Der Heilsbegriff

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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asderrix
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Beitrag von asderrix »

spectator hat geschrieben:ist das Heil für alle Menschen (von Gott gedacht), oder nur für Christen?
Das Heil ist für alle Menschen.
Dieser Vers ist an Christen adressiert.
Andere Verse, z.B.: Kehrt um und lasst euch versöhnen mit Gott haben als Adressaten die verlorenen Menschen.

asder

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Stefan hat geschrieben:Nein, ich muß mich nicht mühen, um mir das Heil zu verdienen, sondern ich muß mich mühen, weil ich mich noch nicht im Zustand des verheißenen (!) Heils befinde.
Ich hab auch diesmal nicht vom Heil, sondern von der Erlösung gesprochen. ;)
Erlöst bin ich, aber im Zustand des Heils natürlich noch nicht.


Stefan hat geschrieben:Unzweifelhaft muß sich aber jeder Mensch - egal ob und wie gläubig - mühen: Das ist die Folge der Erbsünde. Krankheit, Schmerz, Leid und Tod wird niemand auf Erden ausweichen können. Und ich halte es für realistischer, wenn sich ein todkranker Mensch nicht mehr aus Liebe, sondern aus Angst und Verzeiflung müht; er ist eben nicht erlöst, auch wenn ihm die Verheißung des Heiles die Lasten der Mühen lindern mag. Am Ziel ist er erst nach den irdischen Mühen.
Es ging mir nicht um irdische Mühen, um die Mühen im alltäglichen Leben, um Krankheit, Schmerz, Leid usw.
Sondern es ging mir um die Mühe, zu Gott zu kommen, bei ihm etwas zu erreichen. Von der sind wir erlöst.



Stefan hat geschrieben:Ich muss aber gerade mehr schaffen, wenn ich glaube, weil ich eben zur Nachfolge Christi (hoffentlich) berufen bin und er uns den Auftrag gegeben hat, sein Kreuz (=Leid) mitzutragen. Das Leben als Christ muß im irdischen Leben schwieriger und drangsalierter sein als das des Nichtgläubigen. Der Sünde zu widersagen ist schwieriger als sie zu begehen; freilich gelingt es oft nicht.
Hm ... meine persönliche Erfahrung ist eine andere. Mein Leben ist leichter geworden, weil mir einer die Last abnimmt.

Siehe auch Mt. 11,28-30. ;)
"Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht. "

Das Leben mit Jesus Christus ist doch viel leichter als ohne ! :)

Gruß
Angelika

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asderrix
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Beitrag von asderrix »

Angelika hat geschrieben:aber im Zustand des Heils natürlich noch nicht.
Was ist das, der Zustand des Heils?

Wann wird dieser Zustand erreicht?

asdeder

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

asderrix hat geschrieben:
Angelika hat geschrieben:aber im Zustand des Heils natürlich noch nicht.
Was ist das, der Zustand des Heils?
Unter Zustand des Heils würde ich das vollständige und endgültige Heil verstehen, völlige Freiheit von Sünde und von Leid.


asderrix hat geschrieben:Wann wird dieser Zustand erreicht?
In der Anschauung Gottes.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Angelika hat geschrieben:Erlöst bin ich, aber im Zustand des Heils natürlich noch nicht.
Solange ich nicht im Zustand des Heils bin, bin ich nicht erlöst - das Unheil ist stets gegenwärtig.
Es ging mir nicht um irdische Mühen, um die Mühen im alltäglichen Leben, um Krankheit, Schmerz, Leid usw.
Sondern es ging mir um die Mühe, zu Gott zu kommen, bei ihm etwas zu erreichen. Von der sind wir erlöst.
Um zu Gott zu kommen, Bedarf es keiner Mühen, sondern seiner Gnade. Aber wenn mit diese in der Taufe zuteil wird, dann bin ich nicht erlöst, sondern begebe mich erst auf den Pilgerweg des Glaubens; der Scheideweg zwischen Erlösung (= endgültiges Heil) und Verdammnis (=endgültiges Unheil) aber bedarf des Gerichtes.
Wäre ich bereits erlöst, wäre die Rede vom Gericht sinnlos und überflüssig.
Stefan hat geschrieben:Hm ... meine persönliche Erfahrung ist eine andere. Mein Leben ist leichter geworden, weil mir einer die Last abnimmt. Das Leben mit Jesus Christus ist doch viel leichter als ohne ! :)
Gewiß gibt der Glaube Kraft, er versetzt ja mitunter Berge. Aber Christus ruft ja nicht zum einfachen Leben auf. Er nimmt hinweg die Sünden der Welt und ruft zu Umkehr und Buße auf. Umkehr bedeutet Mühe und Kampf, Buße kann nicht leicht sein. Somit sind die Berge, die der Glaube nicht versetzt zu erklimmen - so wie es Mose bereits tat.
Ich behaupte übrigens, daß ein leichtes Leben ohne Glaube ohne weiteres zu führen ist. Aber ist das Heil?

