Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Schriftexegese. Theologische & philosophische Disputationen. Die etwas spezielleren Fragen.
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platon
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Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von platon »

So mancher historisch kritischer Exeget wird meinen, Wunder kann es sowieso nicht geben, und wenn es sie gibt, ist das nicht Untersuchungsgegenstand einer historischen Exegese. Von daher ist das mit einer Jungfrauengeburt ja gar keine Frage.

Der Heilige Paulus schrieb aber, wenn Jesus Christus nicht wahrhaft auferstanden ist, ist unser Glaube sinnlos. Und dann kennen wir solche Passagen, in denen es steht, wir würden später alle mit "himmlischen Leibern auferstehen", womit also die neue himmlische Stadt Jerusalem gemeint ist. Da sind wir ruckzuck im Bereich der Metaphern.

Nicht destotrotz ist das oft so, daß heutige Exegeten nicht nur am besten die Wunder aus dem Neuen Testament streichen wollten, sondern sie verwechseln oft Mythos mit Geheimnis und Metapher. Man muß sehr wohl die Gattung des Textes beachten. Ein Mythos ist die Geschichte mit Adam und Eva, da war ja wohl keiner dabei, als das passierte. Geheimnis ist sowas wie die Eucharistie und eine Metapher ist das Buch der Offenbarung und die dort verwendeten Bildern. Ich denke dabei an Theologen wie Bultmann, die zunächst die einfacheren Mitteln suchen, um das Evangelium den Leuten zu bringen, aber hinterher bleiben die Theologen bei ihrem Minimalismus.

So mancher wird behaupten, die Bücher des Neuen Testamentes seien subjektive Interpretationen der Evangelisten, die Jahrzehnte nach Jesus Leben geschrieben wurden. Von daher sind solche Werke wie die Entstehung der Ämter und alles was daraus geworden ist, der Kölner Dom, rein auf subjektive Meinung der Christen zurückzuführen.

Es steht außer Frage, daß die Oberflächlichkeit und das wissenschaftliche Denken, nicht nur unsere Gesellschaft zwar Erfolg, aber gleichzeitig geistig viele Schäden mit sich gebracht hat, die Entzauberung der Natur, wie Habermas das nannte. Für die Religiosität und ein tieferes Verstehen sind aber solche Elemente sehr entscheidend. Vor allem kann die Mystik und eine mystische Philosophie helfen, den Blick auf die tieferen Dinge zu schärfen. Gott kann sehr wohl Wunder tun, aber das meiste bleibt den bloßen Augen verborgen.

Es stellt sich die Frage, inwiefern sich die historisch kritische Exegese von bestimmten Erben des Christentums zuerst löst, um dann später die Botschaft zu untersuchen, so daß aber das Wesentliche verloren geht. Muß denn die historisch kritische Exegese zuerst von der Prämise ausgehen, daß Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott war, unvermischt und ungetrennt, um dann den Blick auf die Persönlichkeit Jesu zu richten, oder sagt man, das interessiere der Exegese gar nicht, und zeichnet dann ein rein menschliches Bild von Jesus ab?
Fides quaerens intellectum
(Anselm von Canterbury)

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Nassos
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von Nassos »

Das wären keine Exegeten sondern Parexegeten.
Ich glaube; hilf meinem Unglauben

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Samuel
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von Samuel »

Hallo Platon,

ich kann dir zwei Bücher empfehlen:
Zum einen das Jesus-Buch von Joachim Gnilka, der Kriterien aufzeigt, was man historisch von Jesus wissen kann
und aufgrund dieser Kriterien ein sehr beeindruckendes Bild von Jesus zeichnet.
Zum anderen das Jesus-Buch unseres Papstes, der mit seinem Buch die These untermauert, dass Jesus nur als Sohn Gottes zu verstehen ist.

