Zunächst ein Beispiel (noch aus der Erlösungslehre):
Dazu zwei Überlegungen:Rahner (Grundkurs 278f) hat geschrieben:Wird der Tod Jesu so gesehen, so wird wohl einmal verständlich, daß seine soteriologische Bedeutung (diese richtig verstanden!) schon in der Erfahrung der Auferstehung Jesu mitgegeben ist, als auch zum anderen, daß die "späte" Soteriologie im Neuen Testament (richtig verstanden!) eine berechtigte, aber in etwa doch sekundäre, abgeleitete Aussage der Heilsbedeutung des Todes Jesu ist, weil sie mit Begriffen arbeitet, die zu der ursprünglichen Erfahrung dieser Heilsbedeutung (einfach: wir sind gerettet, weil dieser Mensch, der zu uns gehört, durch Gott gerettet ist und dadurch Gott seinen Heilswillen geschichtlich real und unwiderruflich in der Welt anwesend gemacht hat) von außen als (mögliche, aber nicht einfach unentbehrliche) Interpretamente herangetragen worden sind.
1. Rahner unterscheidet zwischen dem (unfehlbaren, göttlichen) Inhalt (Wir sind gerettet, weil Jesus gerettet ist...) und der (fehlbaren, von Menschen gewählten) Form (Christus hat sich selbst als dem Vater wohlgefälliges Opfer dargebracht. vgl. Heb 9).
Der Unterschied von Inhalt und Form ist vielleicht am leichtesten sichtbar im Schöpfungsbericht (Gen 1): Inhalt ist, dass alles, was es gibt, von Gott geschaffen ist; Aussageform ist die Erzählung vom Sechstagewerk.
Selbstverständlich ist es nicht möglich (schon gar nicht dem einzelnen), definitiv anzugeben, was nun in einer einzelnen biblischen Aussage zum Inhalt und was zur Form gehört.
2. Rahner fragt zurück hinter die "späte" neutestamentliche Soteriologie. Hier stellt sich natürlich die Frage, wie er es besser wissen kann als die inspirierten Autoren des Neuen Testamentes. Ich meine, die Antwort geht in die Richtung von dem, was man als "analogia fidei" bezeichnet:
LThK2 (Art. Analogia fidei) hat geschrieben:...keine einzelne Offenbarungsaussage für sich allein zu nehmen... ,sondern jegliche einzelne Offenbarungsaussage einzig u. letztlich aus dem Gefüge der einen gesamten Offenbarung zu deuten suchen.
Antimodernisteneid (DH 3546) hat geschrieben:Ich verwerfe ebenso diejenige Methode, die heilige Schrift zu beurteilen und auszulegen, die sich unter Hintanstellung der Überlieferung der Kirche, der Analogie des Glaubens und der Normen des Apostolischen Stuhles den Erdichtungen der Rationalisten anschließt und - nicht weniger frech als leichtfertig - die Textkritik als einzige und höchste Regel anerkennt.