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spectator
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Beitrag von spectator »

Stefan hat geschrieben:Nun ist der Kinderschänder eine verbale Keule, bei der das christliche Denken geneigt ist, zu versagen. Aber kein Verbrecher, selbst der Abscheulichste, ist vor Gottes Gnade sicher - sofern er aufrichtig Reue und Umkehr sucht!
Stefan, es ging mir nicht ausgerechnet um die Kinderschänder (sie sind mir eingefallen, als ich heute die Nachricht gelesen habe). Es geht mit um die Art der Glaubens- und Heilsverkündigung. Können/dürfen wir das Heil, als etwas abgeschlossenes verkünden – nach dem Leitspruch: „Christus ist für deine Sünden gestorben und dich erlöst“ ??
Angelika hat geschrieben:Erlöst bin ich...
wer sagt das? Jesus, der dir begegnet ist?
mir ist Er nicht begegnet - jedenfalls nicht zu Hause, nicht im Urlaub und nicht auf der Arbeit...
aber er begegnet mir im Evangelium. Dort prophezeit Er für die Zukunft über sein Wiederkommen folgendes:
„Es werden Zeichen sichtbar werden an Sonne, Mond und Sternen, und auf der Erde werden die Völker bestürzt und ratlos sein über das Toben und Donnern des Meeres. Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen. Wenn (all) das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“
und eben das Evangelium dient der Kirche als Basis für ihre Glaubensverkündigung, bis der Herr wiederkommt:
„Während vor dem Tod alle Träume nichtig werden, bekennt die Kirche, belehrt von der Offenbarung Gottes, daß der Mensch von Gott zu einem seligen Ziel jenseits des irdischen Elends geschaffen ist. Außerdem lehrt der christliche Glaube, daß der leibliche Tod, dem der Mensch, hätte er nicht gesündigt, entzogen gewesen wäre, besiegt wird, wenn dem Menschen sein Heil, das durch seine Schuld verlorenging, vom allmächtigen und barmherzigen Erlöser wiedergeschenkt wird.
(...)
Hervorgegangen aus der Liebe des ewigen Vaters, in der Zeit gestiftet von Christus dem Erlöser, geeint im Heiligen Geist, hat die Kirche das endzeitliche Heil zum Ziel, das erst in der künftigen Weltzeit voll verwirklicht werden kann. Sie ist aber schon hier auf Erden anwesend, gesammelt aus Menschen, Gliedern des irdischen Gemeinwesens, die dazu berufen sind, schon in dieser geschichtlichen Zeit der Menschheit die Familie der Kinder Gottes zu bilden, die bis zur Ankunft des Herrn stetig wachsen soll.“ (GeS)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Simeon hat geschrieben:Nunc dimittis servum tuum, Domine, * secundum verbum tuum in pace.
quia viderunt oculi mei * salutare tuum
quod parasti * ante faciem omnium populorum:
lumen ad revelationem gentium, * et gloriam plebis tuæ Israel.

