Dominus Jesus

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
Cicero
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Dominus Jesus

Beitrag von Cicero »

Auf Anregung Godjongas machen wir doch mal einen DI - Thread auf.

Dominus Iesus als .pdf zum Download

Und als Einstieg etwas zur Rezeption von DI:
WB Andreas Laun hat geschrieben:[...]Bei der Lektüre von “Dominus Jesus” fällt auf: Gerade die “stärksten” und darum einen Außenstehenden aufreizendsten Stellen sind nicht neue Formulierungen, sondern immer wieder Zitate einerseits aus der heiligen Schrift und andererseits vom Konzil oder wenigstens von einem Dokument des obersten Lehramtes in der Kirche. Dabei sind die Konzilstexte und lehramtlichen Zitate kaum etwas anderes als Umschreibungen dessen, was die heilige Schrift selber sagt. Das heißt aber: Wer an “Dominus Jesus” Anstoß nimmt, hat eigentlich längst vorher am Wort Gottes Anstoß genommen! Daß Hindus und Moslems diese Beobachtung nicht beeindruckt, verstehe ich gut. Aber wie ist es möglich, dass katholische Theologen und auch evangelische Christen daran Anstoß nehmen? Anstoß daran, dass wir Katholiken uns auf die zentralen Wahrheiten der heiligen Schrift besinnen – diejenigen, die uns doch gemeinsam sind und zu “Christen” machen? Wenn das ein Grund des Anstoßes ist, wäre dies mehr als eine ökumenische Verstimmung. Denn der Grundlage des Dialogs mit anderen Kirchen und christlichen Gemeinschaften ist doch das Wort Gottes. Trägt dieser gemeinsame Boden nicht mehr? “Nur die Schrift”, aber nicht mehr die “ganze Schrift”?[...] Kirche heute 12/2000,4-6
Meines Erachtens ist DI nicht ein Schreiben gegen Protestanten, sondern für Katholiken. Eine interne Positionsbestimmung, die ein paar Fakten auf den Tisch des Hauses legt und zum Nachdenken aber auch zur Diskussion darüber anregt.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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Edi
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Beitrag von Edi »

@Cicero

Nichts anderes war damals auch mein Eindruck als ich DJ las, nämlich dass das Dokument vorwiegend oder ganz aus innerkatholischen Gründen geschrieben worden ist und ich bin nicht katholisch. So liest eben jeder aus einem Text das heraus, was ihm persönlich wichtig ist. Ein ev. Kirchenfürst kann es halt schwer ertragen, dass es anders sein soll, als er das gerne hätte. Die Evangelischen haben bis heute die Geschichte von Luther nicht aufgearbeitet und erzählen den Leuten immer noch ganze Unwahrheiten über seine Person. Wäre aber endlich Zeit, auch mal die negativen Seiten dieses Mannes aufzuarbeiten. Uns hat man nie davon erzählt im Religionsunterricht und auch sonst nie. Er wurde immer als der grosse Reformator dargestellt. Seine wüsten Schriften gegen die Bauern usw. wurden alle verschwiegen. Darin schreibt er u.a. dass, es leichter sei durch den Mord an einem Bauern in den Himmel zu kommen als durch Gebet.

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Erich
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Beitrag von Erich »

Darin schreibt er u.a. dass, es leichter sei durch den Mord an einem Bauern in den Himmel zu kommen als durch Gebet.
Quellen???
Das Wort ward Fleisch, nicht Kerygma!

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Edi
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Beitrag von Edi »

@Erich

Quellen: Kleine Kirchengeschichte von Franzen/Remigius Bäumer.

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Dr. Martin Luther (Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der andern Bauern, 1525) hat geschrieben:»Solche wunderlichen Zeiten sind jetzt, daß ein Fürst den Himmel mit Blutvergießen verdienen kann, leichter als andere mit Beten … Steche, schlage, würge hier, wer da kann!«
Ist also oben sinngemäß schon halbwegs richtig wiedergegeben. Allerdings war das hier nicht das Thema.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Raphael

Beitrag von Raphael »

