Alexander Leibitz hat geschrieben:Hallo,
in diesem Blog bin ich Neueinsteiger - in dem Thema allerdings nicht.
Ich möchte deshalb gleich feststellen, dass die Frage nach dem eigentlichen Wesen von Glauben, Gott, Logos oder Vernunft letztlich immer auf die "Wörtlichnahme" des heiligen Textes mit Namen "Heilige Schrift" oder "Gottes Wort" hinausläuft.
Genauso wie Gott dem Glauben vorausgeht - weil es fatal wäre, Schlechtes oder Unwahres zu glauben -, geht auch die Wörtlichnahme des heiligen Textes weiteren Interpretationen - wie die Nachricht dem Kommentar - voraus.
Anselm mag ja meinen, dass "Credo ut intellegam", aber zum einen sind "Credo" und "intellegam" nicht ganz wörtlich einem "Gott" und "Vernunft" gleichzustellen,
Das ist schon schön gedacht.
und zum andern sticht die Schellen-sau den Buben. Anselm ist schließlich kein Evangelist, nicht mal nur "Kirchenvater", sondern bloß ein windiger Theologe.
Der aber mit seiner Grundidee richtig liegt. Selbst wo im Detail ein Kirchenvater falsch liegt, gilt ein Theologe mehr, wo er richtig liegt.
Der Evangelist (Johannes) sagte aber, dass Gott der Logos ist - zumindest, dass ER das "war".
Mit dem Wort Logos befinden wir uns in griechischer Sprache.
Der Kanon bildet die Grundlage unseres Gelöbnisses
Mit dem Wort Gelöbnis erfolgt ein Wechsel der Sprachebene.
, was man von Anselms oder einer Widerrede jedoch keineswegs sagen kann.
Zu Anselm gibt es dort keinen Widerspruch, wo er sich mit dem Kanon im Einklang befindet und diesen erklärt.
Gott kann nicht zugleich der Logos sein UND es nicht sein.
Das ist richtig.
Das Geloben alias "Glauben" geht mit der (feierlichen) Bestätigung einer Aussage einher - nicht etwa mit einer Rede wider das Wort, Gott oder Logos.
Das ist richtig.
Daher möchte ich die Teilnehmer dieses Diskurses ganz gerne mal fragen, ob sie in der Lage sind, das Johannesevangelium "wörtlich" zu nehmen, oder ob sie dem Evangelisten das Wort lieber im Munde herumdrehen möchten, so wie das dereinst schon Adam getan hat - ganz unmittelbar vor seinem "Rausschmiß".
Die Texte der Bibel sind tatsächlich in der jeweils vorliegenden Originalsprache zunächst wörtlich zu nehmen. Jede Übersetzung stellt bereits eine Interpretation dar.
Also: Ist Gott das Wort, oder ist er's nicht?
Logos mit Wort zu übersetzen, stellt bereits eine Verkürzung auf die äußere Form des Geistes dar. Denn Logos meint zunächst Geist. Eine Übersetzung mit Vernunft ( also mit Vernommenem ) geht bereits in Richtung Wort.
Es allerdings auch nicht so, dass ich das für mich selbst nicht beantworten könnte - ich möchte nur mal hören, wer von euch lieber leugnen würde, dass Johannes "wortwörtlich" recht hat, oder wie man sonst auf die Idee kommen konnte, dass die Nomen "Fleisch" oder "Leib" gerade dann wörtlich genommen worden wären, wenn man sie "idiomatisch" deutet. Diejenigen Worte nämlich, welche der Metzger verwendet um damit auf die Waren hinter seiner Wursttheke zu verweisen, fallen vielmehr unter den Begriff "Idiome".
Die idiomatische Deutung ist halt das genaue Gegenteil der "wörtlichen" oder logischen Deutung.
Das ist nicht richtig. Die idiomatische Deutung ist eine Einschränkung oder auch Präzisierung in eine bestimmte Richtung.