Nun entläßt du, Herr, deinen Knecht * nach deinem Wort in Frieden.
Denn geschaut haben meine Augen * dein Heil,
das du bereitet hast * vorm Angesicht aller Völker:
das Licht zur Offenbarung der Heiden * und die Herrlichkeit Deines Volkes Israel.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Hallo,
Stefan hat geschrieben:Solange ich nicht im Zustand des Heils bin, bin ich nicht erlöst - das Unheil ist stets gegenwärtig.
Ich mache einen Unterschied zwischen Erlösung und Heil, es ist für mich nicht genau das gleiche.
Erlösung ist die Befreiung, das Freikaufen sozusagen.
Heil ist die Gemeinschaft mit Gott.


Stefan hat geschrieben:Um zu Gott zu kommen, Bedarf es keiner Mühen, sondern seiner Gnade. Aber wenn mit diese in der Taufe zuteil wird, dann bin ich nicht erlöst, sondern begebe mich erst auf den Pilgerweg des Glaubens; der Scheideweg zwischen Erlösung (= endgültiges Heil) und Verdammnis (=endgültiges Unheil) aber bedarf des Gerichtes.
Also doch Mühen, um auf dem Pilgerweg den richtigen Kurs einzuschlagen ?

Wie verstehst du denn Mt. 11,28-30 ?

Gruß
Angelika

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spectator
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Beitrag von spectator »

Angelika hat geschrieben:Ich mache einen Unterschied zwischen Erlösung und Heil, es ist für mich nicht genau das gleiche.
Erlösung ist die Befreiung, das Freikaufen sozusagen.
Heil ist die Gemeinschaft mit Gott.
Gruß
Angelika
so oder so, beides ist nicht entgültig abgeschlossen (vollbracht) und Gott hat immer die Möglichkeit einen Menschen aus Seinem Reich auszuschließen.
Zuletzt geändert von spectator am Donnerstag 3. März 2005, 23:04, insgesamt 1-mal geändert.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Angelika hat geschrieben:Also doch Mühen, um auf dem Pilgerweg den richtigen Kurs einzuschlagen ?
Ja und Nein. Ja, weil es immer mühsam ist, Gottes Gebote zu befolgen. Es ist nunmal einfacher, dem Bruder den Schädel einzuschlagen, bzw. sich von ihm abzuwenden, als es mit ihm auszuhalten.
Nein, weil ich eben niemals 100% alle Gebote befolgen kann. Ich kann in meiner Unzulänglichkeit den Weg, den Gott für mich vorgesehen sein (der sowohl steinig wie auch eben sein kann!), beschreiten, als Sünder, aber ich kann niemals wie Gott selber werden. Aus diesem Unvermögen (und das pointierst Du möglicherweise), erlöst mich die Gnade Gottes.

Wie verstehst du denn Mt. 11,28-30 ?
Diese Stelle kann man vielfältig deuten. Vielleicht meinte er zu seinen Lebzeiten die Juden, die unter dem Gesetz lebten. Vielleicht ist es aber auch ein Aufruf an alle, die nicht glauben und keinen endgültigen Sinn im Leben finden und daher "Beladen" sind, also belastet.
Vielleicht spendet er Trost denen, die unter der Bürde des täglichen Lebens leiden. Oder es ist einfach nur ein weiterer Aufruf, ihm nachzufolgen, wie wir ihn häufig in den Evangelien finden: Kehret um, tut Buße und folgt mir nach.
Übrigens verstehe ich unter den Mühen nicht die Befolgung von kirchlichen Regeln, also keine selbstgemachten Mühen, sondern das, was mir das Leben (auch als Christ) an Mühen heranträgt, und was ich trotz und alledem nicht als Heil bzw. als Erlösung bezeichnen kann.


Und nun die Gegenfrage:

Wie verstehst Du Lk 9,23?

Wozu bürdet uns derjenige, der uns doch vom Joch befreien will, das Kreuz auf?

Stefan

Beitrag von Stefan »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Simeon hat geschrieben:Nunc dimittis servum tuum, Domine, * secundum verbum tuum in pace.
quia viderunt oculi mei * salutare tuum
quod parasti * ante faciem omnium populorum:
lumen ad revelationem gentium, * et gloriam plebis tuæ Israel.

