Lacrimosa hat geschrieben:
Das ist keine Unterstellung, dein Eifer ehrt dich – mit dem Hintergrund deiner eindrucksvollen Schilderung, dass du durchweg gute Erfahrungen mit deinem kirchlichen Umfeld zu machen scheinst. (Und zugegeben, mein „Rat“ war von meiner Erfahrung gespeist, dass auf Begeisterung so gut wie immer Ernüchterung folgt, von der man sich wieder erholen muss – und zwar ohne hart, zynisch oder ungerecht zu werden.)
diesen Erfahrungswert teilen sicher viele Menschen: auf den Eifer folgt der Fall, wenn der Eifer von Illusion und Hoffnung gespickt war. Deswegen hat Eifer oder Eifern für mich einen negativen Anklang, häufig kann er in einer Motivation enden, die Menschen in den Burn Out treibt. Zu schnell zu viel gewollt.
Wir Menschen neigen sicher auch dazu, aufgrund dieser Erfahrungswerte andere Menschen besorgt so wahrzunehmen, wenn sie besonders eifrig scheinen.
Meine Selbsteinschätzung ist eher gegenteilig: ist doch eine der für mich wichtigen Erkenntnisse im Christentum, dass ich für Gott nichts leisten muss. Dass er mich auch annimmt ohne dass ich eine Ziellinie anstrebe. Ich muss nichts lesen, ich muss nicht diskutieren, es reicht in Gegenwart Gottes im Tag zu leben.
Was ich bin: wissbegierig. Nur ohne Gier
Und ja, ich diskutiere gern, ich lese gerne, und ich schreibe derzeit, wenn ich Zeit finde, auch an einem Buch. Aber viel wichtiger ist für mich die Praxis, regelmäßig den Gottesdienst besuchen zu dürfen und Gebet in meinem Alltag zu sein.
Alles andere ist optional.
Du meinst, Kirchenleute sind auch nur Menschen? Ja und nein: Von geweihten Menschen in der Nachfolge Jesu kann man ein höheres Bewusstsein und somit ein vorbildhafteres Verhalten erwarten.
Vor-Bild, derjenige, der geschickt wurde, uns zu zeigen, wie wir leben sollen, ist Jesus Christus. Kirchenleute sollen ihm folgen, so wie ich ihm folgen soll. Es ist aber uninteressant, wie gut sie ihm folgen, denn woher weiß ich schon, wie gut ich ihm folge?
Mir ist es nicht wichtig, Kirchenleute oder andere Menschen in der Kirche zu beurteilen. Das steht mir nicht zu und das soll Gott tun. Ich habe genug mit mir zu tun.
Da bin ich nicht hartherzig, eher anspruchsvoll.
Manchmal tarnt sich die Hartherzigkeit in den Ansprüchen, die wir an andere Menschen stellen.