LG Samuel
Wer einen Menschen verurteilt, kann irren. Wer ihm verzeiht, irrt nie. (Heinrich Waggerl)

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taddeo
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von taddeo »

Samuel hat geschrieben:Hallo Platon,

ich kann dir zwei Bücher empfehlen:
Zum einen das Jesus-Buch von Joachim Gnilka, der Kriterien aufzeigt, was man historisch von Jesus wissen kann
und aufgrund dieser Kriterien ein sehr beeindruckendes Bild von Jesus zeichnet.
Zum anderen das Jesus-Buch unseres Papstes, der mit seinem Buch die These untermauert, dass Jesus nur als Sohn Gottes zu verstehen ist.

LG Samuel
Gerade was die Historizität des NT angeht, kann ich auch die neue "Jesus-Biographie" von Peter Seewald empfehlen. Es sind zwar nicht "Beweise" im mathematischen Sinne, die er darin liefert, aber viele äußerst plausible Denkanstöße, die für eine unbedingte Historizität gerade der Evangelien sprechen.

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overkott
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von overkott »

platon hat geschrieben:Muß denn die historisch kritische Exegese zuerst von der Prämise ausgehen, daß Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott war, unvermischt und ungetrennt, um dann den Blick auf die Persönlichkeit Jesu zu richten, oder sagt man, das interessiere der Exegese gar nicht, und zeichnet dann ein rein menschliches Bild von Jesus ab?
Sicher steht im Hintergrund der historischen und theologischen Betrachtung die Frage nach dem leiblichen und geistigen Wesen Jesu Christi. Historiker suchen nach kritischen Quellen als Gegenprobe zu den Zeugnissen der Evangelien vergebens. Da bleibt als Aufgabe einer quellenkritischen Betrachtung immerhin der Vergleich der Übersetzungen. Wo liegen die Bedeutungsunterschiede zwischen Mensch und Menschensohn, Gott und Gottessohn? Dabei haben wir bereits den Übergang zur Sprachwissenschaft. Soweit sich Literaturwissenschaftler zunächst einmal unbefangen gerade auf fiktionale Texte einlassen können, um die Moral von der Geschicht' zu verstehen, haben sie es einfacher als Historiker, die erst einmal im Umkreis der Texte suchen, statt in den Texten selbst. Wer als Literaturwissenschaftler Jesus verstehen will, wird daher auch nicht erst das Alte Testament lesen oder die Briefe, sondern wird Jesus in den verschiedenen Geschichten zuhören und zuschauen, was er tut. Dieses Herangehen ist positiv. Unter diesen Voraussetzungen gilt, was Jesus sagt, soweit er nicht an anderer Stelle im anderen Zusammenhang etwas anderes sagt. Welche Textstellen aus dem Alten Testament sind ihm wichtig? Was sagt er über Gott? Was ist für ihn ein Sohn Gottes? Was ist der Geist Gottes? Wie lehrt er beten? Was ist für ihn Gottes Wille? Was erwarten seine Brüder und Schüler von Gott? Welche Voraussetzungen macht Gott dafür? Welche Beispiele erzählt Jesus? Welche Beispiele lebt er selber vor? Nachdem die direkten Äußerungen Jesu betrachtet sind, kommen die indirekten in den Blick. Inwieweit erscheint Jesus leiblich als Adamssohn? Welche Bedeutung haben die Stammbäume? Josef, Maria, die Geschwister? Inwieweit erscheint Jesus geistig als Gottessohn? Durch die Erfüllung mit dem Geist? Durch die Erfüllung des Gesetzes? Durch seine Lehre? Durch sein Leben? Durch sein Leid? Und dann kommt der nächste Schritt: Wie erscheint Jesus in der theologischen Reflexion der Briefe? Inwieweit hat Jesus Vorbildcharakter? Inwieweit wird Jesus als Erstgeborener verstanden? Inwieweit ist Jesus Einziggeborener? Inwieweit ist das Volk Gottes Sohn Gottes? Welchen Anteil hat der Einzelne, die Gemeinde, die ganze Kirche am Leib und Geist Christi? Und schließlich stellt sich die Frage: Inwieweit lösen sich Widersprüche auf zur Kohärenz? Inwieweit wird aus Feindschaft Frieden? Inwieweit wird Christus alles in allen?