Nun entläßt du, Herr, deinen Knecht * nach deinem Wort in Frieden.
Denn geschaut haben meine Augen * dein Heil,
das du bereitet hast * vorm Angesicht aller Völker:
das Licht zur Offenbarung der Heiden * und die Herrlichkeit Deines Volkes Israel.
Die Schrift ist nicht selbsterklärend ;D

Stefan

Beitrag von Stefan »

spectator hat geschrieben:Sie (die Kirche) ist aber schon hier auf Erden anwesend, gesammelt aus Menschen, Gliedern des irdischen Gemeinwesens, die dazu berufen sind, schon in dieser geschichtlichen Zeit der Menschheit die Familie der Kinder Gottes zu bilden, die bis zur Ankunft des Herrn stetig wachsen soll.“ (GeS)
Ja, die Kirche ist hier und jetzt anwesend; die ist das neue Israel, das angebrochene Reich Gottes.

Finden wir im diesseits Heil in ihr und wenn ja: worin besteht es?

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spectator
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Beitrag von spectator »

Stefan hat geschrieben:Finden wir im diesseits Heil in ihr und wenn ja: worin besteht es?
Stefan, man könnte diese Frage sehr ausführlich beantworten. Ich versuche so kurz wie möglich.
Das Kommen und Wirken Christi, hat den Menschen eine Hoffnung „eingeimpft“, die alle anderen, bis dahin erhofften Heilserwartungen übertraf. In dieser eben Hoffnung und der Heilsgewissheit, das uns der Erlöser selbst brachte, geht das Reich Gottes auf, auf das Jesus Christus selbst den Hinweis liefert: “Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch.“ (Lk 17:21)
Er wird alles vollenden, wenn er wieder kommt.


Die von mir zitierten Texte stammen aus "Gaudium et spes" – also aus dem Reichtum des II Vaticanum. Es ist wirklich ratsam diese zu lesen: Die pastorale Konstitution über die Kirche in der Welt von heute

provobis
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Beitrag von provobis »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Simeon hat geschrieben:Nunc dimittis servum tuum, Domine, * secundum verbum tuum in pace.
quia viderunt oculi mei * salutare tuum
quod parasti * ante faciem omnium populorum:
lumen ad revelationem gentium, * et gloriam plebis tuæ Israel.

Nun entläßt du, Herr, deinen Knecht * nach deinem Wort in Frieden.
Denn geschaut haben meine Augen * dein Heil,
das du bereitet hast * vorm Angesicht aller Völker:
das Licht zur Offenbarung der Heiden * und die Herrlichkeit Deines Volkes Israel.
Ja, in der Tat, der Lobpreis des Simeon eröffnet zwei Dimensionen der göttlichen Heilsökonomie.
"Meine Augen haben das Heil geschaut" (Lk 2,30) Simeon trat auf als Zeuge Gottes, er gab damit zu erkennen, daß Gott treu und wahrhaftig im Versprechen sei. Jahwe, der Ewige gedachte seines Eides, den er Abraham schwor und im gleichen Augenblick löste ER das dem Simeon geoffenbarte Versprechen ein, indem dieser durch seine Worte bekannte, er habe das Heil der Welt geschaut, das Gott allen Menschen bereiten will (vergl. Lk 2,30 ff. bzw. Lk 1, 68-79). Simeon erscheint uns hier gleichsam als "privilegiert", er hält das Heil der Welt in seinen Händen und dennoch ist ihm "auf dem der Geist Gottes ruht", trotz des messianischen Geschehens, der Himmel verwehrt; er scheidet in Frieden und harrt im "limbus patrum" dem Ostermorgen entgegen - "Dux vitae descendit ad inferos". Dies ist die eine Dimension, die zweite hingegen ist jene (post)paschale Universalität des Erlösungswerkes, der transzendenten endgültigen Vollendung in der "visio beatifica", an welcher wir unmittelbar teilhaben.
Es ist ein Prozess der Aufnahme in das "neue Leben", in das "ewige Leben", der bis zum Ende der Zeiten fortdauert. Dank dieses Prozesses formt sich durch die Jahrhunderte hindurch eine neue Menschheit, das Volk der Erlösten, in der Kirche gesammelt zu einer wahren Gemeinschaft der Auferstehung. Am Ende der Geschichte werden alle auferstehen, und diejenigen, die Christus angehör(t)en, werden die Fülle des Lebens in Herrlichkeit haben in der endgültigen Verwirklichung der Gemeinschaft der von Christus Erlösten, "damit Gott herrscht über alles und in allem" (1Kor 15. 28 ).