Die eigentliche Bedeutung eines Wortes kann verifiziert werden - (Nominal-) Definitionen wurden aber in noch nichtmal nur einem einzigen Fall verifiziert, weil das nämlich schon aus Prinzip nicht möglich ist. Aus demselben Grund ist dasselbe dann auch kein "Glaube" oder Gelöbnis. Ergo:
Der Vater ist das Wort, der Sohn ist die frohe Botschaft (Euangelium)
Der Vater ist das ewige Wort, der Sohn das Fleisch gewordene Wort und der Geist das gehauchte Wort. Bonaventura hat das sehr schön dargestellt.
und selbst wenn beiden oder "demselben" nachgesagt wird, dass es ein Leib hat,
Mit Fleisch oder Leib ist die äußere Form gemeint. Die Fleischwerdung des Wortes meint also die Verwirklichung der Wahrheit.
hat es noch lange das, was der Metztger hinter seiner Theke hat. Es ist nämlich eher der Metztger, der Mediziner oder der Biologe welcher lügt - nicht Christus oder Johannes!
Im übrigen lügen ja auch die Veganer / Vegetarier denn (Frucht-) Fleisch essen die jeden Tag!
Lüge ist ein komplizierter Begriff, den wir prinzipiell weder dem Metzger, noch dem Mediziner, noch dem Biologen unterstellen sollten.
Spätestens nach dieser Bemerkung sollte sich jeder nochmal selbst und eindringlicher fragen, ob er wirklich weiß, was "Wörtlichnahme" heißt. Es heißt nämlich eben NICHT, dass der Inhalt eines Wortes in jedem Falle mit dem Inhalt deiner Vorstellung oder deines Kopfes übereinstimmt - eher das Gegenteil: Die Evangelien rufen dich erneut dazu auf, die Nomen Gottes nicht auch weiterhin oder nochmal und nochmal zu mißbrauen.
Das erkennt doch jeder Schöngeist.
"Metanoeite" - das empfahl der Messias nicht nur den Phariesäern sondern auch dir.
Das ist wirklich ein schönes Beispiel für die verschiedenen Sprachebenen und den Wandel der Interpretationsmuster. Metanoeite heißt: Denkt um! Die Tradition hielt es dann eher mit den Hebräern als den Hellenisten, als sie übersetzte: Kehrt um! Die Tradition legte stärker Wert auf die Werke.
Laß ab von den Definitionen!
Nein, es geht um die Reinigung des Herzens, um die Umkehr zum Guten, zu Gott, dem Geist, der den guten Werken vorausgeht.
Laß ab von der Vorstellungen, dass dir ausgerechnet die Universitäten oder deren Verlage (Knaur, Meyers, Brockhaus) erklären oder vorschreiben könnten, was ein Wort bedeutet oder nicht bedeutet.
Nein, es geht um die Unterscheidung der Geister. Bonaventura hat mit Christus zum kritischen Denken aufgerufen. Die Universitätslehrer haben nicht per se unrecht, können sich aber auch irren.
Ein Wort deutet sich entweder selbst
Das erste Wort deutet sich selbst, das Subjekt.
und buchstäblich, oder es ist schlichtweg nicht die Bedeutung DES (!) Wortes, sondern die Bedeutung der Lügner. Schon dieser Genitiv deutet darauf hin, dass die Deutung keine Leistung des Menschen, sondern eine DES Wortes ist.
Logik oder Logos sind eben doch kein so ganz banales Thema. Über den Hernn Logos ist sehr wohl und auch ganz unmißverständlich zu ermitteln, was ein Wort heiß oder nicht heißt. Erst die Verletzung selbiger Logik, schafft das "Idiom" - ein Synonym für "Falschaussage" und das genau Gegenteil eines Gelöbnisses.
Liebe Grüße, Alexander
Deine Suche nach Wahrheit, dein Interesse an Sprache und philologischer Korrektheit ist beachtlich. Aber es besteht auch die Gefahr einer zu großen Engführung, einer von Jesus kritisierten Veräußerlichung. Dem gegenüber solltest du versuchen, den Menschen ins Herz zu schauen und nach der guten Absicht deines Gesprächspartners suchen.