Raphael

Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von Raphael »

overkott hat geschrieben:
platon hat geschrieben:Muß denn die historisch kritische Exegese zuerst von der Prämise ausgehen, daß Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott war, unvermischt und ungetrennt, um dann den Blick auf die Persönlichkeit Jesu zu richten, oder sagt man, das interessiere der Exegese gar nicht, und zeichnet dann ein rein menschliches Bild von Jesus ab?
Sicher steht im Hintergrund der historischen und theologischen Betrachtung die Frage nach dem leiblichen und geistigen Wesen Jesu Christi. Historiker suchen nach kritischen Quellen als Gegenprobe zu den Zeugnissen der Evangelien vergebens. Da bleibt als Aufgabe einer quellenkritischen Betrachtung immerhin der Vergleich der Übersetzungen. Wo liegen die Bedeutungsunterschiede zwischen Mensch und Menschensohn, Gott und Gottessohn? Dabei haben wir bereits den Übergang zur Sprachwissenschaft. Soweit sich Literaturwissenschaftler zunächst einmal unbefangen gerade auf fiktionale Texte einlassen können, um die Moral von der Geschicht' zu verstehen, haben sie es einfacher als Historiker, die erst einmal im Umkreis der Texte suchen, statt in den Texten selbst. Wer als Literaturwissenschaftler Jesus verstehen will, wird daher auch nicht erst das Alte Testament lesen oder die Briefe, sondern wird Jesus in den verschiedenen Geschichten zuhören und zuschauen, was er tut. Dieses Herangehen ist positiv. Unter diesen Voraussetzungen gilt, was Jesus sagt, soweit er nicht an anderer Stelle im anderen Zusammenhang etwas anderes sagt. Welche Textstellen aus dem Alten Testament sind ihm wichtig? Was sagt er über Gott? Was ist für ihn ein Sohn Gottes? Was ist der Geist Gottes? Wie lehrt er beten? Was ist für ihn Gottes Wille? Was erwarten seine Brüder und Schüler von Gott? Welche Voraussetzungen macht Gott dafür? Welche Beispiele erzählt Jesus? Welche Beispiele lebt er selber vor? Nachdem die direkten Äußerungen Jesu betrachtet sind, kommen die indirekten in den Blick. Inwieweit erscheint Jesus leiblich als Adamssohn? Welche Bedeutung haben die Stammbäume? Josef, Maria, die Geschwister? Inwieweit erscheint Jesus geistig als Gottessohn? Durch die Erfüllung mit dem Geist? Durch die Erfüllung des Gesetzes? Durch seine Lehre? Durch sein Leben? Durch sein Leid? Und dann kommt der nächste Schritt: Wie erscheint Jesus in der theologischen Reflexion der Briefe? Inwieweit hat Jesus Vorbildcharakter? Inwieweit wird Jesus als Erstgeborener verstanden? Inwieweit ist Jesus Einziggeborener? Inwieweit ist das Volk Gottes Sohn Gottes? Welchen Anteil hat der Einzelne, die Gemeinde, die ganze Kirche am Leib und Geist Christi? Und schließlich stellt sich die Frage: Inwieweit lösen sich Widersprüche auf zur Kohärenz? Inwieweit wird aus Feindschaft Frieden? Inwieweit wird Christus alles in allen?
Das Problem scheint mir eher darin zu bestehen, daß Theologen, die sich selbst als Literaturwissenschaftler verstehen und vorwiegend als Literaturwissenschaftler arbeiten, außer acht lassen, daß Sprache ein selbstreferentielles System ist.