"provobis"

pax, bonum vita et salus perpetua!

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Hallo Stefan,
Stefan hat geschrieben:Ja und Nein. Ja, weil es immer mühsam ist, Gottes Gebote zu befolgen. Es ist nunmal einfacher, dem Bruder den Schädel einzuschlagen, bzw. sich von ihm abzuwenden, als es mit ihm auszuhalten.
Nein, ich finde es einfacher, sich an die Gebote zu halten als zu sündigen. In einer konkreten Situation mag es anders aussehen; da ist möglicherweise leichter, draufzuschlagen als Ruhe walten zu lassen. Wenn ich aber die Folgen, die sich aus der Sünde ergeben, berücksichtige, dann finde ich es leichter, diesen aus dem Weg zu gehen, indem ich die Sünde vermeide. Funktioniert natürlich nicht immer ... ;)



Stefan hat geschrieben:Nein, weil ich eben niemals 100% alle Gebote befolgen kann. Ich kann in meiner Unzulänglichkeit den Weg, den Gott für mich vorgesehen sein (der sowohl steinig wie auch eben sein kann!), beschreiten, als Sünder, aber ich kann niemals wie Gott selber werden. Aus diesem Unvermögen (und das pointierst Du möglicherweise), erlöst mich die Gnade Gottes.
Ja, das meinte ich.
Ich meine aber auch, dass wir gar keine bestimmte Prozentzahl erreichen müssen. Es geht nicht nur darum, dass wir niemals 100 % aller Gebote erreichen können, sondern auch darum, dass wir nicht 90 % oder 75 % oder 57 % oder 23 % oder XX % schaffen müssen, um das Heil zu erreichen. Wir müssen gar nichts schaffen, um zum Heil zu kommen. Wir bekommen die Liebe Gottes und sein Heil geschenkt.

Dass wir uns an die Gebote halten sollten, aus anderen Gründen, hab ich ja schon gesagt.



Stefan hat geschrieben:Und nun die Gegenfrage:
Wie verstehst Du Lk 9,23?
Wozu bürdet uns derjenige, der uns doch vom Joch befreien will, das Kreuz auf?
"Zu allen sagte er: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.
Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.
Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt?" (Lk. 9,23-25)


Hier geht es darum, in der Nachfolge Jesu immer mehr sein eigenes Leben, seinen eigenen Willen, seine eigenen Vorstellungen aufzugeben und sich seiner Führung mehr und mehr anzuvertrauen, ihm mehr und mehr Raum zu geben, ihn handeln zu lassen, statt selbst zu handeln, sich ihm unterzuordnen, also sein eigenes Leben zu verlieren. Das ist ziemlich schwer, vielfach unmöglich, das würde ich als Kreuz bezeichnen.

Gruß
Angelika

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Beitrag von Angelika »

Weil's hier gut passt ... ;)

Aus dem Evangelium von heute:
der Evangelist Johannes - Jesus Christus zitierend - hat geschrieben:Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat das ewige Leben; er kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod ins Leben hinübergegangen.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Naja, aus dem gleichen Munde hört man dies:
Der Evangelist Johannes - Jesus Christus zitierend - hat geschrieben:Die das Gute getan haben, werden zum Leben auferstehen, die das Böse getan haben, zum Gericht.
Mit den Bibelversen alleine (sola scriptura) kommt man nicht weiter.
Zuletzt geändert von Stefan am Mittwoch 9. März 2005, 20:53, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von Angelika »

Stefan hat geschrieben:Mit den Bibelversen alleine (sola scriptura) kommt man nicht weiter.
Ich hab ja vorher auch meine Erfahrungen beschrieben. ;D
Und der Bibelvers besagt zumindest, dass meine Ansicht nicht völlig abwegig ist.

