Genau das ist es, was mich auch ziemlich stört: Die Menschen schieben sehr gerne Dinge von sich weg.
Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, der nicht gläubig ist, kommt über kurz oder lang immer die Theodizee-Frage auf: "Warum lässt Gott das Böse zu?"
Man könnte das natürlich auch auf die Hurricankatastrophe beziehen, wo wahrscheinlich Tausende Menschen umgekommen sind. Aber lassen wir das erst einmal beiseite und schauen uns an, was
nach der Überschwemmung und dem Sturm passiert ist:
Die Menschen plündern (ich rede jetzt nicht von Lebensmittelgeschäften!), es bilden sich Gangs, die Waffengeschäfte plündern und damit auf Raubzüge gehen, sie erschießen Menschen, vergewaltigen Frauen, liefern sich Schußwechsel mit der Polizei, nehmen ganze Straßenzüge in Besitz. Das ganze hält dann solange an, bis die Nationalgarde kommt und sie in Bürgerkriegsmanier von dort vertreibt.
Ist
das Gottes Werk?! Ich würde eher sagen es ist das seines Widersachers, denn o.g. Dinge sind auf die Entscheidungsfreiheit des Menschen zurückzuführen. Dass viele (nicht alle, aber viele!) sich in diesem Moment gegen Gott und für ihre persönlichen, selbstsüchtigen Interessen entschieden haben, lag an
ihnen selbst! Daran ist weder Gottvater, noch Jesus Christus, noch der Heilige Geist, oder die Heiligen schuld!
Gleiches gilt für Kriege, die Geißel der Menschheit. Die Menschen fragen "Wieso lässt Gott kriege zu?". Nun, er hat den Menschen so geschaffen, dass er sich entscheiden kann, das Gute oder das Schlechte zu tun bzw. zu unterlassen. Als Leitlinie hat er ihm das Gewissen gegeben, welches sich immer dann meldet, wenn wir gegen die von Gott gewollte Ordnung verstoßen. Wenn jedoch die Menschen sich
bewusst und aus freiem Willen gegen Gott entscheiden, dann kann er nichts dagegen tun, er kann ihnen nur bei ihrem Tod Barmherzigkeit zuteil werden lassen. Er ist jedoch nicht deshalb untätig, weil er nichts tun könnte, denn er ist allmächtig. Er will die Menschen deshalb nicht zwingen, weil er sie liebt.
Ich finde, das KKK hält da eine ganz gute Definition parat:
310 Warum aber hat Gott nicht eine so vollkommene Welt erschaffen, daß es darin nichts Böses geben könnte? In seiner unendlichen Macht könnte Gott stets etwas Besseres schaffen [Vgl. Tho-mas v. A., s. th. 1,25,6]. In seiner unendlichen Weisheit und Güte jedoch wollte Gott aus freiem Entschluß eine Welt erschaffen, die „auf dem Weg“ zu ihrer letzten Vollkommenheit ist. Dieses Werden bringt nach Gottes Plan mit dem Erscheinen gewisser Daseinsformen das Verschwinden anderer, mit dem Vollkommenen auch weniger Vollkommenes mit sich, mit dem Aufbau auch den Abbau in der Natur. Solange die Schöpfung noch nicht zur Vollendung gelangt ist, gibt es mit dem physisch Guten folglich auch das physische Übel [Vgl. Thomas v. A., s. gent. 3,71] (Vgl. dazu auch 412, 1042–1050, 342).
311 Die Engel und die Menschen, intelligente und freie Geschöpfe, müssen ihrer letzten Bestimmung aus freier Wahl entgegengehen und ihr aus Liebe den Vorzug geben. Sie können darum auch vom Weg abirren und sie haben auch tatsächlich gesündigt. So ist das moralische Übel in die Welt gekommen, das unvergleichlich schlimmer ist als das physische Übel. Gott ist auf keine Weise, weder direkt noch indirekt, die Ursache des moralischen Übels [Vgl. Augustinus, lib. 1,1,1; Thomas v. A., s. th. 1–2,79, 1]. Er läßt es jedoch zu, da er die Freiheit seines Geschöpfes achtet, und er weiß auf geheimnisvolle Weise Gutes daraus zu ziehen (Vgl. dazu auch 396, 1849):
„Der allmächtige Gott ... könnte in seiner unendlichen Güte unmöglich irgend etwas Böses in seinen Werken dulden, wenn er nicht dermaßen allmächtig und gut wäre, daß er auch aus dem Bösen Gutes zu ziehen vermöchte“ (Augustinus, enchir. 11,3).
312 So kann man mit der Zeit entdecken, daß Gott in seiner allmächtigen Vorsehung sogar aus den Folgen eines durch seine Geschöpfe verursachten moralischen Übels etwas Gutes zu ziehen vermag. Josef sagt zu seinen Brüdern: „Nicht ihr habt mich hierher geschickt, sondern Gott ... Ihr habt Böses gegen mich im Sinne gehabt, Gott aber hatte dabei Gutes im Sinn ... um ... viel Volk am Leben zu erhalten“ (Gen 45,8; 50,20) [Vgl. Tob 2, 12–18 Vg]. Aus dem schlimmsten moralischen Übel, das je begangen worden ist, aus der durch die Sünden aller Menschen verschuldeten Verwer-fung und Ermordung des Sohnes Gottes, hat Gott im Übermaß seiner Gnade [Vgl. Röm 5,20] das größte aller Güter gemacht: die Verherrlichung Christi und unsere Erlösung. Freilich wird deswe-gen das Böse nicht zu etwas Gutem (Vgl. dazu auch 598–600, 1994).
313 „Wir wissen, daß Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt“ (Röm 8,28 ). Das bezeugen die Heiligen immer wieder (Vgl. dazu auch 227):
Die hl. Katharina von Siena sagt deshalb „zu denen, die an dem, was ihnen zustößt, Ärgernis nehmen und sich dagegen auflehnen“: „Alles geht aus Liebe hervor, alles ist auf das Heil des Menschen hingeordnet. Gott tut nichts außer mit diesem Ziel“ (dial. 4,138).
Der hl. Thomas Morus tröstet kurz vor seinem Martyrium seine Tochter: „Es kann nichts geschehen, was Gott nicht will. Was immer er aber will, so schlimm es auch scheinen mag, es ist für uns dennoch wahrhaft das Beste“ (Brief).
Und Juliana von Norwich sagt: „Durch die Gnade Gottes wurde ich inne, daß ich mich fest an den Glauben halten und nicht weniger fest sehen muß, daß alles, wie es auch sein mag, gut sein wird. ... Und du wirst sehen, daß alles, alles gut sein wird“ (rev. 32).
314 Wir glauben fest, daß Gott der Herr der Welt und der Geschichte ist. Die Wege seiner Vorsehung sind uns jedoch oft unbekannt. Erst am Schluß, wenn unsere Teilerkenntnis zu Ende ist und wir Gott „von Angesicht zu Angesicht“ schauen werden (1 Kor 13,12), werden wir voll und ganz die Wege erkennen, auf denen Gott sogar durch das Drama des Bösen und der Sünde hindurch seine Schöpfung zur endgültigen Sabbatruhe [Vgl. Gen 2,2] führt, auf die hin er Himmel und Erde er-schaffen hat (Vgl. dazu auch 1040, 2550).