Inwiefern? Kant war selbst nie ein Vertreter dieser Richtung, allerdings übernahm er so einige Dinge (bei der Behandlung Kants Lehre vom Subjekt würde das auch recht deutlich werden). Der radikale Empirismus eines Hume, Berkeley & Co. verkannte in noch viel höherem Maße die Bedingungen seiner (sinnvollen) Möglichkeit, um es wieder mit Kant zu sagen. Das konnte nicht gut gehen: Berkeley vertrat einen der am stärksten ausgeprägtesten Formen des subjektiven Idealismus’ überhaupt und vor dem Solipsismus konnte ihn nur der etwas umständlich ins System eingeführte Gott retten. Hume hingegen verfiel in einen radikalen Skeptizismus, der ihn damals, als er sein erstes Hauptwerk, den "
A Treatise of Human Nature", schrieb, an den Rande des psych. Zusammenbruchs führte (cf. die umfassende Hume-Biographie G. Stremingers - ein ursprünglich aus der Steiermark stammender, atheistischer Philosoph - wenn sich jemand eine Reihe von Invektiven gegen Religion im Allgemeinen und das Christentum im Besonderen antun möchte, die in der Neuauflage bei C. H. Beck sogar schon ein wenig "zensiert" wurden), den er nur abwenden konnte, indem er mit der Philosophiererei zeitweilig aufhörte und dann seinen Standpunkt zu einer Mischung aus Naturalismus und moderaten Skeptizismus modifizierte, was sich z. B. in "
An Enquiry Concerning Human Understanding" niederschlug.
Die Vorrausetzung für dieses ganze empiristische Zeug, das deren Fundament bildete, war der selbst nicht aus der Empirie zu rechtfertigende Satz, dass einzig die Empirie oder Erfahrung gültiges, wahres Wissen über die Welt darstellt. Das, zusammen mit eher zweifelhaften Intentionen, führte dann u. a. dazu, dass es lt. dem frühen Hume eigentlich überhaupt keine Kausalität gibt, dass es eigentlich kein Subjekt gibt, auf jeden Fall nicht im substanziellen Sinne (die Seele oder gar deren Unsterblichkeit und so etwas sowieso schon gar nicht), dass jegliche Form der Induktion ungerechtfertigt/irrational sei, wir aber nicht um sie herum können (weswegen wir auch alle eigentlich von Natur aus tief irrational sind), dass es keine wie auch immer gearteten Werttatsachen gibt, Ethik also nichts mit Erkenntnis (sog. Nonkognitivismus), sondern am ehesten etwas mit Affekten und Gefühlen, in erster Linie und in zweiter Linie mit Interessen zu schaffen hat, wobei letztlich eine Art von - wie die Vertreter das nennen - "aufgeklärter Egoismus", als deren eth. System, die Folge ist etc. pp.
Ich denke, mehr will niemand hören. Berkeley unterschied sich, was diese Dinge betrifft, schon ungemein von Hume, wobei er sich allerdings weit nicht so sehr zu Gefühlen und Affekten, zur Moral etc. geäußert hat, wie dieser. Das Problem bei Berkeley ist eben dafür, dass man bei ihm über kurz oder lang im Solipsismus oder einer Spielart des Phänomenalismus landet. Die "Gottes-Hypothese" - so muss man das in seinem Fall fast nennen - überzeugt nicht unbedingt, weswegen, wenn Berkeley in neuerer Zeit philos. verteidigt wird, dann nur unter Auslassung seiner Lehre von Gott.
Was den Deduktivismus der gegenwärtigen Wissenschaften angeht: Dieser hat relativ wenig mit der klass. Deduktion zu tun, inhaltlich, sondern stellt vor allem entweder direkt Poppers Ansicht dar oder aber verschiedene Modifikationen derselben. Verifizieren lässt sich ja in der Naturwissenschaft angeblich nichts und die Sätze, von denen man ausgeht und auf deren Grundlage man dann deduktiv schließt, sind rein hypothetischer, vorläufiger Natur. Gesetzt, es gelte p und die Regel p ---> q, dann folgt die Konklusion q, das ist das (nach Kant,
nicht einfach nach der antiken Tradition) das ein hypothetisches Urteil, das seinerseits aus (wiederum nach Kant) problematischen Sätzen besteht. "Problematisch" heißt hier, dass in so einem Fall bloß logische Möglichkeit, ohne objektiven, realen Gehalt dahinter steht, deren Gültigkeit praktisch willkürliche Setzung ist. Warum Hume, der empiristische
Skeptiker,
das als völlig unzureichend für gerechtfertigte, wahre Erkenntnis zurückwiese, ist eigentlich sehr leicht nachzuvollziehen.
Pilgerer hat geschrieben:Dazu kann zum Beispiel die Religionswissenschaft gezählt werden, die z.B. vergleichen kann, wie die Religionen die Natur deuten und wie sich dies historisch entwickelt hat.
Nun, nach der Ansicht derer, die alles, was nur irgendwie mit Religion zu tun hat, nicht schon pauschal von den Universitäten und Bildungseinrichtungen verbannen wollen, hat bspw. die röm.-kath. Theologie überhaupt nur eine Berechtigung an der Universität als eine spezielle Form der Religionswissenschaft, die sich auf die röm.-kath. Ausprägung des Christentums spezialisiert. So hörte ich das noch von einem Professor - einem alten, bärtigen Kantianer, der generell wirkte, wie ein Relikt aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.
Pilgerer hat geschrieben:Philosophie und Naturphilosophie sind meiner Ansicht nach nicht Teil der Geisteswissenschaften, sondern sind die "Väter" von allen Wissenschaften.
Anständige Philosophie ist die Grundlage der Wissenschaften, aufgrund ihrer Allgemeinheit, sowie auch historisch betrachtet (das Verhältnis bzw. die Hierarchie im Verhältnis zur Theologie, ist noch einmal gesondert zu betrachten, aber dafür sollte man am besten St. Thomas v. Aquin heranziehen), obwohl man das in der Zeit des Naturalismus und Szientismus nicht mehr gerne gehört wird …