Nach dem Vers mit dem Glauben und dem Nicht-ins-Gericht-Kommen folgt:
der Evangelist Johannes - Jesus Christus zitierend - hat geschrieben:Amen, amen, ich sage euch: Die Stunde kommt, und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben.
Dies könnte bedeuten, dass Jesus die geistlich Toten, also die Ungläubigen meint. Die Stimme Jesu zu hören, ihm zu glauben und ihm zu folgen, das bedeutet Leben. Nicht erst nach dem irdischen Tod, sondern jetzt und hier.

Da die Nachfolge Jesu auch dazu führt, Gutes zu tun, passt es auch zu der von dir genannten Bibelstelle.

Gruß
Angelika

Stefan

Beitrag von Stefan »

Na, Angelika, das Problem ist wohl eher die Einseitigkeit.

Einerseits der Glaube alleine, der zum Heil führt (sola fide).
Andererseits die Werke, die irdischen Verdienste, die zum Heil führen.

Beides isoliert für sich betrachtet, kann nicht richtig sein. Denn in einem Fall würde dies ja bedeuten, daß ich auch ohne Reue und Umkehr in himmlische Reich einkehre; nett zwar, ein christliches Leben geführt zu haben, aber wenn ich - trotz des Vermögens - nicht gutes angerichtet habe: egal. Christus vergibt allen.

Im anderen Fall hieße das, daß auch der Ungläubige, ja der Kirchenhasser ins Reich Christi aufgenommen wird - Hauptsache er "verdient" sich das Heil durch gute Taten. Das kann ebenso wenig sein.

Erst in der rechten Kombination: Erst der Glaube, die Taufe, das Leben in den Sakramenten - dann die Orthopraxis: Die Rechte Art ein christliches Leben zu führen, also christlich zu handeln - führen zum Heil.

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Beitrag von Angelika »

Hallo Stefan,
Stefan hat geschrieben:Denn in einem Fall würde dies ja bedeuten, daß ich auch ohne Reue und Umkehr in himmlische Reich einkehre; nett zwar, ein christliches Leben geführt zu haben, aber wenn ich - trotz des Vermögens - nicht gutes angerichtet habe: egal. Christus vergibt allen.
Reue und Umkehr gehören ja wesenhaft zum Glauben dazu. Glauben heißt ja nicht "Für-Wahr-Halten", sondern Vertrauen. Wie kann denn jemand sagen, er glaube an Jesus Christus, wenn er seine Worte zu Umkehr und Buße missachtet ?
Wenn jemand - trotz des Vermögens - nicht Gutes getan hat und dies bereut, auch dann vergibt Jesus Christus.


Stefan hat geschrieben:Erst in der rechten Kombination: Erst der Glaube, die Taufe, das Leben in den Sakramenten - dann die Orthopraxis: Die Rechte Art ein christliches Leben zu führen, also christlich zu handeln - führen zum Heil.
Glaubst du eigentlich, dass jemand, der an Jesus Christus glaubt, irgendetwas Entscheidendes falsch machen kann - also z.B. nicht genug Gutes tun, nicht christlich genug handeln, eine schwere Sünde nicht bereuen o.ä. - und so ohne es zu merken das Heil verpassen kann ?

Gruß
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Ja.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Beitrag von asderrix »

falschmachen- ja
ohe es zu merken das Heil verpasst---------eher nein

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ja.
Bedeutet das nicht, Gottes Zusage, dass er uns auf unserem Weg begleitet und dass wir zu ihm gehören, zu misstrauen ? :kratz:

Stefan

Beitrag von Stefan »

Angelika hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:Ja.
Bedeutet das nicht, Gottes Zusage, dass er uns auf unserem Weg begleitet und dass wir zu ihm gehören, zu misstrauen ? :kratz:
Seine Zusage bleibt ja. Aber sie ist nicht bedingungslos, sondern an Glaube, Reue und Umkehr gekoppelt. Ich kann im Zeugnis des NT nicht erkennen, daß Christus eine bedingungslose Heilszusage gemacht hat. Er fordert unsere konkrete tägliche Entscheidung ein, die wir aber in Freiheit treffen können. Jeden (und hier ist er bedingungslos), der glaubt, bereut und umkehrt, nimmt er in sein Reich auf.

