusssucht werden ihrerseits vom Hochmut, diesem untrennbaren Gefährten der „Meinung“, erregt. Der schreckliche Stolz, dem Stolz der Dämonen ähnlich, ist die vorherrschende Eigenschaft derjenigen, die sich beide Arten von Prelest zu Eigen gemacht haben. Diejenigen, die durch die erste Art von Prelest verführt sind, versetzt der Stolz in den Zustand eindeutiger Geistesverwirrung; bei den durch die zweite Art Verführten ist sie weniger auffällig, obwohl sie ebenfalls eine Geistesstörung bewirkt, die in der Schrift die Verdorbenheit der Gesinnung genannt wird (2 Tim. 3,8); sie kleidet sich in die Maske der Demut, der Frömmigkeit, der Weisheit und kann an ihren bitteren Früchten erkannt werden. Diejenigen, die mit der „Meinung“ über ihre Tugenden, insbesondere über ihre Heiligkeit, verseucht sind, sind zu allen möglichen Listen, zu Heuchelei, Trug, Falschheit und allen möglichen Übeltaten fähig. Sie schnauben in unversöhnlicher Feindseligkeit wider die Diener der Wahrheit und stürmen gegen sie mit wütendem Hass, da diese den angeblichen Zustand der Verführten nicht anerkennen, welcher ihnen durch die „Meinung“ zugeschrieben und der blind bleibenden Welt zur Schau gestellt wird.