In der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" heißt es unter Punkt 43:
Unser Konsens in Grundwahrheiten der Rechtfertigungslehre muß sich im Leben und in der Lehre der Kirchen auswirken und bewähren. Im Blick darauf gibt es noch Fragen von unterschiedlichem Gewicht, die weiterer Klärung bedürfen: sie betreffen unter anderem das Verhältnis von Wort Gottes und kirchlicher Lehre sowie die Lehre von der Kirche, von der Autorität in ihr, von ihrer Einheit, vom Amt und von den Sakramenten, schließlich von der Beziehung zwischen Rechtfertigung und Sozialethik. Wir sind der Überzeugung, daß das erreichte gemeinsame Verständnis eine tragfähige Grundlage für eine solche Klärung bietet. Die lutherischen Kirchen und die römisch-katholische Kirche werden sich weiterhin bemühen, das gemeinsame Verständnis zu vertiefen und es in der kirchlichen Lehre und im kirchlichen Leben fruchtbar werden zu lassen. (Hervorhebungen von mir)

DOMINUS JESUS ist ein Teil genau dieser Standortbestimmung der katholischen Kirche in diesen Fragen. Um einen Dialog zwischen Katholiken und Protestanten überhaupt zu ermöglichen, der zu sinnvollen Ergebnissen führen kann, ist ein solcher Standpunkt der Katholiken unabdingbar.
Die theologische Akkuratesse der Erklärung DOMINUS JESUS ist selbst von "eingefleischten Protestanten" gelobt worden. :roll:

GsJC
Raphael

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Godjonga
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Beitrag von Godjonga »

Wir sind der Überzeugung, daß das erreichte gemeinsame Verständnis eine tragfähige Grundlage für eine solche Klärung bietet. Die lutherischen Kirchen und die römisch-katholische Kirche werden sich weiterhin bemühen, das gemeinsame Verständnis zu vertiefen und es in der kirchlichen Lehre und im kirchlichen Leben fruchtbar werden zu lassen.

DOMINUS JESUS ist ein Teil genau dieser Standortbestimmung der katholischen Kirche in diesen Fragen.
:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: Du sagst es :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: ;)

Herzliche Grüße

Mathias
MPHCEV: Mater perfectam habebit curam et victoriam

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Godjonga
Godjonga hat geschrieben:
Wir sind der Überzeugung, daß das erreichte gemeinsame Verständnis eine tragfähige Grundlage für eine solche Klärung bietet. Die lutherischen Kirchen und die römisch-katholische Kirche werden sich weiterhin bemühen, das gemeinsame Verständnis zu vertiefen und es in der kirchlichen Lehre und im kirchlichen Leben fruchtbar werden zu lassen.

DOMINUS JESUS ist ein Teil genau dieser Standortbestimmung der katholischen Kirche in diesen Fragen.
:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: Du sagst es :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: ;)

Herzliche Grüße

Mathias
Sinnentstellend zitieren kannst Du also! :P
Was hast Du sonst noch zu bieten?

GsJC
Raphael

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Godjonga
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Beitrag von Godjonga »

Sinnentstellend zitieren kannst Du also!
Was hast Du sonst noch zu bieten?
Es geht doch nicht um mich !! :shock:

Es geht darum und das wollte ich hervorheben, dass die kath. Kirche IHR Verstädnis klar gemacht hat ... ob das "schon lange ausstand", zu der Zeit unpassend oder eben genau richtig war lassen wir mal offen stehen.
Aber ich dachte es geht um ein GEMEINSAMES Verstädnis ... - wieso also betonen was eh schon lange bekannt und Tradition ist ?? :kratz:

Wie gesagt, vielleicht war es an der Zeit, gewisse Dinge nochmal hervorzuheben, dass sie nicht in Vergessenheit geraten, wie es ja auch die Aufgabe des Lehramtes ist ..., aber der Folgen sollte man sich da schon klar sein ... - oder ?

Zugegebenermaßen ist es nicht einfach "auf einmal" nach links und rechts zu gehen 8)

Herzliche Grüße

Mathias

P.S. Mit keinem Buchstaben, wollte ich DICH auch nur angreifen ;) - es geht um die Sache!
MPHCEV: Mater perfectam habebit curam et victoriam

Raphael

Beitrag von Raphael »

@ Godjonga
Godjonga hat geschrieben:
Sinnentstellend zitieren kannst Du also!
Was hast Du sonst noch zu bieten?
Es geht doch nicht um mich !! :shock:

Es geht darum und das wollte ich hervorheben, dass die kath. Kirche IHR Verstädnis klar gemacht hat ... ob das "schon lange ausstand", zu der Zeit unpassend oder eben genau richtig war lassen wir mal offen stehen.
Aber ich dachte es geht um ein GEMEINSAMES Verstädnis ... - wieso also betonen was eh schon lange bekannt und Tradition ist ?? :kratz:

Wie gesagt, vielleicht war es an der Zeit, gewisse Dinge nochmal hervorzuheben, dass sie nicht in Vergessenheit geraten, wie es ja auch die Aufgabe des Lehramtes ist ..., aber der Folgen sollte man sich da schon klar sein ... - oder ?