Anders ausgedrückt: Der theologische Literaturwissenschaftler reduziert Gott auf einen Systembestandteil von Sprache.

Nun ist aber Gott - zumindest im christlichen Verständnis - mehr als die Sprache, gerade weil Jesus Christus als das lebendige Wort Fleisch angenommen hat.

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overkott
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von overkott »

Greifen wir die Frage nach der Gottessohnschaft einmal heraus, weil sie die zentrale Frage der Evangelien ist. Jesus selbst entmythologisiert die Gottessohnschaft und erweist ihre Historizität. Der Sohn Gottes oder ein Sohn Gottes ist kein geflügelter Götterbote, sondern ein Friedensstifter in ethisch-praktischem Sinn: einer der Gott verehrt, einer der Schuld vergibt. Auch wenn die Rede von den Söhnen Gottes offenbar nur bei Matthäus, Johannes (Evangelium und Briefe - in der Einheitsübersetzung nicht direkt erkennbar) und Paulus (Römer, Galater; Philipper - in der Einheitsübersetzung nicht direkt erkennbar) ist, zieht sie sich geheimnisvoll verborgen durch die ganze Bibel von Adam bis zur Wiederkunft.

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overkott
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von overkott »

Die Gottesanschauung und die Gottessohnschaft stehen in unmittelbarem Zusammenhang. Für Jesus ist der Name Gottes Vater. Der Sohn verehrt den Namen des Vaters. Der Vater ist für ihn Gesetzgeber. Sein Wille soll geschehen. Er ist der Brötchengeber. Aber der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Er lebt auch vom Wort. Das Wort des Vaters ist in Jesus Fleisch geworden. Jesus versteht Gott nicht nur als Vater, sondern auch als Geist. Vater und Sohn sind im Geist eins. So sollen auch die Brüder im Geist eins sein. Das Wort des Vaters soll in allen seinen Kindern Fleisch werden. Das ist die Inkarnation der Liebe. Die fleischliche Liebe soll durch die Ehe geheiligt werden. Die geistliche Liebe soll als Nächstenliebe Gestalt annehmen. Während die fleischliche Liebe dem Wunsch der Ehepartner entsprechend exklusiv sein soll, soll die geistliche Liebe in Form der Nächstenliebe allen gelten, die in Not sind. Die Liebe befriedigt Mann und Frau und befriedet das Zusammenleben in Familie und Gesellschaft, in Stadt, Staat und Staatengemeinschaft. Zum friedlichen Zusammenleben in der Gesellschaft gehört auch die gegenseitige Wertschätzung der Geschlechter als Generationen sowie als Mann und Frau in unterschiedlicher Ausprägung. Da gibt es junge Frauen, die vor der Ehe ein Kind bekommen, Frauen, die erst sehr spät Kinder bekommen, Frauen, die zuviele Männer haben, Menschen ohne Geschlechtsleben aus körperlichen oder geistigen Gründen. Sie alle holt Jesus in seine Bruderschaft und in seine Gesellschaft.

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overkott
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von overkott »

Gott geht also in Jesus an die Grenzen der Gesellschaft. Er wendet sich an Menschen außerhalb des Gesetzes. Er geht zu Zöllnern und Sündern. Er ist in ihren Häusern, bricht mit ihnen das Brot. Gott schließt in Jesus mit Fremden Freundschaft. Voraussetzung ist ein reines Herz und guter Wille. Dieses zeigt sich ihm in ihrer Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft.

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overkott
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von overkott »

Eigentlich müsste sich heftiger Protest erheben. Macht Gott tatsächlich Voraussetzungen für seine Liebe? Haben die Zöllner ein reines Herz? Haben die Sünder guten Willen? Wie schafft es Jesus, die Zöllner zur Umkehr zu bewegen, wo doch seine Methoden und sein Leben so ganz anders ist als das des Johannes?