Ob dies auch zutrifft für Leute, die ohne es zu merken ihr Heil verpassen können? Die Sprache ist hier begrenzt und bietet zu viele Schlupflöcher. Ich antworte mit einem eindringlichen Apell eines Pfarrers aus seiner Aschermittwochspredigt, die ich hören durfte: Niemals dürfen wir auch nur das kleinste Risiko eingehen, das uns von Gott verheißene Heil aufs Spiel zu setzen. Erst im täglichen Bemühen um ein Bemerken liegt doch die Chance zur Umkehr.
Nun gut, und wenn wir nach bestem Wissen und Gewissen versagen? Natürlich dürfen wir dann auf die Gnade Gottes hoffen; ansonsten wären wir Skrupulanten.

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Beitrag von Angelika »

Stefan, ich glaube nicht, dass wir Menschen irgendetwas aus uns selbst heraus tun können/müssen und damit (näher) zu Gott und zum Heil zu kommen. Es ist alles aus Gnade. Gottes Gnade bewirkt, dass wir das Gute tun, und Gottes Gnade schenkt uns die Erkenntnis und die Reue, wenn wir versagt haben.

Sperren gegen das Wirken Gottes, das sollten wir natürlich nicht tun. Aber das wäre ja wieder etwas aus uns selbst heraus. ;)

Bei deinen Ausführungen habe ich den Eindruck, dass wir Menschen irgendetwas zusätzlich zur Gnade und zum Wirken Gottes tun müssten, um zum Heil zu kommen. Aber vielleicht meinst du das gar nicht so.

Gruß
Angelika

Stefan

Beitrag von Stefan »

Angelika hat geschrieben:... ich glaube nicht, dass wir Menschen irgendetwas aus uns selbst heraus tun können/müssen

Ja, aber wie ist das denn nun mit Reue und Umkehr? Gelangen wir denn auch ohne sie zum Heil?

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Beitrag von Angelika »

Stefan hat geschrieben:Ja, aber wie ist das denn nun mit Reue und Umkehr? Gelangen wir denn auch ohne sie zum Heil?
Angelika heute um 12:46 Uhr hat geschrieben:Gottes Gnade schenkt uns die Erkenntnis und die Reue, wenn wir versagt haben.

Stefan

Beitrag von Stefan »

Angelika hat geschrieben:
Stefan hat geschrieben:Ja, aber wie ist das denn nun mit Reue und Umkehr? Gelangen wir denn auch ohne sie zum Heil?
Angelika heute um 12:46 Uhr hat geschrieben:Gottes Gnade schenkt uns die Erkenntnis und die Reue, wenn wir versagt haben.
Aber warum schenkt er diese Gnade dann nicht allen Menschen?

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Edi
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Beitrag von Edi »

Es doch ganz einfach: Ohne das Mitwirken mit der Gnade, also die Hingabe an Jesus Christus ist kein Heil möglich. Denn Gott drängt sich nicht gegen den Willen des Menschen auf.
Aber selbst das Mitwirken, das auch eine Frucht des heiligen Geistes ist, ist schon Gnade.

Da habt ihr beide recht, wenn ihr es so seht.

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Beitrag von Angelika »

Stefan hat geschrieben:Aber warum schenkt er diese Gnade dann nicht allen Menschen?
Hier ging es ja zunächst nur um die Gläubigen. Ihnen schenkt Gott ganz gewiss die Gnade, das Gute zu tun, und die Gnade, ihr Versagen zu erkennen und zu bereuen.

Ob und warum Gott die Gnade des Glaubens und somit der Erkenntnis nicht allen schenkt, das ist eine andere Frage. Ich hab mich auch schon häufig gefragt, warum ich das unbeschreibliche Glück habe, dieses riesige Geschenk bekommen zu haben, andere aber (möglicherweise ?) nicht. :kratz:

Gruß
Angelika

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