Peduli hat geschrieben: ↑Dienstag 22. Oktober 2024, 17:45
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Quelle)
Auch wenn Barry Whtie dort die Liebe zu (s)einer Frau besingt, könnte es genauso gut das Lied eines Gläubigen an den einen und dreifaltigen Gott sein, oder?
! DANKE !
Ich glaube im Mittelalter der schönen Liebe, Minne genannt, war es nicht so dringend nötig wie heute, diesen intrinsischen Sachverhalt zu thematisieren.
Walther von der Vogelweide in L. 99,6-100,2 hat geschrieben:
DÂ MITE SIHE ICH DUR MÛRE
Sumer unde winter beide sint
guotes mannes trôst, der trôstes gert:
er ist rehter fröide gar ein kint,
der ir niht von wîbe wirt gewert.
dâ von sol man wizzen daz,
daz man elliu wîp sol êren,
und iedoch die besten baz.
Sît daz nieman âne fröide touc,
sô wolte ouch ich vil gerne fröide hân
von der mir mîn herze nie gelouc,
ezn sagte mir ir güete ie sunder wân.
swenn ez dougen sante dar,
seht, sô brâhtens im diu mære,
daz ez fuor in sprüngen gar.
In weiz niht wol wiez dar umbe sî:
sin gesach mîn ouge lange nie:
sint ir mînes herzen ougen bî,
sô daz ich ân ougen sihe sie?
da ist doch ein wunder an geschehen:
wer gap im daz sunder ougen,
deiz si zaller zît mac sehen?
Welt ir wizzen waz diu ougen sîn,
dâ mit ich si sihe dur elliu lant?
ez sint die gedanke des herzen mîn:
dâ mite sihe ich dur mûre und ouch dur want.
nû hüeten swie si dunke guot:
sô sehent si doch mit vollen ougen
herze wille und al der muot.
Wirde ich iemer ein sô sælic man,
daz si mich ân ougen sehen sol?
siht si mich in ir gedanken an,
sô vergiltet si mir mîne wol.
mînen willen gelte mir,
sende mir ir guoten willen:
mînen den habe iemer ir.
Ich habe dieses Lied mit meiner weiter als nur einen Balkon entfernten Liebsten vor Augen so übersetzt:
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DAMIT SEHE ICH DURCH MAUERN
Sommerlust und des Winters Sehnen
beide sind jenes Mannes Trost, der Trostes wert:
doch ohne wahre Freud‘ bleibt er das Kind,
das ihm bislang vom Weibe ward verwehrt!
Davon soll wissen jeder Mann von Ehr‘:
alle Frauen soll man achten,
und die besten umso mehr!
Man sagt: kein Mann taugt ohne diese Freude,
so auch ich gern viel von ihr besäße,
von der mein Herz mir bisher nichts erzählte.
Manchmal scheint’s, ihre Huld nur Wahn mir wäre,
jedoch, als es seine Augen zu ihr sandte,
seht, solche Kunde sie zurück ihm brachten
dass es in Freudensprüngen entbrannte.
Ihm war nicht klar, was da geschah:
solch‘ Sprechen sah sein Aug‘ noch nie:
„Sind meines Herzens Augen denn in ihr da,
so, daß ich ganz ohn‘ Aug‘ erkenne sie?“
Wohl durch ein Wunder ist’s geschehen:
wer gab’s ihm, dass ganz ohne Augen
er sie zu aller Zeit kann sehen?
Wisst ihr, was sollen die Augen sein,
womit ich SIE seh‘ im ganzen Land?
Es sind die Gedanken des Herzens mein:
damit sehe ich durch Mauern und Felsenwand.
Wenn du sie verwahrst im Dunklen gut,
durchforschen sie in klarer Schau
Herzenssehnen und alles Gemüt.
Werd‘ ich je sein ein so glücklicher Mann,
dass sie ohn‘ Aug‘ mich erkennet klar?
Dann blickt sie mich in Gedanken an,
und vergilt damit meine ganz und gar,
erwidern wird sie meines Herzens Fragen.
Möge doch senden sie ihr Innerstes mir:
das meine bleib‘ ihr an allen Tagen.
(Walter von der Vogelweide 99,6-100,2)
+
Was ist der Beweggrund der Minne, bzw. was wollten Frauen im Mittelalter, bzw. was konnten Frauen im Mittelalter maximal erwarten?
Die Antwort auf diese Frage, kann vielleicht nur jemand verstehen, der wie ich die Zigarette als mobiles Lagerfeuer interpretiert, also als Anlass, in Kommunikation mit jemandem zu treten, jenseits virtueller Realität also DIESSEITS, was nicht bedeutet, dass ich Raucher bin, sondern dass ich die Gelegenheit zur Nähe nicht blockiere durch Abweisung.
Frauen suchen heute - ganz besonders heute - eine Gelegenheit zur Nähe - aber die Berührung selbst ist schon zu viel ...
Wenn jedoch Frau und Mann in die Dauer "aufs Ganze" gehen wollen, dann - so meine ich - lohnt es sich für beide, die Ereignisse von Gründonnerstagabends bis Ostermorgens "aufs Ganze" ihrer ehelichen Beziehung zu deuten.