Bibliodrama

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
engl
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Bibliodrama

Beitrag von engl »

Hallo,
habe mal ne Frage.
Kann mir jemand was über ein Bibliodrama sagen?
Was ist das genau, wie läuft es ab, welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht?

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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Hallo,

Bibliodrama ist eine Methode der Bibelarbeit, bei der die Teilnehmer in selbstgewählte Rollen einer Bibelszene schlüpfen. Die Rollenauswahl ist völlig frei, so dass manch eine Rolle mehrfach, eine andere gar nicht besetzt sein kann. Neben den direkt Beteiligten in der Szene können auch Rollen von Unbeteiligten besetzt werden, sofern sie aus der Bibelstelle erkenntlich sind (z.B. Jünger Jesu, Volksmenge o.ä.).

Mit Hilfe von Fragen und Anregungen des Leiters/der Leiterin des Bibliodramas verhalten sich die Teilnehmer, wie sie sich in der nachgestellten Situation verhalten würden.

Dem Rollenspiel geht das (mehrmalige) Lesen der Bibelstelle und ein Gespräch darüber voraus. Den Abschluß bildet ebenfalls ein Gespräch und ein Gebet.

Das Bibliodrama führt in der Regel zu sehr tiefen Erfahrungen und kann daher heftige Emotionen und Reaktionen auslösen. Daher sollte es von einem ausgebildeten und erfahrenen Bibliodrama-Leiter geleitet werden, der derartige Reaktionen auffangen kann.

Ich selbst habe bisher an einer fünfteiligen Bibliodrama-Veranstaltung und an einer einzelnen teilgenommen. Jedes Mal habe ich sehr gute und beeindruckende Erfahrungen gemacht. Durch das Nachstellen der Bibelszenen und das Rollenspiel habe ich Dinge wahrgenommen, die ich vorher nicht erkannt habe. Auch emotional war es eine tiefe Erfahrung. Die Veranstaltungen haben mich gedanklich und gefühlsmäßig noch mehrere Tage lang beschäftigt.

Ich denke aber, dass diese Form der Bibelarbeit nicht jedermanns Sache ist. Daher sollte man bei Interesse daran erstmal eine einzelne Veranstaltung besuchen, wenn möglich eine Art "Schnupper-Stunde".

Gruß
Angelika

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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Noch was ;) :
Mich würden die Erfahrungen von anderen mit dem Bibliodrama auch interessieren. Insbesondere Erfahrungen in einer unbekannten Gruppe von Teilnehmern.

Ich hab das ja bisher in meiner Gemeinde gemacht, wo ich die Teilnehmer alle (mehr oder weniger) kannte. Ich weiß aber, dass so etwas auch auf Kirchentagen o.ä. angeboten wird, da ist es dann ja eine ziemlich anonyme Gruppe.

Gruß
Angelika

engl
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Beitrag von engl »

Hallo Angelika,

ich habe gefragt, weil ich die gleichen Interessen hatte wie du.

Ich habe bereits öfters mit einer mir eher unbekannten Gruppe Bibliodrama gemacht. Es waren zwei bis fünf dabei die ich kannte den Rest nicht. Wir waren zwischen acht und fünfzehn Teilnehmer.

Das Bibliodrama habe ich als die für mich tiefste Form der Bibelarbeit kennengelernt und freue mich immer auf den nächsten Termin, an dem es angeboten wird.

Liebe Grüße

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Hilft das, Gottes Ansprache an mich in meinem wirklichen Leben zu erkennen, oder lenkt es davon eher ab (durch Unverbindlichkeit z. B., Ausprobieren dessen, was im Alltag nicht geht, ich mich nicht traue oder gar nicht will)? Liegt der Reiz jenes »tiefen« und »beeindruckenden« Erlebens gerade in der Andersartigkeit, im punktuellen Heraustreten aus der eigenen Geschichte, oder öffnet es doch die Augen der Erkenntnis des eigenen Selbst und der eigenen Geschichte?
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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Juergen
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Beitrag von Juergen »

Leider hat die ganze Methode unter Umständen auch negative Nebenwirkungen.
Daher wird gleich mit den Kursen auch als Gegenmittel die Supervision angeboten.


Erst verkauft man eine Sache.
Dann hat sie Nebenwirkungen.
Und man verkauft ein Gegenmittel.
:/
Gruß Jürgen

Dieser Beitrag kann unter Umständen Spuren von Satire, Ironie und ähnlich schwer Verdaulichem enthalten. Er ist nicht für jedermann geeignet, insbesondere nicht für Humorallergiker. Das Lesen erfolgt auf eigene Gefahr.
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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Jürgen hat geschrieben:Daher wird gleich mit den Kursen auch als Gegenmittel die Supervision angeboten.
Bei den Worten „Kurs“ und „anbieten“ klingeln bei mir ein paar Alarmglöcklein.

Richtig ist allerdings, daß solche Dinge nur unter kirchlicher Aufsicht (episkopé) stattfinden sollten. Unter Leitung erfahrener und – vor allem! – kirchlich beauftragter Katechisten.

(Das soll nun aber nicht gegen Angelikas und Engls Erfahrungen gehen, denn von denen weiß ich ja nichts.)
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Angelika
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Beitrag von Angelika »

Hallo Robert,

meiner Erfahrung nach lenkt ein Bibliodrama nicht vom wirklichen Leben und von Gottes Wirken darin ab, ein Bibliodrama ist keine punktuelle Flucht vor dem eigenen Selbst und seinen Problemen.

Es ist vielmehr eine Möglichkeit, biblische Texte besser zu verstehen und als Gottes Wort an sich selbst wahrzunehmen. Es öffnet einen Blick auf sich selbst und auf Gottes Ansprache im eigenen konkreten Leben.

Ich habe bei fast allen Bibliodrama-Veranstaltungen, an denen ich teilgenommen habe, bei der Rollenverteilung spontan eine andere Rolle genommen, als ich mir beim einführenden Lesen des Bibeltextes überlegt hatte. Find ich auch ganz interessant ...

Gruß
Angelika

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