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taddeo
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von taddeo »

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Robert Ketelhohn
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Historizität des Neuen Testaments

Beitrag von Robert Ketelhohn »

overkott hat geschrieben:Greifen wir die Frage nach der Gottessohnschaft einmal heraus
Nein, denn genau dies ist ein außerhistorisches Faktum. Die Frage war:
Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?
  1. Die Schriften des Neuen Testaments sind historische Zeugnisse.
  2. Die in ihnen berichteten Geschehnisse erweisen sich bei adäqua-
    ter geschichtswissenschaftlicher Prüfung als historisch. Ich habe
    das hier in den letzten Jahren anläßlich verschiedenster Einzelfra-
    gen immer wieder dargestellt.
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Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
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overkott
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Re: Historizität des Neuen Testaments

Beitrag von overkott »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Greifen wir die Frage nach der Gottessohnschaft einmal heraus
Nein, denn genau dies ist ein außerhistorisches Faktum. Die Frage war:
Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?
  1. Die Schriften des Neuen Testaments sind historische Zeugnisse.
  2. Die in ihnen berichteten Geschehnisse erweisen sich bei adäqua-
    ter geschichtswissenschaftlicher Prüfung als historisch. Ich habe
    das hier in den letzten Jahren anläßlich verschiedenster Einzelfra-
    gen immer wieder dargestellt.
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Die Schriften des Neuen Testaments sind Geschichten, die Geschichte reflektieren. Sie sind Parabeln, die theologische Weisheit zum Ausdruck bringen. Welche theologische Weisheit sie zum Ausdruck bringen, ist in den Briefen maßgeblich reflektiert. Wer die Evangelien alleingültig auf Geschichte reduzieren möchte, lenkt nicht nur von ihrer theologischen Weisheit ab, sondern leugnet sie geradezu. Die theologische Weisheit erweist sich exemplarisch im Verhältnis von Gott, Gottessohn und Geist der gegenseitigen Liebe. Das ewige Leben ist ohne Nächstenliebe nicht zu haben. Jesus Christus hat zur Nächstenliebe aufgerufen und zu ihr befreit.

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Robert Ketelhohn
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Re: Historizität des Neuen Testaments

Beitrag von Robert Ketelhohn »

overkott hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Greifen wir die Frage nach der Gottessohnschaft einmal heraus
Nein, denn genau dies ist ein außerhistorisches Faktum. Die Frage war:
Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?
  1. Die Schriften des Neuen Testaments sind historische Zeugnisse.
  2. Die in ihnen berichteten Geschehnisse erweisen sich bei adäqua-
    ter geschichtswissenschaftlicher Prüfung als historisch. Ich habe
    das hier in den letzten Jahren anläßlich verschiedenster Einzelfra-
    gen immer wieder dargestellt.
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Die Schriften des Neuen Testaments sind Geschichten, die Geschichte reflektie-
ren. Sie sind Parabeln, die theologische Weisheit zum Ausdruck bringen.
Das ist gröbster Unsinn. Wer so redet, verkennt sträflich die Textgattung jener
Schriften und die Aussageabsicht ihrer Autoren. Ja er tritt diese geradezu mit
Füßen. Und zwar in den Dreck.

Wer im übrigen ernstlich so denkt und sich dennoch Christ nennt, ist eine arme
Sau. Er sühlt sich in gnostischem Wortgeklingel. Retten tun dich Fakten.
Propter Sion non tacebo, | ſed ruinas Romę flebo, | quouſque juſtitia
rurſus nobis oriatur | et ut lampas accendatur | juſtus in eccleſia.

