Das Geschriebene kann man wohl ganz gut als die Sichtweise hernehmen, mit der die Damen und Herren des Silicon Valley die Welt betrachten.Trisagion hat geschrieben: ↑Freitag 25. Juni 2021, 05:41Universeller Hylemorphismus behauptet, daß alles Materie und Form hat, inklusive Seele und Geist. Das habe ich nicht behauptet. Hingegegen geht Deine Spekulation von einer "feinstofflichen" Materie des Geistes nun in diese Richtung. Worauf ich hinauswollte ist, daß es nur eine substantielle Form des Menschen gibt, die Seele. Wobei es vermutlich zuweit geht, das als Meinung "der Scholastik" zu bezeichnen (wie ich das getan habe), es ist jedenfalls thomistisch. Es ist sehr schwierig sich hier nicht in Knoten zu denken. "Non-Cartesian Substance Dualism and Materialism Without Reductionism" von Eleonore Stump ist recht gut bzgl. dessen was ich meine. Allerdings schwächelt der Artikel nun gerade bzgl. "Geist".Bruder Donald hat geschrieben: ↑Freitag 25. Juni 2021, 03:52Das hört sich irgendwie nach universellen Hylemorphismus an. Aber ich bezweifle, dass du darauf hinaus wolltest. Unabhängig davon frage ich mich, inwieweit "Geist" durchaus "feinstofflich" (was man auch immer nun darunter verstehen mag) sein kann, und somit doch irgendwie "materiell"
Vielleicht ist eine Analogie zu einem Computer und dessen Hardware und Software hilfreich. Ein Computer der ein Programm ausführt besteht aus Hardware (Körper) und Software (Seele). Obwohl man Hardware und Software geistig trennen kann, ist der spezifische Zustand der Hardware - die "Form" die die Transistoren annehmen - durch die Software bestimmt. Wir meinen mit der Programmausführung gerade, daß die Hardware durch die Software geformt wird. Andererseits ist die Software nicht wirklich identisch mit der Hardware. Man kann Software von den konkreten Details abstrahieren, den "Algorithmus an sich" betrachten. Alles mögliche, nicht nur Transistoren in einer CPU, kann einen Algorithmus realisieren. Das ist gerade die Idee der "Turing-Maschine". Insofern kann man sagen, daß Software im Prinzip eine "nicht-körperliche" Angelegenheit ist obwohl sie einen "Körper" formt.
Nun gehen wir aber weiter als nur bei dem Computer. Nehmen wir an, wir betrachten Computer und Programmierer. Beide zusammen bearbeiten ein Problem. Normalerweise sagen wir natürlich, daß der Programmierer mittels des Computers ein Problem bearbeitet. Aber versetzen wir uns in die Rolle des Managers, der ein Problem lösen will. Er setzt den Programmierer und den Computer als eine Einheit ein um das Problem zu lösen. Er bezahlt beide, den Computer kauft er ein und den Programmierer heuert er an, so daß sie zusammen das Problem für ihn lösen. Der menschliche Programmierer sei hier analog zu "Geist". Es ist ungewöhnlich, aber aus der Warte des Managers können wir nun das Wort "Software" verallgemeinern. Denn was an Software auf der Hardware des Computers konkret läuft ist ja nun abhängig von dem was der Programmierer programmiert um das Problem zu lösen. In gewissem Sinne umfasst die Software (Seele) jetzt auch die Form des programmierenden Menschen (Geist). Wenn wir wissen wollen in welcher Form (Seele) das Problem gelöst wird, können wir nicht mehr nur die Hardware des Computers (Körper) anschauen. Denn die Formen die die Transistoren annehmen variieren jetzt mit den verschiedenen Programmversionen die der Programmierer entwickelt. Es läuft hier quasi ein "höheres" Programm im Menschen zur Problemlösung, was nur in das Programm das auf dem Computer läuft heruntergebrochen wird. Obwohl letztlich alles immer auf dem Computer läuft, können wir was passiert nur recht erklären wenn wir den Programmier berüçksichtigen. Die Software in einem verallgemeinerten, Form-gebenden Sinne, hat hier eine nicht-Hardware Komponente, den Programmierer, "Geist".
Was passiert nun, wenn wir dem Programmierer den Computer wegnehmen? In gewissem Sinne ist dann das System "kaputt". Ohne Computer passiert nicht mehr viel, die Problemlösung wird angehalten. In einem anderen Sinne aber ist das System noch "komplett da". Der Däumchen-drehende Programmierer wartet ja quasi nur darauf, daß er wieder irgendeinen Computer in die Hände kriegt. Er kann dann sofort seine Algorithmen wieder umsetzen. Und es ist sogar möglich, daß der Programmierer jemandem anderen der Ahnung hat seien Algorithmen erklärt, dieser die anderweitig ausführt, und das Ergebnis zurückmeldet. So kann der Programmierer über einen Mittelsmann (Gott) quasi auch ohne Computer (Körper) seine Algorithmen laufen lassen. Aber das ist offenbar nur ein Behelf, bis ihm wieder ein neuer Computer (Körper) zur Verfügung steht.
Nun ist in der Analogie der "Geist" ein Programmierer, und der ist körperlich (jedenfalls auch...). Aber das ist nicht wesentlich. Wesentlich ist, daß er Dinge tut die der Computer alleine nicht kann, obwohl was er entwickelt am Ende immer wieder auf dem Computer läuft. Der menschliche "Geist" ist eben vergleichbar mit den Engeln, oder gar mit Gott. Er ist nicht-körperlich, er tut Dinge die der Köper nicht kann ("verstehen" im fundamentalen Sinne), aber in dem System Mensch wird das - im Gegensatz zu Engel und Gott - normalerweise im Köper umgesetzt, was der Geist produziert "läuft" als "Software" im Gehirn. Aber man kann nicht vom Gehirn zum Geist rückschließen, genausowenig wie man von Software auf den Programmierer zurückschließen kann, jedenfalls nicht komplett. Denn das Besondere an ihnen bedingt die Implementation, ohne daß die Implementation komplett das Besondere spezifiziert.
Viel Spaß mit denen in der Zukunft, der Transhumanismus steht bereits als Menetekel an der Wand!