Glauben, das ist...

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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Edi
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Registriert: Montag 12. Januar 2004, 18:16

Beitrag von Edi »

Petra hat geschrieben:Aber Beinahe-Sündenfreiheit kann auch so ihre Gefahren haben. Darauf wollte ich hinweisen.
Ich kenne niemand, der beinahe sündenfrei wäre und die, die das von sich glauben, sind es erst recht nicht. Manche mögen im Stande der Gnade sein, aber das ist auch noch weit weg von einer Beinahe-Sündenfreiheit.
Oder ist jemand beinahe sündenfrei, wenn er z.B. möglichst alles einhält, was die Kirche lehrt? Ich sehe, das nicht, auch wenn dieses Einhalten sicherlich nicht verkehrt ist. Es müsste mehr dazu kommen als nur das.

Die Klosterleute, die sich ja in manchen Orden doch viel mehr mit Gebet, Gottesdienst und Glaube befassen, als der normale Laie, der einem Beruf für sein täglich Brot nachgehen muss, es kann, sind auch keine grundsätzlich besseren Menschen.

Jeder Christ braucht täglich neu die Gnade und mancher würde fallen, wenn er mal in grosse Versuchungen käme, so ihn die Gnade nicht hielte. Wir sollen uns also nichts einbilden auf uns selber. In jedem Menschen ist die Wurzel des Bösen noch vorhanden, auch wenn manches von aussen nicht angeregt wurde.

Das kann man alles in guten christlichen Schriften nachlesen und vielleicht merkt es der eine oder andere auch bei sich selber, wo es bei ihm noch hapert.
Es lebt der Mensch im alten Wahn.
Wenn tausend Gründe auch dagegen sprechen,
der Irrtum findet immer freie Bahn,
die Wahrheit aber muss die Bahn sich brechen.

Die meisten Leute werden immer schmutziger je älter sie werden, weil sie sich nie waschen.

HeGe
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Beitrag von HeGe »

Ali hat geschrieben:
HeGe hat geschrieben:
Danke HeGe!
jetzt weiß ich wo die Gedanke her kommt und so wie ich verstanden habe, jede christ trägt dieses Last"Erbsünder" bis er/sie getauft ist(?).
wie wird man getauft? bzw. wie alt darf man sein?
Den Ritus hat Linus ja schon erklärt. Vielleicht kann man noch dazu sagen, dass bei den Katholiken die Taufe fast immer bereits als Baby geschieht. Während die eigentliche Handlung, d.h. das Besprengen mit Wasser usw. am Kind vollzogen wird, vertreten die Eltern und Paten das Kind bei den übrigen Handlungen, die man als Erwachsener selbst vornehmen müsste, wie das Abschwören gegenüber Satan und der Sünde und das Bekenntnis zu Gott. Dieses Bekenntnis wird in jeder Osternacht jedes Jahr wiederholt, so dass es das Kind irgendwann selbst übernehmen kann.
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Fingalo
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Beitrag von Fingalo »

Hier war ja mal ein interessantes Thema - die Erbsünde. Vor der Taufe im Stande der Sündhaftgkeit, unter anderem bemerkbar an der Konkupiszenz. Nach der Taufe ist man von der Erbsünde befreit, also auch von der Konkupiszenz?
Meine Beobachtung sagt mir aber, dass es in Punkto Konkupiszenz keinen Unterschied zwischen Getauften und Ungetauften gibt, jedenfalls ist er nicht feststellbar.

Dass eine Tat zur Sünde wird, setzt Freiheit des Willens voraus. Die gesamte Kirchengeschichte durchzieht das Ringen um diesen Begriff. Erst in der Spätscholastik kommt der Gedanke, dass die Freiheit aus sich heraus das Gottesverhältnis erzeugt (vorher war es von Gott geschenkte Gnade). Liberum arbitrium als Freiheit gegenüber Gott, aber immer noch als geschöpfliche Beigabe. Im Humanismus erst wird die völlige Indeterminiertheit postuliert: Freiheit als Selbstursächlichkeit (Erasmus von Rotterdam). Zu dieser Zeit führt Luther das Thema wieder auf die Theologie zurück mit seiner Schrift "De servo arbitrio". Gelöst ist das Problem bis heute nicht.

Uwe Schmidt
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Beitrag von Uwe Schmidt »

Edi hat geschrieben:
Mariamante hat geschrieben:
Pierre hat geschrieben:Glauben, das ist
die Liebe zu und von allem anzunehmen,
ohne wenn und aber.
Aber wenn das nicht geht, weil welche keine Liebe haben und üben- was denn dann?
Du bringst es auf den Punkt.

Das erinnert mich an einen Bekannten, der, obwohl aus der ev. Kirche ausgetreten, in seinem Dorf mal in dieser Kirche bei einem Seminar war, wo immer auch von der Liebe die Rede war. Da sagte er dem dortigen Pfarrer während dieses Seminars: "ich habe aber keine Liebe, was also tun ?"
Wie der Bekannte mir und andern hernach erzählte, wusste der Pfarrer keine Antwort auf seine Frage.


Dann muss man beten, hat die Muttergottes in Medjugorje gesagt. Wer viel betet, bekommt dann von Gott im Gebet viel Liebespotential geschenkt.

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Fingalo
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Beitrag von Fingalo »

Uwe Schmidt hat geschrieben:Dann muss man beten, hat die Muttergottes in Medjugorje gesagt. Wer viel betet, bekommt dann von Gott im Gebet viel Liebespotential geschenkt.
Aber klar doch: Der Inquisitor Pedro Arbues (Inquisitor unter dem Großinquisitor Thomas de Torquemada (1483)) wird in der Kathedrale von Saragossa bei nächtlichem Gebet ermordet. Gerade die Inquisitoren haben viel gebetet - bevor sie die "Neuchristen" (conversos; zwangsgetaufte Juden) verfolgten.
Ich glaube, da wird dem Gebet leicht eine magische Wirkung zugeschrieben. Jesus wusste bereits davon: "Nicht wer 'Herr, Herr sagt ..." und die Pharisäer beteten bestimmt viel.

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