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overkott
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Re: Historizität des Neuen Testaments

Beitrag von overkott »

Robert Ketelhohn hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:
Robert Ketelhohn hat geschrieben:
overkott hat geschrieben:Greifen wir die Frage nach der Gottessohnschaft einmal heraus
Nein, denn genau dies ist ein außerhistorisches Faktum. Die Frage war:
Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?
  1. Die Schriften des Neuen Testaments sind historische Zeugnisse.
  2. Die in ihnen berichteten Geschehnisse erweisen sich bei adäqua-
    ter geschichtswissenschaftlicher Prüfung als historisch. Ich habe
    das hier in den letzten Jahren anläßlich verschiedenster Einzelfra-
    gen immer wieder dargestellt.
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Die Schriften des Neuen Testaments sind Geschichten, die Geschichte reflektie-
ren. Sie sind Parabeln, die theologische Weisheit zum Ausdruck bringen.
Das ist gröbster Unsinn. Wer so redet, verkennt sträflich die Textgattung jener
Schriften und die Aussageabsicht ihrer Autoren. Ja er tritt diese geradezu mit
Füßen. Und zwar in den Dreck.

Wer im übrigen ernstlich so denkt und sich dennoch Christ nennt, ist eine arme
Sau. Er sühlt sich in gnostischem Wortgeklingel. Retten tun dich Fakten.
Die überscharfe Differenzierung kennzeichnet den Sektierer: allein historisch oder allein ewig. Auch das Wort Christ wollen Sektierer für sich allein beanspruchen. Die katholische Weisheitstradition weist auf die historische Inkarnation des ewigen Wortes hin, das in Jesus und den Evangelien Gestalt angenommen hat.

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taddeo
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von taddeo »

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Niels
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von Niels »

Betrachten wir mal den Lukasprolog und den Johannesprolog. Was fällt auf?
Beide fallen, je auf ihre Weise, stilistisch aus dem Rahmen, was den Rest des jeweiligen Evangeliums angeht.
Lukas benutzt in seinem Vorwort absichtlich ein elaboriertes Griechisch, das es durchaus mit Thukydides und Co aufnehmen kann. Er zeigt damit, dass er sich in deren Tradition sieht und dass er wie seine Kollegen genau das getan hat, was Historiker damals taten: er hat Augenzeugen befragt und vorhandene Quellen ausgewertet.
Johannes beginnt sein Evangelium mit seinem berühmten Prolog, einer theologischen Reflexion, aber er schreibt auch klar und deutlich: "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns sein Zelt aufgeschlagen, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen“ (Joh 1,14) - kai etheasametha taen doxan autou - m.a.W.: wir waren dabei!
Iúdica me, Deus, et discérne causam meam de gente non sancta

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overkott
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von overkott »

Der hl. Hieronymus spricht übersetzend im Lukasprolog von narrationes, von Erzählungen, nicht von einem Bericht, wie in der einheitsübersetzt wird. Bei Johannes übersetzt Hieronymus:

1:14
et Verbum caro factum est et habitavit in nobis et vidimus gloriam eius gloriam quasi unigeniti a Patre plenum gratiae et veritatis

und das Wort ist Fleisch gemacht worden und hat in uns gewohnt und wir haben gesehen die Ehre dessen, eine Ehre wie des Einziggeborenen vom Vater, voll Gnade und Wahrheit

plenum (voll) dürfte sich auf verbum (Wort) beziehen, gratia hat neben Gnade eine Fülle von Bedeutungen

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Robert Ketelhohn
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Beitrag von Robert Ketelhohn »

Du hast auch ein Problem mit der lateinischen Lexik. Sogar auch mit der deutschen,
weil du offenbar „Erzählung“ als Bezeichnung eines fiktiven Texts begreifst.

Führen folgende zwei Übungen durch:

Erstens: Such dir einen Richter deiner Wahl und frag ihn, was er meine, wenn er zu
einem Zeugen sagt: »Nu erzähl’n Se ma, wat passiert is.«

Zweitens: Finde heraus, was der Fachterminus narratio in der Diplomatik bedeutet.
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Re: Wie steht es um die Historizität des Neuen Testaments?

Beitrag von overkott »

Mach mal die Gegenprobe. Schau mal im Lexikon nach, was auf Latein Bericht heißt - jedenfalls nicht narratio.

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