Zugegebenermaßen ist es nicht einfach "auf einmal" nach links und rechts zu gehen 8)

Herzliche Grüße

Mathias

P.S. Mit keinem Buchstaben, wollte ich DICH auch nur angreifen ;) - es geht um die Sache!
Nichts für ungut, guter Junge! ;)

DOMINUS JESUS hat mit katholischer Nüchternheit (1 Petrus 5, 8 ) klar gemacht, daß noch ein langer Weg zur Einheit der christlichen Konfessionen zurückzulegen ist (Alle sollen eins sein: ...; Johannes 17, 21). Diese Erklärung kam nicht zur Unzeit, sondern hat „Pflöcke eingeschlagen“, die für den zukünftigen Weg der Ökumene nicht aus den Augen verloren werden dürfen.

Aus der deutschen Perspektive ergibt sich häufig das Bild einer Übertreibung des ökumenischen Gedankens: Man ist „besoffen“ vom Ökumenismus. Psychologisch erklärbar durch die Besonderheit, daß die Reformation in Deutschland ihren Anfang genommen hat.

Eine Einführung in die Ökumene (nicht den Ökumenismus) gibt dieser Vortrag: Quelle

GsJC
Raphael

Stefan

Beitrag von Stefan »

Kennt ihr eigentlich diesen bemerkenswerten Briefwechsel zwischen dem ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation und dem griechisch-orthodoxen Metropoliten der Schweiz, dem Erzbischof Damaskinos Papandreou?

Hier schreibt Papst Benedikt u.a. (als er noch Kardinal war):
Bevor ich nun zu den von Dir gestellten inhaltlichen Fragen komme, möchte ich noch zwei Punkte aus Deinen einleitenden Überlegungen unterstreichen, die mir wichtig scheinen. Das eine ist die Gesundung des Gedächtnisses. In der Begegnung mit den Bischöfen, die »ad limina apostolorum« kommen, erlebe ich immer wieder, wieviel da noch zu tun ist, wie tief die Verwundungen der Jahrhunderte ins Gedächtnis der Kirchen eingesunken sind und das Miteinander nicht selten vergiften. Ich war immer schon der Meinung und bin es nun noch mehr, daß zwischen Orthodoxie und katholischer Kirche viel weniger Lehrfragen stehen als Verwundungen des Gedächtnisses, die uns einander entfremden: Die Macht der geschichtlichen Verwirrnisse scheint stärker als das Licht des Glaubens, das sie in Vergebung umwandeln sollte. Gerade auf diesem Hintergrund möchte ich auch Deine Formel nochmal unterstreichen, daß wir eigentlich nicht fragen sollten »Dürfen wir miteinander kommunizieren?«, sondern »Dürfen wir einander die Kommunion verweigern?« Gottlob sind wir ja in diesem Punkt miteinander ein Stück weitergekommen.
Ich verstehe Dominus Jesus so, daß es die Gleichgültigkeit, mit der alle Kirchen als gleich gültig angesehen werden und so die Gültigkeit des Glaubens selbst in der Skepsis verschwindet, wieder in waches Leiden umwandeln und damit den wahren ökumenischen Eifer neu entfachen wollte. Wo alles gleich gültig ist, wird alles auch gleichgültig. Der Text hat Schmerzen hervorgerufen, und darauf reagiert der Mensch zunächst mit Protest, um so nachdrücklicher, je weniger er durch den Glauben gestört sein will. Wenn der erste störende Schmerz sich in Leidenwollen für die Einheit umwandelt, wird der Text anfangen, seinen wahren Dienst zu tun.
Aber natürlich ist der ganze Briefwechsel geradezu ein "Leckerbissen" ;)

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Und hier die Quelle, von der deine Quelle den Briefwechsel hat: ;)

http://www.domus-ecclesiae.de/magisteri ... ndreu.html
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Stefan

Beitrag von Stefan »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
Und hier die Quelle, von der deine Quelle den Briefwechsel hat: ;)

http://www.domus-ecclesiae.de/magisteri ... ndreu.html
Wenn mir google demnächst wieder ein interessantes Dokument anzeigt, schaue ich erst bei Dir nach, ob es sich vielleicht schon dort befindet. (Oder Du verbesserst mal die google-Fähigkeit Deiner Quelle 8) )

Aber es ging ja um den Text!

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